Sehr geehrte Floheit,
ich schreibe ungern so lange Kommentare, weil es doch in erster Linie Meinung und Überzeugung ist, die unsereiner darlegt. Aber ich bin erstaunt über die weitgehende Kritik, die Dein Gedicht erfährt und vor allem auch über seine Deutung. Ich finde, es ist ein sehr schönes Gedicht. Und zwar genau so, wie es da steht. Deshalb ein paar Worte dazu:
Zart ziehen meine Hände über dich hinweg
zitternde Haut unter meinen Fingerkuppen
das ist eine schöne, wahrhaftige Beschreibung dessen, was den Fingerkuppen tatsächlich wiederfährt, wenn sie wirklich zärtlich auf der Haut entlangziehen, nämlich ihr Zittern wahrzunehmen und es auch selbst zu erzeugen. Es macht die Qualität dieser Zeilen auch aus, dass hier eben nicht streicheln oder ein synonymer Begriff steht. Und dann kommt die Erkenntnis des Erzählers, dass sein eigener Anteil an diesem glücklichen Geschehen gering ist. Er hat es sich gewünscht, aber nun ist er dort hin geführt worden. Von der, die ihn dort wollte, dahin wo es für sie selbst gut ist (und damit auch für ihn). In zwei Zeilen wird ein langer Weg beschrieben und die Art, wie er glücklich zu Ende gebracht wurde:
lange mußt' ich warten,
hast mich jetzt dort wo du mich brauchst!
Und nun lässt(!) sie ihn Macht über ihre Lust ausüben und er nimmt im erregenden "schmerzlosen Ringen" aufmerksam mit ihrem heißen Atem die Lust an ihr wahr:
heißer Atem auf meiner Haut
schmerzloses Ringen zum Glück...
dein bebender Körper unter meiner Macht
von dir ausgeübt!
Die letzten beiden Zeilen sind m.E. besonders ausdrucksstark und dicht (meine Macht, von Dir ausgeübt). Und er ergibt sich ihr und sagt es:
ich bin dein Werkzeug...
staunend, während es noch geschieht, empfindet er, was das Geschehen für ihn und für sein ganzes Leben bedeutet und das sagt er seiner Geliebten, und verspricht sich ihr in Dankbarkeit und Liebe:
dränge mich in deine weichen Arme
die Grenzen meiner Welt
für heute
für morgen
Da gibt es nicht viel zu Verbessern, Floheit.
Ich sehe jedenfalls keine Möglichkeit
Liebe Grüße, gareth