Eugen

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Lio

Mitglied
Eugen

Als die Grillparty ihren Höhepunkt erreicht hatte und beinah alle Gäste tanzten, als Eugen spürte, dass ihm der Alkohol langsam zu Kopf stieg und die Gedanken an Jule verdrängte, als die schwarzäugige, kolumbianische Schönheit ihn wieder von der Tanzfläche aus anblitzte, da beschloss er vom Tisch aufzustehen und sich von der faden Tischgesellschaft seiner deutschen Kollegen zu lösen.Er griff sich sein Bier, ging zur Tanzfläche und schaute den kolumbianischen Pärchen dabei zu, wie sie ausgelassen über die Tanzfläche fegten.

Eugen war kein guter Tänzer. Ungelenk begann er mit der Hüfte zu wippen und musste dabei wieder an Jule denken. Mit ihr hatte er immer gern getanzt. Und überhaupt, alles war mit ihr schön gewesen. Über jeden Quatsch hatten sie zusammen gelacht. Mit ihr hatte er die glücklichsten acht Jahre seines Lebens verbracht. Nie wieder würde er so eine Frau finden. Das wusste Eugen jetzt. Obwohl er erst 28 war.

Eine warme Hand riss ihn aus seinen Gedanken. Zurück kam der laute Cumbia, die tanzende Menge, die schwül-warme Luft. Die Frau von Jím zog ihn auf die Tanzfläche. Wohl damit er nicht so alleine am Rand stand. Sie lächelte ihn freundlich an und legte ihm ihre freie, rechte Hand um die Taille. Eugen strich sich seine langen, dunklen Strähnen aus dem Gesicht, umfasste sie dann ebenfalls, versuchte sich auf die richtige Schrittfolge zu konzentrieren und begann mit ihr zu tanzen. Die Frau von Jím, er hatte ihren Namen vergessen, ließ sich von ihm führen. Sie tanzten in der Mitte der Tanzfläche, während die anderen Paare um sie herumwirbelten.

Ob Jule jetzt mit ihrem Neuen in der Küche saß und Wein trank, so wie sie das immer zusammen gemacht hatten? Vielleicht belegte sie auch gerade das Klo und las einen Roman von Rosamunde Pilcher. Oder sie und ihr Neuer trieben es gerade miteinander. Als sich Eugen das vorstellte, krampfte sich sein Magen zusammen.

Eugen bemerkte nicht, wie die Tanzenden um ihn und seine Tanzpartnerin herum einen großen Kreis gebildet hatten. Seine Tanzpartnerin führte ihn zu einer Stelle des Kreises, wo man ihn rechts und links unterhakte und ging zu Jím, ihrem Mann, um neben ihm zu tanzen. Untergehakt tanzte Eugen zur Mitte des Kreises hin, dann rückwarts gehend wieder nach außen, dann nach rechts und nach links und wieder zur Mitte. Irgendjemand hatte die Musik noch lauter gedreht. Es wurde gejohlt und gelacht und mitgesungen. Dass der hochaufgeschossene Eugen mit ernster und nachdenklicher Miene tanzte, störte keinen. Das kannte man schon von den Deutschen.

Was wohl gewesen wäre, wenn er in Deutschland geblieben wäre? Wenn er nicht die Stelle am Goethe-Institut in Bogotá angenommen hätte? Wären Jule und er dann noch ein Paar? Bestimmt! Was hatte sie ihm damals gesagt? Er müsse das unbedingt machen, weil das seine Chance sei. Natürlich, es war ein großes Wunder gewesen, dass er die Stelle überhaupt bekommen hatte. Ein Magisterabschluss mit Spanisch und Deutsch. Da krähte kein Hahn nach. Aber dass sie ihn hier genommen hatten, war wohl vor allem auf die Empfehlung seines Onkels zurückzuführen gewesen, der am Goethe-Institut in Kyoto lehrte und ihn empfohlen hatte. Warum war Jule auch durch die Prüfung gefallen? Hätte sie diese blöde letzte Prüfung bestanden, wäre sie längst hier und hätte sich nicht einsam und von ihm verlassen gefühlt.

Als sich der Tanzkreis auflöste und alle herum rannten, um sich eine neue Partnerin oder einen neuen Partner für den Paartanz zu suchen, ging Eugen ins Haus, um sich ein weiteres Bier zu holen.

„Ich weiß jetzt, dass ich dich nicht mehr liebe!“ hatte sie am Telefon gesagt. Einfach so hatte sie ihre letzten acht Jahre in den Müll geschmissen. Obwohl sie es nicht gewollt hatte, war er trotzdem nach Deutschland geflogen. Er hatte gedacht, dass sie ihm in die Arme fallen würde, wenn sie ihn wieder vor sich sah. Aber als er mit einem Blumenstrauß vor ihr gestanden war, hatte sie ihn nur der Form wegen umarmt. Sie hatten zusammen einen Kaffee getrunken und sogar zusammen gelacht. Aber am Ende hatte sie wieder gesagt, dass sie ihn nicht mehr liebe. Und dann hatte sie ihm erzählt, dass sie einen neuen Freund hätte.

Eugen fand den Kühlschrank und machte ihn auf. Hier gab es alles: Bier, edlen Weißwein, sogar Champagner. Das hatte es auf den WG-Partys in Berlin nie gegeben. Trotzdem war er damals glücklich gewesen. Er griff sich eines der Cervezas „Club Columbia“ und schloss die Kühlschranktür wieder. Fast erschrak er, als plötzlich die geheimnisvollen, schwarzen Augen der schönen Kolumbianerin vor ihm auftauchten. Sie musste hinter ihm hergegangen sein. Sie lächelte Eugen an und fragte, ob er ihr einen Weißwein einschenken könnte. Eugen begriff nicht. Er sah ihr schönes feingeschnittenes Gesicht, ihre schwarzen Augen, ihre dunklen Locken, aber dachte dabei an Jule. An seine kleine Jule mit dem blonden, dünnen Pferdeschwanz. Ohne ein Wort zu sagen, ging er aus der Küche, aus der Haustür nach draußen und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung, die in einer Jugendstillvilla genau gegenüber vom Justizgebäude lag.
 
B

bluefin

Gast
hallo @lio, ich weiß nicht, ob dich schon jemand begrüßt hat. jedenfalls wünsch ich dir, dass du viel spaß hier drin hast und über den austausch, den du mit allen haben kannst, etwas für dich und deine arbeiten gewinnst.

diese geschichte hier ist sehr routiniert geschrieben - da ist kein komma daneben, kein falscher konjunktiv drin, kein falscher bezug. man liest's durch und sieht's!

leider ist es eine typisch deutsche geschichte geworden, in der zwar viel wert auf detaillierteste zusammenhänge gelegt wird, aber überhaupt nichts darüber vorkommt, was die protagonisten zu besonderen machte. es plätschert so dahin wie die sequenz eines beliebigen deutschen farbfilms aus den 50ern oder 60ern, in dem beim dorffest die tanzfläche immer für den aus der fremde kommenden hauptdarsteller freigemacht wird, wobei die imn kreis herumstehenden aborigines im takt dazu klatschen. und der kummer über das mädel daheim, das mit einem anderen auf und davon ging! so stark noch, dass man den verlockungen der latina widersteht und mitsamt bierflasche zurück in die kummerhöhle flieht...*so(a)p*...

ich finde, liebe(r) @lio, du verkaufst dich hier weit unter wert. dass einer ein williges glutauge wirklich stehen läßt in der fremde, schreit nach plausibilisierung - die gretel daheim ist kein grund, jedenfalls keiner, den der leser nachvollziehen könnte. wer es - umständlich, umständlich - bis nach kolumbien schafft und endlich einen sitzen hat, legt sich unter den gegebenen umständen nicht allein in die kiste, wenn er keinen dachschaden hat. welcher hier vorliegen könnte, erfahren wir leider nicht. vielleicht gibt's demnächst einen erweiterten ansatz?

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Lio

Mitglied
Hi Bluefin,

hach, endlich ´mal eine konstruktive Kritik, dafür danke ich dir sehr!

