Endlich Ferien

Endlich Ferien
von Ursula Sieberichs

"Ruf mich doch bitte mal an oder schreib wenigstens," sagte sie zu ihm. Er hatte es eilig, wie immer, wenn seine Frau im Auto auf ihn wartete und ihn abholte. Er löste sich langsam aus ihrer Umarmung und sagte leise: "Ich versuch's." Sie wusste, sie konnte ihn nicht zurückhalten, nicht jetzt ! Sie musste ihn gehen lassen, nur für vierzehn Tage, vierzehn Tage Ferien, vierzehn Tage ohne ihn. Allein zu Haus. Die Gedanken daran erfüllten sie mit Angst; Angst, dass seine Frau ihre Treffen verhindern würde, wüsste sie erst von ihr und ihnen beiden. Gehetzt, als hätte sie etwas vergessen, rief sie hinter ihm hinterher: "Denk an mich !" Er war schon fünf Meter entfernt, blieb stehen und blickte sie noch einmal zärtlich an. "Ich liebe Dich," sagte er. Glücklich über seine Worte lief sie auf ihn zu, um ihn noch einmal zu küssen, um ihn so noch einen Augenblick länger für sich zu haben, dann verschwand er durch die Tür. Widerwillig!

Sie ging zum Fenster und beobachtete, wie er zum Auto ging und zu seiner Frau einstieg. Es tat weh ! Eine endlose Leere überfiel sie, ein Gefühl der Schwere und Erdanziehung machte sich breit. Sie wusste, er liebt nur sie, doch trotzdem waren da diese Ängste, die immer wieder auftraten, je länger sie über sie beide nachdachte und versuchte, alles vernunftsmäßig zu erfassen und zu verstehen. Sie stellte sich vor, wie schön es sein müsste, mit ihm zusammen Urlaub zu machen, das Leben zu genießen, unabhängig von den Zwängen des Alltags. "Das Leben kann ganz schön kompliziert sein", flüsterte sie traurig vor sich hin. Da draußen auf der Straße, wo er eben abgeholt wurde, war nun nichts mehr zu sehen, nichts als der Mondschein und einige schummrige Straßenlaternen, die den feinen Nieselregen wie Kristalle anstrahlten. Der leise Nieselregen passte zu ihrer Stimmung.

Ihr Auto stand ziemlich versteckt und weit entfernt in einer dunklen Ecke der Straße. Der Weg dorthin wollte nicht enden; auch bemerkte sie nicht, dass es nun stärker regnete. Total in Gedanken versunken ging sie ganz langsam zu ihrem Auto. Als sie drinsaß, wachte sie aus ihren Gedanken wieder auf. Die Kälte der nassen Stoffe auf der Haut spürte sie erst jetzt. "Sauwetter", schimpfte sie, drehte den Zündschlüssel herum und fuhr los. Als sie die Autobahn erreichte, gab sie Gas, als könne sie es nicht erwarten, nach Hause zu kommen und vierzehn Tage zu warten. Endlich Ferien !
 
Hallo Willi,
Der Titel der Geschichte wird in der Übersicht falsch angezeigt.Weißt Du wie man den nachträglich ändern kann ?
Mit dem edit/delete-Button funktioniert das nicht, damit
kann ich nur im Text steuern.

Liebe Grüße
Uschi
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo, uschi,

ich finde diese geschichte etwas verwirrend. ferien sind doch eigentlich etwas, worauf man sich freut. vom liebsten getrennt zu werden ist aber keine freude. worauf bezieht sich also bitte das "endlich"? ganz lieb grüßt
 
Liebe Uschi,
herzlichen Glückwunsch zu dieser Geschichte. Prima hinbekommen.
Sie bedarf aber, wie oldicke treffend sagt, einer kleinen Erklärung. Ich vermute, dass deine Schlussbemerkung sarkastisch gemeint ist, doch das würde ich noch etwas deutlicher herausarbeiten. Doch dafür steht die Geschichte ja in der LL. Ich bin zuversichtlich, dass der Text nach einer geringfügigen Überarbeitung topp in Ordnung sein wird.Ich vergleiche die Fassung gleich einmal mit dem Text, wie er im Buch steht und melde mich dann wieder.

Es grüßt dich ganz lieb
Willi
 
R

Rote Socke

Gast
Hallo Uschi,

also erstmal, den Forums-Titel kannst Du leider nicht mehr korrigieren. Da müsste die Administration wirklich mal tätig werden.

