Eine Liebeserklärung an alle, die wissen was der Autor uns sagen wolllte

Vergewaltigt sind die Worte
Sind die Sätze
Sind die Verse

Vergewaltigt, vergewaltigt!
Her und hin und
Hin und her
Laute, Silben Konsonanten
Alles muss Bedeutung haben!

Vergewaltigt sind die Zeilen
Die Kapitel
Die Moral
Alle Texte vergewaltigt
Für den Autor eine Qual

Vergewaltigt durch das Metrum
Rhythmus, Klänge
Reim, Zäsur
Weiblich klingend männlich stumpf
Wer das nicht erkennt ist dumm.

Vergewaltigt sind die Worte
Sind die Sätze
Sind die Verse
Zerhackt, Zerbröselt
Ausgeschlachtet,
Leer und ohne Phantasie

Interpretiert.
 

uedeke

Mitglied
Liebe Ann-Kathrin,

ob man Eigenschaften einem Geschlecht zuordnen soll weiß ich nicht - Menschen sind wir alle.

Vielleicht ersetzt Du weiblich/männlich durch neutrale Eigenschaften bzw. etwas als Alternative, z.B.

"herzlich klingend oder stumpf" (...klingend).

Ich wünsche Dir alles Gute

Udo
 

heidekind

Mitglied
Eine Liebeserklärung.....

Hallo, Ann, mir geht es ähnlich wie Udo. Ich mochte noch nie verpauschaliert werden. Was ich kann, kann ich, das hat nichts damit zu tun, ob ich eine Frau bin oder nicht. Es gibt viele Dinge, die können Männer genausogut wie Frauen oder umgekehrt. Bei dem Wort "vergewaltigen" wird mir komisch,denke einfach zu real bei den Vorkommnissen in der
Welt oder direkt vor der Haustür. Sorry....aber sicher verstehst du mich, daß ich nicht "poetisch" denke. Obwohl du andererseits recht hast, mit Worten kann man viel "veranstalten".... Wünsche dir weiterhin natürlich alles Liebe, Gute und Erfolg. Aber es kam jetzt einfach so aus den Fingern.. Beste Grüße - Heidemarie-Heidekind
 
vielleicht habt ihr recht

Also, ich versteh schon, dass euch das "vergewaltigt" nicht sonderlich gefällt, die Assoziationen, die man damit hat, sind wohl nicht von der Hand zu weisen. Allerdings muss ich zu meiner Verteidigung erwähnen, dass ich dieses Werk in dem totalen Frust geschrieben habe, den ich empfand, nachdem mein ehemaliger Deutschlehrer einen meiner Texte genommen hatte und ihn derart in seine Einzelteile zerbröselte und mir Dinge unterstellte, die ich mir gar nicht gedacht hatte. Zu allem Unglück fing er dann auch noch an, seine eigenen Formulierungen in den Text einzubauen so dass nachher von dem, was ich wirklich hatte sagen wollen, nichts mehr übriggeblieben ist. Der Text ist nachher im Müll gelandet, eigentlich schade, denke ich jetzt manchmal, denn gefallen hat er mir schon, aber ich war so enttäuscht, dass ich mich auch nicht noch einmal an die Arbeit machen wollte, um zu retten, was vielleicht zu retten gewesen wäre. Ich hoffe, das erklärt ein wenig, wie mein Gedicht zustande kam.

Was das weiblich/männlich angeht: Es ging überhaupt nicht darum, irgendwelche Éigenschaften den Geschlechtern zuzuordnen. Ich habe damit lediglich die Kadenz gemeint, das ist der Versabschluss eines Gedichtes, die je nach Lage der Betonung entweder weiblich klingend (bei einer unbetonten Silbe am Versende) oder männlich stumpf (bei einer betonten Silbe) heißt. Für diese Bezeichnungen kann ich nichts, die hat irgendjemand vor langer Zeit mal festgelegt. (Das ist übrigens eine Sache, auf die Deutschlehrer ne Menge Wert legen.) Für das Gedicht musste ich das extra nachschlagen, dabei durfte damals in den Gedichtinterpretationen in der Deutschklausur eine Aussage zur Kadenz nicht fehlen. Was man nicht alles vergisst ...
 

uedeke

Mitglied
Hallo Ann-Kathrin,

da bin ich jetzt schlauer - das mit den Betonungen wusste ich nicht. Nun ja - man lebt damit.

Bei Deinen Erfahrungen mit diesem Lehrer ist der Begriff Vergewaltigung sicherlich gerechtfertigt.

Alles Gute

Udo
 

heidekind

Mitglied
Eine Liebeserklärung......

Guten morgen, Anne, vielen Dank für Deine Antwort. Deine
Argumentation kann ich gut verstehen. Meinen letzten Aufsatz schrieb ich im Jahre 1963, eine Ewigkeit her.
Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute weiterhin. Und Erfolg.
Heidemarie-Heidekind.
 
Kenn' ihn ja, den Lehrer, um den es damals ging!!! UNd kenne auch das Gefühl, was dich damals zu diesen Versen getrieben hat! Vergewaltigt ist absolut zutreffend und ab Besten gefiel mir der Schluss: Interpretiert!
Oft habe ich mich schon im Unterricht gefragt, ob Goethe, Schiller, Borchert, all die großen Schriftsteller und Literaten, die man unbedingt durchnehmen musste, wirklich all diesen Mist, den man in ihre Texte hinein interpretiert hat, geduldet hätten, wenn sie das zu Lebzeiten noch mitbekommen hätten!!
Gruß Melani Raasch!
 
Weißt du, ich glaube wirklich nciht daran, dass sie sich vor ein Gedicht gesetzt haben und sich überlegt haben: Mit meinem Metrum will ich das und das ausdrücken und ich wähle diese Betonung an dieser Stelle, damit jeder weiß, dass ich diese Bedeutung damit erreichen will. Ich glaube, es kam ihnen mehr auf den Klang des gesamten Gedichtes an, das hab ich auch schon probiert , man merkt irgendwie, dass etwas nicht stimmt, wenn man vom Metrum abgewichen ist und sucht von selber nach einer anderen Lösung. Außerdem kommt es ja immer auf ein Zusammenspiel zwischen Sinn und Form an. Du kannst ja wohl schlecht ein Gedicht schreiben, wo erst alles in Butter ist und dann sich plötzlich alles zum schlimmen wendet, und dabei durchgehend dasselbe Metrum verwenden. Ich glaub das macht man einfach aus dem Gefühl heraus, wenn man denn ein Gefühl für solche Dinge hat...
 



 
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