Du bist der Meinung, dass ich ein Klischee bediene, wenn ich den "verkopften", traurigen Deutschen auf "wild" umhertanzende Lateinamerikaner treffen lassen. Ich glaube, hier hast du Recht. Vielleicht hilft es, wenn ich die Szenen genauer ausführe, naja, zumindest werde ich mir ´was überlegen.

Ich verstehe dich auch, wenn es dir unlogisch erscheint, dass der Protagonist nicht auf das Angebot der Kolombianerin eingeht und stattdessen lieber einsam und allein nach hause trottet. Ich halte seine Reaktion aber dennoch für möglich. Warum sich gleich mit einer anderen trösten? Was wenn die Trennung erst wenige Wochen her ist? Ich denke, hier handelt jeder unterschiedlich. Vielleicht sollte ich ihn aber tatsächlich noch besser motivieren, seinen "Dachschaden" :)-)) noch deutlicher machen, so dass jedem klar wird, warum er lieber alleine bleibt....

Noch ´mal Danke (auch für´s Willkommenheißen)

Lio
 
B

bluefin

Gast
wirst mal ein(e) große(r), @lio...*promise*...

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Lio

Mitglied
Eugen (verändert)

Eugen

Als die Grillparty ihren Höhepunkt erreicht hatte und beinah alle Gäste tanzten, als Eugen spürte, dass ihm der Alkohol langsam zu Kopf stieg und die Gedanken an Jule verdrängte, als die schwarzäugige, kolumbianische Schönheit ihn wieder von der Tanzfläche aus anblitzte, da beschloss er vom Tisch aufzustehen und sich von der faden Tischgesellschaft seiner deutschen Kollegen zu lösen.Er griff sich sein Bier, ging zur Tanzfläche und schaute den kolumbianischen Pärchen dabei zu, wie sie ausgelassen über die Tanzfläche fegten.

Eugen war kein guter Tänzer. Ungelenk begann er mit der Hüfte zu wippen und musste dabei wieder an Jule denken. Mit ihr hatte er immer gern getanzt. Und überhaupt, alles war mit ihr schön gewesen. Über jeden Quatsch hatten sie zusammen gelacht. Mit ihr hatte er die glücklichsten acht Jahre seines Lebens verbracht. Nie wieder würde er so eine Frau finden. Das wusste Eugen jetzt. Obwohl er erst 28 war.

Eine warme Hand riss ihn aus seinen Gedanken. Zurück kam der laute Cumbia, die tanzende Menge, die schwül-warme Luft. Die Frau von Jím zog ihn auf die Tanzfläche. Wohl damit er nicht so alleine am Rand stand. Sie lächelte ihn freundlich an und legte ihm ihre freie, rechte Hand um die Taille. Eugen strich sich seine langen, dunklen Strähnen aus dem Gesicht, umfasste sie dann ebenfalls, versuchte sich auf die richtige Schrittfolge zu konzentrieren und begann mit ihr zu tanzen. Die Frau von Jím, er hatte ihren Namen vergessen, ließ sich von ihm führen. Sie tanzten in der Mitte der Tanzfläche, während die anderen Paare um sie herumwirbelten.

Ob Jule jetzt mit ihrem Neuen in der Küche saß und Wein trank, so wie sie das immer zusammen gemacht hatten? Vielleicht belegte sie auch gerade das Klo und las einen Roman von Rosamunde Pilcher. Oder sie und ihr Neuer trieben es gerade miteinander. Als sich Eugen das vorstellte, krampfte sich sein Magen zusammen.

Eugen bemerkte nicht, wie die Tanzenden um ihn und seine Tanzpartnerin herum einen großen Kreis gebildet hatten. Seine Tanzpartnerin führte ihn zu einer Stelle des Kreises, wo man ihn rechts und links unterhakte und ging zu Jím, ihrem Mann, um neben ihm zu tanzen. Untergehakt tanzte Eugen zur Mitte des Kreises hin, dann rückwarts gehend wieder nach außen, dann nach rechts und nach links und wieder zur Mitte. Irgendjemand hatte die Musik noch lauter gedreht. Es wurde gejohlt und gelacht und mitgesungen. Dass der hochaufgeschossene Eugen mit ernster und nachdenklicher Miene tanzte, störte keinen. Das kannte man schon von den Deutschen.

Was wohl gewesen wäre, wenn er in Deutschland geblieben wäre? Wenn er nicht die Stelle am Goethe-Institut in Bogotá angenommen hätte? Wären Jule und er dann noch ein Paar? Bestimmt! Was hatte sie ihm damals gesagt? Er müsse das unbedingt machen, weil das seine Chance sei. Natürlich, es war ein großes Wunder gewesen, dass er die Stelle überhaupt bekommen hatte. Ein Magisterabschluss mit Spanisch und Deutsch. Da krähte kein Hahn nach. Aber dass sie ihn hier genommen hatten, war wohl vor allem auf die Empfehlung seines Onkels zurückzuführen gewesen, der am Goethe-Institut in Kyoto lehrte und ihn empfohlen hatte. Warum war Jule auch durch die Prüfung gefallen? Hätte sie diese blöde letzte Prüfung bestanden, wäre sie längst hier und hätte sich nicht einsam und von ihm verlassen gefühlt.

Als sich der Tanzkreis auflöste und alle herum rannten, um sich eine neue Partnerin oder einen neuen Partner für den Paartanz zu suchen, ging Eugen ins Haus, um sich ein weiteres Bier zu holen.

„Ich weiß jetzt, dass ich dich nicht mehr liebe!“ hatte sie am Telefon gesagt. Einfach so hatte sie ihre letzten acht Jahre in den Müll geschmissen. Obwohl sie es nicht gewollt hatte, war er trotzdem nach Deutschland geflogen. Er hatte gedacht, dass sie ihm in die Arme fallen würde, wenn sie ihn wieder vor sich sah. Aber als er mit einem Blumenstrauß vor ihr gestanden war, hatte sie ihn nur der Form wegen umarmt. Sie hatten zusammen einen Kaffee getrunken und sogar zusammen gelacht. Aber am Ende hatte sie wieder gesagt, dass sie ihn nicht mehr liebe. Und dann hatte sie ihm erzählt, dass sie einen neuen Freund hätte.

Eugen fand den Kühlschrank und machte ihn auf. Hier gab es alles: Bier, edlen Weißwein, sogar Champagner. Das hatte es auf den WG-Partys in Berlin nie gegeben. Trotzdem war er damals glücklich gewesen. Er griff sich eines der Cervezas „Club Columbia“ und schloss die Kühlschranktür wieder. Fast erschrak er, als plötzlich die geheimnisvollen, schwarzen Augen der schönen Kolumbianerin vor ihm auftauchten. Sie musste hinter ihm hergegangen sein. Sie lächelte Eugen an, hielt ihm ihr Weinglas hin und fragte, ob er ihr Weißwein nachschenken könnte.

Eugen öffnete die Kühlschranktür von neuem, fand den Weißwein und schenkte ihr ein. Sie stießen miteinander an, er mit der Bierflasche, sie mit dem Weinglas. Sie fingen an über dies und das zu reden. Eugen erfuhr, dass sie eine Schwester von Caramela sei, dass sie Carla hieß und, dass Caramela schon von ihm erzählt hätte. Als Eugen nachdenklich nickte, lachte sie und sagte, dass das ja stimmte was Caramela sagte, dass er so ein typischer, schweigsamer Deutscher sei.
Dann kam Jím und ein paar andere Kollegen in die Küche, holten sich neue Getränke und lachten in ihre Richtung. Jím schlug Eugen auf die Schulter und flüsterte ihm zu, dass er da ja einen echt scharfen Fang gemacht habe.

Nachdem sie wieder alleine waren und Eugen ein bisschen erzählt hatte, was er hier so mache und wie ihm Bogotá so gefalle, wusste er nicht mehr was er noch sagen sollte und verfiel deshalb in Schweigen. Carla war sein Schweigen unangenehm, nach einer Weile wollte sie aufstehen und nach draußen gehen, aber Eugen ergriff instinktiv nach ihrer Hand, um sie zurückzuhalten. Das kam für sie so unerwartet, dass sie ihre Hand erst wegzog, sie ihm dann aber, peinlich lachend, wieder hinstreckte. Eugen war selbst überrascht von seinem Vorstoß und fragte, mehr um irgendwas zu sagen, ob sie gemeinsam auf die Tanzfläche gehen wollten.

