Es kommt nie so wie es kommen soll.

Ironbiber

Foren-Redakteur
Gundula war einsam. Nicht nur der altmodische Name trug ihr das Gespött ihrer Freundinnen, die durchwegs Mia, Sarah, Sophie oder Lena hießen, ein, sondern auch die Tatsache, dass sich keiner ihrer Klassenkameraden oder der Jungs im Verein oder im Viertel so recht um sie kümmern wollten.

Mia hatte schon einen eigenen Stalker. Er rief sie pausenlos auf dem Handy an, stand stundenlang auf dem Gehweg gegenüber ihrem Elternhaus herum und starrte unentwegt zu ihrem Fenster hoch.

Sophie bekam am Tag so ungefähr zehn Mails von einem Jungen, den sie nicht kannte und der sich Tim nannte. Detailliert und unaufgefordert gab er ihr Auskunft über Details von sich, die sie aber gar nicht wissen wollte. Sie war darüber natürlich zutiefst entrüstet, vergaß trotzdem nie, alles auszudrucken und es den neidischen Freundinnen vor der ersten Schulstunde vorzulesen.

Lena kannte auch einen Jungen aus der Nachbarschaft, der ihr unentwegt folgte und sie heimlich mit seinem Handy fotografierte. Dies blieb ihr natürlich nicht verborgen und sie konnte ihre Freundinnen damit auch gewaltig beeindrucken.

Gundula war die einzige in der Clique, die nicht mitreden konnte. Da gab es einmal Klaus, der sie mit dem Fahrrad an der Ecke erwischte. Anstatt sich aber liebevoll um das am Boden liegende Opfer seiner Rücksichtslosigkeit zu kümmern, lachte er nur und warf ihr ein Papiertaschentuch zur Reinigung ihrer schmutzigen Hände zu. Aber immerhin etwas. Sie konnte am nächsten Tag in der Runde vermelden, dass Klaus das absichtlich getan hätte, um ihr näherzukommen.

Ich will endlich meinen eigenen Stalker, dachte sie bei sich. Aber wer soll es richten? Klaus wäre rücksichtslos genug, egoistisch, wild und einigermaßen vorzeigbar. Die Girls wären beeindruckt.

Als Klaus eines Tages im Pausenhof hinter einem Baum stand um ein paar schnelle Züge an der Zigarette, die er seinem Alten gestohlen hatte, zu machen, ging sie auf ihn zu.

„Hat überhaupt nicht weh getan“, eröffnete sie das Gespräch.
„Was hat nicht weh getan?“
„Na du hast mich doch neulich angefahren. Erinnerst du dich?“
„Nein – und wenn schon. Darfst halt nicht so dämlich in der Gegend rum stehen.“
„Hast du einen Computer zuhause? Und eine Mailadresse vielleicht? Ich könnte dir mal was schreiben. Dann schreibst du mir auch was - und so weiter.“
„Ich hab einen. Mach aber nur auf Chat. Die Tussies sind wild auf dumme Sprüche und Gelaber. Melde dich beim Blümchenchat an. Ich bin DarkRider und geb‘s dir gnadenlos, wenn ich dich dort treffe“.

Gundula war überglücklich. Endlich hatte sie einen vorzeigbaren Kandidaten, der sie richtig dumm anquatscht. Die Clique wird sich nicht mehr kriegen, wenn sie erfährt, dass sie es jetzt mit einem groben Kerl im Internet treibt.

Gleich am Abend sicherte sie sich ihren Account beim Blümchenchat, gab sich den Namen AngelSmiles und wartete auf DarkRider, der auch nicht lange auf sich warten ließ.

„Hallo Darky! Bist du neu hier? Willst wohl mal eine aufmischen?“
„Du hast einen zauberhaften Namen, Angel. Wenn Engel zu lächeln beginnen, schmilzt des Winters weiße Pracht und gülden ergießt sich der Sonne warme Strahlen auf Wiesen und Bäche. Der Schleier der Nacht gibt dann des Tages regen Treibens Raum“.
„Rede keinen Blödsinn, Dark. Mach deinem Namen mal Ehre und zeig mir wo der Hammer hängt!“
„Meine glühenden Wangen und das Pochen meines Herzens könnten dir verraten, dass der Gedanke an einen lächelnden Engel meinen Geist verwirrt, und meine Seele gelähmt hat.“
„Hast du sie nicht mehr alle? Gib mir die Kante und lass es krachen. Nenn mich wenigstens Flittchen, Tussi oder kleine Nutte und sag mir ein paar Schweinereien. Aber spiel hier nicht das Weichei!“
„Darf ich wagen, dich zu fragen, ob schon ein wackerer Recke dein weiches Haar liebkost, wenn der Tag der Dunkelheit weicht?“

Gundula klappte den Deckel ihres Notebooks zu und lehnte sich resigniert zurück.
Dieses Gelabere kann ich meinen Freundinnen nicht erzählen, dachte sie bei sich. Die lachen mich erst richtig aus. Was hat der denn geraucht?

