Familie

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Tina Fritz

Mitglied
Wir Pauls

Zu uns konnte man keinen Schulfreund einladen, weil es immer unordentlich war. Es gab auch keinen schönen Wohnzimmerschrank mit Nippes darin. Keiner von uns hatte ein fesches Jugendzimmer. Aber dafür gab es immer Hunde, Meerschweinchen und Wellensittiche, die ihr Geschäft auf dem Wohnzimmerteppich hinterließen und denen ständig jemand am hinterher rennen war.

Bei uns gab es massenhaft Zeitungen und Zeitschriften auf Teppichen und Sideboards, Reste von Orangenschalen auf allen erreichbaren Tischen, Verdi oder das Musical Hair aus den Lautsprechern oder Cole Porter so manches Mal.

Bei uns gab es derart viele Bücher, dass sie in Dreierreihen im Regal stehen mussten und man beim Suchen immer ein neues vorfand, massenhaft Kippen und qualmende Zigaretten in Aschenbechern auf fast jedem Schrank. Wir Pauls waren laut und lebendig und wollten nie gehen, Besuch war beliebt und begehrt und man ließ ihn nie ziehen.

Bei uns Pauls wurden exzessive Partys gefeiert mit ganz vielen Diskussionen, Anekdoten und entsprechend viel Alkohol. Wir lieben das Lachen, wohlschmeckendes Essen und können wenig anfangen mit Schweigen und feinem Porzellan.

Bei uns gibt es keine Frottierhandtücher passend zum Waschlappen, nie die entsprechende Bettdecke zum Kissen und mindestens fünf verschiedene Bestecksorten im Schrank.

Wir Pauls fuhren mit Vorliebe drei Stunden ins Wochenende im Mercedes, Porsche, VW nach Rothenburg, Heidelberg und Bad Mergentheim hin, und fuhren nach drei Stunden Schnitzel essen gern wieder streitend zurück.

Wir Pauls waren gut in der Schule und trotzdem faul, wir gaben gute Ratschläge und folgten keinem davon. Wir Pauls hatten nie unser Turnzeug dabei oder das Richtige an.

Schon eine komische Familie, die Pauls!
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo
und herzlich Willkommen auf der Lupe.

Ich will ehrlich sein, habe lange überlegt, ob ich deinen Text freischalte, wobei mir besonders der letzte Satz "quer" lag, hätte ich doch hier so etwas wie:
" Ja, wir sind schon eine komische Familie, aber bestimmt trotzdem völlig normal und liebenswert. Oder?"erwartet.

Na, mal sehen, was deine anderen Mitstreiter dazu sagen werden.

LG Franka
 
hallo tina!
und ebenfalls herzlich willkommen!

frankas kommentar hat es wohl schon angedeutet: es fällt - zumindest mir - schwer, die intention deiner "geschichte" nachzuvollziehen.
es wird eine familie beschrieben. gut. diese ist etwas "unaufgeräumt". gut. aber das sind nur bilder, die ohne zusammenhang präsentiert werden. es gibt keine handlung, keine pointe.
vielleicht hattest du es ja genau darauf angelegt und wolltest lediglich einen kurzen eindruck vermitteln - dann aber wäre es mir immernoch zu oberflächlich skizziert.

ein wenig näher heran:
Zu uns konnte man keinen Schulfreund einladen, weil es immer unordentlich war. Es gab auch keinen [blue]schönen Wohnzimmerschrank mit Nippes[/blue] darin.
ich weiß nicht, ob das ein kriterium hinsichtlich des einladens oder nicht-einladens von schulfreunden ist.
[blue](Aber dafür) Stattdessen[/blue] gab es immer Hunde, Meerschweinchen und Wellensittiche, die ihr Geschäft auf dem Wohnzimmerteppich [blue](hinterließen) verrichteten[/blue] und denen ständig jemand [blue]am hinterher rennen war[/blue] [blue](das ist wohl dialektal? für mich klingt es sehr unschön.)[/blue].
Bei uns gab es massenhaft Zeitungen und Zeitschriften auf Teppichen und Sideboards, Reste von Orangenschalen auf allen [blue](erreichbaren) (bzw.: auf allen trotz des durcheinanders erreichbaren)[/blue] Tischen, Verdi oder das Musical Hair aus den Lautsprechern oder Cole Porter so manches Mal.
Wir Pauls waren laut und lebendig und wollten nie gehen, [blue]Besuch war beliebt und begehrt[/blue] und man ließ ihn nie ziehen.
das beißt sich mit der aussage des ersten satzes, finde ich.
Bei uns Pauls wurden exzessive Partys gefeiert mit ganz vielen Diskussionen, Anekdoten und entsprechend viel Alkohol. Wir [blue]lieben[/blue] das Lachen, wohlschmeckendes Essen und [blue]können[/blue] wenig anfangen mit Schweigen und feinem Porzellan.
hier wechselt plötzlich die zeitform.
aber "können wenig anfangen mit Schweigen und feinem Porzellan" ist hübsch gesagt!
Bei uns [blue]gibt[/blue] es keine Frottierhandtücher passend zum Waschlappen, nie die entsprechende Bettdecke zum Kissen und mindestens fünf verschiedene Bestecksorten im Schrank.
zeitform.
Wir Pauls fuhren mit Vorliebe drei Stunden ins Wochenende im Mercedes, Porsche, VW nach Rothenburg, Heidelberg und Bad Mergentheim [blue]hin[/blue],
das kleine "hin" ist sooo weit weg von seinem verb und fühlt sich verlassen. ;)
und fuhren nach drei Stunden [blue]Schnitzel essen[/blue] gern wieder streitend zurück.
klingt nicht gut.
[blue]Wir Pauls waren gut in der Schule und trotzdem faul[/blue], wir gaben gute Ratschläge und folgten keinem davon. Wir Pauls hatten nie unser Turnzeug dabei oder das Richtige an.
andersherum erschiene es mir logischer: wir pauls waren zwar faul, aber trotzdem gut in der schule.
Schon eine komische Familie, die Pauls!
hmm, falls du das ironisch meinst, ergibt sich das nicht wirklich aus dem vorangehenden...

