Eine Operette. 1999 damals

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nachtfalter

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Operette 1999

..hat sich in Österreich schon wieder eine neue Regierung konstituiert, welche bei manchen sensiblen Gemütern Schlimmstes befürchten ließ. So schlimm ist es nun wirklich nicht gekommen. Wir haben uns wie alle Europäer an ein Leben mit und nach "Einschnitten" gewöhnt und irgendwie ist das doch eh egal, welche Parteien das machen. Ohne Regierung geht es ja auch nicht, das habe ich erst unlängst bemerkt, wegen so einem dingsdas, ich glaube, es war eine Ausverkaufssituation. Man hat sich schon vorher um die Parkplätze geprügelt und dann um die Textilien in den Warenkörben.
Aber das ist ja gar nichts dagegen, was ich unlängst...

Vorweihnachtliche Stimmung in Wien. auf dem Stephansplatz haben trotzdem Tausende an einer Wahlkundgebung teilgenommen. Sie jubeln einem Mann zu, der laut schreit,droht.
Auf der anderen Seite des Stephansplatzes sind auch viele Menschen angekommen. Die Schriftstellerin E.Jellinek hält eine Rede.
Auf dem Platz beginnen die verschiedenen Teilnehmer der verschiedenen Kundgebungen, einander zu beschimpfen, schlagen.
Die Anhänger des Redners ziehen grölend durch die Stadt. Es kommt zu Übergriffen durch wild gewordene Teile der Polizei auf friedliche Demonstranten, die Vermummten sind schon abgehauen. Die täglichen Demonstrationen nehmen kein Ende.
Es wird eine Notverordnung erlassen. An den Arbeitsplätzen werden Leute von anderen Leuten bespitzelt. Sie werden dreist. Es kommt unter fadenscheinigen Vorwänden zu Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmung von PCs. Sandler und Bettler sind verschwunden, wohin? Auf den Strassen ist kein einziger Schwarzafrikaner mehr zu sehen. Ausländische Arbeiter sind gekündigt worden, um österreichischen Arbeiterinnnen Platz zu machen, die haben ihre Plätze aber noch nicht eingenommen.
Die Kinder blicken vorwurfsvoll mit ihren fragend großen, schwarzen Augen durch die Planken der vielen fahrenden Lastwagen. Sie fahren Richtung Osten. Ärzte verteilen Beruhigungsspritzen im Dauereinsatz. Eine Aufteilung der Bevölkerung in einen anständigen und einen unanständigen Teil wird unter großem Beifal der Anständigen vorgenommen. Es ist ein Volksfest. Die Künstler können sich nur mehr betrinken, wenn ihnen jemand Geld schenkt für den Alkohol.
Die großteils aus Ex-Jugoslawien stammenden Hausmeister werden durch die "Wiener Warte" ersetzt. Das Privatleben der Hausparteien wird ausgeschnüffelt, schon vorhandene Dateien werden abgeglichen.
Ein Mädchen nützt die Schlafpause ihrer Mutter, um geschwind zu ihrem Freund zu verschwinden. Es ist schließlich Frühling geworden inzwischen.
Ein Politiker hält eine Rede vom Ausmisten", es ist aber keine landwirtschaftliche Veranstaltung. Ein Mann mit Namen Koll greift sich an den Kopf, ein anderer läßt sich gleich gar nicht sehen, so ist ein Gesichtsverlust kaum möglich.
Manche Leute haben den Kopf vor lauter Angst verloren, wird es nachher heißen.
Jetzt ist die Lage ernst. Ein paar Prominente reden vom Auswandern. Sie schmieden Pläne in den Kaffeehäusern der Stadt. Die Ober sind allesamt verläßlich.
Das Burgteather muß seinen Spielplan ändern, ebenso das Volkstheater. Die kleinen Theater und Kabarettbühnen sind geschlossen. Die Realität hat ihre Stücke überholt. Jetzt werden wir von den Politikern versorgt, Kabarett life, unübertroffen, einige Kabinettstückerln, die große Operette; auch Dramen natürlich und die üblichen Korruptionskrimis. Für jeden ist etwas dabei.Von den Museen hat nur das kunsthistorische Museum geöffnet. Es hängen nur artige Bilder darin. Viele Bücher sind vom Markt verschwunden. Bücher? Ich wache schweißgebadet auf...

Im Wochenend-Fernsehprogramm läuft immer noch ein Porno.Gestern las ich in einer kleinen Zeitungsnotiz von einem Mutter-Theresa-Konvoi, der von der Schweiz nach Triest unterwegs gewesen ist.Es wurden Gewehre aus Steyr(Oberösterreich) gefunden. Sie waren für Albanien bestimmt. Eigentlich genial.

Zusammenfassend ist zu sagen, daß auch nicht viel anders regiert worden ist als immer schon. Eine Pointe war neu: Der freiheitliche Rechtspolitiker, von Beruf Tierarzt, wurde zum Frauenminister ernannt. In seinem Büro hing folgerichtig an der Wand eine Kuh. Das war vielleicht nicht die feine Art, aber doch ehrlich. Sch.
 



 
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