Das gefürchtete Kind
Axel Schreiber und sein Kollege Tom Hermann fuhren ausnahmsweise Mal zusammen zur Arbeit in die Klinik. Sie machten noch vorher bei einer nicht gerade apetittanregenden Imbissbude Halt, um noch schnell ein Frühstück zu sich zu nehmen, denn als Arzt ging es Tom im Gegensatz zu seinem neugewonnenem Freund, dem Kinderpsychologen, morgens immer hektisch zu. Er fand nie die nötige Zeit, um seinen Tisch zu decken und in einen wohlbelegten Brötchen hineinzubeissen. Und eine Frau an seiner Seite, die für ihn das erledigen könnte, hatte er auch nicht.
Axel war erst vor drei Wochen nach Kupenacht gezogen, einen sehr kleinen und nicht bekannten Dorf an der westlichen Grenze. Davor lebte er in Düsseldorf, jedoch war die Großstadt zu chaotisch für ihn. Er glaubte, nur an einem ruhigen Ort ein glückliches Leben führen zu können und Kupenacht schien ihm genau richtig zu sein.
Tom bot seinem Kollegen einen Kaffee auf seinen Kosten an.
Zunächst lehnte es Axel ab. Er war ein oberflächlicher Mensch, gefiel ihm die Imbissbude mit seinen dreckigen Fenstern und halbherunterleiernden Neonschildern nicht, so konnte er auch nichts von den hier angeboten Speisen halten.
\"Ach du meine Güte!\", stieß Tom aus, \"Ich sehe schon, Sie müssen noch so einiges lernen. Hier in Kupenacht ist nicht alles so, wie es zu ein scheint. Trinken Sie wenigstens einen Schluck, Sie werden sehen, es wird der beste Kaffee sein, den Sie je getrunken haben.\"
Axel, der zwar oberflächlich war, aber nicht wählerisch, beharrte nicht mehr länger auf seinen Widerstand und nippte vorsichtig an dem Becher. Dabei war nicht zu entgehen, wie er sein Gesicht zu einer angewiderten Mine verzog, obwohl er noch keinen Schluck genommen hatte.
Tom fand wohl diese Szene, die ihm anbot, sehr unterhaltsam, er lachte laut auf wie ein Ochse.
\"Und? Wie schmeckst?\", fragte er anschließend.
\"Also, ich kann mich wirklich nicht beschweren.\", antwortete Axel und scheute sich nicht mehr den Kaffee in sich hineinzuschütteln, \"Wir sollten uns lieber Mal wieder auf dem Weg machen.\"
Mit vollgestopften Mund stimmte ihm Tom zu und und bezahlte dem Betreiber der Imbissbude schnell noch die Rechnung.
Die Klinik befand sich auf der anderen Seite des Dorfes. Die Dorfbewohner waren Stolz auf ihre Klinik, denn ihr kleines Dorf mit gerade Mal 500 Einwohnern war das einzige Dorf, dass eine hochmoderne Klinik besaß. Die Fahrt dauerte nur eine halbe Stunde. Tom stellte den Wagen auf einem für ihn reservierten Parkplatz ab, bevor er und sein Kollege durch den Haupteingang die Klinik betraten.
Doch irgendetwas war heute anders als sonst! In den Gängen liefen keine Ärzte und Patienten umher, hinter dem Informationsstand saß keine einzige Krankenschwester und die Warteräume waren bis auf den letzten Platz leer. Kurz gesagt: Die Klinik, in der ansonsten nur so von Menschen wimmelte, schien menschenleer zu sein!
\"Was ist denn hier los?\", fragte Axel seinen Kollegen.
Doch dieser antwortete nicht, stattdessen packte er seinen Arm, zog ihn hinter sich her und schrie: \"Beeilung, schnell, schnell!\"
Jetzt verstand Axel gar nichts mehr. Hatte Tom denn den Verstand verloren?