Zu Deiner Geschichte: Sicher kann man da geteilter Meinung sein, was die Erklärungen betreffen, aber genau hier liegt für mich die geniale Crux der Story. Vielleicht muss man halt ähnliche Erfahrungen gemacht haben, um verstehen zu können, dass diese verschiedenen Variationen, welche eine vertrackte, heimliche Beziehung bieten, eben halt immer tausend Fragen aufwerfen: Da sind Ängste, Sorgen, Fragen, aber auch die Lust mit dem Spiel des Feuers der Leidenschaft. Und ich finde das alles, kommt in Deinem Text zur Geltung, wenn man denn bereit ist, sich näher mit diesem Text vertraut zu machen. Würdest Du alle Evantualitäten, Fragen und Erklärungen auflisten, dann gäbe das ein langer, vielleicht langweiliger Text. So aber gefällt er mir prima.

Der Schlusssatz: Endlich Ferien, bedeutet für mich auch ein erleichtertes Aufatmen der Protagonistin. Sie nimmt all die Probleme, Hoffnungen und Sehnsüchte plötzlich etwas gelassener und freut sich wieder auf ein Stück Normalität, mit der inneren Gewissheit, dass ihr der Liebhaber während der 14 Tagen nicht abhanden kommt.

Liebe Grüße
Volkmar
 
Liebe Uschi,
zunächst muss ich mich entschuldigen, weil ich deine Frage weiter oben übersehen habe. Aber Volkmar hat ja darauf jetzt geantwortet.
Ich habe den Text noch einmal aufmerksam gelesen und tendiere immer mehr zu Volkmars Meinung: Die offen bleibenden Fragen machen den Reiz aus, der die Geschichte so lesenswert macht. Sicher, man könnte als Schlusssatz schreiben: Schöne Ferien, ohne ihn! Damit wäre die sarkastische Aussage klarer, aber macht das Sinn?
Mit herzlichen Grüßen
Willi
 
Hallo Oldicke, Willi und Volkmar,

danke für Euer Lob. Zur Beantwortung Eurer Fragen:
Endlich Ferien ! ist natürlich die Ironie des Schicksals,
weil sich normalerweise jeder auf die Ferien freut, aber
in Anbetracht der Situation (Alleinsein) ist die Freude
natürlich gedämpft.
Mit dem Schlußsatz (Wiederholung zur Überschrift) soll dem
Leser aber auch Raum für eine eigene Interpretation bleiben und darüber hinaus auch zum Nachdenken anregen. Deshalb bin ich ein Gegner davon, in Geschichten dem Leser alles haarklein zu erklären. Das nimmt die Illusionen und wird langweilig beim Lesen. Was ist so schlimm daran, wenn man bei einer Geschichte mehrere Meinungen vertreten kann, die
natürlich aufgrund verschiedener Lebenserfahrungen unterschiedlich sein MÜSSEN.
Volkmar hat die Geschichte richtig interpretiert. Aber das
liegt meiner Meinung auch daran, daß wir beide einen ähnlichen Streibstil haben.
Es freut mich auf jeden Fall, daß Euch die Geschichte gefällt.
Solltet Ihr meine, daß trotzdem noch was zu ändern ist, dann
mailt mir doch mal Eure Vorschläge im einzelnen.

Alles Liebe
Uschi
 
Liebe Uschi,
ich habe dir ja Vorschläge gemailt, allerdings nur kleine Verbesserungen in der Formulierung. Schaust du bitte einmal nach.
Bis dann.
Liebe Grüße
Willi
 
Hallo Willi,
vielen Dank für Deine Vorschläge. Ich habe den Text mittlerweile überarbeitet und Dir zugemailt. Alles habe ich nicht übernommen, aber doch einiges. Bist Du so auch damit zufrieden ?
Bitte laß mir Deinen Kommentar zukommen, bevor ich die Version in der Leselupe ändere.

Hast Du meine letzte Mail schon gesichtet ? Und ????
Bin schon ganz gespannat auf Deinen Kommentar dazu ?

Liebe Grüße
Uschi
 
Liebe Uschi,
nein, dein Mail ist bei mir noch nicht angekommen.
Ich melde mich dann später noch einmal hier im Thread.
Bis dahin viele Grüße
Willi
 
Lieber Willi,

habe das Mail noch mal gepostet mit Anlage. Hoffe, daß es heute noch bei Dir ankommt. Deine Reaktion interessiert mich brennend.