Tags darauf sah sie Klaus im Gang stehen. Sie hörte, wie er seinen Kumpels erzählte, wie er gestern eine besonders grobe Alte im Chat angemacht habe. Schamlos hätte ihn das Flittchen aufgefordert, ihr Schweinereien zu schreiben.
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Gundula war einsam. Nicht nur der altmodische Name trug ihr das Gespött ihrer Freundinnen, die durchwegs Mia, Sarah, Sophie oder Lena hießen, ein, sondern auch die Tatsache, dass sich keiner ihrer Klassenkameraden oder der Jungs im Verein oder im Viertel so recht um sie kümmern wollten.

Mia hatte schon einen eigenen Stalker. Er rief sie pausenlos auf dem Handy an, stand stundenlang auf dem Gehweg gegenüber ihrem Elternhaus herum und starrte unentwegt zu ihrem Fenster hoch.

Sophie bekam am Tag so ungefähr zehn Mails von einem Jungen, den sie nicht kannte und der sich Tim nannte. Detailliert und unaufgefordert gab er ihr Auskunft über Details von sich, die sie aber gar nicht wissen wollte. Sie war darüber natürlich zutiefst entrüstet, vergaß trotzdem nie, alles auszudrucken und es den neidischen Freundinnen vor der ersten Schulstunde vorzulesen.

Lena kannte auch einen Jungen aus der Nachbarschaft, der ihr unentwegt folgte und sie heimlich mit seinem Handy fotografierte. Dies blieb ihr natürlich nicht verborgen und sie konnte ihre Freundinnen damit auch gewaltig beeindrucken.

Gundula war die einzige in der Clique, die nicht mitreden konnte. Da gab es einmal Klaus, der sie mit dem Fahrrad an der Ecke erwischte. Anstatt sich aber liebevoll um das am Boden liegende Opfer seiner Rücksichtslosigkeit zu kümmern, lachte er nur und warf ihr ein Papiertaschentuch zur Reinigung ihrer schmutzigen Hände zu. Aber immerhin etwas. Sie konnte am nächsten Tag in der Runde vermelden, dass Klaus das absichtlich getan hätte, um ihr näherzukommen.

Ich will endlich meinen eigenen Stalker, dachte sie bei sich. Aber wer soll es richten? Klaus wäre rücksichtslos genug, egoistisch, wild und einigermaßen vorzeigbar. Die Girls wären beeindruckt.

Als Klaus eines Tages im Pausenhof hinter einem Baum stand um ein paar schnelle Züge an der Zigarette, die er seinem Alten gestohlen hatte, zu machen, ging sie auf ihn zu.

„Hat überhaupt nicht weh getan“, eröffnete sie das Gespräch.
„Was hat nicht weh getan?“
„Na du hast mich doch neulich angefahren. Erinnerst du dich?“
„Nein – und wenn schon. Darfst halt nicht so dämlich in der Gegend rum stehen.“
„Hast du einen Computer zuhause? Und eine Mailadresse vielleicht? Ich könnte dir mal was schreiben. Dann schreibst du mir auch was - und so weiter.“
„Ich hab einen. Mach aber nur auf Chat. Die Tussies sind wild auf dumme Sprüche und Gelaber. Melde dich beim Blümchenchat an. Ich bin DarkRider und geb‘s dir gnadenlos, wenn ich dich dort treffe“.

Gundula war überglücklich. Endlich hatte sie einen vorzeigbaren Kandidaten, der sie richtig dumm anquatscht. Die Clique wird sich nicht mehr kriegen, wenn sie erfährt, dass sie es jetzt mit einem groben Kerl im Internet treibt.

Gleich am Abend sicherte sie sich ihren Account beim Blümchenchat, gab sich den Namen AngelSmiles und wartete auf DarkRider, der auch nicht lange auf sich warten ließ.

