Erneuerung

4,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Gabriele

Mitglied
Erneuerung


Die Flügel lahm,
so sitzt du hier,
schaust sehnsuchtsvoll
hinaus ins Licht,

die Käfigtür
nur angelehnt -
sie aufzustoßen
wagst du nicht.

Oft denkst du noch
an jene Zeit,
als stolz du
übers Land geschwebt,

nun zweifelst du,
glaubst nicht daran,
dass Mut und Kraft
in dir noch lebt.

Die Fesseln
deiner Sicherheit,
sie hindern dich
an deinem Glück,

stoß auf die Tür
wag dich hinaus,
hol dir die Kraft
den Stolz zurück!
 
S

Sandra

Gast
Liebe Gabriele,

Ein sehr einfühlsames Gedicht, welches von der Angst zu gehen und zu fliegen schreibt. Vielleicht liegt es an der Vorweihnachtszeit, dass ich bei deinem Gedicht eher an einen Engel als an einen Vogel denken muss.
Denke ich an diesen Engel, dann denke ich an ein Gedicht von Rilke, welches "Engellieder" heißt. Ich mag nicht so gerne Gedichte unter Gedichten zitieren. Mir liegt dies einfach nicht, aber hier möchte ich es gerne tun und ich hoffe, dir eine Freude damit zu machen.

Engellieder

Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen,
und wurde klein, und ich wurde groß;
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, -
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt ...

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten, -
denn er muß meiner einsamen Nacht
nicht mehr die ängstlichen Hände halten, -
seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.

Ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest und sende dir liebe Grüße
Sandra
 



 
Oben Unten