Es war einmal ein König

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Alo Isius

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Es war einmal ein König. Der beherrschte weder sich noch das, was er gerne sein Reich nannte. Vielmehr wurde er beherrscht. Nicht von finsteren, anonymen Mächten draußen im Lande sondern von seinen liebsten und nächsten Anverwandten und Vertrauten: von seiner schönen, klugen und gebildeten Queen, seinen drei ebenso vorzüglich begabten Prinzessinnen sowie von einigen wohlmeinenden Schwägern und Schwägerinnen, Freunden und Bekannten.
Nichts kennzeichnete ’seine Hofhaltung’ so nachhaltig wie die um ihn herum tanzenden, scharwenzelnden, unzähligen Ratgeber, Experten und Besserwisser.
Allein, die unkontrollierbaren Nebenwirkungen all der von allen Seiten unaufgefordert aber hilfsbereit dargereichten Rezepturen für seine Probleme stauten sich in seinem Innersten auf zu einem – wie einige es zu nennen beliebten – höchst explosivem Aggressionspotential; welches weder die wenigen zu fürchten hatten, die ihm gelegentlich wenigstens einmal ein Ohr geliehen hatten, noch die vielen, die er um solche Leihgabe nie angebettelt hatte.
Die große radikale Mehrheit an seinen ’Tafelrunden’ schien ihn zwar irgendwie zu fürchten, zu respektieren, hörte ihm aber kaum zu und beschwätzte in aller Ernsthaftigkeit die eigenen und selbst verständlich aufregendsten Alltagsgeschichtchen weiter... und lies den alten King einen guten Narren sein. Der besoff sich dann in aller Öffentlichkeit und erntete manchmal sogar für seine, in Gesprächspausen eingeflochtenen, älteste Witze sogar manchen, mehr oder weniger freiwilligen Lacher. Und wahr froh, dass er doch nicht ganz allein bei Tische saß.
Manchmal allerdings flüsterte ihm sein Kater zu – derselbe, der ihm einst forsch und gestiefelt geholfen hatte, das Königreich zu erobern –, es wie jener August zu machen und mit seinem Begrüßungstoast beim nächsten Fest abzudanken:
„... nu machter äbn eiern Dräck allene...“.
Und wenn er nicht gestorben ist, dann... wie Märchen halt so enden.
 



 
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