„Hallo Darky! Bist du neu hier? Willst wohl mal eine aufmischen?“
„Du hast einen zauberhaften Namen, Angel. Wenn Engel zu lächeln beginnen, schmilzt des Winters weiße Pracht und gülden ergießt sich der Sonne warme Strahlen auf Wiesen und Bäche. Der Schleier der Nacht gibt dann des Tages regen Treibens Raum“.
„Rede keinen Blödsinn, Dark. Mach deinem Namen mal Ehre und zeig mir wo der Hammer hängt!“
„Meine glühenden Wangen und das Pochen meines Herzens könnten dir verraten, dass der Gedanke an einen lächelnden Engel meinen Geist verwirrt, und meine Seele gelähmt hat.“
„Hast du sie nicht mehr alle? Gib mir die Kante und lass es krachen. Nenn mich wenigstens Flittchen, Tussi oder kleine Nutte und sag mir ein paar Schweinereien. Aber spiel hier nicht das Weichei!“
„Darf ich wagen, dich zu fragen, ob schon ein wackerer Recke dein weiches Haar liebkost, wenn der Tag der Dunkelheit weicht?“

Gundula klappte den Deckel ihres Notebooks zu und lehnte sich resigniert zurück.
Dieses Gelabere kann ich meinen Freundinnen nicht erzählen, dachte sie bei sich. Die lachen mich erst richtig aus. Was hat der denn geraucht?

Tags darauf sah sie Klaus im Gang stehen. Sie hörte, wie er seinen Kumpels erzählte, wie er gestern eine besonders grobe Alte im Chat angemacht habe. Schamlos hätte ihn das Flittchen aufgefordert, dass er ihr Schweinereien schreibt.
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Gundula war einsam. Nicht nur der altmodische Name trug ihr das Gespött ihrer Freundinnen, die durchwegs Mia, Sarah, Sophie oder Lena hießen, ein, sondern auch die Tatsache, dass sich keiner ihrer Klassenkameraden oder der Jungs im Viertel so recht um sie kümmern wollte.

Mia hatte schon einen eigenen Stalker. Er rief sie pausenlos auf dem Handy an, stand stundenlang auf dem Gehweg gegenüber herum und starrte unentwegt zu ihrem Fenster hoch.

Sophie bekam am Tag so ungefähr zehn Mails von einem Jungen, den sie nicht kannte und der sich Tim nannte. Detailliert und unaufgefordert gab er ihr Auskunft über Details von sich, die sie gar nicht wissen wollte. Sie war darüber natürlich zutiefst entrüstet, vergaß trotzdem nie, alles auszudrucken und es den neidischen Freundinnen vor der ersten Schulstunde vorzulesen.

Lena kannte auch einen Jungen aus der Nachbarschaft, der ihr unentwegt folgte und sie heimlich mit seinem Handy fotografierte. Dies blieb ihr natürlich nicht verborgen und sie konnte ihre Freundinnen damit gewaltig beeindrucken.

Gundula war die einzige in der Clique, die noch nicht mitreden konnte. Da war zwar Klaus, der sie mit dem Fahrrad an der Ecke mal erwisch hatte. Anstatt sich aber liebevoll um das am Boden liegende Opfer seiner Rücksichtslosigkeit zu kümmern, lachte er nur und warf ihr ein Papiertaschentuch zur Reinigung der schmutzigen Hände zu. Aber immerhin etwas. Sie konnte am nächsten Tag in der Runde vermelden, dass Klaus das wohl absichtlich getan hätte, um ihr näherzukommen.

Ich will endlich meinen eigenen Stalker, dachte sie bei sich. Aber wer soll es richten? Klaus wäre ja so ein Kandidat. Rücksichtslos, egoistisch, wild und einigermaßen vorzeigbar. Die Girls wären beeindruckt.

Als Klaus eines Tages im Pausenhof hinter einem Baum stand um ein paar schnelle Züge an der Zigarette, die er seinem Alten gestohlen hatte, zu machen, ging sie einfach auf ihn zu.

„Hat überhaupt nicht weh getan“, eröffnete sie das Gespräch.
„Was hat nicht weh getan?“
„Na du hast mich doch neulich angefahren. Erinnerst du dich?“
„Nein – und wenn schon. Darfst halt nicht so dämlich in der Gegend rum stehen.“
„Hast du einen Computer zuhause? Und eine Mailadresse vielleicht? Ich könnte dir mal was schreiben. Dann schreibst du mir auch was, dann antworte ich dir - wird sicher lustig.“
„Ich hab einen. Mach aber nur einen auf Chat. Die Girls sind wild auf dumme Sprüche und Gelaber. Melde dich halt auch an. Ich bin DarkRider und geb‘s dir gnadenlos, wenn ich dich treffe“.

Gundula war überglücklich. Endlich hatte sie einen vorzeigbaren Kandidaten, der sie richtig dumm anquatschen wird. Die Clique wird in Ehrfurcht erstarren, wenn sie erfährt, dass sie es jetzt mit einem groben Kerl im Internet treibt.

Gleich am Abend sicherte sie sich ihren Account beim Blümchenchat, gab sich den Namen AngelSmiles und wartete auf DarkRider, der auch nicht lange auf sich warten ließ.