Draußen schlug ihnen wieder der laute Cumbia entgegen. Hier war inzwischen noch mehr los. Auch die meisten seiner deutschen Kollegen waren nun auf der Tanzfläche.

Eugen achtete beim Tanzen jetzt nicht mehr auf die richtige Schrittfolge. Er versuchte Carla zu drehen, wackelte mit den Schultern und klatschte ausgelassen in die Hände. Irgendwann, bei einem langsameren Lied, begannen sie sich zu küssen. Obwohl Eugen schon ziemlich berauscht war, fiel ihm auf, dass sich ihre Zunge sehr rau anfühlte. „So wie eine Hundezunge“, dachte er, „kein Vergleich zu Jule! Aber das ist doch jetzt auch egal“, dachte er noch und merkte wieder wie sich sein Magen zusammen zog, als er an Jule dachte. „Das ist doch jetzt auch vollkommen egal.“
 

Lio

Mitglied
Eugen (verändert)

Eugen (verändert)

Als die Grillparty ihren Höhepunkt erreicht hatte und beinah alle Gäste tanzten, als Eugen spürte, dass ihm der Alkohol langsam zu Kopf stieg und die Gedanken an Jule verdrängte, als die schwarzäugige, kolumbianische Schönheit ihn wieder von der Tanzfläche aus anblitzte, da beschloss er vom Tisch aufzustehen und sich von der faden Tischgesellschaft seiner deutschen Kollegen zu lösen.Er griff sich sein Bier, ging zur Tanzfläche und schaute den kolumbianischen Pärchen dabei zu, wie sie ausgelassen über die Tanzfläche fegten.

Eugen war kein guter Tänzer. Ungelenk begann er mit der Hüfte zu wippen und musste dabei wieder an Jule denken. Mit ihr hatte er immer gern getanzt. Und überhaupt, alles war mit ihr schön gewesen. Über jeden Quatsch hatten sie zusammen gelacht. Mit ihr hatte er die glücklichsten acht Jahre seines Lebens verbracht. Nie wieder würde er so eine Frau finden. Das wusste Eugen jetzt. Obwohl er erst 28 war.

Eine warme Hand riss ihn aus seinen Gedanken. Zurück kam der laute Cumbia, die tanzende Menge, die schwül-warme Luft. Die Frau von Jím zog ihn auf die Tanzfläche. Wohl damit er nicht so alleine am Rand stand. Sie lächelte ihn freundlich an und legte ihm ihre freie, rechte Hand um die Taille. Eugen strich sich seine langen, dunklen Strähnen aus dem Gesicht, umfasste sie dann ebenfalls, versuchte sich auf die richtige Schrittfolge zu konzentrieren und begann mit ihr zu tanzen. Die Frau von Jím, er hatte ihren Namen vergessen, ließ sich von ihm führen. Sie tanzten in der Mitte der Tanzfläche, während die anderen Paare um sie herumwirbelten.

Ob Jule jetzt mit ihrem Neuen in der Küche saß und Wein trank, so wie sie das immer zusammen gemacht hatten? Vielleicht belegte sie auch gerade das Klo und las einen Roman von Rosamunde Pilcher. Oder sie und ihr Neuer trieben es gerade miteinander. Als sich Eugen das vorstellte, krampfte sich sein Magen zusammen.

Eugen bemerkte nicht, wie die Tanzenden um ihn und seine Tanzpartnerin herum einen großen Kreis gebildet hatten. Seine Tanzpartnerin führte ihn zu einer Stelle des Kreises, wo man ihn rechts und links unterhakte und ging zu Jím, ihrem Mann, um neben ihm zu tanzen. Untergehakt tanzte Eugen zur Mitte des Kreises hin, dann rückwarts gehend wieder nach außen, dann nach rechts und nach links und wieder zur Mitte. Irgendjemand hatte die Musik noch lauter gedreht. Es wurde gejohlt und gelacht und mitgesungen. Dass der hochaufgeschossene Eugen mit ernster und nachdenklicher Miene tanzte, störte keinen. Das kannte man schon von den Deutschen.

Was wohl gewesen wäre, wenn er in Deutschland geblieben wäre? Wenn er nicht die Stelle am Goethe-Institut in Bogotá angenommen hätte? Wären Jule und er dann noch ein Paar? Bestimmt! Was hatte sie ihm damals gesagt? Er müsse das unbedingt machen, weil das seine Chance sei. Natürlich, es war ein großes Wunder gewesen, dass er die Stelle überhaupt bekommen hatte. Ein Magisterabschluss mit Spanisch und Deutsch. Da krähte kein Hahn nach. Aber dass sie ihn hier genommen hatten, war wohl vor allem auf die Empfehlung seines Onkels zurückzuführen gewesen, der am Goethe-Institut in Kyoto lehrte und ihn empfohlen hatte. Warum war Jule auch durch die Prüfung gefallen? Hätte sie diese blöde letzte Prüfung bestanden, wäre sie längst hier und hätte sich nicht einsam und von ihm verlassen gefühlt.

Als sich der Tanzkreis auflöste und alle herum rannten, um sich eine neue Partnerin oder einen neuen Partner für den Paartanz zu suchen, ging Eugen ins Haus, um sich ein weiteres Bier zu holen.

„Ich weiß jetzt, dass ich dich nicht mehr liebe!“ hatte sie am Telefon gesagt. Einfach so hatte sie ihre letzten acht Jahre in den Müll geschmissen. Obwohl sie es nicht gewollt hatte, war er trotzdem nach Deutschland geflogen. Er hatte gedacht, dass sie ihm in die Arme fallen würde, wenn sie ihn wieder vor sich sah. Aber als er mit einem Blumenstrauß vor ihr gestanden war, hatte sie ihn nur der Form wegen umarmt. Sie hatten zusammen einen Kaffee getrunken und sogar zusammen gelacht. Aber am Ende hatte sie wieder gesagt, dass sie ihn nicht mehr liebe. Und dann hatte sie ihm erzählt, dass sie einen neuen Freund hätte.

Eugen fand den Kühlschrank und machte ihn auf. Hier gab es alles: Bier, edlen Weißwein, sogar Champagner. Das hatte es auf den WG-Partys in Berlin nie gegeben. Trotzdem war er damals glücklich gewesen. Er griff sich eines der Cervezas „Club Columbia“ und schloss die Kühlschranktür wieder. Fast erschrak er, als plötzlich die geheimnisvollen, schwarzen Augen der schönen Kolumbianerin vor ihm auftauchten. Sie musste hinter ihm hergegangen sein. Sie lächelte Eugen an, hielt ihm ihr Weinglas hin und fragte, ob er ihr Weißwein nachschenken könnte.

Eugen öffnete die Kühlschranktür von neuem, fand den Weißwein und schenkte ihr ein. Sie stießen miteinander an, er mit der Bierflasche, sie mit dem Weinglas. Sie fingen an über dies und das zu reden. Eugen erfuhr, dass sie eine Schwester von Caramela sei, dass sie Carla hieß und, dass Caramela schon von ihm erzählt hätte. Als Eugen nachdenklich nickte, lachte sie und sagte, dass das ja stimmte was Caramela sagte, dass er so ein typischer, schweigsamer Deutscher sei.
Dann kam Jím und ein paar andere Kollegen in die Küche, holten sich neue Getränke und lachten in ihre Richtung. Jím schlug Eugen auf die Schulter und flüsterte ihm zu, dass er da ja einen echt scharfen Fang gemacht habe.

Nachdem sie wieder alleine waren und Eugen ein bisschen erzählt hatte, was er hier so mache und wie ihm Bogotá so gefalle, wusste er nicht mehr was er noch sagen sollte und verfiel deshalb in Schweigen. Carla war sein Schweigen unangenehm, nach einer Weile wollte sie aufstehen und nach draußen gehen, aber Eugen ergriff instinktiv nach ihrer Hand, um sie zurückzuhalten. Das kam für sie so unerwartet, dass sie ihre Hand erst wegzog, sie ihm dann aber, peinlich lachend, wieder hinstreckte. Eugen war selbst überrascht von seinem Vorstoß und fragte, mehr um irgendwas zu sagen, ob sie gemeinsam auf die Tanzfläche gehen wollten.