ich denke, du musst deinen text noch einmal stark überarbeiten und ihn mit irgendetwas wie einer (meinetwegen nicht tiefschürfenden, aber verständlichen) aussage versehen. falls ich eine solche hier nur nicht erkannt habe, bitte ich um aufklärung! ;)

lieb grüßend, C.
 
D

DerKleinePrinz

Gast
Guten Tag Tina Fritz,

auch von mir ein herzliches Willkommen auf der Lupe! Wenn du gestattest, werde ich deinen Text gleich mal unter selbige nehmen.

Ich kann Franka verstehen, ich glaube an einem schlechten Tag hätte ich den Text nach dem ersten Absatz weggeklickt und mich geärgert, meine Zeit damit verbracht zu haben. Aber ich hoffe solche Tage kommen nicht häufig vor im Leben.

Ich bin der Meinung, dein Text erzeugt beim Leser (also nicht nur bei mir) eine Art "angeödete Stimmung". Keinerlei Spannung vermagst du aufzubauen, eigentlich besteht die Geschichte nur aus Beschreibungen, und selbst die sind mangelhaft ausgeführt.

Zu uns konnte man keinen Schulfreund einladen, weil es immer unordentlich war. Es gab auch keinen schönen Wohnzimmerschrank mit Nippes darin. Keiner von uns hatte ein fesches Jugendzimmer. Aber dafür gab es immer Hunde, Meerschweinchen und Wellensittiche, die ihr Geschäft auf dem Wohnzimmerteppich hinterließen und denen ständig jemand am hinterher rennen war.
Hier könnte ich mich als geneigter Leser natürlich fragen, warum man zu euch keinen Schulfreund einladen konnte. Das habe ich beim ersten Lesen auch getan, bedauerlicherweise wird mir diese Frage noch im selben Satz beantwortet! Wenn du Spannung erzeugen willst, dann solltest du das auf jeden Fall nicht tun!
Du könntest z.B. so beginnen:

Einsam war es bei uns im Haus. Wie oft saß ich allein in meinem Zimmer und betete, dass Ulrike, ...

Es ist wichtig, dass ich als Leser eine Beziehung zu vorhandenen Figuren im Text entwickeln kann.

Beim beginn deines Textes hatte ich aber nicht an deinen Text gedacht, sondern ich dachte über dich nach, wie alt du bist und inwiefern man dirmit Kritik weiterhelfen kann. Ist das der Fall, würde ich den Text sofort in die häusliche Klinik verschieben.

Deinen Text brauche ich garnicht weiter in seine Einzelteile zerlegen, denn im Grunde ist er überall genau so wie der erste Absatz.

Das ist ein Text ohne Leben, welcher mit dem letzten Satz seine (traurige) Krönung bekommt.

Es wäre in meinen Augen ratsam, wenn du dir viele andere Texte durchlesen würdest, am besten von bekannten und guten Autoren und von denen ein bisschen zu lernen. Gib deinen Texten Leben Tina!

Liebe Grüße
Der Kleine Prinz*
 

Tina Fritz

Mitglied
Bewerbung

Liebe Kritiker,

danke für eure Zeit und die Mühe, die ihr aufgebracht habt, um mir eine Reflexion für meinen Text zu liefern. Ich versuche, mich zu verbessern. Der Text entstand in einem Kurs für Autobiographisches Schreiben. Er ist sehr impulsiv geschrieben und unter Zeitnot. Ich habe auch andere Texte, die sehr nüchtern konzipiert wurden, aber ich bewarb mich mit diesem, weil ich damit schon viel Lob eingeheimst habe und weil er so kurz ist.

Gruß,
Tina
 



 
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