Liebe Grüße
Uschi
 
Hallo Willi, Hallo Volkmar,

ichhabe den Text geändert. Bitte laßt mich Eure Meinung mal wissen. Willi, Deine Verbesserungsvorschläge habe ich weitgehend eingebaut. Einige habe ich aber nicht übernommen, weil damit eine andere Bedeutung erzielt worden wäre.
Vielleicht gefällt er Dir ja jetzt doch auch so.
Laßt mal was von Euch hören.

Liebe Grüße
Uschi
 
R

Rote Socke

Gast
Liebe Uschi,

ich glaube da ist Dir noch ein Fehler unterlaufen:
"...rief sie hinter ihm hinterher:"
Hört sich nicht gut an, das Doppeltgemoppelte.?

Mir fehlt der Vergleich. Wenn Du magst, maile mir mal den Urtext zu. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich fast sagen zu können, dass mir die Urfassung im Groben besser gefiel. Sie war irgendwie bissiger. Jetzt sind zu sehr die langatmigen, fast "Yellow Press" schnulzige Szenen drin. Ich hoffe Du verstehst das Richtig.
Wie gesagt, ich würde gern nochmal den Urtext lesen. Und sorry, für die gewagte Kritik.

LG
Volkmar
 
Hallo Rote Socke,

ja mach ich doch gerne. Ich muß mal sehen, ob ich hier irgendwo Deine E-Mail auftreibe. Sonst melde ich mich noch
mal.
Das was Du ansprichst, hatte ich auch im Gefühl, weil die
Frau in der Geschichte nicht in semantisch klangvollen
Sätzen spricht und nicht emotionslos redet und denkt.
Die Urfasung ist einfach nach Gefühl geschrieben.

Laß mich Deine Meinung mal wissen.

Liebe Grüße
Uschi
 
Hallo Willi,

Volkmar meinte, die Urfassung sei besser gewesen. Er prüft die Urfassung gerade. Bin mal auf das Ergebnis gespannt.
Alle Meinungen bekommt man eh nicht unter einen Hut

Liebe Grüße
Uschi
 
R

Rote Socke

Gast
Liebe Uschi,

die Mail ist unterwegs. Aber ich muss meine Meinung etwas revidieren. Es lag einzig an einem langen Satz den Du neu eingepflochten hattest. Aber der störte mich wirklich. Alles andere sind Kleinigkeiten.

Aber Du bist die Chefin und musst Dein Bauchgefühl fragen, was rein muss oder was raus muss, aus dem Text.
Wir können nur Anregungen geben.

LG
Volkmar
 
Hallo lieber Volkmar,

vielen, vielen Dank für Deine aufwendige Überarbeitung meines Textes. Deine Vorschläge sind echt gut. Ich werde den Text nach den Änderungen nochmal lesen, bevorich ihn in der LL ändere.
Ich finde es klasse, daß ich von Dir auch noch einiges lernen kann.
Nochmals Danke.

Liebe Grüße
Uschi
 
R

Rote Socke

Gast
Na aber Hallo,

lernen kannst Du nicht viel von mir. Das ist eben nur der "fremde" Blick für den Text, wie der Willi das immer schön sagt. Schau mal zu wie der Willi so großartig bei mir korrigiert und Anstöße gibt. Da geht es schon mal zu wie auf einem Schlachtfeld. Auch ich lerne noch. Also lass und gemeinsam lernen. Dafür lerne ich viel über Deinen konsequenten Stil, der mir gut gefällt.

Schönen Heiligabend
Volkmar
 
Hallo Volkmar,

die Sache mit dem fremden Blick ist wohl wahr. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, daß, wenn manden eigenen Text schon mehrmals überarbeitet und gelesen hat, man dann irgendwie
in Sachen Änderungen nicht mehr weiter kommt.
Bei fremden Texten passiert mir das nicht.
Ich weiß ja nicht, wie lange Du schon schreibst, aber Willi
schreibt seit 13 Jahren, vielleicht schaffen wir es ja,
irgendwann mal so "produktiv" und vielseitig zu schreiben wie Willi. We will see !

Liebe Grüße
Uschi
 



 
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