Fakt

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Patrick

Mitglied
Fakt

Wo du bist, das weiß ich nicht,
ob nah oder ganz fern,
du bist die Dunkelheit, das Licht,
mein Untergang, mein Stern.

Du hast die Macht, die keiner hat,
nur du bist sicher, ganz gewiss,
du entreißt des Astes welkes Blatt,
du bist die Fügung und der Riss.

In Zeiten heut, die niemand liebt,
ein jeder möcht vergessen,
das Gute ist, dass es dich gibt,
du bist der Maßstab, du wirst messen.

Wo du bist, das weiß ich nicht,
du machst uns alle gleich,
niemand kennt dein Angesicht,
du machst uns arm und machst uns reich.

Du stehst am Ende, unsichtbar,
ein jeder will verdrängen,
und dennoch bist du immer da,
wenn du uns küsst, wirst du uns hängen.
 
P

Pelikan

Gast
Hallo, Patrick, ich denke dass dies hier ein Gedicht
an Gott ist (Gott, wie man es immer auch verstehen mag)
Es ist schwer etwas dazu zu sagen, denn dieses Gedicht klingt
so sicher, so "wissend" - so gläubig. Ich kann nicht behaupten gänzlich ungläubig zu sein, doch ist es bei mir eher eine Art "Ahnung" in diese Richtung. Schon Dein Titel spricht von Tatsachen, die ich mir nie zutrauen würde zu behaupten, daher weiß ich nicht ob ich mich hier überhaupt äußern sollte. Dennoch zieht mich Dein Gedicht irgendwie an.
Die letzte Strophe allerdings würde ich eher auf den Tod
beziehen - wenn der uns küsst,hängt er uns in jedem Falle.
Unsichtbar ist er, ein jeder möchte ihn verdrängen und da ist er auch überall. Zur zweiten Strophe, letzte Zeile, hätte ich eine Frage: Meinst Du Fügung, oder Füllung, zweiteres als
Gegenstück zum Riss? Zur dritten Strophe hätte ich auch eine Frage: Woher weißt Du, dass die Zeiten heut niemand liebt
und jeder sie vergessen möchte? Vor allem woher willst Du wissen, dass es JEDER tut? Ob man dieses Gedicht nun verbessern könnte/sollte, oder ob es so gut ist wie es ist,
dazu kann ich eigentlich so gut wie nichts sagen, weil ich noch nichtmal weiß, ob ich es einigermaßen richtig verstehe.
Vielleicht sagen jedoch andere etwas Kluges dazu und es erschließt sich mir danach besser.

Bis dato erstmal herzliche Grüße, Pelikan :)
 

Patrick

Mitglied
Hallo Pelikan,

vielen lieben Dank für deine Antwort.

Mein Gedicht handelt tatsächlich, wie du es mit der letzten Strophe vermutet hast, vom Tod. Daher habe ich es mir erlaubt, das Gedicht "Fakt" zu nennen.

In der zweiten Strophe heißt es "Fügung". Damit meine ich die vielen kleinen und großen Ereignisse und Begegnunen des Lebens, die, wenn man sie rückwirkend betrachtet, einen Sinn (oder ein Bild / eine Geschichte) ergeben. Der Riss hebt diese vermutlich auf. Wir wissen ja nicht wirklich, wie es weiter geht...

Die dritte Strophe ist sicherlich etwas provokant, denn ich möchte es mir nicht anmaßen, alle unter einen Kamm zu scheren. Leider übertönen jedoch meist die Schreckensberichte, Klagen und Zukunftsängste die positiven Nachrichten und Perspektiven, die es auch in schwierigen Zeiten gibt.

Viele liebe Grüße

Patrick
 
P

Pelikan

Gast
Hallo, Patrick, jetzt verstehe ich den Titel - nicht um Gott geht es, sondern um den Tod. Dann passt er natürlich!
Zu ein paar Zeilen hätte ich noch Fragen:

1.)
du bist die Dunkelheit, das Licht,
mein Untergang, mein Stern.


"Licht und Stern" meinst Du doch sicher im Sinne des Glaubens?
Im Sinne eines Weiterlebens, sonst könnte es doch kein Licht sein?

2.)
du machst uns arm und machst uns reich.

Ist obiges auch wieder im Sinne des Glaubens? Tod und reich
machen? Im irdischen Sinne kann ich kein "uns reich machen"
finden.


Alles in allem jedoch gefällt mir die letzte Strophe am besten. Sie ist für mich alleine schon ein Gedicht:



Du stehst am Ende, unsichtbar,
ein jeder will verdrängen,
und dennoch bist du immer da,
wenn du uns küsst, wirst du uns hängen.



mit herzlichen Grüßen, Pelikan :)
 

Patrick

Mitglied
Hallo Pelikan,

die Gegensätze haben zwei Bedeutungen:

Erstens wissen wir nicht, was mit dem Tod kommt, ob das Leben einfach vorbei ist oder es irgendwie weitergeht. Ich habe Bücher über Nahtoderfahrungen gelesen, also Berichte von Menschen, die dem Tod von der Schippe gesprungen sind, und hierbei wird immer wieder ein sehr intensives Licht erwähnt. Dunkelheit natürlich im Sinne von Trauer, die wir beim Tod empfinden. Das Ende eines Lebens, der Verlust eines Menschen, die Farbe schwarz etc.

Die zweite Bedeutung aus der Sicht eines Melancholikers, der über den Freitod nachdenkt und hiermit meint, alle Probleme lösen zu können. Er glaubt, die Dunkelheit (die Depression) ist mit dem Tod verschwunden (das Licht als Erlösung). Vergleichbar mit mein Untergang, mein Stern.

Mit arm und reich ist es ebenso. Der Tod nimmt uns das Leben und alles was daran hängt, leitet aber auch eine neue Phase ein, egal wie diese aussieht, und vollendet unser Leben, das mit der Geburt begann. Reich auch aus Sicht des Melancholikers, der sein schweres Paket an Sorgen mit dem Tod zu verlieren meint.

Es freut mich, dass dir die letzte Strophe gefallen hat.

Liebe Grüße

Patrick
 

Ysha

Mitglied
Hallo Patrick,

mir gefällt Dein Gedicht gut, inhaltlich und vom Rhythmus her. Nur an einer Stelle bleibe ich bezüglich des Rhythmus hängen, da ist nach meinem Empfinden der Fluss gestört - vielleicht liegt es auch an den vielen s-Lauten:

Du hast die Macht, die keiner hat,
nur du bist sicher, ganz gewiss,
du entreißt des Astes welkes Blatt,
du bist die Fügung und der Riss.
Ein Vorschlag, wie es anders sein könnte:

Du hast die Macht, die keiner hat,
nur du bist sicher, ganz gewiss,
entreißt dem Ast das welke Blatt
du bist die Fügung und der Riss.

Aber,wie gesagt, Dein Text gefällt mir - gerade weil er den Tod nicht nur bedrohlich und als Feind darstellt.

Liebe Grüße von Ysha
 

Patrick

Mitglied
Hallo Ysha,

es freut mich, dass dir mein Gedicht gefallen hat.

Vielen Dank für deinen Verbesserungsvorschlag.

Liebe Grüße

Patrick
 



 
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