Draußen schlug ihnen wieder der laute Cumbia entgegen. Hier war inzwischen noch mehr los. Auch die meisten seiner deutschen Kollegen waren nun auf der Tanzfläche.

Eugen achtete beim Tanzen jetzt nicht mehr auf die richtige Schrittfolge. Er versuchte Carla zu drehen, wackelte mit den Schultern und klatschte ausgelassen in die Hände. Irgendwann, bei einem langsameren Lied, begannen sie sich zu küssen. Obwohl Eugen schon ziemlich berauscht war, fiel ihm auf, dass sich ihre Zunge sehr rau anfühlte. „So wie eine Hundezunge“, dachte er, „kein Vergleich zu Jule! Aber das ist doch jetzt auch egal“, dachte er noch und merkte wieder wie sich sein Magen zusammen zog, als er an Jule dachte. „Das ist doch jetzt auch vollkommen egal.“
 
B

bluefin

Gast
was, liebe(r) lio, möchtest du mit deiner geschichte eigentlich zum ausdruck bringen? dass eine südamerikanerin viel zu rau ist, um einen treuen deutschmann auf vernünftige gedanken und weg von seiner treulosen gretel zu bringen?

man würde gern begreifen, warum der junge ununterbrochen an eine jule denkt, wenn ihm doch das weib den hof macht (der inirekte dialog mit dem mädel klingt so hölzern, dass deren vorgeblich raue zunge dagegen wie ein samtkissen wirkt).

du willst wahrscheinlich gefühle beschreiben und beschreibst doch nur details, die ziemlich unwichtig sind. wie das loch wirklich aussieht, das der junge in der seele hat, und wie groß seine angst davor ist, sie mit etwas völlig fremdem auszustopfen, erfahren wir nicht. du erzählst sozusagen "um den heißen brei herum".

erfahrungsgemäß kommen die gedanken, die du dem ziemlich langweiligen protagonisten zuschreibst, immer erst hinterher. post coitum omnium animal triste non ante...

vieleicht geb ich dir besser ein beispiel aus der malerei: wenn man eine herbstzeitlose so abbilden möchte, dass man das gift in ihr erkennt, darf man nicht die ganze wiese mitsamt dem baum und dem darauf herumwieselnden kleiber zeichnen: sowas machen nur knipser. schreib nicht, als ob du mit einer gießkanne unterwegs wärst, die eine ganze rabatte zu versorgen hätte, sondern nimm nur ein paar tropfen und bring die genau dorthin, wo das pflänzchen keimt, auf das es (dir) ankommt. dann wächst's über alles andere empor.

vielleicht magst du mal http://www.youtube.com/watch?v=Dszlw_kzNbc&feature=related und dir von natasha musikalisch erklären lassen, worauf's beim "schreiben" wirklich ankommt. sie ist eine ganz coole und kann's viel besser sagen als ein stinkender walfisch.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
hallo lio!

ich sehe es ganz ähnlich wie bluefin: der text ist gut und glatt zusammengefügt. aber die gedanken an jule wirken, als seien sie nur aufgesetzt - so, als müsse er sie denken, weil es sich irgendwie so gehört. weil man ja nicht einfach weitergehen kann...
vielleicht ist diese verklemmung ja einer der gründe (oder der grund), warum es mit jule nix geworden ist. doch dann könnte man diesen aspekt noch ein klein wenig genauer heraus schälen.

trotzdem eine hübsche geschichte!

lg C.
 

Lio

Mitglied
Hi Bluefin und eenemenetekel,

ich verstehe was ihr meint. Das ist wahrscheinlich mit das schwierigste am Schreiben: eine Figur lebendig werden zu lassen. Na gut, ich werde mich noch einmal mit Eugen und seiner Position zu Jule außeiandersetzen.

Die Kritik hier im Forum ist trotz Internetanonymität echt konstruktiv! Find ich super!

Lio
 
B

bluefin

Gast
ich glaube nicht, @lio, dass du bei dem gewählten genre mit "figuren" und noch mehr details weiter kommst. es geht im prinzip doch um nichts als liebe, gepaart mit so genanntem heimweh. da bräuchz keine riesigen verpackungskartons mit gottweißwas für schleiferln drauf - am ende findet dann nämlich, so wie hier, keiner mehr das mazipanschweinchen, auf das es (dir) eigentlich ankommt.

konstruktiver tipp: lass deinen eugen nur "er" sein und das mädchen eine, die nicht nur fremd ist wie das land, sondern die auch so riecht und sich so anfühlt. und lass die teutsche (gedanklich) dazwischenkommen nicht als leuchtendes gestirn an einem fernen horizont der verklärten erinnerung, sondern als hexe, die sie ist: sie versaut dem wehleidenden über kontinente hinweg den aufbruch zu neuen ufern.

hör auf natashas worte. übersetzen muss ich sie ja nicht - sie sagt nichts anderes als bluefin, nur tausend mal besser.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Lio

Mitglied
Eugen (verändert)

Jetzt musste er doch wieder an Anna denken. Wie sie immer zusammen getanzt hatten und er dabei so glücklich gewesen war. Wie sollte er sich vorstellen, dass sie das nie mehr machen würden? Wieder spürte Eugen wie ihm schummrig wurde. Er hatte seit beinah drei Wochen nicht mehr geschlafen, immer nur ein paar Stunden zwischendurch, weil er ständig an Anna denken musste. Seitdem sie ihm am Telefon gesagt hatte, dass sie ihn nicht mehr liebe, dachte er eigentlich immer an sie. Vor allem nachts, aber auch bei der Arbeit und beim Essen, eigentlich immer.

Jetzt stand er hier am anderen Ende der Welt, schaute den Kolumbianern beim Tanzen zu, hatte einen guten Job und das alles, aber lief umher wie ein halbtoter Zombie. Seine Kollegen hatten schon gefragt, ob alles in Ordnung sei. Aber denen wollte er nichts sagen. Er kannte sie ja kaum.

Wenn Anna sagen würde, dass sie es noch einmal versuchen wollte mit ihm, würde er den Koffer packen und sofort zu ihr kommen. Aber Anna wollte ihn ja nicht mehr.

Eugen bemerkte die Kolumbianerin, die sich von ihrem Tanzpartner gelöst hatte und lächelnd auf ihn zugegangen war, erst, als sie vor ihm stand. Ihm fielen ihre schwarzen Augen auf und die kleine, gerade Nase. Wie es so sei, am Rand der Tanzfläche zu stehen und dabei zuzusehen, wie alle Spaß hätten, fragte sie. Eugen sammelte sich und antwortete ihr, dass es 1. Unhöflich sei ihm zu unterstellen, dass er keinen Spaß habe und, dass sie 2., nicht wissen könne, ob hier jeder Spaß hatte. Daraufhin drehte er sich um und ging ins Haus, um sich ein neues Bier zu holen.

„Ich weiß jetzt, dass ich dich nicht mehr liebe!“, hatte Anna am Telefon gesagt. Einfach so, als ob sie ihm durchgebe, was er zum Abendessen einkaufen sollte.
„Aber warum hast du denn nie ´was gesagt?“ hatte er immer wieder gerufen, während sie ihm erzählt hatte, dass sie sich einsam gefühlt habe und verzweifelt war wegen den ganzen Prüfungen.
„Weil du so weit weg bist und ich dich nicht belasten wollte!“, hatte sie ihm erklärt und dann hatte sie ihm noch gesagt, dass es da jetzt einen anderen gab. Eugen hatte den Hörer auf die Gabel geknallt und war zur ihr geflogen, weil er sich sicher war, dass sie ihre Meinung ändern würde, wenn er vor ihr stand.