„Hallo Darky! Bist du neu hier? Hast ja einen wilden Namen. Bist du auch so wild?“
„Dein Name, werte Angel, liest sich hingegen wie Morgentau. Wenn Engel lächeln, schmilzt des Winters weiße Pracht und gülden ergießt sich der Sonne warmer Strahl auf Wiesen und Bäche. Der Schleier der Nacht gibt dann sogleich Raum für das rege Treiben des Tages“.
„Rede keinen Blödsinn, Dark. Mach deinem Namen mal Ehre und zeig mir wo der Hammer hängt!“
„Das Glühen meiner Wangen könnte dir verraten, dass der Gedanke an einen lächelnden Engel mein kleines Herz zum Pochen bringt!“
„Hast du sie nicht mehr alle? Gib mir die Kante und lass es krachen. Nenn mich Flittchen, Tussi oder auch kleine Nutte, so wie du es bei den anderen auch tust und schreib mir ein paar Schweinereien. Aber spiel hier nicht das Weichei, das kannst du besser!“
„Darf ich wagen, dich zu fragen, ob schon ein wackerer Recke dein weiches Haar liebkost, wenn der Tag der Dunkelheit weicht?“

Gundula klappte den Deckel ihres Notebooks zu und lehnte sich resigniert zurück.
Dieses Gelabere kann ich meinen Freundinnen nicht beibringen, dachte sie bei sich. Die lachen mich nur aus. DarkKlaus ist eine Enttäuschung.

Tags darauf sah sie Klaus mit seinen Kumpels im Gang stehen. Sie hörte, wie er entrüstet erzählte, dass er gestern von einer besonders groben Alten im Chat angemacht wurde. Schamlos hätte sie ihn aufgefordert, Schweinereien zu schreiben. Er wisse gar nicht, wie er sich gegen solche Leute im Internet wehren könne.

AngelSmiles hatte an diesem Tag wieder keinen Sensationsbericht und die Hoffnung auf einen eigenen Stalker war erst mal dahin.
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Gundula war einsam. Nicht nur der altmodische Name trug ihr das Gespött ihrer Freundinnen, die durchwegs Mia, Sarah, Sophie oder Lena hießen, ein, sondern auch die Tatsache, dass sich keiner ihrer Klassenkameraden oder der Jungs im Viertel so recht um sie kümmern wollte.

Mia hatte schon einen eigenen Stalker. Er rief sie pausenlos auf dem Handy an, stand stundenlang auf dem Gehweg gegenüber herum und starrte unentwegt zu ihrem Fenster hoch.

Sophie bekam am Tag so ungefähr zehn Mails von einem Jungen, den sie nicht kannte und der sich Tim nannte. Detailliert und unaufgefordert gab er ihr Auskunft über Details von sich, die sie gar nicht wissen wollte. Sie war darüber natürlich zutiefst entrüstet, vergaß trotzdem nie, alles auszudrucken und es den neidischen Freundinnen vor der ersten Schulstunde vorzulesen.

Lena kannte auch einen Jungen aus der Nachbarschaft, der ihr unentwegt folgte und sie heimlich mit seinem Handy fotografierte. Dies blieb ihr natürlich nicht verborgen und sie konnte ihre Freundinnen damit gewaltig beeindrucken.

Gundula war die einzige in der Clique, die noch nicht mitreden konnte. Da war zwar Klaus, der sie mit dem Fahrrad an der Ecke mal umgenietet hatte. Anstatt sich aber liebevoll um das am Boden liegende Opfer seiner Rücksichtslosigkeit zu kümmern, lachte er nur und warf ihr ein Papiertaschentuch zur Reinigung der schmutzigen Hände zu. Aber immerhin etwas. Sie konnte am nächsten Tag in der Runde vermelden, dass Klaus das wohl absichtlich getan hätte, um ihr näherzukommen.

Ich will endlich meinen eigenen Stalker, dachte sie bei sich. Aber wer soll's richten? Klaus wäre ja so ein Kandidat. Rücksichtslos, egoistisch, wild und einigermaßen vorzeigbar. Die Girls wären beeindruckt.

Als sie Klaus eines Tages im Pausenhof hinter einem Baum stehen sah, wie er ein paar schnelle Züge an der Zigarette, die er seinem Alten gestohlen hatte, zu machen, ging sie entschlossen auf ihn zu.

