Elefantastisches

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Flitzi

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Elefantastisches

Am Freitag durfte Marten nicht in den Kindergarten, weil er starken Schnupfen und heftigen Husten hatte.
„Heute bleibst Du zu Hause und ruhst Dich richtig aus!“, hatte Mama zu ihm gesagt und ihm eine Tasse Tee gebracht.
Marten hatte eine fürchterlich mitleidige Grimasse gezogen. Er wollte doch unbedingt zu seinen Freunden in den Kindergarten. Alleine den ganzen Tag zu Hause zu sitzen war ja so langweilig, da konnte man doch gar nicht gesund werden.
Seine Mama war aber fest entschlossen und wickelte ihm einen kratzigen Schal um den Hals. Sie schob Marten zurück in sein Zimmer, stellte eine pfefferminzig riechende Duftlampe auf und verordnete ihm Stubenarrest. Widerwillig kauerte er sich mit seiner Kuscheldecke in seinen Kindersessel und blickte aus dem großen Bogenfenster. Wie außerordentlich langweilig. Was sollte er nur den Tag über machen? Als er noch überlegte, wie er seine Langeweile bekämpfen konnte, kam seine Mama wieder ins Zimmer. In ihrer Hand hielt sie eine kleine grüne Geschenkpackung.
„Was ist das?“, wollte Marten neugierig wissen.
„Ein kleines Geschenk für gelangweilte Kinder!“, antwortete seine Mutter und grinste.
Marten riss das grüne Geschenkpapier auf und hielt eine leere Klorolle hoch.
„Was soll das denn sein?“, fragte er und blickte enttäuscht drein. Was konnte er denn nur mit einer leeren Rolle Toilettenpapier anfangen?
Seine Mutter legte einen geheimnisvollen Blick auf und flüsterte ihm ins Ohr:
„Das sieht zwar aus wie eine gewöhnliche Klorolle. In Wahrheit ist es aber ein Wunderfernrohr. Wenn Du damit aus Deinem Fenster schaust, wirst Du die wunderbarsten Dinge erkennen!“. Dann ging sie aus dem Zimmer.
Marten kuschelte sich auf seinen kleinen Sessel und drehte die Papprolle in seinen kleinen Händen hin und her. War das wirklich ein Wunderfernrohr? Ein bisschen neugierig war er schon und so hielt er sich das Rohr vor sein Auge und schaute aus dem Fenster. Zuerst sah er nur gewöhnliche Sträucher, Straßen, Bäume und Blumen, aber plötzlich entdeckte er etwas Fantastisches.
Eine riesige Herde wilder Elefanten stampfte über den weichen blauen Himmelsteppich. Es waren viele, hunderte, vielleicht tausende Tiere. Auf jeden Fall so viele, dass von dem strahlenden Blau im Hintergrund urplötzlich nichts mehr zu sehen war. Gigantische dicke Tiere trampelten mit ihren silbergrauen bis nachtschwarzen schweren Körpern durch die Luft und bäumten sich auf. Kampfeslustig wedelten riesige Rüssel umher. Spitze weiße Stoßzähne blitzen und gigantische lange Ohren schlackerten durch die Lüfte. Mit ihren mächtigen Bewegungen erzeugten sie einen solchen wilden Wind, dass sich die Bäume bis zum Boden bogen. Die riesigen Elefantenrüssel trompeteten Angst einflößend und spritzten schließlich auch schwere Wassertropfen hervor. Hämmernd fielen sie auf die erschütternde Erde und gegen Martens Fensterscheibe.
Marten kuschelte sich tiefer in seinen Sessel und beobachtete das Schauspiel weiter. Die wild gewordene Herde wurde schneller, bis sie schließlich galoppierte. Marten suchte mit seinem Wunderfernrohr den Himmel ab und sah am Rande des Horizontes einen weißen mächtigen Hirten. In seinen Händen hielt er einen riesigen Stab, mit dem er seine Elefantenherde vorantrieb und im Zaum hielt. Er scheuchte seine Tiere immer weiter, bis Marten sie aus seinem Fenster nicht mehr erkennen konnte. Genauso schnell wie die Herde erschienen war, war sie wieder verschwunden. Dem Hirt folgten ein paar kleine, verspielte Kinder. Sie tänzelten mit ihren kleinen weißen Körpern fröhlich durch die Luft, so dass die Sonne hinter ihnen wieder hervorlugen konnte. Ein Sonnenstrahl schoss durch Martens Fenster und kitzelte ihn in der Nase, so dass er laut niesen musste. Die Zimmertür öffnete sich und Martens Mama blickte durch den Spalt.
„Und funktioniert es, Marten?“
Er grinste.
„Ja!“, flüsterte er und legte das Rohr wieder vor sein Auge. Er musste unbedingt weiter gucken, was sonst noch alles am Himmel passierte.
 
R

Rote Socke

Gast
Hallo flitzi,

Deine Geschichte ist nicht nur interessant, sie ist auch schön zu lesen. In dieser Erzählsprache könnte man gerne weiterlesen.

Weiter so!

Gruss
Socke
 



 
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