\"Wohin bringen Sie mich hin?\"
\"In den Bunker!\", war die Antwort.
Wie Bitte?, dachte Axel, habe ich mich gerade verhört?
Toms Schritte verlangsamten sich allmählich, bis er plötzlich vor einer Tür stehen blieb, die aussah wie der Eingang in den Besenkammer.
Er klopfte heftig an die Tür, als würde ihn jemand verfolgen, der ihn gleich zu nahe kommen würde.
\"Macht sofort die Tür auf! Ich bin es, Doktor Hermann.\"
Von der Innenseite war nun metalliges Quietschen zu hören, wie bei der Öffnung einer Schleuse. Axel war verwirrt. Befand sich dahinter tatsächlich ein Bunker? Und wenn ja, wofür?
Die Tür begann sich langsam zu öffnen. Als nun ein riesengroßer Raum gefüllt mit hunderten von Leuten dahinter zum Vorschein kam, glaubte Axel im falschem Film zu sein.
Tom griff wieder seinen Arm und zerrte ihn durch die Tür. Der Raum war nur von einem gedämpften Licht beleuchtet, das von kleinen, runden Glühbirnen an der Wand ausgesendet wurde.
Schnell wurde die Tür wieder hinter Tom zu gemacht und verriegelt.
\"Was geht hier vor?\", fragte Axel verärgert, als diese ganze Sache ihm zu Kopf gestiegen war, \"Wovor verstecken wir uns hier?\"
Die anderen tauschten verständnislose Blicke untereinander aus.
\"Wenn das ein Scherz sein soll, dann finde ich es ganz und gar nicht lustig!\", sagte Axel mit vorwurfsvollem Ton.
\"Sie wissen noch nichts davon?\", fragte eine alte zerbrechliche Frau, offensichtlich eine Patientin, die von einer Krankenschwester gestützt wurde.
\"Wovon weiß ich noch nichts?\"
\"Von diesem Kind.\", begann nun auch jene Krankenschwester.
\"Was? Moment mal...\", Axel kniff seine Augen zu, als wollte er seine Gedanke sammeln, \"Wollt ihr mir sagen, wir verstecken uns hier vor einem Kind?\"
\"So ist es.\", antwortete Tom, \"Aber es ist kein gewöhnliches Kind. Dieses hier ist eine Bestier, ein Dämon, vor dem man sich schützen sollte. Jeder, der ihm wehtut, ist totgeweiht!\"
Axel schaute ihn mit einem ungläubigen Blick an. Er konnte nicht glauben, was er da zu hören bekam.
\"Was erzählen Sie denn da? Echt, Sie sollten sich wirklich Mal selber reden hören. Das ist doch verrückt! Warum sollte jemand totgeweiht sein, nur weil man einem Kind wehtut?\"
\"Weil es so ist. Es hat seinen Eltern den Genick gebrochen, weil sie ihm seine Lieblingsspielzeuge weggenommen haben, seine spätere Pflegefamilie wurde auch mit einem Genickbruch aufgefunden und bei seiner zweiten Pflegefamilie war es genauso. Man hatte erkannt, dass das Kind was damit zu tun hatte. Ein Therapeut sollte herausfinden, inwieweit es in diesen Todesfällen verwickelt war. Kurze Zeit später wurde auch dieser tot aufgefunden, ebenfalls mit einem Genickbruch. Nach diesem Vorfall hat man das Kind unter einem Vorwand tief in den Wald gebracht und ihn dort ausgesetzt. Man traute sich aber nicht es zu töten, weil man fürchtete, selber getötet zu werden.\"
\"Das ist geradezu lächerlich. Ich möchte, dass Sie mich sofort raus lassen.\", bestand Axel darauf.
\"Tut mir Leid, dass können wir nicht. Es wäre reiner Selbstmord, wenn Sie da raus gehen.\", mischte sich ein anderer Arzt in das Gespräch ein.