„Hat überhaupt nicht weh getan“, eröffnete sie das Gespräch.
„Was hat nicht weh getan?“
„Na du hast mich doch neulich angefahren. Erinnerst du dich?“
„Nein – und wenn schon. Darfst halt nicht so dämlich in der Gegend rum stehen.“
„Hast du einen Computer zuhause? Eine Mailadresse vielleicht? Ich könnte dir mal was schreiben. Dann schreibst du mir auch was, dann antworte ich dir - wird sicher lustig.“
„Ich hab einen. Mach aber nur auf Chat. Die Girls sind wild auf dumme Sprüche und Gelaber. Melde dich halt an. Ich bin DarkRider und geb‘s dir gnadenlos, wenn ich dich treffe“.

Gundula war überglücklich. Endlich hatte sie einen vorzeigbaren Kandidaten gefunden mit Potential, sie dumm anzuquatschen. Die Clique wird in Ehrfurcht erstarren, wenn sie erfährt, dass sie es jetzt mit einem groben Kerl im Internet treibt.

Gleich am Abend sicherte sie sich ihren Account beim Blümchenchat, gab sich den Namen AngelSmiles und wartete auf DarkRider, der auch nicht lange auf sich warten ließ.

„Hallo Darky! Neu hier? Hast ja einen wilden Namen. Bist du auch so wild?“
„Dein Name, werte Angel, liest sich mir wie des Morgens Tau. Wenn ein Angel smiles, schmilzt des Winters weiße Pracht und gülden ergießt sich der Sonne warmer Strahl auf Wiesen, Bäche und Auen. Der Schleier der Nacht gibt dann sogleich Raum für das rege Treiben des Tages“.
„Rede keinen Blödsinn, Dark. Mach deinem Namen mal Ehre und zeig mir wo der Hammer hängt!“
„Das Glühen meiner Wangen könnte dir verraten, dass der Gedanke an einen lächelnden Engel mein kleines Herz zum Pochen brachte!“
„Hast du sie nicht mehr alle? Gib mir die Kante und lass es krachen. Nenn mich Flittchen, Tussi oder auch kleine Nutte, so wie du es bei den anderen machst und schreib mir ein paar Schweinereien. Aber spiel hier nicht das Weichei, das kannst du besser!“
„Darf ich wagen, dich zu fragen, ob schon ein wack'rer Recke dein weiches Haar liebkost, wenn der Tag der Dunkelheit weicht?“

Gundula klappte den Deckel ihres Notebooks zu und lehnte sich resigniert zurück.
Dieses Gelabere kann ich meinen Freundinnen nicht beibringen, dachte sie bei sich. Die lachen mich nur aus. DarkKlaus ist eine Enttäuschung.

Tags darauf sah sie Klaus mit seinen Kumpels im Gang stehen. Sie hörte, wie er entrüstet erzählte, dass er gestern von einer besonders groben Alten im Chat angemacht wurde. Schamlos hätte sie ihn aufgefordert, Schweinereien zu schreiben. Er wisse gar nicht, wie er sich gegen solche Leute im Internet wehren könne.

AngelSmiles hatte jetzt zwar einen ansprechenden Namen, aber noch lange keinen Sensationsbericht für ihre Freundinnen. Die Hoffnung auf einen eigenen Stalker war auch erst mal dahin.
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Gundula war einsam. Nicht nur der altmodische Name trug ihr das Gespött ihrer Freundinnen, die durchwegs Mia, Sarah, Sophie oder Lena hießen, ein, sondern auch die Tatsache, dass sich keiner ihrer Klassenkameraden oder der Jungs im Viertel so recht um sie kümmern wollte.

Mia hatte schon einen eigenen Stalker. Er rief sie pausenlos auf dem Handy an, stand stundenlang auf dem Gehweg gegenüber herum und starrte unentwegt zu ihrem Fenster hoch.

Sophie bekam am Tag so ungefähr zehn Mails von einem Jungen, den sie nicht kannte und der sich selbst Tim nannte. Detailliert und unaufgefordert gab er ihr Auskunft über Details von sich, die sie gar nicht wissen wollte. Sie war darüber natürlich zutiefst entrüstet, vergaß trotzdem aber nie, alles auszudrucken und es den neidischen Freundinnen vor der ersten Schulstunde vorzulesen.

Lena kannte auch einen Jungen aus der Nachbarschaft, der ihr unentwegt folgte und sie heimlich mit seinem Handy fotografierte. Dies blieb ihr natürlich nicht verborgen und sie konnte ihre Freundinnen damit auch gewaltig beeindrucken.

Gundula war die einzige in der Clique, die noch nicht mitreden konnte. Da war zwar Klaus, der sie mit dem Fahrrad an der Ecke mal umgenietet hatte. Anstatt sich aber sorgsam um das am Boden liegende Opfer seiner Rücksichtslosigkeit zu kümmern, grinste er nur und warf ihr ein Papiertaschentuch zur Reinigung der schmutzigen Hände zu. Aber immerhin etwas. Sie konnte am nächsten Tag in der Runde vermelden, dass Klaus das wohl absichtlich getan hätte, um ihr näherzukommen.

