Es begann hoch oben, auf einer Fensterbank im zweiten Stock. Ich ließ die Beine baumeln und verschaffte mir Überblick; zwei Wochen Sommerseminar lagen vor mir. Unten auf dem Hof die Schöpfe der anderen und sein Nacken: er mußte sich zu Gesprächen bücken. Als er gegen alle Wahrscheinlichkeit aufblickte, strahlte er mich an: »Schöne Frau am Fenster, komm doch!« Und ich ging hin, entgegen allem, was ich sonst vertrat. — Später merkte ich, er hatte Höhenangst. Auch für mich.
Er war ein Prinz. Spöttische Augen und gewinnendes Lächeln; ein schöner Riese mit Vorliebe für geblümte Herrenhemden. Ideen flogen ihm in dichten Schwärmen zu. Er riß die anderen mit und dachte doch immer, für sie sei es müheloser als für ihn. Ihn ließ das Lampenfieber selbst auf der Bühne nicht los.
Auf der ersten Zimmerparty flüsterte ich ihm ins Ohr, ich hätte keinen Bauchnabel, und ein, zwei Augenblicke lang glaubte er mir. Morgens fand ich ein Blatt Papier an meiner Tür; seine Botschaft führte mich Buchstabe für Buchstabe über das ganze Gelände. Darüber, daß ihm die Dunkelheit unheimlich war, lachten wir, wenn ich ihn nachts mit auf Streifzüge nahm.
Jeden Tag erfanden wir uns neue Symbole. Am Bahnhof überreichte ich ihm zum Abschied die Schere, mit der ich das Schneiden gelernt hatte. Damit er sein Herz wieder losmachen könnte. Aber dann stiegen wir in denselben Zug, und wir fuhren beinahe gleich weit.
Beim letzten Umsteigen hielten wir einander so fest wir nur konnten, bis ein alter Mann am Bahnsteig rief: »Na, na, na. In fünfzig Jahren ist alles vorbei!« Da mußten wir doch weinen.
Wir waren siebzehn Jahre alt. Wir konnten noch nicht unterscheiden, ob das ein Ende war oder ein Anfang.
Er war ein Prinz. Spöttische Augen und gewinnendes Lächeln; ein schöner Riese mit Vorliebe für geblümte Herrenhemden. Ideen flogen ihm in dichten Schwärmen zu. Er riß die anderen mit und dachte doch immer, für sie sei es müheloser als für ihn. Ihn ließ das Lampenfieber selbst auf der Bühne nicht los.
Auf der ersten Zimmerparty flüsterte ich ihm ins Ohr, ich hätte keinen Bauchnabel, und ein, zwei Augenblicke lang glaubte er mir. Morgens fand ich ein Blatt Papier an meiner Tür; seine Botschaft führte mich Buchstabe für Buchstabe über das ganze Gelände. Darüber, daß ihm die Dunkelheit unheimlich war, lachten wir, wenn ich ihn nachts mit auf Streifzüge nahm.
Jeden Tag erfanden wir uns neue Symbole. Am Bahnhof überreichte ich ihm zum Abschied die Schere, mit der ich das Schneiden gelernt hatte. Damit er sein Herz wieder losmachen könnte. Aber dann stiegen wir in denselben Zug, und wir fuhren beinahe gleich weit.
Beim letzten Umsteigen hielten wir einander so fest wir nur konnten, bis ein alter Mann am Bahnsteig rief: »Na, na, na. In fünfzig Jahren ist alles vorbei!« Da mußten wir doch weinen.
Wir waren siebzehn Jahre alt. Wir konnten noch nicht unterscheiden, ob das ein Ende war oder ein Anfang.