Fallen

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Janosch

Mitglied
Am Abgrund tanzt ein Mädchen sonderbar.
Es falln die Haare schwarz ihr ins Gesicht,
auf Zehen trippelt sie im Abendlicht,
als böte sie dem drohnden Tief sich dar.

Sie summt ein Kinderliedchen vor sich hin:
so zart und rein. Verzerrt die Melodie.
Ihr starrer Blick verharrt in Apathie.
Die Wangen feucht, es tropft und tropft vom Kinn.

Ihr weißes Kleid, zerknittert und verdreckt,
ganz rot befleckt, manch Faser ist noch warm.
Und offne Stellen, Narben, ziern den Arm,
sonst hat sie’s unterm Ärmel schön versteckt.

Doch heute dreht sie sich halbnackt im Kreis -
scheint angezogen doch, vom tiefen Grund.
Da schließt sich mit den Lidern auch ihr Mund,
als er sie packt: sie fällt und fällt ganz leis.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo Janosch

alles in allem schön schauderlich.
Ein paar Sachen gefallen mir nicht so ganz.
Das [blue]"dem drohnden Tief"[/blue] in der ersten Strophe klingt komisch, mehr nach Drohne als drohend. Mein Vorschlag wäre [red]"der nahen Schlucht"[/red].
[blue]"es tropft und tropft vom Kinn"[/blue] Diese Wiederholung kann man vermeiden und den Text interessanter gestalten, z.B. mit [red]"es tropft ihr Blut vom Kinn"[/red].
Die [blue]"Narben"[/blue] in Strophe drei würde ich in [red]"Wunden"[/red] umbenennen, das aktualisiert die Situation.
Warum [blue]"Doch heute"[/blue] in Strophe vier? War das davor nicht auch Gegenwart? Besser gefallen würde mir an der Stelle: [red]"So dreht sie sich verloren dort im Kreis"[/red] dann würde sich das [blue]doch[/blue] in Zeile 2 auch nicht doppeln.
Und zu guter Letzt mein Vorschlag für die Verdopplung in der letzten Zeile: [blue]"sie fällt und stirbt ganz leis"[/blue].

Aber wie gesagt, Story und Stimmung gefallen mir sehr gut und meine Kritik soll nur Anregung sein. :)

Viele Grüße
Thomas
 

Janosch

Mitglied
Am Abgrund tanzt ein Mädchen sonderbar.
Es fallen ihr die Haare ins Gesicht,
auf Zehen trippelt sie im Abendlicht,
als böte sie dem nahen Tief sich dar.

Sie summt ein Kinderliedchen vor sich hin:
so zart und rein. Verzerrt die Melodie.
Ihr starrer Blick verharrt in Apathie.
Die Wangen feucht, es tropft und tropft vom Kinn.

Ihr weißes Kleid, zerknittert und verdreckt,
ganz rot befleckt, manch Faser ist noch warm.
Und offne Stellen, Narben, ziern den Arm,
sonst hat sie’s unterm Ärmel schön versteckt.

Doch heute dreht sie sich halbnackt im Kreis -
scheint angezogen gar, vom tiefen Grund.
Da schließt sich mit den Lidern auch ihr Mund,
als er sie packt: sie fällt und fällt ganz leis.
 

Janosch

Mitglied
hallo sta.tot,

aaalso, erstmal danke für lob und kritik. aus dem "drohnden tief" hab ich "nahen tief" gemacht/ "es tropft und tropft vom kinn" lass ich so, weil es auf mich intensiver und ein bisschen wie in zeitlupe wirkt und außerdem mit der letzten zeile "sie fallt und fällt ganz leis" meiner meinung nach harmoniert/ die narben lass ich auch da, wo sie sind, weil sie auch vorher schon geritzt hat und deswegen sind gleichzeitig neue und alte wunden vorhanden, was die vergangenheitskomponente ins spiel bringt - der leser könnte ahne, dass esschon lange so geht/ die dochdopplung is mir gar nicht aufgefallen, hab aus dem 2. ein "gar" gemacht. klar is es ein bild in der gegenwart, aber die zeile davor "sonst hat sies unterm ärmel schön versteckt" bezieht sich auf die vergangenheit, und "heute" trägt sie halt keinen ärmel, sie kann es wahrsch. nicht mehr länger verstecken, und tanzt halbnackt daher - das "halbnackt" ist mir daher auch sehr wichtig, und dass sie "verloren" ist, müsste der leser eigentlich auch so schon, anhand des bildes herausbekommen, denke und hoffe ich.
also, danke nochmal, du warst mir eine große hilfe, hab ja was geändert. ;)


@ thys: ja? wo holpert es denn genau?

ich grüße euch beide herzlichst
Janosch
 
T

Thys

Gast
Hi Janosch,

ja wo holpern sie denn? Gute Frage. Hab es mir gerade noch einmal duchgelesen und irgendwie komm ich nun durch.
Vielleicht hat gestern auch nur mein Hirn geholpert, weil's zu müde war. Will ich auch nicht ausschließen. Vielleicht hab ich's deswegen auch nur als spontanen Eindruck aufgeschrieben.
Also, vergiss den Holperer. Den Inhalt finde ich aber immer noch gut. Ok, dann holper ich mich jetzt mal vom Acker.

Gruß

Thys
 

Walther

Mitglied
Hallo Ihr Lieben,
es holpert nicht - es ist nur in typischer Janosch-Art etwas verquer formuliert. Das ist eben so und gehört zu seiner Lyrik.
Gewöhnungsbedürftig originell - und meist gut. So auch hier.
Aber nicht brilliant, wie manches, was ich hier schon von Janoschen las. :)
Aber wer sagt das. Ich. Eben. :D
Gruß W.
 

Janosch

Mitglied
ups, walther, dich hab ich ganz übersehn!!! :) freu mich, dass du mich verteidigst und so. kann ja nich alles brilliant sein, was ich schreibe. hahaha. ;-)
viele grüße
Janosch
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Hallo Janosch,

ich habe zu solcher Art Lyrik mal Kästner gelesen. Solltest du auch mal tun. Das Mädchen, das tanzt, herumwirbelt und sich in den Abgrund tanzt. Natürlich ist es jung und schön. Warum sie dies tut, ist des Dichters Geheimnis. Janosch, es ist Kitsch.

Lieben Gruß, Hanna
 
G

Gelöschtes Mitglied 24194

Gast
Hallo Janosch,

ich habe zu solcher Art Lyrik mal Kästner gelesen. Solltest du auch mal tun. Das Mädchen, das tanzt, herumwirbelt und sich in den Abgrund tanzt. Natürlich ist es jung und schön. Warum sie dies tut, ist des Dichters Geheimnis. Janosch, es ist Kitsch.

Lieben Gruß, Hanna
Schau Janosch, es funktioniert auch nach so vielen Jahren.
 
G

Gelöschtes Mitglied 24194

Gast
Manche sind vielleicht zurückhaltender, aber noch zugegen.
 



 
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