Ich will endlich meinen eigenen Stalker, dachte sie bei sich. Aber wer soll's richten? Klaus wäre ja schon so ein Kandidat. Rücksichtslos, egoistisch, wild und einigermaßen vermittelbar. Die Girls wären beeindruckt.

Als sie Klaus eines Tages im Pausenhof hinter einem Baum stehen sah, gierig an einer Zigarette ziehend, ging sie entschlossen auf ihn zu.

„Hat überhaupt nicht weh getan“, eröffnete sie das Gespräch.
„Was hat nicht weh getan?“
„Na du hast mich doch neulich angefahren. Erinnerst du dich?“
„Nein – und wenn schon. Darfst halt nicht so dämlich in der Gegend rum stehen.“
„Hast du einen Computer zuhause? Eine Mailadresse vielleicht? Ich könnte dir mal was schreiben. Dann schreibst du mir auch was. Ich antworte dir wieder - und so weiter. Wird sicher lustig und macht Spaß.“
„Ich hab einen. Mach aber nur auf Chat. Dort sind alle wild auf dumme Sprüche und Gelaber. Melde dich halt an. Ich bin DarkRider und geb‘s dir gnadenlos, wenn ich dich treffe“.

Gundula war überglücklich. Endlich hatte sie einen vorzeigbaren Kandidaten mit Potential gefunden, sie dumm anzuquatschen. Die Clique wird in Ehrfurcht erstarren, wenn sie erfährt, dass sie es jetzt mit einem groben Kerl im Internet zu tun hat.

Gleich am Abend sicherte sie sich ihren Account beim Blümchenchat, gab sich den Namen AngelSmiles und wartete auf DarkRider, der auch nicht lange auf sich warten ließ.

„Hallo Darky! Neu hier? Hast ja einen wilden Namen. Bist du auch so wild?“
„Dein Name, werte Angel, liest sich mir wie eine Ode an die Liebe. Wenn ein Engel lächelt, schmilzt des Winters weiße Pracht und gülden ergießt sich der Sonne warmer Strahl auf Wiesen, Bäche und Auen. Der Schleier der Nacht gibt dann sogleich Raum für das rege Treiben des Tages“.
„Rede keinen Blödsinn, Dark. Mach deinem Namen mal Ehre und zeig mir wo der Hammer hängt!“
„Das Glühen meiner Wangen könnte dir verraten, dass der Gedanke an dich mein kleines Herz zum Pochen bringt!“
„Hast du sie nicht mehr alle? Gib mir die Kante und lass es krachen. Nenn mich Flittchen, Tussi oder auch kleine Nutte, so wie du es bei den anderen machst und schreib mir ein paar Schweinereien. Aber spiel hier nicht das Weichei, das kannst du besser!“
„Darf ich wagen, dich zu fragen, ob schon ein wack'rer Recke dein weiches Haar liebkost, wenn der Tag der Dunkelheit weichen muss?“

Gundula klappte den Deckel ihres Notebooks zu und lehnte sich resigniert zurück.
Dieses Gelabere kann ich meinen Freundinnen nicht beibringen, dachte sie bei sich. Die lachen mich nur aus. DarkKlaus ist eine Enttäuschung auf der ganzen Linie.

Tags darauf sah sie Klaus mit seinen Kumpels im Gang stehen. Sie hörte, wie er entrüstet erzählte, dass er gestern von einer besonders groben Alten im Chat angemacht wurde. Schamlos hätte sie ihn aufgefordert, Schweinereien zu schreiben. Er wisse gar nicht, wie er sich gegen solche Leute im Internet wehren könne.

AngelSmiles hatte jetzt zwar einen ansprechenden Namen, aber noch lange keinen Sensationsbericht für ihre Freundinnen. Die Hoffnung auf einen eigenen Stalker war auch erst mal dahin.
 
C

carlos wolf

Gast
Hi Ironbiber,

der Dreh mit den vertauschten Rollen im Chat ist wirklich gut.

Die Geschichte ist mir aber im Moment zu brav, so brav wie Gundula. Irgendwie fehlt um diese Chat-Szene und der Hauptfigur Gundula der weitere Explosivstoff, der die Geschichte zum Ende hin in einen Lach- oder Aha-Effekt steigert.

Möglicherweise liegt es daran, dass man anfangs von Gundula nur Mittelmäßigkeit erwartet, sie sich zum Chat hin steigert, leider aber am Schluss wieder in Mittelmäßigkeit versinkt. Die Figur Gundula erfährt in der Story keine Veränderung, z.B. von Mauerblümchen zur Femme fatale.