Aber als er mit einem Strauß Rosen vor ihrer Wohnung aufgetaucht war, war sie nicht da gewesen. Stattdessen hatte er von ihrem neuen Mitbewohner erfahren, dass sie gerade bei Paul sei. Und als er gefragt hatte, wer das sei, dieser Paul, hatte ihm der Mitbewohner erzählt, dass das eben ihr neuer Freund wäre.

Da war er noch einigermaßen ausgeschlafen gewesen, weil er im Flugzeug ganz gut geschlafen hatte. Aber nachdem er sie angerufen hatte und sie tatsächlich vor ihm gestanden war, nach so langer Zeit und ihn dabei so fremdartig angeguckt hatte, da war ihm schon alles klar gewesen.
Sie hatten Kaffe getrunken und am Ende hatte sie ihm gesagt, dass sie jetzt in Paul verliebt sei. Da hatte sich sein Magen so richtig schlimm zusammengezogen und er war aufs Klo gegangen und hatte sich gegen die Oberarme geboxt, um seinem Frust irgendwie Luft zu machen.

Auf dem Rückflug hatte das dann angefangen mit dem Schlafproblem. Die ganzen 12 Stunden lang hatte er auf die graue Plastikabdeckung über sich gestarrt und sich gefragt, was das eigentlich für eine beschissene Welt war, in der er lebte.


Im Kühlschrank in der Küche fand Eugen ein neues Bier der Marke „Club Columbia“. Er hatte kaum den ersten Schluck getan, da kam die Kolumbianerin in die Küche, stellte sich vor ihn hin und fragte, was er sich eigentlich einbilde, sie einfach so stehen zu lassen.
„Das macht man nicht mit einer Señorita“, rief sie und sah ihn böse an.
Eugen stellte fest, dass die Kolumbianerin sehr hübsch war, wie sie so vor ihm stand, die Stirn des eigentlich fröhlichen Gesichts in Falten gelegt mit den böse blitzenden Augen. Aber sie hatte Recht. Er entschuldigte sich bei ihr und sagte, dass es ihm Leid tue, das er unfreundlich gewesen war.

Als sie fragte, ob sie sich setzen sollten, stimmte Eugen zu, obwohl er lieber alleine geblieben wäre. Sie setzten sich an die kleine Bar in der Küche und sie erzählte ihm, dass sie Carla hieße und die Schwester von Caramela sei. Sie sagte, dass Caramela schon von ihm erzählt habe, dem schweigsamen, mysteriösen Deutschen. Dabei schnitt sie eine Fratze, die Eugen, zu seinem eigenen Erstaunen, zum Lächeln brachte.
„Der bleiche Deutsche kann ja doch lächeln!“, rief sie daraufhin und freute sich wirklich. Sie fragte Eugen, ob er nicht seine Familie vermisse und Eugen antwortete ihr, dass es natürlich nicht leicht sei hier allein zu leben. So weit weg von der Familie, den Freunden und allen.
Daraufhin schwiegen sie eine Weile und dann fragte sie „Ob ihn seine Freundin denn nicht vermisse?“. Da wurde Lio wieder so schummrig, weil er an Anna dachte, seine schöne Anna, die ihn nicht mehr liebte. Er antwortete, dass das wohl nicht der Fall sei und schluckte dabei ein wenig.

„Und du? Liebst du sie noch?“, fragte das Mädchen daraufhin. Eugen schaute auf und stellte fest, dass sie ihn ganz ohne Hintergedanken fragte, ihn sogar traurig ansah dabei und deshalb rief er:
„Ja, eigentlich schon!“ und wiederholte: „Ja, verdammt noch mal!“, dabei merkte er wie sich seine Stimme überschlug, was bestimmt lächerlich klang, so weibisch, aber was ihm in diesem Moment egal war. Und dann erzählte er dem fremden Mädchen, dass er schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr schlafen könne, weil er immer an Anna denken musste, dass er sie über alles liebe, weil sie auf alles eine kluge Antwort wüsste und dass ihre Augen blauer als das Meer seien und er sich mit ihr die dämlichsten Hollywoodkomödien angucken könnte und dabei totlachen könnte, dass sie doch schon so viel zusammen durchgemacht hätten und sie doch jetzt nicht einfach so Schluss machen könnte, dass sie doch etwas besonderes hätten, verdammt nochmal, und er sich überhaupt nicht erklären könnte, was auf einmal los sei mit ihr.

Nachdem Eugen das alles gesagt hatte, kam er sich ganz ausgelaugt vor. Er sagte zu Carla, dass er sich so wie ein randvolles Waschbecken gefühlt habe und sie jetzt sozusagen den Stöpsel gezogen hätte.
Dann entschuldigte er sich noch bei ihr, dass er sie mit seinem Mist belastet hätte und dankte ihr gleichzeitig, dass sie ihm zugehört hatte. Aber sie sagte, dass ihre Schwester genau so sei und daraufhin mussten beide lachen.
Carla fragte, ob er nach draußen gehen wollte, aber Eugen wollte nicht. Er sagte, dass sie ruhig gehen sollte, dass er vielleicht nachkomme, vielleicht aber auch nicht, aber dass man sich ja bestimmt wieder treffen würde, weil ihre Schwester bei ihm am Institut sei.

Nachdem sie nach draußen gegangen war, dachte Eugen noch ein paar Minuten darüber nach, dass er diesem fremden Mädchen gerade sein ganzes Herz ausgeschüttet hatte. Dann überkam ihn eine Art Schwächeanfall. Er wurde ganz zittrig und hatte das Gefühl er müsse sich übergeben. Mühsam stand er auf, stakte wackelig nach draußen, um sich ein Taxi zu rufen und endlich` mal wieder auszuschlafen.
 

Lio

Mitglied
Das ist jetzt eigentlich eine andere Geschichte, aber ich bin zufrieden. Danke für eure Hilfe (vor allem dir Bluefin)!!!
 
da haste ja wirklich einiges verändert. schön! eugen erinnert mich jetzt ein wenig an "herr lehmann", wie er so in gedanken vor sich hin flucht und eingeschnappt rumsteht...

2 kleine dinge:
Er entschuldigte sich bei ihr und sagte, dass es ihm Leid tue, [blue]das[/blue] er unfreundlich gewesen war.
Da wurde [blue]Lio[/blue] wieder so schummrig, weil er an Anna dachte, seine schöne Anna, die ihn nicht mehr liebte.
gefällt mir!

lg C.
 

Lio

Mitglied
Eugen (verändert)

Jetzt musste er doch wieder an Anna denken. Wie sie immer zusammen getanzt hatten und er dabei so glücklich gewesen war. Wie sollte er sich vorstellen, dass sie das nie mehr machen würden? Wieder spürte Eugen wie ihm schummrig wurde. Er hatte seit beinah drei Wochen nicht mehr geschlafen, immer nur ein paar Stunden zwischendurch, weil er ständig an Anna denken musste. Seitdem sie ihm am Telefon gesagt hatte, dass sie ihn nicht mehr liebe, dachte er eigentlich immer an sie. Vor allem nachts, aber auch bei der Arbeit und beim Essen, eigentlich immer.

Jetzt stand er hier am anderen Ende der Welt, schaute den Kolumbianern beim Tanzen zu, hatte einen guten Job und das alles, aber lief umher wie ein halbtoter Zombie. Seine Kollegen hatten schon gefragt, ob alles in Ordnung sei. Aber denen wollte er nichts sagen. Er kannte sie ja kaum.

Wenn Anna sagen würde, dass sie es noch einmal versuchen wollte mit ihm, würde er den Koffer packen und sofort zu ihr kommen. Aber Anna wollte ihn ja nicht mehr.

Eugen bemerkte die Kolumbianerin, die sich von ihrem Tanzpartner gelöst hatte und lächelnd auf ihn zugegangen war, erst, als sie vor ihm stand. Ihm fielen ihre schwarzen Augen auf und die kleine, gerade Nase. Wie es so sei, am Rand der Tanzfläche zu stehen und dabei zuzusehen, wie alle Spaß hätten, fragte sie. Eugen sammelte sich und antwortete ihr, dass es 1. Unhöflich sei ihm zu unterstellen, dass er keinen Spaß habe und, dass sie 2., nicht wissen könne, ob hier überhaupt alle Spaß hätten. Daraufhin drehte er sich um und ging ins Haus, um sich ein neues Bier zu holen.

