Er und sie, oder Die Maskerade

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Er und sie, oder „Die Maskerade“

Er hat sich eine Maske übergestülpt,
die sie nicht sehen,
die ihn aber trotzdem davor schützt
dass sie ihn erkennen.
Er ist ein wenig schadenfroh,
wenn sie die Maske nicht sehen
und meinen, den Alten vor sich zu haben.

Wie können sie auch wissen,
dass er sich mit unverändertem Aussehen maskiert.
Hinter der Fassade seines alten Gesichts
sitzt aber der Neue auf Lauer,
wie ein Raubtier in der Wildnis.
Er spielt den Gleichgültigen,
lullt sie ein mit seinem Allerweltsgesicht,
um dann seine scharfen Zähne
in ihr Fleisch zu schlagen
und an ihrer Existenz zu reißen.

Das Lächeln, das er ihnen schenkt,
sieht aus, als komme es aus tiefstem Herzen.
Aber sie täuschen sich,
er lächelt nicht, er fletscht die Zähne
So viele Chancen haben sie gehabt,
die sie nicht genutzt haben.
Er hat sich nicht angebiedert,
hat sie nicht angefleht,
aber er hat vergebens danach gelechzt,
einer von ihnen zu sein.

Jetzt will er immer noch vieles,
aber eins nicht mehr:
einer von ihnen sein.
Wegen ihrer Indifferenz
sind sie in größter Gefahr,
sollten sich schützen,
vor dem mit Unauffälligkeit maskierten Jedermann.
Er ist enttäuscht und führt Böses im Schilde.
Er lächelt Liebe, aber er meint Haß,
er wäscht seine Hände in Unschuld,
aber er ist auf dem Weg der Rache.
 

Perry

Mitglied
Hallo Elmar,
gut geschildert! Ich könnte mir auch „Der maskierte Jedermann“ als Titel vorstellen.
LG
Manfred
 



 
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