Vielleicht sollte sie das Chatspiel weiter auf die Spitze treiben. Alle Jungens verrückt machen. Plötzlich redet jeder über dies geile Chattante. Jeder will wissen wer sie ist. Die Jungens übertreffen sich mit ihren Fantasien. Jeder würde gern mit ihr ausgehen. Ein Hype um AngelSmiles ist geboren. Und sie spielt in der Schule weiterhin die graue Maus.

LG
carlos
 
E

eisblume

Gast
Hallo Ironbiber,

der Vorschlag von Carlos hat was, ohne Frage, nur ist es dann nicht mehr die Geschichte, die du erzählen wolltest. Das behaupte ich jetzt einfach mal so, da ich glaube, wenn du die Geschichte anders hättest erzählen wollen, dann hättest du das auch getan.
Der Titel gibt ja schon vor, dass es eben nicht so kommen wird, wie Gundula sich das durch ihr offensives Vorgehen im Chat erhofft hat. So ist die Geschichte angelegt und so funktioniert sie für mich auch.

Gundula war die einzige in der Clique, die noch nicht mitreden konnte.
Hier habe ich mich gefragt, warum das so ist. Nur wegen ihres altmodischen Namens? Den könnte man ja abkürzen oder ihr einen Spitznamen verpassen. Nur weil sie mit diesem altmodischen Namen behaftet ist, muss sie ja nicht zwangsläufig auch altmodisch sein. Mir ist nicht deutlich genug, warum sich die Jungs nicht für sie interessieren. Im Chat scheint sie ja sehr forsch zu sein. Okay, natürlich weiß ich, dass das in der Anonymität einfacher ist, als im realen Leben, aber dennoch könnte ich mir vorstellen, dass sie im RL auch nicht unbedingt auf den Mund gefallen ist. Also muss es etwas geben, warum sie bei den anderen nicht ankommt. Und dieses Etwas erkenne ich nicht. Auch spüre ich bei ihr keine Einsamkeit, eher Neid auf ihre Freundinnen, dass diese eben so angesagt sind.

Lieben Gruß
eisblume
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Hallo Carlos, Hallo Eisblume,

Ihr habt schon recht. Es ist mir nicht gelungen, das in Worte zu kleiden, was ich ausdrücken wollte. Klaus sollte ja zum Stalker gemacht werden. Gundula hat aber durch ihre Offensive das Heft in die Hand genommen und den guten Klaus gewissermaßen selbst „gestalkt“.

Ich wollte zeigen, dass dieses doch sehr aktuelle Thema immer zwei Seiten hat und sich die Vorzeichen schnell umkehren können. Erschwerdend kommt noch hinzu, dass ich Probleme habe, mich in die Gedankenwelt der heutigen "Kiddies" hineinzuversetzen. Da müsste mal einer ran, der in diesem Alter ist und gut vermitteln kann. Bin selbst nicht glücklich über den Verlauf, so wie ich ihn beschrieben habe. Klar ist mir aber geworden, dass eine Satire, die auch einen erhobenem Zeigefinger hat, schwer zu realisieren und dem Leser zu vermitteln ist. Ähnliches habe ich aber schon von Könnern der Materie gelesen, sofort deren Aussage verstanden und den Witz dahinter genossen.

Und da zeigt sich doch deutlich, dass es noch ein weiter Weg ist, im Satirebereich wirklich ein Profi zu sein.

Danke für eure Reflexionen, die mir genau das bestätigt haben, was ich befürchtete – aber auch ich bin hier ja noch am Üben. Ich werde mir überlegen, die Geschichte so umzukonstruieren, dass der Leser neben der Kurzweil auch den gewünschten "aha-Effekt" spürt. Das wird aber nicht leicht.

Danke für eure guten Analysen und Anregungen ... Ironbiber
 
E

eisblume

Gast
Hallo Ironbiber,

es kann sehr gut sein, dass ich, was Satire betrifft, zu wenig bewandert bin.
Bei deinem Text hier war es nun so, dass ich schon durch den Einstiegssatz auf einer ganz anderen Spur war und in Zusammenhang mit Chat den Text ganz anders gelesen habe. Einsamkeit in Verbindung mit Chat empfinde ich als eine sehr traurige Angelegenheit, die mich eher in eine gedrückte Stimmungslage versetzt. Von daher habe ich den satirischen Aspekt, unter dem du die Geschichte eingestellt hast, gar nicht mehr im Blick gehabt.

Ich kann mich natürlich täuschen, meine aber dass dein Einstiegssatz schon der Knackpunkt ist, warum die Geschichte, so wie du sie gedacht hast, nicht funktioniert.