„Ich weiß jetzt, dass ich dich nicht mehr liebe!“, hatte Anna am Telefon gesagt. Einfach so, als ob sie ihm durchgebe, was er zum Abendessen einkaufen sollte.
„Aber warum hast du denn nie ´was gesagt?“ hatte er immer wieder gerufen, während sie ihm erzählt hatte, dass sie sich einsam gefühlt habe und verzweifelt war wegen den ganzen Prüfungen.
„Weil du so weit weg bist und ich dich nicht belasten wollte!“, hatte sie ihm erklärt und dann hatte sie ihm noch gesagt, dass es da jetzt einen anderen gab. Eugen hatte den Hörer auf die Gabel geknallt und war zur ihr geflogen, weil er sich sicher war, dass sie ihre Meinung ändern würde, wenn er vor ihr stand.

Aber als er mit einem Strauß Rosen vor ihrer Wohnung aufgetaucht war, war sie nicht da gewesen. Stattdessen hatte er von ihrem neuen Mitbewohner erfahren, dass sie gerade bei Paul sei. Und als er gefragt hatte, wer das sei, dieser Paul, hatte ihm der Mitbewohner erzählt, dass das eben ihr neuer Freund wäre.

Da war er noch einigermaßen ausgeschlafen gewesen, weil er im Flugzeug ganz gut geschlafen hatte. Aber nachdem er sie angerufen hatte und sie tatsächlich vor ihm gestanden war, nach so langer Zeit und ihn dabei so fremdartig angeguckt hatte, da war ihm schon alles klar gewesen.
Sie hatten Kaffe getrunken und am Ende hatte sie ihm gesagt, dass sie jetzt in Paul verliebt sei. Da hatte sich sein Magen so richtig schlimm zusammengezogen und er war aufs Klo gegangen und hatte sich gegen die Oberarme geboxt, um seinem Frust irgendwie Luft zu machen.

Auf dem Rückflug hatte das dann angefangen mit dem Schlafproblem. Die ganzen 12 Stunden lang hatte er auf die graue Plastikabdeckung über sich gestarrt und sich gefragt, was das eigentlich für eine beschissene Welt war, in der er lebte.


Im Kühlschrank in der Küche fand Eugen ein neues Bier der Marke „Club Columbia“. Er hatte kaum den ersten Schluck getan, da kam die Kolumbianerin in die Küche, stellte sich vor ihn hin und fragte, was er sich eigentlich einbilde, sie einfach so stehen zu lassen.
„Das macht man nicht mit einer Señorita“, rief sie und sah ihn böse an.
Eugen stellte fest, dass sie sehr hübsch war, wie sie so vor ihm stand, die Stirn des eigentlich fröhlichen Gesichts in Falten gelegt mit den böse blitzenden Augen. Aber sie hatte Recht. Er entschuldigte sich bei ihr und sagte, dass es ihm Leid tue, das er unfreundlich gewesen war.

Als sie fragte, ob sie sich setzen sollten, stimmte Eugen zu, obwohl er lieber alleine geblieben wäre. Sie setzten sich an die kleine Bar in der Küche und sie erzählte ihm, dass sie Carla hieße und die Schwester von Caramela sei. Sie sagte, dass Caramela schon von ihm erzählt habe, dem schweigsamen, mysteriösen Deutschen. Dabei schnitt sie eine Fratze, die Eugen, zu seinem eigenen Erstaunen, zum Lächeln brachte.
„Der bleiche Deutsche kann ja doch lächeln!“, rief sie daraufhin und freute sich wirklich. Sie fragte Eugen, ob er nicht seine Familie vermisse und Eugen antwortete ihr, dass es natürlich nicht leicht sei hier allein zu leben. So weit weg von der Familie, den Freunden und allen.
Daraufhin schwiegen sie eine Weile und dann fragte sie „Ob ihn seine Freundin sich denn nicht nach ihm sehne?“. Da wurde Eugen wieder so schummrig, weil er an Anna dachte, seine schöne Anna, die ihn nicht mehr liebte. Er antwortete, dass das wohl nicht der Fall sei und schluckte dabei ein wenig.

„Und du? Liebst du sie noch?“, fragte das Mädchen daraufhin. Eugen schaute auf und stellte fest, dass sie ihn ganz ohne Hintergedanken fragte, ihn sogar traurig ansah dabei und deshalb rief er:
„Ja, eigentlich schon!“ und: „Ja, verdammt noch mal!“, dabei merkte er wie sich seine Stimme überschlug, was bestimmt lächerlich klang, so weibisch, aber was ihm in diesem Moment egal war. Und dann erzählte er dem fremden Mädchen, dass er schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr schlafen könne, weil er immer an Anna denken musste, dass er sie über alles liebe, weil sie auf alles eine kluge Antwort wüsste und dass ihre Augen blauer als das Meer seien und er sich mit ihr die dämlichsten Hollywoodkomödien angucken könnte und dabei totlachen würde, dass sie doch schon so viel zusammen durchgemacht hätten und sie doch jetzt nicht einfach so Schluss machen könnte, dass sie doch etwas besonderes hätten, verdammt nochmal, und er sich überhaupt nicht erklären könnte, was auf einmal los sei mit ihr.

Nachdem Eugen das alles gesagt hatte, kam er sich ganz ausgelaugt vor. Er sagte zu Carla, dass er sich so wie ein randvolles Waschbecken gefühlt habe und sie jetzt sozusagen den Stöpsel gezogen hätte.
Dann entschuldigte er sich noch bei ihr, dass er sie mit seinem Mist belastet hätte und dankte ihr gleichzeitig dafür, dass sie ihm zugehört hatte. Aber sie sagte, dass ihre Schwester genau so sei und daraufhin mussten beide lachen.
Carla fragte, ob er nach draußen gehen wollte, aber Eugen wollte nicht. Er sagte, dass sie ruhig gehen sollte, dass er vielleicht nachkomme, vielleicht aber auch nicht, aber dass man sich ja bestimmt wieder treffen würde, weil ihre Schwester bei ihm am Institut sei.

Nachdem sie nach draußen gegangen war, dachte Eugen noch ein paar Minuten darüber nach, dass er diesem fremden Mädchen gerade sein ganzes Herz ausgeschüttet hatte. Dann überkam ihn eine Art Schwächeanfall. Er wurde ganz zittrig und hatte das Gefühl er müsse sich übergeben. Mühsam stand er auf, stakte wackelig nach draußen, um sich ein Taxi zu rufen und endlich` mal wieder auszuschlafen.
 

Lio

Mitglied
Eugen (verändert)

Jetzt musste er doch wieder an Anna denken. Wie sie immer zusammen getanzt hatten und er dabei so glücklich gewesen war. Wie sollte er sich vorstellen, dass sie das nie mehr machen würden? Wieder spürte Eugen wie ihm schummrig wurde. Er hatte seit beinah drei Wochen nicht mehr geschlafen, immer nur ein paar Stunden zwischendurch, weil er ständig an Anna denken musste. Seitdem sie ihm am Telefon gesagt hatte, dass sie ihn nicht mehr liebe, dachte er eigentlich immer an sie. Vor allem nachts, aber auch bei der Arbeit und beim Essen, eigentlich immer.

Jetzt stand er hier am anderen Ende der Welt, schaute den Kolumbianern beim Tanzen zu, hatte einen guten Job und das alles, aber lief umher wie ein halbtoter Zombie. Seine Kollegen hatten schon gefragt, ob alles in Ordnung sei. Aber denen wollte er nichts sagen. Er kannte sie ja kaum.

Wenn Anna sagen würde, dass sie es noch einmal versuchen wollte mit ihm, würde er den Koffer packen und sofort zu ihr kommen. Aber Anna wollte ihn ja nicht mehr.

