Erwartung

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Montgelas

Mitglied
liebe vera-lena,

Die Liebe fing mich ein mit ihren Netzen,
Und Hoffnung bietet mir die Freiheit an;
Ich binde mich den heiligen Gesetzen,
Und alle Pflicht erscheint ein leerer Wahn.
Es stürzen bald des alten Glaubens Götzen,
Zieht die Natur mich so mit Liebe an.
O süßer Tod, in Liebe neu geboren,
Bin ich der Welt, doch sie mir nicht verloren.


sind brentanos verse eindeutig liebesverse,
so ist dein text doch vielschichtiger
und anrührender.
die sehnsucht nach ruhe und geborgenheit,
die dein lyri artikuliert und an IHN
adressiert ist sehr gut nachzuvollziehen.

das 66. sonett shakespeares
- " müd des All, sehn mich nach Ruh" -
fiel mir sofort ein, es hängt bei mir über den schreibtisch.

dir alles liebe

montgelas
 

Montgelas

Mitglied
liebe vera-lena,

jetzt erst bemerke ich,
dass dein text in liebe und erotik steht.
da trifft vielleicht doch eher brentano,
als skakespeare zu.

meint

lachend

montgelas


p.s. errare humanum est !!
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Montgelas,

nun kenne ich das Shakespeare-Sonett nicht, das lässt sich aber sicher nachholen. (Würdest Du mir dabei helfen, freundlicherweise, vielleicht in Deinem Thread: Bei Durchsicht meiner Bücher)

Auf jeden Fall:"nix mit errare humanum est", denn ich meine diesen Text so, wie Du ihn interpretierst, nämlich nicht in Anlehnung an Brentano, sondern hier ringt das Lyri mit der Frage,ob es sein Vertauen verschenken möchte/kann/sollte?

Und das hat doch unbedingt mit der Liebe etwas zu tun, denke ich. Natürlich gibt es sehr starke Menschen, denen es gleichgültig sein kann, ob sie wiedergeliebt werden, sie lieben darauf los, wen auch immer. Ein Thema, auf das ich jetzt sofort Lust bekomme, es ebenfalls zu bearbeiten.

Aber dieser Text, spricht eher von einem Menschen, der sich erst einmal"von den Schneemassen" erholen muss und darauf hofft, wieder vertrauen zu können. Und da die Wünsche an IHN gerichtet sind, wie Du ja auch herausgelesen hast, muss es doch ein Liebesgedicht sein, meine ich.

Du siehst, Du hast genau gelesen, wie meistens.

Ich danke Dir für Deine verständnisvolle Interpretation
und für die Parallen in der Literatur, auf die Du Dich immer so gut verstehst.

Es grüßt Dich herzlich:)
Vera-Lena
 

Perry

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
dieses hin und her gerissene Warten auf die Reife der Liebe schwingt sehr berührend in deinen Zeilen. Da der Text eher prosaisch angelegt ist, irritieren mich die willkürlichen Wortauslassungen allerdings ein wenig. Auch mit der Elster könntest Du mir ein wenig auf die Sprünge helfen, sie sagt mir außer einem vagen Warnen nicht allzu viel.
LG
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Manfred,

das freut mich, dass der Text, selbst wenn er sich nicht allzu deutlich entschlüsseln lässt, eine Kraft entfalten kann.

Der Schlüssel ist vielleicht das "wundgescheuert von meinen Fragen".

Es wird nicht gesagt, welche Fragen das Lyri wundgescheurt haben, aber wenn dann gleich die Warnrufe folgen, könnte man daraus schließen, dass das Lyri sich selbst ängstliche Fragen stellt und zwar im Zusammenhang damit, was die Elster gerade tut, sie baut nämlich ihr Nest.

Nun ist das "DU" ja erst dabei, das Herzland zu pflügen und das Lyri könnte diesen Vorgang immer noch unterbrechen.