Klaus sollte ja zum Stalker gemacht werden. Gundula hat aber durch ihre Offensive das Heft in die Hand genommen und den guten Klaus gewissermaßen selbst „gestalkt“.
Die Idee ist wirklich gut und ich bin ganz sicher, dass sich das auch satirisch umsetzen lässt - dann aber m.M.n. ohne die Einsamkeit, dafür gerne mit mehr "Biss".

Lieben Gruß
eisblume
 
C

carlos wolf

Gast
Hallo Ironbiber,

die Definition von Stalking nach Wikipedia „… ist das willentliche und wiederholte (beharrliche) Verfolgen oder Belästigen einer Person, deren physische oder psychische Unversehrtheit dadurch unmittelbar, mittelbar oder langfristig bedroht und geschädigt werden kann. …“

Über die Täter Opfer Beziehung wird in Wikipedia weiter ausgeführt „… Wie ein Jäger sammelt ein Stalker Informationen über sein Opfer, um es stellen zu können. Dabei sind aber nicht nur die einzelnen, nachstellenden Handlungen des Täters von Bedeutung, sondern im Besonderen das psychologische Verhältnis zwischen Täter und Opfer. Das unterscheidet das Stalking von anderen, die Selbstbestimmung eines Menschen einschränkenden Handlungen. …“

Die Handlung Deiner Hauptfigur Gundula ist davon weit entfernt. Sie verfolgt und belästigt nicht beharrlich und wiederholt. Sie sammelt auch keine Daten von ihrem Opfer, abgesehen vom Namen des Chats, den sie jedoch direkt vom vermeintlichen Opfer erhält. Ergo würde ich Deine Geschichte nicht in die Stalkingecke stellen. Vielmehr, so wie Du das bereits begonnen hast, würde ich Gundula als Mauerblümchen darstellen, die es im Chat aber faustdick hinter den Ohren hat.

Ich assoziiere mit Deiner Geschichte eine wahre Begebenheit, die mir vor über 30 Jahren passierte. Damals gab es noch das Fernmeldeamt der Dt. Post. Man konnte dort den Auftragsdienst mit einem Weckruf beauftragen. Was ich damals auch tat. Am nächsten Morgen weckte mich eine bezaubernde Frauenstimme. Ich quatschte ein Weilchen mit ihr und verabredete mich mit ihr für den nächsten Nachmittag an der Hauptwache in Frankfurt/M.

In der Zwischenzeit ging mir diese Stimme nicht mehr aus dem Kopf und meine Gehirnwindungen malten die Traumfrau des Lebens auf die Leinwand meiner Fantasie. Mein Körper, sonst eher etwas träge, wurde dadurch so aktiviert, dass ich bereits 30 Minuten vor der Verabredung am Meetingpoint stand.

Das Mädchen war pünktlich. Die Fülle ihres Körpers erschlug meine fantasierte Traumfrau. Sie schleppte genug Substanz mit sich herum, dass es leicht zu drei Traumfrauen gereicht hätte und es wären noch Kilos übrig geblieben. –Ihre Stimme? Ja, die war bezaubernd.

… und heute? "Chattet" man. Aber auch da kann deine mit dir durchgegangene Fantasie Bruchlandung erleiden.
LG
carlos
 
U

USch

Gast
Hallo ironbiber,
Erschwerdend kommt noch hinzu, dass ich Probleme habe, mich in die Gedankenwelt der heutigen "Kiddies" hineinzuversetzen. Da müsste mal einer ran, der in diesem Alter ist und gut vermitteln kann.
Das ist wohl der Kern deines Problems. Ich könnte es auch nicht authentisch beschreiben.
LG USch
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Ich bin mit mir wieder im Reinen

Die Vorahnung von Uwe, dass ich Probleme mit der Gedankenwelt der heutigen Generation habe, trifft wohl zu. Ich werde die Story aber im Hinterkopf behalten und beim Essen, Zähneputzen oder Töpfchensitzen (da bin ich am kreativsten) das Konstrukt gedanklich in eine Altersgruppe verschieben, bei der ich mitreden kann.

Es reizt mich nach wie vor, das, was ich rüberbringen wollte, in eine Satire zu verpacken. Auch möchte ich einen Schluss finden, der den gesamten Verlauf der Story mit einem einzigen gekonnten Satz auf den Kopf stellt - so wie es die Großmeister der Satire vormachen, ohne mich mit ihnen vergleichen zu wollen.

Aber die Facebook-, Twitter- und Chattergeneration lass ich jetzt in Ruhe ihre Runden drehen.

Nochmals Dank an alle … Ironbiber
 



 
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