Ernte

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schreibhexe

Mitglied
ERNTE

Die Äcker werden abgeräumt
Winddurchweht und sonnentrunken
Schwoll das Korn und reifte
Die Ähren neigten schwer
Und lichtdurchflutet ihre Häupter
Und nickten froh entgegen
Den Bewohnern ihres Schattens

Froh scholl’s herauf in tausendfachem Ton
Im Zirpen, Rascheln, Wimmeln und Gesumm -
Ein mächt‘ger Chor des Sommers

Im Blau der Habicht streicht davon -
Ein Lärm zerreißt die Stille
Maschinen dröhnen durch die Sommerfülle

Sirrend frißt der scharfe Stahl
Das Meer der gelben Halme
Moderne Technik drischt das Korn
Gleich nach dem Schnitt noch auf dem Feld
Und fegt die kahlen Stoppeln rein

Der Bauer schwitzt und flucht
Und fährt den Segen ein
Rund’ um Runde zieht er seine Bahn
Sorgenvoll berechnend, ob der Gewinn
Dies Jahr ihm wieder reichen kann

Die kleine Lerche hat er nicht geseh’n
Die flatternd in die Messer ihm geriet -

Das Feld liegt leer
Verloren spielt ein Halm im Wind
Morgen kommt das erste Kind
Und läßt den Drachen steigen.
 
H

Heidrun D.

Gast
"Wind" und "Kind" reimen sich wirklich recht nett ...

Hast du den Text deshalb hier eingestellt?

Fragende Grüße
Heidrun
 

schreibhexe

Mitglied
Liebe Heidrun,

es reimen sich auch "Stille - Fülle", "rein - ein", "Bahn - kann".

Ich finde durchaus nicht, dass ein Gedicht sich unbedingt reimen muss, um gut zu sein. Es kommt auf den Inhalt an, die Aussage, auf den Rhythmus, auf den Bilderreichtum und auf die lyrische Sprache. Und alle Fünf sind dort - vielleicht nicht hundertprozentig - verwirklicht. Ich denke, die Sprache sollte mit dem Inhalt korrespondieren und nicht gestört werden durch die krampfhafte Suche nach einem Reim. Ich bitte also um weniger akademische Strenge. Auch größere Dichter als ich haben sich davon frei gemacht um der Stimmung und der Aussage willen.

Wenn Du es allerdings passender findest, das Gedicht in "Ungereimtes" unterzubringen, tue ich das gern. Allerdings würde ich vermutlich dort auch anecken. Man sieht also, nicht alles kann in eine Schublade eingeordnet werden!

schreibhexe
 
H

Heidrun D.

Gast
Ich finde durchaus nicht, dass ein Gedicht sich unbedingt reimen muss, um gut zu sein
Diesen Satz hast du bereits in der Textklinik geäußert, und da wird dir wohl niemand widersprechen wollen. Nicht umsonst haben wir hier Gereimtes und Ungereimtes. :)

Ich finde allerdings, dass man sich im Laufe eines Gedichtes für eine Variante entscheiden sollte. - Zudem weist der Text erhebliche metrische Mängel auf, beispielsweise:

Rund’ um Runde zieht er seine Bahn
Sorgenvoll berechnend, ob der Gewinn
Dies Jahr ihm wieder reichen kann
und anderes mehr. Insofern handelt es sich in meinen Augen eben nicht um ein gutes Gedicht. ;)

Du solltest den Text einfach nochmal gründlich überarbeiten oder überarbeiten lassen.

Liebe Grüße
Heidrun
 

schreibhexe

Mitglied
Hallo, Heidrun,

Rund’ um Runde zieht er seine Bahn
Sorgenvoll berechnend, ob der Gewinn
Dies Jahr ihm wieder reichen kann


"Rund’ um Runde zieht er seine Bahn
berechnet sinnend, ob der spärliche Ertrag
Die Kosten dies Jahr wieder decken kann"

Besser so?

schreibhexe
 

presque_rien

Mitglied
Hi schreibhexe,

mir gefällt die Idee des Gedichts! Aber auch ich würde es ins Ungereimte stellen und versuchen, zu kürzen und zu verdichten. Natürlich muss sich auch bei einem gereimten Gedicht nicht alles reimen, es kommt also auf das Gefühl an, ab wann ein Gedicht als "gereimt" wirkt. Dein Gedicht fühlt sich aber - auch aufgrund des unregelmäßigen Rhytmus - eindeutig wie ein ungereimtes Gedicht an. (Ist doch auch nichts schlimmes.)

Übrigens: "Bahn" und "kann" reimen sich NICHT, "Stille" und "Fülle" nur unrein und "rein - ein" ist auch ein ziemlich schlechter Reim.

Lg presque
 



 
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