Gundula war einsam. Nicht nur der altmodische Name trug ihr das Gespött ihrer Freundinnen, die durchwegs Mia, Sarah, Sophie oder Lena hießen, ein, sondern auch die Tatsache, dass sich keiner ihrer Klassenkameraden oder der Jungs im Verein oder im Viertel so recht um sie kümmern wollten.
Mia hatte schon einen eigenen Stalker. Er rief sie pausenlos auf dem Handy an, stand stundenlang auf dem Gehweg gegenüber ihrem Elternhaus herum und starrte unentwegt zu ihrem Fenster hoch.
Sophie bekam am Tag so ungefähr zehn Mails von einem Jungen, den sie nicht kannte und der sich Tim nannte. Detailliert und unaufgefordert gab er ihr Auskunft über Details von sich, die sie aber gar nicht wissen wollte. Sie war darüber natürlich zutiefst entrüstet, vergaß trotzdem nie, alles auszudrucken und es den neidischen Freundinnen vor der ersten Schulstunde vorzulesen.
Lena kannte auch einen Jungen aus der Nachbarschaft, der ihr unentwegt folgte und sie heimlich mit seinem Handy fotografierte. Dies blieb ihr natürlich nicht verborgen und sie konnte ihre Freundinnen damit auch gewaltig beeindrucken.
Gundula war die einzige in der Clique, die nicht mitreden konnte. Da gab es einmal Klaus, der sie mit dem Fahrrad an der Ecke erwischte. Anstatt sich aber liebevoll um das am Boden liegende Opfer seiner Rücksichtslosigkeit zu kümmern, lachte er nur und warf ihr ein Papiertaschentuch zur Reinigung ihrer schmutzigen Hände zu. Aber immerhin etwas. Sie konnte am nächsten Tag in der Runde vermelden, dass Klaus das absichtlich getan hätte, um ihr näherzukommen.
Ich will endlich meinen eigenen Stalker, dachte sie bei sich. Aber wer soll es richten? Klaus wäre rücksichtslos genug, egoistisch, wild und einigermaßen vorzeigbar. Die Girls wären beeindruckt.
Als Klaus eines Tages im Pausenhof hinter einem Baum stand um ein paar schnelle Züge an der Zigarette, die er seinem Alten gestohlen hatte, zu machen, ging sie auf ihn zu.
„Hat überhaupt nicht weh getan“, eröffnete sie das Gespräch.
„Was hat nicht weh getan?“
„Na du hast mich doch neulich angefahren. Erinnerst du dich?“
„Nein – und wenn schon. Darfst halt nicht so dämlich in der Gegend rum stehen.“
„Hast du einen Computer zuhause? Und eine Mailadresse vielleicht? Ich könnte dir mal was schreiben. Dann schreibst du mir auch was - und so weiter.“
„Ich hab einen. Mach aber nur auf Chat. Die Tussies sind wild auf dumme Sprüche und Gelaber. Melde dich beim Blümchenchat an. Ich bin DarkRider und geb‘s dir gnadenlos, wenn ich dich dort treffe“.
Gundula war überglücklich. Endlich hatte sie einen vorzeigbaren Kandidaten, der sie richtig dumm anquatscht. Die Clique wird sich nicht mehr kriegen, wenn sie erfährt, dass sie es jetzt mit einem groben Kerl im Internet treibt.
Gleich am Abend sicherte sie sich ihren Account beim Blümchenchat, gab sich den Namen AngelSmiles und wartete auf DarkRider, der auch nicht lange auf sich warten ließ.
„Hallo Darky! Bist du neu hier? Willst wohl mal eine aufmischen?“
„Du hast einen zauberhaften Namen, Angel. Wenn Engel zu lächeln beginnen, schmilzt des Winters weiße Pracht und gülden ergießt sich der Sonne warme Strahlen auf Wiesen und Bäche. Der Schleier der Nacht gibt dann des Tages regen Treibens Raum“.
„Rede keinen Blödsinn, Dark. Mach deinem Namen mal Ehre und zeig mir wo der Hammer hängt!“
„Meine glühenden Wangen und das Pochen meines Herzens könnten dir verraten, dass der Gedanke an einen lächelnden Engel meinen Geist verwirrt, und meine Seele gelähmt hat.“
„Hast du sie nicht mehr alle? Gib mir die Kante und lass es krachen. Nenn mich wenigstens Flittchen, Tussi oder kleine Nutte und sag mir ein paar Schweinereien. Aber spiel hier nicht das Weichei!“
„Darf ich wagen, dich zu fragen, ob schon ein wackerer Recke dein weiches Haar liebkost, wenn der Tag der Dunkelheit weicht?“
Gundula klappte den Deckel ihres Notebooks zu und lehnte sich resigniert zurück.
Dieses Gelabere kann ich meinen Freundinnen nicht erzählen, dachte sie bei sich. Die lachen mich erst richtig aus. Was hat der denn geraucht?