Es weiß nicht, was es tun soll,also stellt es jetzt nicht mehr die bangen Fragen an sich selbst, sondern an das DU:

Wirst Du mir nicht verloren gehen in der Zeit während die Ernte heranreift?
Wirst Du sie mit mir zusammen einbringen wollen?

So könnte man den Text entschlüsseln, was meinst Du?

Ich danke Dir ganz herzlich für Dein Interesse.:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
E

Edgar Wibeau

Gast
Liebe Vera-Lena!

Welch ein wunderschöner Text, der den Anspruch, erotisch zu sein, in jeder Hinsicht erfüllt.
Mit angenehmer Unaufdringlichkeit zeichnest Du einprägsame Bilder von ungestümem Liebesverlangen, von Zweifel, Vertrauen und Hoffnung, spannst den Bogen von der Jugend zum Alter in einer Sprache, die sanft und zugleich kraftvoll ist und...
beeindruckst mich zutiefst.

Gruß

EW
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Edgar Wibeau,

wie freue ich mich, wenn dieser Text anzurühren vermag!

Ja, das Liebesverlangen, die Erfüllung, die Ernte, darum geht es und wie das Lyri diese Dinge erlebt. Zeifeln und Hoffen werden da immer die Begleiter sein.

Ich danke Dir für Deine Antwort!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Venus

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

du hast ja nun schon einiges an Interpretation vorausgelegt und dennoch mag ich dich gerne wissen lassen, wie du auf mich eindrückst –

Der Titel will der (eigentlichen) Aussage deines Werkes eine beruhigende Wirkung geben. Eine solche eben, die es eigentlich nicht halten kann.
Hier ist Angst zu spüren. Hier wird erzählt, von Betrug, vom Verletztwerden.

Als du dich aufmachtest,
Herzland zu pflügen,
Ich kann nicht erlesen, dass <der Lyrich> sich aufmacht, den eigenen Garten zu bestellen. Hier wird beinahe vom <Davonmachen> erzählt, ein heimliches und doch wissentliches –
Das andere Lyrich brennt von Schmerz. Versucht sich und seine Empfindungen zu kühlen. Ein gewagtes Wort: <zerschmelzend> -
<zer> die Vorsilbe erinnert an zerbrochen, zerrissen, zerstört, verzerrt, zerlumpt…

Die <Elster>.
Die diebische!
Sind es in der Tat Warnrufe? Oder höhnt ihr Rufen eher? Hat sie sich nicht selbst bedient, an fremdem?

Will das Lyrich denn wirklich, dass er wiederkommt? Will es wirklich lesen, von diesen Lippen?
Ich fürchte… ja – ich fürchte – ja


Liebe Vera-Lena,
ich danke dir, für diese traurigschöne wahrhafte Geschichte!

Recht herzlich,
Gabi
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Venus,

Deine Lesart überzeugt mich.

Es könnte schon so sein, dass auch ein Schmerz darin steht.

Ich habe es aber anders gemeint und empfunden.

Für mich steht eher so ein Wechsel von Hoffen und Bangen darin.

Die direkte Frage,macht das für mich deutlich, denn es ist keine in die Luft geworfene, sondern eine, die auf eine gültige Antwort vertraut.

Zweifel sind da, Warnungen sind da, aber das Lyri wird sich an die Antwort halten.

So wie Du es ausführst, ist Deine Deutung eine Bereicherung für mich, und ich freue mich, dass Du mir zeigst, wie weitgehend man aneinandergereihte Worte aufdröseln kann, in ihren Beutungen wie ein Puzzle zuordnen kann. Das ist etwas, was ich selbst auch gern tue, vielleicht weniger präzise als Du.

Ich danke Dir sehr für Deine Antwort.

Einen schönen Abend noch und liebe Grüße!
Vera-lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Eine Frage nur,

wer hat mir nach so langer Zeit anonym und kommentarlos die 6 Punkte erteilt, fragt höflich an

Vera-Lena
 



 
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