Einsilbig lesen

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kakadu

Mitglied
Einsilbig lesen

Lies doch mal, was ich hier schreib und ich schreib
dir nicht vor, wie du liest, was ich schreib.

Leicht liest es sich, wenn du weißt, wie ich will,
dass du liest und ich will, dass dus weißt.

Nicht so leicht liest es sich, wenn ich nicht weiß,
wie du liest und ich schreib wie ich will.

Sag mir nicht, wie du nicht willst, dass ich schreib
und ich sag dir nicht: lies es nicht so!

Liest du es so, wie du willst und nicht so,
wie du denkst, dass ichs will, liest sichs leicht.
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Claudia,

ich hab lieber nicht nachgedacht, wie Du willst, dass ichs lese, sondern einfach gelesen, und - wie vorhergesagt - es liest sich leicht und flüssig.

Mir gefällts und ich will, dass Dus weißt. ;)

lG

Herbert
 
Liebe kakadu,

interessant, was du hier schreibst. Die Idee gefällt mir. Auch ich konnte es flüssig lesen.

Lieben Gruß,
Estrella
 

kakadu

Mitglied
Hallo Herbert,
Hallo Estrella,

freut micht sehr, dass Ihr es flüssig lesen konntet!
Gut zu wissen! :)

Liebe Grüße
Claudia
 

JackoF

Mitglied
Hallo Claudia,

dieses "Einsilben" Stück ist einfach "beonders" - im Sinne des Wortes !! Noch niemals zuvor so etwas "so" gelesen.

Ein Betonungswerk, und klar, sicher etwas für mich :)) / eben deswegen, um mir meine gedanklichen Nervenspitzen restlos zu ruinieren - klar Späßchen :))

Und doch :

nach zig-maligem Lesen konnte auch ich es flüssig lesen - und tatsächlich zunächst dann, als ich meinen Hirnskasten mal ausschaltete.
Doch immer wieder entstanden auch andere Betonungss-Sequenzen - permanent.
Und die Frage natürlich - warum ?
Also ging ich an den Inhalt ran, der ebenso immanent eine eigenen Betonung bedingt - mM !!

Und ich fing an zu X-en !
Und nun wurde es immer wüster - wie auch klarer,
und brauche noch einige Zeit, es für mich inhaltlich angepasst ausbetont zu haben,

und dann mal egal(zumindest bis jetzt), ob es sich noch flüssig "so" für mich liest :))

Wobei - von meiner jetzt Ahnung wird es wohl komplett rund klappen.

Soll also heißen :

Tatsächlich bin ich noch nie derart bezüglich des Betonens - und dann für ein inhalts-bezogenes Muss-Betonen(mM),
so herausgefordert worden.

Soll weiterhin heißen :
Sollte ich es jemals geschafft haben(also mit mir selbst hierzu einig zu sein), dann habe ich etwas "mehr als nur gelernt" / und mal so derart reflektiert !!

Klar - werde es Dir dann vorstellen - meine Variante :))

Zusammenfassend !
Einfach ein WOW-Stück,
umsomehr, wenn man es in seiner Betonungs-Struktur verstehen möchte :))

Lass mir noch einige Zeit - und dann mal "meine" Betonungslinie.
Einmal - wie ich es ohne Kopf flüssig lesen kann,
und einmal mit (für mich) inhaltlicher Muss-Betonung,
klar, gemäß mM !!
Könnte ja dann immer noch alles Käse sein........

Kurz noch zu folgendem Zeilenpaar eine Nachfrage :
Sag mir nicht, wie du nicht willst, dass ich schreib
und ich sag dir nicht: lies es nicht so!
Müsste/könnte es nicht so sein ? :

Sag mir nicht, [blue]dass[/blue] du nicht willst, [blue]wie[/blue] ich schreib
und ich sag dir nicht: lies es nicht so!



So, Claudia,

erst mal wieder ein liebes Tschüss, Jacko

--
 

kakadu

Mitglied
Hallo Jacko,

na, da freu ich mich schon auf Deine Krittelei! Du wirst
es bestimmt nach allen Regeln der Kunst zersägen.:D
Ja, mach nur, so war mein kleines Experiment ja gedacht.

Deine Wortvertauschung unterscheidet sich nur um eine Nuance
vom Original, und ich würde sagen, meine Formulierung ist zwar
umständlicher, trifft es aber genauer.

Ich übersetze es mal in wörtliche Rede.
Sag mir nicht: "Schreib nicht so!"

Das entspricht genau der wörtlichen Rede in der Folgezeile.
und ich sag dir nicht: "Lies es nicht so!"

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen!

Liebe Grüße
Claudia
 

JackoF

Mitglied
Hallo Claudia,

soooo - habe nun mal meine priorizierte Betonungs-Variante fertiggestellt :))),

und da gibt es noch kleinste Stellen, da könnte es für mich auch anders sein.

Ich denke mal, dass eine gleich-metrische Lese-Variante im kompletten Daktylus sein könnte ;)

Meinige ist da doch erwas anders - auch wegen der Personal-Bezüge...., die ich u.a. in die Betonung bringe(bringen möchte)
Schau Dir nun mal meine ge-iXte Variante an :


Lies doch mal, was ich hier schreib und ich schreib ...../Xxx, xXxX xXx
dir nicht vor, wie du liest, was ich schreib. .................../Xxx, Xxx, Xxx

Leicht liest es sich, wenn du weißt, wie ich will, ........../XxxX, xxX, xXx,
dass du liest und ich will, dass dus weißt. ................../xXx xxX, xxX

Nicht so leicht liest es sich, wenn ich nicht weiß, ......../Xxx Xxx, xXxX
wie du liest und ich schreib wie ich will. ....................../xxX xXx xxX