\"Wenn es so ist, wie Sie sagen, was hat das Kind dann hier verloren? Wie hat es wieder den Weg zum Dorf zurück gefunden?\"
Die anderen schauten verlegen rein.
\"Wir wissen es nicht.\", antwortete Tom, \"Aber das Kind taucht ab und zu im Dorf auf. Wir vermuten, dass es die Leute finden will, die ihn vor zwei Jahren im Wald ausgesetzt haben, um sie zu töten.\"
\"Wie alt is es überhaupt?\"
\"Drei Jahre.\"
Unvermittelt begann Axel wie wild mit seinen Armen in der Luft zu fuchteln und den Kopfd abei heftig zu schütteln.
\"Das geht jetzt wirklich zuweit! Los, los, geht weg da, ich will hier raus.\", schrie er und bahnte sich seinen Weg zur Tür.
\"Tun Sie das nicht!\", riet ihm die alte Frau in fast weinerlicher Stimme, doch Axel ignorierte ihre Warnung und drehte an der Schleusenöffnung. Die Tür sprang auf und er verließ den Buker.
\"Sagen Sie nicht, dass wir Sie nicht gewarnt hätten!\", rief ein anderer Patient ihm zu.
\"Keine Sorge.\", kam von Axel wie aus der Pistole geschossen, \"Das wird nicht nötig sein. Als Kinderpsychologe weiß ich wie mit Kindern umzugehen ist.\"
Dann lief er den Gang entlang und hörte hinter sich wieder das metallige Quietschen der Schleuse. Die Tür wurde wieder verriegelt.
Axel brauchte dringend frische Luft! Offensichtlich war er in ein abergläubisch-fanatisches Dorf gelandet zu sein. Als Axel an einer Kreuzung von Korridoren vorbei kam, blieb er plötzlich stehen. Vor ihm kam ein kleines Kind, die Hände auf der linken Wand gestützt, aufgerichtet zum Vorschein. Zuerst bekam Axel einen kleinen Schreck von dem Kind und hatte Angst vor ihm, was die Folge von der verrückten Geschichte war, die man ihm ins Ohr eingeflöst hatte. Doch dann kniete er sich nieder und streckte willkommenheißend die Hände aus. Das Kind, ein Junge, schien gar nicht so bösartig zu sein, im Gegenteil: Er sah sehr niedlich und einfach zum Knuddeln aus. Er hatte eine leichte Haarpracht in Scheitelfrisur und seine Haut sah sehr rosig aus.
\"Na? Magst du nicht zur Onkel Axel kommen?\", rief Axel zu dem Jungen.
Das Kind lachte fröhlich und tastete die Wand entlang zu seinem neuen \"Onkel\".
Axel nahm den Jungen in die Arme und kitzelte ihn am Bauch.
\"Hör nicht auf diese Verrückte.\", sprach er, \"Sie haben doch nur Angst, Windeln weckseln zu müssen.\"
Nun ergab sich ein Problem. Was sollte Axel mit dem Kind anstellen? Der Polizei konnte er es nicht geben, da sie ja bestimmt wie die anderen Dorfbewohner das Kind für einen Dämon hielt und ihm Schaden würde als zu helfen. Axel entschloss sich, den Jungen zu adoptieren.
Zwei Jahre lang führte er mit dem Kind ein glückliches Leben. In dieser Zeit begann ganz Kupenacht sich zu fragen, ob sie doch nicht all die Jahre im Irrtum befanden, was das Kind anging, obwohl dann einige Fragen zu klären gewesen wären. Doch einen Jahr später verwarfen sie wieder diesen Gedanken und das Fürchten vor dem Kind begann von Neuem. Denn im Sommer, den 17. Juli, wurde Axel Schreiber tot in seinem Bett aufgefunden.
Der gerichtsmedizinische Befund lautete:
Tod durch Genickbruch!
