Es ist kein Platz an diesem Fenster

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Walther

Mitglied
Es ist kein Platz an diesem Fenster,
Der nicht in Schwarz gekleidet schien.
Sich spiegeln sieht man die Gespenster,
Die durch das Innen leise ziehn,

Um sich im Äußeren zu brechen:
Die feinen Sicherheiten fliehn.
Es nützt nichts, jene zu besprechen,
Herbeizusehnen, was dahin

Geschmolzen in der Nacht der Nächte,
In Angst geträufelt, hoffnungsblind,
Gefangen in der Seele Schächte,
Ganz tief verschreckt ist wie ein Kind.

So kehrt sich alles ineinander,
Verknotet sich in sich geschwind:
Die Zeiten eilen. Ich mäander
Und frag, wo sie geblieben sind.

Die Fenster dunkeln immer wieder,
Die Blicke werden daran wund.
Das Seelchen summt vergessne Lieder,
Vertreiben will’s die Geisterstund.

Die Augen schließen ihre Lider:
Die Furcht, sie ist nicht kunterbunt,
Die Farbe schwarz hat ihr Gefieder.
Es ist zu spät, tut sie mir kund.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Ah, die Sonette scheinen noch länger zu pausieren ;) Das hier gefällt mir auch wieder sehr gut - und "mäandern" scheint dir sehr zu gefallen, les ich öfter in deinen Gedichten :)

LG, Rhea
 
H

Heidrun D.

Gast
Eines deiner von Grund auf guten, grundguten? sozusagen tiefgründigen Gedichte!

Mäkelfreie Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Lb. Rhea_Gift,

für ein Sonett muß ich in der Stimmung sein. Im Moment ist diese nicht da. :)

Danke für Deine lobenden Worte.

LG W.

Hallo presque-rien.

ebenso knapp: vielen Dank!

LG W.

Lb. Heidrun,

ob ich "grundgut" bin? Na, da sage ich mal eher nein. :D Denn richtig böse kann ich schon sein. Man muß sich aber ziemlich mächtig anstrengen, wenn ich das mal so salopp sagen will, um mich in diesen Zustand zu versetzen. ;)

Danke und Gruß

W.
 

Walther

Mitglied
Es ist kein Platz an diesem Fenster,
Der nicht in Schwarz gekleidet schien.
Sich spiegeln sieht man die Gespenster,
Die durch das Innen leise ziehn,

Um sich im Äußeren zu brechen:
Die feinen Sicherheiten fliehn.
Es nützt nichts, jene zu besprechen,
Herbeizusehnen, was dahin

Geschmolzen in der Nacht der Nächte,
In Angst geträufelt, hoffnungsblind,
Gefangen in der Seele Schächte,
Und tief verschreckt ist wie ein Kind.

So kehrt sich alles ineinander,
Verknotet sich in sich geschwind:
Die Zeiten eilen. Ich mäander
Und frag, wo sie geblieben sind.

Die Fenster dunkeln immer wieder,
Die Blicke werden daran wund.
Das Seelchen summt vergessne Lieder,
Vertreiben will’s die Geisterstund.

Die Augen schließen ihre Lider:
Die Furcht, sie ist nicht kunterbunt,
Die Farbe schwarz hat ihr Gefieder.
Es ist zu spät, tut sie mir kund.
 
Dies Gedicht hat mir gerade noch gefehlt. Habs verschlungen und wurde nicht satt. Musste es wieder und wieder lesen. Kennst Du das, Walther? Bestimmt …
Eine schöne Stimmung. Was an jenem Tage war, will ich lieber nicht wissen. Meinem, oben sagte ich’s schon, hat es gerade gefehlt.
Klasse!

LG
Tom
 

Walther

Mitglied
Lb. Tom,

manchmal zieht am Auge des Gelegenheitsdichters eine schwarze Melancholiewolke vorüber. Nehmen wir einmal an, dies war an jedem Tage der Fall. Heute habe ich dieses Müdigkeitsgefühl erneut. ;)

Ich hoffe daher sehr, daß es Dir nicht ähnlich ergangen ist, und bedanke mich artig für Eintrag und Wertung. :)

LG W.
 
R

Rose

Gast
Hallo Walther,

ein Gedicht mit wunderbarem Tiefgang. Schön ...

Blumige Grüße
Rose
 

Walther

Mitglied
Lb. Rose,

danke für die lobenden Worte. Als Gelegenheitsdichter schreibt man sich an Themen und Formen heran, ohne jemals ans Ziel zu kommen. Da freut es immer, wenn jemand sich gut und anregend unterhalten gefühlt hat, nach dem Lesen eines seiner Texte.

LG W.
 



 
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