Eugen bemerkte die Kolumbianerin, die sich von ihrem Tanzpartner gelöst hatte und lächelnd auf ihn zugegangen war, erst, als sie vor ihm stand. Ihm fielen ihre schwarzen Augen auf und die kleine, gerade Nase. Wie es so sei, am Rand der Tanzfläche zu stehen und dabei zuzusehen, wie alle Spaß hätten, fragte sie. Eugen sammelte sich und antwortete ihr, dass es 1. Unhöflich sei ihm zu unterstellen, dass er keinen Spaß habe und, dass sie 2., nicht wissen könne, ob hier überhaupt alle Spaß hätten. Daraufhin drehte er sich um und ging ins Haus, um sich ein neues Bier zu holen.

„Ich weiß jetzt, dass ich dich nicht mehr liebe!“, hatte Anna am Telefon gesagt. Einfach so, als ob sie ihm durchgebe, was er zum Abendessen einkaufen sollte.
„Aber warum hast du denn nie ´was gesagt?“ hatte er immer wieder gerufen, während sie ihm erzählt hatte, dass sie sich einsam gefühlt habe und verzweifelt war wegen den ganzen Prüfungen.
„Weil du so weit weg bist und ich dich nicht belasten wollte!“, hatte sie ihm erklärt und dann hatte sie ihm noch gesagt, dass es da jetzt einen anderen gab. Eugen hatte den Hörer auf die Gabel geknallt und war zur ihr geflogen, weil er sich sicher war, dass sie ihre Meinung ändern würde, wenn er vor ihr stand.

Aber als er mit einem Strauß Rosen vor ihrer Wohnung aufgetaucht war, war sie nicht da gewesen. Stattdessen hatte er von ihrem neuen Mitbewohner erfahren, dass sie gerade bei Paul sei. Und als er gefragt hatte, wer das sei, dieser Paul, hatte ihm der Mitbewohner erzählt, dass das eben ihr neuer Freund wäre.

Da war er noch einigermaßen ausgeschlafen gewesen, weil er im Flugzeug ganz gut geschlafen hatte. Aber nachdem er sie angerufen hatte und sie tatsächlich vor ihm gestanden war, nach so langer Zeit und ihn dabei so fremdartig angeguckt hatte, da war ihm schon alles klar gewesen.
Sie hatten Kaffe getrunken und am Ende hatte sie ihm gesagt, dass sie jetzt in Paul verliebt sei. Da hatte sich sein Magen so richtig schlimm zusammengezogen und er war aufs Klo gegangen und hatte sich gegen die Oberarme geboxt, um seinem Frust irgendwie Luft zu machen.

Auf dem Rückflug hatte das dann angefangen mit dem Schlafproblem. Die ganzen 12 Stunden lang hatte er auf die graue Plastikabdeckung über sich gestarrt und sich gefragt, was das eigentlich für eine beschissene Welt war, in der er lebte.


Im Kühlschrank in der Küche fand Eugen ein neues Bier der Marke „Club Columbia“. Er hatte kaum den ersten Schluck getan, da kam die Kolumbianerin in die Küche, stellte sich vor ihn hin und fragte, was er sich eigentlich einbilde, sie einfach so stehen zu lassen.
„Das macht man nicht mit einer Señorita“, rief sie und sah ihn böse an.
Eugen stellte fest, dass sie sehr hübsch war, wie sie so vor ihm stand, die Stirn des eigentlich fröhlichen Gesichts in Falten gelegt mit den böse blitzenden Augen. Aber sie hatte Recht. Er entschuldigte sich bei ihr und sagte, dass es ihm Leid tue, das er unfreundlich gewesen war.

Als sie fragte, ob sie sich setzen sollten, stimmte Eugen zu, obwohl er lieber alleine geblieben wäre. Sie setzten sich an die kleine Bar in der Küche und sie erzählte ihm, dass sie Carla hieße und die Schwester von Caramela sei. Sie sagte, dass Caramela schon von ihm erzählt habe, dem schweigsamen, mysteriösen Deutschen. Dabei schnitt sie eine Fratze, die Eugen, zu seinem eigenen Erstaunen, zum Lächeln brachte.
„Der bleiche Deutsche kann ja doch lächeln!“, rief sie daraufhin und freute sich wirklich. Sie fragte Eugen, ob er nicht seine Familie vermisse und Eugen antwortete ihr, dass es natürlich nicht leicht sei hier allein zu leben. So weit weg von der Familie, den Freunden und allen.
Daraufhin schwiegen sie eine Weile und dann fragte sie „Ob sich seine Freundin denn nicht nach ihm sehne?“. Da wurde Eugen wieder so schummrig, weil er an Anna dachte, seine schöne Anna, die ihn nicht mehr liebte. Er antwortete, dass das wohl nicht der Fall sei und schluckte dabei ein wenig.

„Und du? Liebst du sie noch?“, fragte das Mädchen daraufhin. Eugen schaute auf und stellte fest, dass sie ihn ganz ohne Hintergedanken fragte, ihn sogar traurig ansah dabei und deshalb rief er:
„Ja, eigentlich schon!“ und: „Ja, verdammt noch mal!“, dabei merkte er wie sich seine Stimme überschlug, was bestimmt lächerlich klang, so weibisch, aber was ihm in diesem Moment egal war. Und dann erzählte er dem fremden Mädchen, dass er schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr schlafen könne, weil er immer an Anna denken musste, dass er sie über alles liebe, weil sie auf alles eine kluge Antwort wüsste und dass ihre Augen blauer als das Meer seien und er sich mit ihr die dämlichsten Hollywoodkomödien angucken könnte und dabei totlachen würde, dass sie doch schon so viel zusammen durchgemacht hätten und sie doch jetzt nicht einfach so Schluss machen könnte, dass sie doch etwas besonderes hätten, verdammt nochmal, und er sich überhaupt nicht erklären könnte, was auf einmal los sei mit ihr.

Nachdem Eugen das alles gesagt hatte, kam er sich ganz ausgelaugt vor. Er sagte zu Carla, dass er sich so wie ein randvolles Waschbecken gefühlt habe und sie jetzt sozusagen den Stöpsel gezogen hätte.
Dann entschuldigte er sich noch bei ihr, dass er sie mit seinem Mist belastet hätte und dankte ihr gleichzeitig dafür, dass sie ihm zugehört hatte. Aber sie sagte, dass ihre Schwester genau so sei und daraufhin mussten beide lachen.
Carla fragte, ob er nach draußen gehen wollte, aber Eugen wollte nicht. Er sagte, dass sie ruhig gehen sollte, dass er vielleicht nachkomme, vielleicht aber auch nicht, aber dass man sich ja bestimmt wieder treffen würde, weil ihre Schwester bei ihm am Institut sei.

Nachdem sie nach draußen gegangen war, dachte Eugen noch ein paar Minuten darüber nach, dass er diesem fremden Mädchen gerade sein ganzes Herz ausgeschüttet hatte. Dann überkam ihn eine Art Schwächeanfall. Er wurde ganz zittrig und hatte das Gefühl er müsse sich übergeben. Mühsam stand er auf, stakte wackelig nach draußen, um sich ein Taxi zu rufen und endlich` mal wieder auszuschlafen.
 

Lio

Mitglied
Eugen (verändert)

Jetzt musste er doch wieder an Anna denken. Wie sie immer zusammen getanzt hatten und er dabei so glücklich gewesen war. Wie sollte er sich vorstellen, dass sie das nie mehr machen würden? Wieder spürte Eugen wie ihm schummrig wurde. Er hatte seit beinah drei Wochen nicht mehr geschlafen, immer nur ein paar Stunden zwischendurch, weil er ständig an Anna denken musste. Seitdem sie ihm am Telefon gesagt hatte, dass sie ihn nicht mehr liebe, dachte er eigentlich immer an sie. Vor allem nachts, aber auch bei der Arbeit und beim Essen, eigentlich immer.

Jetzt stand er hier am anderen Ende der Welt, schaute den Kolumbianern beim Tanzen zu, hatte einen guten Job und das alles, aber lief umher wie ein halbtoter Zombie. Seine Kollegen hatten schon gefragt, ob alles in Ordnung sei. Aber denen wollte er nichts sagen. Er kannte sie ja kaum.

Wenn Anna sagen würde, dass sie es noch einmal versuchen wollte mit ihm, würde er den Koffer packen und sofort zu ihr kommen. Aber Anna wollte ihn ja nicht mehr.