Tags darauf sah sie Klaus im Gang stehen. Sie hörte, wie er seinen Kumpels erzählte, wie er gestern eine besonders grobe Alte im Chat angemacht habe. Schamlos hätte ihn das Flittchen aufgefordert, ihr Schweinereien zu schreiben.
Mia hatte schon einen eigenen Stalker. Er rief sie pausenlos auf dem Handy an, stand stundenlang auf dem Gehweg gegenüber ihrem Elternhaus herum und starrte unentwegt zu ihrem Fenster hoch.
Sophie bekam am Tag so ungefähr zehn Mails von einem Jungen, den sie nicht kannte und der sich Tim nannte. Detailliert und unaufgefordert gab er ihr Auskunft über Details von sich, die sie aber gar nicht wissen wollte. Sie war darüber natürlich zutiefst entrüstet, vergaß trotzdem nie, alles auszudrucken und es den neidischen Freundinnen vor der ersten Schulstunde vorzulesen.
Lena kannte auch einen Jungen aus der Nachbarschaft, der ihr unentwegt folgte und sie heimlich mit seinem Handy fotografierte. Dies blieb ihr natürlich nicht verborgen und sie konnte ihre Freundinnen damit auch gewaltig beeindrucken.
Gundula war die einzige in der Clique, die nicht mitreden konnte. Da gab es einmal Klaus, der sie mit dem Fahrrad an der Ecke erwischte. Anstatt sich aber liebevoll um das am Boden liegende Opfer seiner Rücksichtslosigkeit zu kümmern, lachte er nur und warf ihr ein Papiertaschentuch zur Reinigung ihrer schmutzigen Hände zu. Aber immerhin etwas. Sie konnte am nächsten Tag in der Runde vermelden, dass Klaus das absichtlich getan hätte, um ihr näherzukommen.
Ich will endlich meinen eigenen Stalker, dachte sie bei sich. Aber wer soll es richten? Klaus wäre rücksichtslos genug, egoistisch, wild und einigermaßen vorzeigbar. Die Girls wären beeindruckt.
Als Klaus eines Tages im Pausenhof hinter einem Baum stand um ein paar schnelle Züge an der Zigarette, die er seinem Alten gestohlen hatte, zu machen, ging sie auf ihn zu.
„Hat überhaupt nicht weh getan“, eröffnete sie das Gespräch.
„Was hat nicht weh getan?“
„Na du hast mich doch neulich angefahren. Erinnerst du dich?“
„Nein – und wenn schon. Darfst halt nicht so dämlich in der Gegend rum stehen.“
„Hast du einen Computer zuhause? Und eine Mailadresse vielleicht? Ich könnte dir mal was schreiben. Dann schreibst du mir auch was - und so weiter.“
„Ich hab einen. Mach aber nur auf Chat. Die Tussies sind wild auf dumme Sprüche und Gelaber. Melde dich beim Blümchenchat an. Ich bin DarkRider und geb‘s dir gnadenlos, wenn ich dich dort treffe“.
Gundula war überglücklich. Endlich hatte sie einen vorzeigbaren Kandidaten, der sie richtig dumm anquatscht. Die Clique wird sich nicht mehr kriegen, wenn sie erfährt, dass sie es jetzt mit einem groben Kerl im Internet treibt.
Gleich am Abend sicherte sie sich ihren Account beim Blümchenchat, gab sich den Namen AngelSmiles und wartete auf DarkRider, der auch nicht lange auf sich warten ließ.
„Hallo Darky! Bist du neu hier? Willst wohl mal eine aufmischen?“
„Du hast einen zauberhaften Namen, Angel. Wenn Engel zu lächeln beginnen, schmilzt des Winters weiße Pracht und gülden ergießt sich der Sonne warme Strahlen auf Wiesen und Bäche. Der Schleier der Nacht gibt dann des Tages regen Treibens Raum“.
„Rede keinen Blödsinn, Dark. Mach deinem Namen mal Ehre und zeig mir wo der Hammer hängt!“
„Meine glühenden Wangen und das Pochen meines Herzens könnten dir verraten, dass der Gedanke an einen lächelnden Engel meinen Geist verwirrt, und meine Seele gelähmt hat.“
„Hast du sie nicht mehr alle? Gib mir die Kante und lass es krachen. Nenn mich wenigstens Flittchen, Tussi oder kleine Nutte und sag mir ein paar Schweinereien. Aber spiel hier nicht das Weichei!“
„Darf ich wagen, dich zu fragen, ob schon ein wackerer Recke dein weiches Haar liebkost, wenn der Tag der Dunkelheit weicht?“
Gundula klappte den Deckel ihres Notebooks zu und lehnte sich resigniert zurück.
Dieses Gelabere kann ich meinen Freundinnen nicht erzählen, dachte sie bei sich. Die lachen mich erst richtig aus. Was hat der denn geraucht?
Tags darauf sah sie Klaus im Gang stehen. Sie hörte, wie er seinen Kumpels erzählte, wie er gestern eine besonders grobe Alte im Chat angemacht habe. Schamlos hätte ihn das Flittchen aufgefordert, ihr Schweinereien zu schreiben.