Einkauf

Elfi

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Gestern nach der Arbeit: mit fast schon hängendem Magen und dem Korb am Arm ging ich zum Auto. Die Sonne goss ihre ersten, warmen Frühlingsstrahlen auf die Erde, als ich vom Hof abbrach und die mit Birkenbäumen gesäumten, idyllischen Wirtschaftswege entlang fuhr. Endlich erreichte ich die Bundesstraße und fädelte mich in den Verkehr ein. Eine halbe Stunde Zeit blieb mir, zuerst den Einkauf im Drogeriemarkt zu erledigen und pünktlich zu Haus zu sein, um das Essen zu bereiten, ehe meine Tochter aus der Schule zurück käme.
Schon erreichte ich unser Dorf und fuhr zum Drogeriemarkt am anderen Ende unseres elysischen Dorfes, in dem fast jeder jeden kennt und parkte meinen Wagen ein. Nachdem ich meine Geldbörse aus dem auf dem Beifahrersitz stehendem Korb zog, blickte ich für einen Moment durch die Frontscheibe hinaus. Vor dem von mir angepeiltem Ladenlokal stand ein Junge an den preisreduzierten Warenkörben. Er war in etwa zehn Jahre alt und sein Tornister hing ihm schwer an den Schultern.
Ich verließ den Wagen und schloss ab, ehe ich den Parkplatz Richtung Gehweg lief. Der Junge mit dem zotteligen, dunklen Haar drehte mir sein Gesicht zu, grüßte freundlich und sah mich mit seinen braunen Augen groß an, als ich den Gruß erwiederte. Taxierend ließ ich meine Augen über seine ganze Erscheinung schweifen: der dunkle Anorak und seine blaue Jeans waren um Nummern zu groß, aber laut meiner Tochter war das momentan echt hipp. Bewegungslos stand er an diesem Warenkorb und in seinen Händen hielt er eine Tube Haargel von der Sorte, die ich immer benutzte. An ihm vorbei eilend, betrat ich den Laden und erledigte den Einkauf, ehe ich vielleicht fünf Minuten später zurück auf dem Gehsteig ankam. Noch immer befand sich der Junge mit der Tube Haargel in der Hand an diesem Warenkorb, während eine weitere Frau an ihm vorbei zum Drogeriemarkt lief. Inzwischen war ich an meinem Wagen und schloss auf. Nachdem die Tube Zahnpasta, die Wattepads und meine Geldbörse im Korb lagen, setzte ich mich auf den Fahrersitz. Noch hatte ich die Wagentür geöffnet, und während ich mir umständlich aus der Mittelkonsole des Wagens ein Hustenbonbon angelte, stierte ich zu diesem Jungen, auf dessen Hinterkopf ich blickte.
`Tue es nicht! Bist du dir sicher, dass du das brauchst?´, dachte ich und wickelte das Hustenbonbon aus, ehe ich es in meine Backentasche schob. Abermals blickte ich zum dunklen Hinterkopf des Jungen.
`Lass es, Junge!´
Der Junge drehte sich vage zu meinem Wagen um, ehe er abermals zu seinen Händen starrte. Inzwischen verschloss ich die Wagentür und ließ den Motor an, um aus der Parklücke zu rollen. Eine weitere Frau lief, ohne ihm Beachtung zu schenken, an ihm vorbei zum Drogeriemarkt, während ich rückwärts auf die Straße rollte. `Lass es, Junge!´
Der Junge mit dem viel zu schweren Tornister legte die Tube Haargel in den Warenkorb und ernfernte sich auf dem Gehweg, wobei er sich in meiner Richtung drehte und mich fast entgeistert ansah. Wie auf dem Bürgersteig einbetoniert stand er breitbeinig da, bis ich mit meinem Wagen an der nächsten Straßenenfahrt wendete, ehe er weiter Dorfauswärts lief.
Es ließ mir keine Ruhe, und anstatt sofort nach Haus zu fahren, kurfte ich durch die Dorfstraßen. `Lass es, Junge!´
Etwa fünf Minuten später fuhr ich abermals am Drogeriemarkt vorbei, um in der nachfolgenden Straße zu wenden und ich sah den Jungen, der etwa einhundert Meter von jenem Laden entfernt langsam nach Haus trottete.
 



 
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