Es lebe der Sport

itsme

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Ich sags gleich, so ganz viel versteh ich nicht von Fußball. Ich war auch immer der Meinung, man sollte den Jungs auf dem Spielfeld mehr Bälle geben. Das würde mehr Torchancen bedeuten, die einzelnen Spieler hätten mehr Ballkontakt; es wäre sicher interessanter für die Zuschauer. auch ein Stufenmodell könnte ich mir vorstellen. Fällt in der 1. Halbzeit kein Tor, wird in der 2. zuerst mit 2 Bällen, nach weiteren 15 torlosen Minuten mit 3 Bällen usw. gespielt. So ein Elfmeter schießen zum Schluß ist doch unfair.

Ok, was die Niederländer und die Italiener da im Halbfinale durchgezogen haben, ist auch eine Lösung. Mal abgesehen von den Einmischungen Dritter..... Ich bin sicher, die Mannschaften wären auch alleine zu einem Ergebnis gekommen. Ich hab das ja schon in der Nachspielzeit beobachtet. Irgendwas lief da zwischen den holländischen Spielern. Wer nicht gerade aktiv am Spiel beteiligt war, quatschte mit seinen Mitspielern. Dann kam der Abpfiff. Jetzt sollte das Elfmeter schießen die Entscheidung bringen. Das konnte den Holländern nicht gefallen nach 2 verschossenen Elfern.

Jedenfalls liefen die Holländer gemeinsam rüber zu den Italienern, und ihr Kapitän begann seine denkwürdige Rede mit einem Achtung gebietenden: "Hi Jungs!" Und dann: "Ihr ward grottenschlecht. Ihr wollt doch wohl nicht "zufällig" im Elfmeter schießen gewinnen? Wo bleibt euer Stolz? Sich im Strafraum verschanzen kann sogar meine kleine Schwester". Die Italiener schauten sich an. Ihre Kohle war sicher bei der Vatikanbank, aber ohne Ehre würde es schwieriger werden bei den Groupies. "Sag mal, ist deine Schwester blond und hat sie große.....ehm, du weißt schon?", wollte, ich glaub Albertini, noch wissen. "Was schlagt ihr vor?", fragte dieser kleine Italiener mit dem Glatzkopf. "Also ich fände es sportlicher einfach weiter zu spielen, bis ein Tor fällt", entgegnete der Kapitän der Holländer. "Und ihr schafft das sowieso nicht, ihr Spaghettifresser".

Die Italiener bedauerten jetzt sehr, ihre Stiletts nicht dabei zu haben. Sie würden es ihnen zeigen, diesen Kaasköppen. ?Also gut, bringen wirs zu Ende?. Zum Zeichen ihrer Entschlossenheit trommelten sie mit ihren Fäusten auf ihre stolz geschwellten Heldenbrüste, und versuchten dabei furchtbar grimmig auszusehen. ?Ähmmm....wie bringen wir das dem Schiri und den Trainern bei?? ?Wir sagens ihnen einfach. Schließlich haben wir das ganz demokratisch beschlossen?. Joo, das war einsichtig. Der Schiri machte zwar geltend, daß er noch ein date habe, aber er wolle kein Spielverderber sein. Die Trainer hatten auch kein Problem, unter der Bedingung die Sponsorenkrawatten tragen zu dürfen. Etwas Ärger machte die Stadionhausmeistergewerkschaft. Aber als der Freizeitausgleich geregelt war, verstellte der Hausmeister die Zeitschaltuhr für die Sprinkleranlage, und es konnte weitergehen. Der größte Teil der Zuschauer brüllte: ?Oranje boven?, der Rest irgendwas anderes.

Die Mannschaften besannen sich auf ihre Stärken. Die Holländer stürmten, und die Italiener verteidigten. Und das machten sie jeweils ausgezeichnet. In der 270. Spielminute beschwerte sich der gute Toldo, er sei es jetzt leid, und außerdem heiser davon seine Verteidiger zu positionieren. Er verlangte einen Torwartassistenten. Alleine könne er das nicht mehr schaffen. Toldo erhielt seinen Assistenten, und als Ausgleich die Holländer einen weiteren Stürmer. In der 312. Minute dann die Überraschung. Albertini setzte zu einem schnellen Konter an. Ganz alleine lief er in die gegnerische Hälfte. Die Holländer schauten ihm verblüfft hinterher. Nur noch wenige Meter trennten ihn vom Tor der Holländer. Van der Sar hatte seinen Disc Man beiseite gelegt und erwartete ihn. Aber da......gerade noch rechtzeitig, besann sich Albertini seiner Verantwortung. Was, wenn der Torwart den Schuß hielt, und den Ball mit einem weiten Abschlag zurück zum Tor der Italiener beförderte? Er würde nicht schnell genug zurück sein, um die Verteidigung zu stärken. Nein, er würde keinen taktischen Fehler machen. Gekonnt schlug er einen Haken, wechselte zur Verunsicherung des Gegners auf die rechte Seite, und führte den Ball gekonnt zurück in die eigene Hälfte. Die Fans waren außer sich vor Begeisterung.