Eugen bemerkte die Kolumbianerin, die sich von ihrem Tanzpartner gelöst hatte und lächelnd auf ihn zugegangen war, erst, als sie vor ihm stand. Ihm fielen ihre schwarzen Augen auf und die kleine, gerade Nase. Wie es so sei, am Rand der Tanzfläche zu stehen und dabei zuzusehen, wie alle Spaß hätten, fragte sie. Eugen sammelte sich und antwortete ihr, dass es 1. Unhöflich sei ihm zu unterstellen, dass er keinen Spaß habe und, dass sie 2., nicht wissen könne, ob hier überhaupt alle Spaß hätten. Daraufhin drehte er sich um und ging ins Haus, um sich ein neues Bier zu holen.

„Ich weiß jetzt, dass ich dich nicht mehr liebe!“, hatte Anna am Telefon gesagt. Einfach so, als ob sie ihm durchgebe, was er zum Abendessen einkaufen sollte.
„Aber warum hast du denn nie ´was gesagt?“ hatte er immer wieder gerufen, während sie ihm erzählt hatte, dass sie sich einsam gefühlt habe und verzweifelt war wegen den ganzen Prüfungen.
„Weil du so weit weg bist und ich dich nicht belasten wollte!“, hatte sie ihm erklärt und dann hatte sie ihm noch gesagt, dass es da jetzt einen anderen gab. Eugen hatte den Hörer auf die Gabel geknallt und war zur ihr geflogen, weil er sich sicher war, dass sie ihre Meinung ändern würde, wenn er vor ihr stand.

Aber als er mit einem Strauß Rosen vor ihrer Wohnung aufgetaucht war, war sie nicht da gewesen. Stattdessen hatte er von ihrem neuen Mitbewohner erfahren, dass sie gerade bei Paul sei. Und als er gefragt hatte, wer das sei, dieser Paul, hatte ihm der Mitbewohner erzählt, dass das eben ihr neuer Freund wäre.

Da war er noch einigermaßen ausgeschlafen gewesen, weil er im Flugzeug ganz gut geschlafen hatte. Aber nachdem er sie angerufen hatte und sie tatsächlich vor ihm gestanden war, nach so langer Zeit und ihn dabei so fremdartig angeguckt hatte, da war ihm schon alles klar gewesen.
Sie hatten Kaffe getrunken und am Ende hatte sie ihm gesagt, dass sie jetzt in Paul verliebt sei. Da hatte sich sein Magen so richtig schlimm zusammengezogen und er war aufs Klo gegangen und hatte sich gegen die Oberarme geboxt, um seinem Frust irgendwie Luft zu machen.

Auf dem Rückflug hatte das dann angefangen mit dem Schlafproblem. Die ganzen 12 Stunden lang hatte er auf die graue Plastikabdeckung über sich gestarrt und sich gefragt, was das eigentlich für eine beschissene Welt war, in der er lebte.


Im Kühlschrank in der Küche fand Eugen ein neues Bier der Marke „Club Columbia“. Er hatte kaum den ersten Schluck getan, da kam die Kolumbianerin in die Küche, stellte sich vor ihn hin und fragte, was er sich eigentlich einbilde, sie einfach so stehen zu lassen.
„Das macht man nicht mit einer Señorita“, rief sie und sah ihn böse an.
Eugen stellte fest, dass sie sehr hübsch war, wie sie so vor ihm stand, die Stirn des eigentlich fröhlichen Gesichts in Falten gelegt mit den böse blitzenden Augen. Aber sie hatte Recht. Er entschuldigte sich bei ihr und sagte, dass es ihm Leid tue, das er unfreundlich gewesen war.

Als sie fragte, ob sie sich setzen sollten, stimmte Eugen zu, obwohl er lieber alleine geblieben wäre. Sie setzten sich an die kleine Bar in der Küche und sie erzählte ihm, dass sie Carla hieße und die Schwester von Caramela sei. Sie sagte, dass Caramela schon von ihm erzählt habe, dem schweigsamen, mysteriösen Deutschen. Dabei schnitt sie eine Fratze, die Eugen, zu seinem eigenen Erstaunen, zum Lächeln brachte.
„Der bleiche Deutsche kann ja doch lächeln!“, rief sie daraufhin und freute sich wirklich. Sie fragte Eugen, ob er nicht seine Familie vermisse und Eugen antwortete ihr, dass es natürlich nicht leicht sei hier allein zu leben. So weit weg von der Familie, den Freunden und allen.
Daraufhin schwiegen sie eine Weile und dann fragte sie „Ob sich seine Freundin denn nicht nach ihm sehne?“. Da wurde Eugen wieder so schummrig, weil er an Anna dachte, seine schöne Anna, die ihn nicht mehr liebte. Er antwortete, dass das wohl nicht der Fall sei und schluckte dabei ein wenig.

„Und du? Liebst du sie noch?“, fragte das Mädchen daraufhin. Eugen schaute auf und stellte fest, dass sie ihn ganz ohne Hintergedanken fragte, ihn sogar traurig ansah dabei und deshalb rief er:
„Ja, eigentlich schon!“ und: „Ja, verdammt noch mal!“, dabei merkte er wie sich seine Stimme überschlug, was bestimmt lächerlich klang, so weibisch, aber was ihm in diesem Moment egal war. Und dann erzählte er dem fremden Mädchen, dass er schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr schlafen könne, weil er immer an Anna denken musste, dass er sie über alles liebe, weil sie auf alles eine kluge Antwort wüsste und dass ihre Augen blauer als das Meer seien und er sich mit ihr die dämlichsten Hollywoodkomödien angucken könnte und dabei totlachen würde, dass sie doch schon so viel zusammen durchgemacht hätten und sie doch jetzt nicht einfach so Schluss machen könnte, dass sie doch etwas besonderes hätten, verdammt nochmal, und er sich überhaupt nicht erklären könnte, was auf einmal los sei mit ihr.

Nachdem Eugen das alles gesagt hatte, kam er sich ganz ausgelaugt vor. Er sagte zu Carla, dass er sich so wie ein randvolles Waschbecken gefühlt habe und sie jetzt sozusagen den Stöpsel gezogen hätte.
Dann entschuldigte er sich noch bei ihr, dass er sie mit seinem Mist belastet hätte und dankte ihr gleichzeitig dafür, dass sie ihm zugehört hatte. Aber sie sagte, dass ihre Schwester genau so sei und daraufhin mussten beide lachen.
Carla fragte, ob er nach draußen gehen wollte, aber Eugen wollte nicht. Er sagte, dass sie ruhig gehen sollte, dass er vielleicht nachkomme, vielleicht aber auch nicht, aber dass man sich ja bestimmt wieder treffen würde, weil ihre Schwester bei ihm am Institut sei.

Nachdem sie nach draußen gegangen war, dachte Eugen noch ein paar Minuten darüber nach, dass er diesem fremden Mädchen gerade sein ganzes Herz ausgeschüttet hatte. Dann überkam ihn eine Art Schwächeanfall. Er wurde ganz zittrig und hatte das Gefühl er müsse sich übergeben. Mühsam stand er auf, stakte wackelig nach draußen, um sich ein Taxi zu rufen und endlich` mal wieder auszuschlafen.
 
S

suzah

Gast
hallo lio,
so ganz bin ich mit dieser geschichte nicht einverstandn, wie auch andere kommentare bereits sagten.

besonders dieser absatz stört mich:

"...könne, weil er immer an Anna denken musste, dass er sie über alles liebe, weil sie auf alles eine kluge Antwort wüsste und dass ihre Augen blauer als das Meer seien und er sich mit ihr die dämlichsten Hollywoodkomödien angucken könnte und dabei totlachen würde, dass sie doch schon so viel zusammen durchgemacht hätten und sie doch jetzt nicht einfach so Schluss..."

wenn das alles ist, das ist mir einfach zu wenig für diese große liebe, die er (noch) nicht vergessen kann. über die dämlichen hollywoodkomödien kann man auch mit guten freunden lachen. vielleicht hättest du lieber auf "...so viel zusammen durchgemacht hätten.." eingehen sollen.

liebe grüße suzah
 



 
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