Einsamkeit und Tod

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caijotie

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Die Welt ist ein Krebs, der sich selbst auffrißt
Die Erde ist der warme Brei aller Toten,
Das Universum ein Lungenbläschen
Die sanfte Leere. Der tiefe Horizont. Das weiße Rauschen
Die duftende Ewigkeit. Der Raum frißt die Zeit
Der Himmel ist ein blaues Auge, das sich nicht mehr schließt
Blätterfall und Schweigen. Die Stille kommt mit Flügeln
Blaugrüne Hügel, kahle Birken, weiße Finger, schaumige Wiesen
Grüne Geister und Vogelschaum. Hier sind die Winde verankert…
Moose, Käfer, denkende Sandhaufen, Urschlamm, ein grauer Zeh
Der Regen ist alt geworden…
Das Gras unter den Händen ist verlockend wie ein Selbstmord
In jedem Baum, in jedem Ast wächst die Wahrheit…
Ein welkes vorjähriges Blatt schaukelt langsam zur Erde:
Ein Gleiten, ein Loslassen, das ohne Wissen sein Ziel kennt…
Seelenbeschrittene Fäden. Unbelebte Plätze im Innern, schweigend und wund
Das Gedächtnis besteht aus Fangarmen, Adern, Blasen, Rissen und Milben
Die Liebe gleicht einer Larve, die beim Schlüpfen stirbt
Die Asche der Vergangenheit wächst an den Füßen herauf
Die Zeit springt zurück. Wie ein Klumpen kommt die Kindheit in die Kehle
Bilder wie Faulblasen. Gekammerter Schmerz. Erinnerungen wie Brandeisen
Die Zeit gerinnt zu etwas Gewesenem, zu etwas Verwesendem
Die Zukunft ist ein schmutziger verschlossener Spiegel
Leben ist Staub zwischen den Zehen
Leben ist Staub zwischen den Zähnen
Leben ist Staub beißen
Leben ist Ertrinken, durch Wasser fallen, zu Boden
Der Mensch, der nicht wird, vergeht…
Die Welt löst sich auf, Zeitfetzen zurücklassend
Man ist da und lebt ungeboren
Man ist noch nicht geboren und stirbt bei der Geburt
Die Lungen füllen sich nicht,
Das Herz fängt nicht an zu schlagen
Am Ende des Lebens bläht sich der sterbende Stern ein letztes Mal auf und brüllt
Hinter dem Übergang verrottet das Auge Gottes
Der Tod ist der Aufstieg in die äußersten Bereiche der Müdigkeit
Der Wunsch kommt auf, wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren:
In die Gebärmutter
Ins Unbewusste
Ins Formlose
In die mondhelle Nacktheit
 



 
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