Die Organisationsleitung der UEFA bewies derweil ihre Flexibilität. Sie hatte Tische und Bänke an den Spielfeldrand bringen lassen. In der 390. Minute wurde das Spiel für eine gemeinsame Stärkung unterbrochen. Mit viel Verhandlungsgeschick hatten die Organisatoren erreicht, daß Mc Doof Spieler, Trainer und Schiris mit Burgern, Pommes und Milchshakes versorgte. Welch ein friedliches Bild lieferten da die TV Kameras in alle Welt. Der Sport vereint eben Menschen. Zum Abschluß des Imbiss gabs auf Wunsch der Italiener Grappa und Espresso. Die Fans auf den Rängen jubelten und schwenkten bunte Mc Doof Wimpel.

Nach einem Bäuerchen ging es frisch gestärkt wieder in den sportlichen Kampf. Beide Mannschaften waren inzwischen durch diverse rote Karten dezimiert. Das wurde allgemein als unfair empfunden. Frische Kräfte von den Reservebänken füllten die Reihen wieder auf. Und weiter gings. Die Holländer stürmten, und die Italiener verteidigten. Einem Ordner am Spielfeldrand kam, wie später in der Pressekonferenz bekannt wurde, so in der 450. Spielminute der Gedanke, es könne womöglich beim 0:0 bleiben.

Hinter den Kulissen war längst die Arbeit der Interessenvertreter angelaufen. Die Hauptsponsoren der Azurri drohten den italienischen TV Anstalten mit Werbestop, falls sie nicht ihren Einfluß, den sie durch Mehrheitsbeteiligungen an der italienischen Pasta Industrie hatten, geltend machen würden. Von ihren Eigentümern darauf hingewiesen, sahen es die Pasta Hersteller als ihre patriotische Pflicht an, etwas zu unternehmen. Sie drohten den niederländischen Pasta Importeuren einen Exportstop für den Fall an, daß durch einen mißlichen Zufall den Niederländern ein Tor gelänge. Nicht auszudenken, die Konsequenzen. Die derart unter Druck gesetzten Importeure wiederum versicherten sich der Unterstützung des niederländischen Europa Ministers, der seinem italienischen Kollegen eine unnachgiebige Haltung bei der Olivenöl Subvention androhte für den Fall, daß durch einen weiten Abschlag des italienischen Torwarts der Ball zufällig im niederländischen Tor landen sollte. Er könne einen so wahrhaft unsportlichen Ausgang nicht hinnehmen.

Ab der 530. Spielminute machte sich eine gewisse Einfallslosigkeit in diesem bisher spannungsgeladenen Spiel bemerkbar. Die meisten Fans auf den Rängen waren eingeschlafen. Trainer und Reservespieler an den Tischen verkosteten ausgiebig die einheimischen Biersorten.

Einer aus der Surinam Fraktion der Holländer war es dann, der den genialen Einfall hatte. In der späteren Pressekonferenz meinte er, es müsse aus dem instinktiven Erbe seiner Vorfahren in sein Bewußtsein gelangt sein. Jedenfalls stand er in einer allgemeinen Pinkelpause neben Delveccio an der Bande und erleichterte sich. ?Hör mal, wenn wir hier so weiterkicken, ist der ganze nächste Tag im A....?, meinte er. Nachdenklich nickte Delveccio. ?Du hast recht. Er schaute auf seine Taschenuhr. ?So ganz lange können wir sowieso nicht mehr. Der Trainer hat für 1000 Uhr ein leichtes Aufwärmtraining angesetzt, und vorher müssen wir noch frühstücken?.

Statt also das Spiel pflichtgemäß wieder aufzunehmen, begann das Palaver unter den Spielern erneut. Die ersten Fans wurden wieder wach, und auch die Trainer schauten schon gelegentlich zum Spielfeld. Die zündende Idee wollten anschließend alle gehabt haben. Man lag sich in den Armen, tauschte die Trikots und feierte den gemeinsamen Sieg. Gemeinsam würden sie ins Endspiel ziehen. Wer wollte denn italienische Verteidigung und holländischen Sturm schlagen? ?Vorbildlich sportlich? war fast uni sono das Echo in den Medien. Sport verbindet eben.
 



 
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