Einsamkeit

A

Arthrys

Gast
hm,

Ich bin nie allein

In jedem Augenblick begegne ich mir selbst.
Es gilt diese Begegnungen zu zulassen.
LG
Arthrys
 
@ Stoffel

"duh(hauch) bist nicht all-hein--hein,
wenn duhhh träumst, heu-te a-ah-bent
klimper-klimper-klimper ...
(jetzt asthmatisch einatmen, denn das ganze wird wiederholt)
..."

roy black, 70ger jahre, wenn ich recht erinnere (ach, der war ja auch sooo einsam, dass ihn später die tabletten vor lauter mitleid umgebracht haben).

die einsamkeit ist ein großes problem, ohne zweifels, und sie selbst hat aber auch eines, und zwar mit sich selbst, denn sie hasst sich am meisten, weil auch sie nicht weiß, dass einsamkeit immer noch viel besser ist als keinsamkeit, die der nullsamkeit sehr nahe kommt (siehe die diskussion in den briefen zwischen kant, hegel, und schelling über dieses thema, oeuveres phil., vol. IX, 1887).

meist hat die einsamkeit den großen vorteil, dass man nicht zweisam ist, und daher auch nicht zu streiten braucht, nicht am essen zu teilen, nicht am tv-programm usw.
ein-samkeit gegen liebsamkeit zu vertauschen, funktioniert meist gar nicht, oder nur kurze zeit, nach der man dann die liebsamkeit gegen alles, selbst gegen eine teufelsamkeit austauschen würde.

bevor allerdings einsamkeit in keinsamkeit übergeht, was bei vielen suiciden eine rolle spielt, begibt man sich besser in vielsamkeiten hinein, zb zu parties, in kinos, oder auf straßendemos, gute, zünftige, wo auch die polizei in vielsamkeiten auftritt und interessante spielzeuge mitbringt, wie wasserwerferchen, oder gar tornados, welche lustige vielsamkeiten dann von oben auch verewigen.

und jetzt verrat' ich dir noch was:
in diesem land und unter herrn schäubles regimen ist die einsamkeit so gut wie ausgestorben, denn, auch wenn es dir anders erscheint, bist du doch längst immer vielsam, egal was du tust oder unternimmst. in der zeit des "big brother watching you" bist du stets vielsam - falls du allerdings das falsche unternimmst oder denkst, dann kann es sehr schnell passieren, dass du sehr einsam oder gar nullsam wirst, ehe du dich versiehst.

und, mal hand aufs herzchen, so richtig ein-sam und verlassen sind nichtmal die sardinen in der dose, auch wenn sie von oben betrachtet nach dem dosenöffnen immer so wirken, denn man darf dabei nicht vergessen, dass ja um sie herum noch viel öl ist, und das fähnchen, welches sie einem nach dosenöffnen entgegenstrecken "morituri te salutant" = "die ohne köpfe, haut und gräten totgemachten grüßen dich" - ist nicht so ernst gemeint, wie es sich liest, und reimen tuts ja auch nicht, was beweist, dass sardinen sehr schlechte autoren sind, aber dafür wenigstens umso besser schmecken, was man von menschlichen autoren nicht behaupten kann, die deshalb weiterschreiben, bis sich ihre in den gruppensuicid hineingeschriebene leserschaft in luft aufgelöst hat.

krebse im kochtopf hingegen, die sind wirklich sehr einsam, und sie schweigen auch betreten wie alle einsamen, denn denen hilft niemand bis ihr fleisch gar ist wieder aus der patschigen kochenden salzlake heraus, und wenn dann am ende endlich doch, dann ist es immer schon viel zu spät für bekneifernde zweisamkeiten.

wenn man einsam ist, kann man übrigens gut indisch beten:

ei..nnn---sa..mmmm (die nasallaute richtig fett an der nasenscheidewand ausvibieren)
ei..nnn---s-o..mmmm ...
s...o-mmmm ...
o-mmmmmmmm ...

da heilige om beruhigt nicht nur die nerven, es hilft auch gegen schlagfluss, dickdarmgrimmen, ohrmuschelzucken und zehenverzwackungen - außerdem riecht es angenehm nach duftspray und rasierwasser, je nachdem, wie man gerade drauf ist.
wenns gar nicht riecht, dann hat man die falsche duftnote gewählt (etwa "ähmmm", oder "enn", "e-immm", "im", usw., weil die nasenscheidewand zu schlaff ist / hängenase, oder weil indien momentan zu weit weg ist. kann man dann später nochmal versuchen, denn im rahmen der kontinantaldrift kommt uns indien ja gottlob immer näher, was man auch an den vielen heutigen fernöstlichen esoteriken und reisgott-verehrungen hierzuland merkt. aber wohin sollen sich die leute auch flüchten, wenn merkel&co hier geistig alles niedermachen?

am schlimmsten ist einsamkeit immer dann, wenn einem in diesem zustand ein schuhbändel abreisst, weil man dann niemanden hat, über dessen ungeschick man schimpfen kann. daher geht man einsam besser barfuss und nimmt sich den nachbarn zur brust.

"barfuss im regen
mit maria einfalt
auf allen wegen
so in sie verknallt ..."

holger wacholder, anfang der achtziger, monatelang auf platz eins der charts ... (ja, damals begann pisa zu wirken)

dass einsamkeit übrigens zu garnichts nutze ist, sieht man an folgendem text von wernherr schwafelspilz:


Lungenkrebssamkeit

Manchmal hasse ich den Lungenkrebs,
aber er bringt mich mir immer näher
ein Stück fort.

Nie bin ich mit mir allein,
immer stehen Krankenschwestern und Ärzte an meinem Bett,
und neuerdings sogar schwarze Pfarrer.
 



 
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