Erinnerung

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nally

Mitglied
Ich habe ein schwarz – weiß Foto von meiner Uroma und mir, das Bild liebe ich über alles. Das ist so was, was ich auf jeden Fall auf eine einsame Insel mit nehmen würde. Diese Sache mit der Insel ist zwar sowieso utopisch, weil wenn es noch einsame Inseln gibt – besitzen diese meist reiche Menschen und die können sich ja eh alle mitnehmen, was sie wollen oder die Iseln werden Showplatz so eines komischen Adventure Spiels. Auf jeden Fall ist mir das Foto unheimlich wichtig, sowieso gibt’s nur wenige Fotos von Oma Maria. Wenn mir nach richtig warmer Geborgenheit ist: betrachte ich diese Frau, in ihrem Kleid (es soll grün – weiß gewesen sein, ich kann mich nicht mehr daran erinnern). Das Kleid geht ihr bis zu den Knien, es hat Knöpfe bis zum Gürtel (den man nicht richtig sieht) und sie trägt schwarze Sandalen, die (und das weiß ich noch) aus Kort waren. Oma Maria hatte kurzen weißes Haar, kleine Locken und sie trug immer eine Brille – die sie streng machte, aber das war sie nie. Im Gegenteil, sie gab mir immer Butterkekse und die mochte ich über alles. Ich liebte es, wenn sie über das Bild (das über ihrem riesen Bett hing) redete oder wenn sie so stolz über ihren Ehemann Michael berichtete mit wundervollen Details. Leider kannte nicht mal mehr meine mom ihn, aber mir kommt es trotzdem vor: als hätte ich ihn schon mal gesehen – so lebhaft redete sie von ihm. Auf dem Foto hält sie mich an meiner recht Hand – ich bin noch so klein, dass ich ihr gerade mal bis zur Hüfte reiche. Ich habe ein weißes Kleid an mit bunten Punkten und einem roten Gürtel. Ich trage, wie meine mom immer, eine Plastik-Gliederkette – die fand ich damals immer klasse. Unter meinen Sandalen trage ich Socke... und meine rechten Zehen berühren meine linken. Diese X-Beinstellung mache ich heute noch, wenn’s mir gut geht. Oma Maria war für mich immer wie’n Stück Himmel, besonders wenn sie mir immer so schöne Geschichten ins Ohr flüsterte. Später als sie immer vergesslicher und verwirrter wurde – musste ich of weinen, weil sie nichts mehr von Engeln auf dem Bild wusste, dann erzählte ich ihr immer die Geschichte dazu. Als sie dann später nur noch im Bett lag – lass ich ihr aus Zeitschriften vor, wenn ich zu Besuch in Berlin war. Ich fütterte sie mit Bananen und den kleinen Weintrauben, die sie so mochte. Sie sprach nicht viel, eigentlich gar nicht – aber als ich ihr dann das Bild nach Berlin brachte und es wieder über ihr Bett hing – da lief ihr eine Träne über die Wange und ich wusste sie träumt sich zu den Engeln.
 

Zefira

Mitglied
Liebe nally,

die Geschichte ist authentisch und warmherzig erzählt (der kleine Schlenzer mit der Insel am Anfang gefällt mir besonders!).

EIn wenig durcheinander geht es allerdings. Zunächst mal erschweren die vielen Klammersätze und Gedankenstriche das Lesen. Und dann ist mir auch manchmal nicht richtig klar, von wie vielen Bildern hier die Rede ist: das Bild, das über ihrem Bett hing, ist das das hier beschriebene oder ein anderes? Wie kommen auf einmal Engel "auf dem Bild" ins Spiel - sind wir noch beim gleichen Bild? Hier fehlt einiges zum Verständnis, finde ich. In der jetzigen Form hat der Text mehr den Charakter eines Tagebucheintrags, wie aus einem größeren Ganzen entnommen. Ein wenig Ausbau wäre nicht schlecht.

Liebe Grüße,
Zefira
 

nally

Mitglied
Den Text hat mir meine Tante mitgebracht - die Tochter also meiner Uroma und somit ist der Text schon zwei Jahre alt. Ich hätte noch so vieles verändert... aber ich mag diese einfach Erinnerung. (Es handelt sich um ein Bild). Aber ansonsten sehe ich das genauso wie du; es ist ausbaufähig. Aber halt Francis mit 17 Jahren.
 
M

margot

Gast
flüssig, einfach, bildreich und anrührend erzählt.
die kleine geschichte erfüllt alle bedingungen, um
mein dichterherz zum schwärmen zu bringen.

gruß
ralph
 



 
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