Sag mir nicht, wie du nicht willst, dass ich schreib ......./xxX, xXxX, xxX
und ich sag dir nicht: lies es nicht so! ........................./xxXxx: XxxX

Liest du es so, wie du willst und nicht so, ..................../XxxX, xxXxxX
wie du denkst, dass ichs will, liest sichs leicht. ............/xxX, xXx, Xxx


Bin mal gespannt, ob Du mit dieser Betonung auch klar kämst :)))

Und als Resümee - war interessanter Weise schon echt Arbeit - aber derart interessant, einfach WOW :))

Und nun, Claudia,
noch einen schönen Sonntags-Ausklang,
und wieder (klaro)ein mehrsilbiges ;) Tschüss, Jacko

--
 

kakadu

Mitglied
Lieber Jacko,

zuerst mal herzlichen Dank, dass Du Dich so intensiv mit meinem Text beschäftigt hast. Ja, Du hast Recht, das ist nicht einfach irgend ein Quatsch, da steckt schon System dahinter.

Mir fällt immer wieder auf, dass einige Rezipienten mehr taktorientiert, andere dagegen eher sinnorientiert lesen. Mit diesem kleinen Experiment wollte ich mal testen, was passiert, wenn ich ausschließlich Einsilber verwende.

Du gehörst ohne Frage zu den "Sinnsuchern". Bis auf eine Ausnahme kann ich Deinem X-Schema gut folgen.
Lies doch mal, was ich hier schreib und ich schreib ...../Xxx, xXxX xXx
dir nicht vor, wie du liest, was ich schreib. .................../Xxx, Xxx, Xxx
Das "vor" in Zeile 2 unbetont zu lesen, will mir nur mit viel Wohlwollen gelingen. Ich hätte da nach Deinem Betonungsmuster so geixt:

Lies doch mal, was ich hier schreib und ich schreib ...../Xxx, xXxX xXx
dir nicht vor, wie du liest, was ich schreib. .................../Xx[blue]X[/blue], Xxx, Xxx

Der von mir bevorzugte Rhythmus wäre, wie Du auch andeutest, ein fortlaufender Daktylus, genauer gesagt, die ungeraden Zeilen rein daktylisch und die geraden Zeilen rein anapästisch, also:

XxxXxxXxxX
xxXxxXxxX

In Strophe 1 wäre sogar die Lesart in Trochäen möglich:

Lies doch mal, was ich hier schreib und ich schreib
dir nicht vor,
wie du liest,
was ich schreib.

Das würde dann ab der 2. Strophe ins Chaos münden und zu einer argen Enttäuschung führen. Aber selbstverständlich ist es bei eventuellen Stolperern jederzeit möglich, einfach auf Prosa umzuschalten, die Zeilenschreibweise zu ignorieren und den Inhalt als Fließtext zu erfassen. So mach ich es immer mit metrisch verhunzten Gedichten, wenn mich die Aussage interessiert.:D

Ich persönlich gehöre eindeutig zu den "TaktleserInnen", und ein paar Einsilber in einem sonst metrisch einigermaßen gleichmäßig geführten Gedicht bringen mich nicht so schnell aus dem Konzept. Aber es ist natürlich wichtig, beim Schreiben immer die Bedürfnisse einer möglichst großen Leserschaft im Auge zu behalten, und ich habe erst ziemlich spät (vor allem durch Deine konstruktiven Kritiken) gelernt, darauf zu achten und einfühlsamer zu dichten. Das kann ich nur weiterempfehlen.

Jacko, es war mir eine große Freude, dass Du wieder so interessiert mitgedacht und mitgemacht hast!:)


Liebe Grüße
Claudia
 

JackoF

Mitglied
Hallo Claudia,

und Jaaa - dieses "vor" muss schon betont werden - auch in meiner eigenen Gesamtbetonung - da hast Du völlig Recht :)))
Das "vor" in Zeile 2 unbetont zu lesen, will mir nur mit viel Wohlwollen gelingen. Ich hätte da nach Deinem Betonungsmuster so geixt:

Lies doch mal, was ich hier schreib und ich schreib ...../Xxx, xXxX xXx
dir nicht [blue]vor[/blue], wie du liest, was ich schreib. .................../Xx[blue]X[/blue], Xxx, Xxx

Der von mir bevorzugte Rhythmus wäre, wie Du auch andeutest, ein fortlaufender Daktylus, genauer gesagt, die ungeraden Zeilen rein daktylisch und die geraden Zeilen rein anapästisch, also:

XxxXxxXxxX
xxXxxXxxX

In Strophe 1 wäre sogar die Lesart in Trochäen möglich:

Lies doch mal, was ich hier schreib und ich schreib
dir nicht vor,
wie du liest,
was ich schreib.
Hi, hi - auch diese trochäische Variante hatte ich kurzt mal privat zu dieser Strophe :)))

Claudia,
hat mir echt großen Spaß gemacht, hier mal "so" formal und nüchtern ans Betonen zu gehen :)

[ 6]und wieder ein Jacko-Tschüss[ 6] <= habe hier auch gleich mal den LL-Einschub geübt ! Geht so : vor und hinter der Einschubszeile direkt [ 6]zu[ 6] setzen - vielleicht interessierts Dich ja auch mal... :)),

hi, hi, sieht man nicht - also :
eckigeKlammer auf/Leerzeichen/6/eckigeKlammer zu

--
 

kakadu

Mitglied
Hi Jacko,
nochmal ein Danke für Deine Rückmeldung und den Tipp!
Ich konnte die Einschübe inzwischen bereits gut gebrauchen.

Gruß Claudia
 

kakadu

Mitglied
Hallo Wirena,

schön, dass Du lachen konntest (soll ja gesund sein)
und danke für Deine Rückmeldung!

Liebe Grüße
Claudia
 



 
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