Axel Schreiber und sein Kollege Tom Hermann fuhren ausnahmsweise Mal zusammen zur Arbeit in die Klinik. Sie machten noch vorher bei einer nicht gerade apetittanregenden Imbissbude Halt, um noch schnell ein Frühstück zu sich zu nehmen, denn als Arzt ging es Tom im Gegensatz zu seinem neugewonnenem Freund, dem Kinderpsychologen, morgens immer hektisch zu. Er fand nie die nötige Zeit, um seinen Tisch zu decken und in einen wohlbelegten Brötchen hineinzubeissen. Und eine Frau an seiner Seite, die für ihn das erledigen könnte, hatte er auch nicht.
Axel war erst vor drei Wochen nach Kupenacht gezogen, einen sehr kleinen und nicht bekannten Dorf an der westlichen Grenze. Davor lebte er in Düsseldorf, jedoch war die Großstadt zu chaotisch für ihn. Er glaubte, nur an einem ruhigen Ort ein glückliches Leben führen zu können und Kupenacht schien ihm genau richtig zu sein.
Tom bot seinem Kollegen einen Kaffee auf seinen Kosten an.
Zunächst lehnte es Axel ab. Er war ein oberflächlicher Mensch, gefiel ihm die Imbissbude mit seinen dreckigen Fenstern und halbherunterleiernden Neonschildern nicht, so konnte er auch nichts von den hier angeboten Speisen halten.
\"Ach du meine Güte!\", stieß Tom aus, \"Ich sehe schon, Sie müssen noch so einiges lernen. Hier in Kupenacht ist nicht alles so, wie es zu ein scheint. Trinken Sie wenigstens einen Schluck, Sie werden sehen, es wird der beste Kaffee sein, den Sie je getrunken haben.\"
Axel, der zwar oberflächlich war, aber nicht wählerisch, beharrte nicht mehr länger auf seinen Widerstand und nippte vorsichtig an dem Becher. Dabei war nicht zu entgehen, wie er sein Gesicht zu einer angewiderten Mine verzog, obwohl er noch keinen Schluck genommen hatte.
Tom fand wohl diese Szene, die ihm anbot, sehr unterhaltsam, er lachte laut auf wie ein Ochse.
\"Und? Wie schmeckst?\", fragte er anschließend.
\"Also, ich kann mich wirklich nicht beschweren.\", antwortete Axel und scheute sich nicht mehr den Kaffee in sich hineinzuschütteln, \"Wir sollten uns lieber Mal wieder auf dem Weg machen.\"
Mit vollgestopften Mund stimmte ihm Tom zu und und bezahlte dem Betreiber der Imbissbude schnell noch die Rechnung.
Die Klinik befand sich auf der anderen Seite des Dorfes. Die Dorfbewohner waren Stolz auf ihre Klinik, denn ihr kleines Dorf mit gerade Mal 500 Einwohnern war das einzige Dorf, dass eine hochmoderne Klinik besaß. Die Fahrt dauerte nur eine halbe Stunde. Tom stellte den Wagen auf einem für ihn reservierten Parkplatz ab, bevor er und sein Kollege durch den Haupteingang die Klinik betraten.
Doch irgendetwas war heute anders als sonst! In den Gängen liefen keine Ärzte und Patienten umher, hinter dem Informationsstand saß keine einzige Krankenschwester und die Warteräume waren bis auf den letzten Platz leer. Kurz gesagt: Die Klinik, in der ansonsten nur so von Menschen wimmelte, schien menschenleer zu sein!
\"Was ist denn hier los?\", fragte Axel seinen Kollegen.
Doch dieser antwortete nicht, stattdessen packte er seinen Arm, zog ihn hinter sich her und schrie: \"Beeilung, schnell, schnell!\"
Jetzt verstand Axel gar nichts mehr. Hatte Tom denn den Verstand verloren?
\"Wohin bringen Sie mich hin?\"
\"In den Bunker!\", war die Antwort.
Wie Bitte?, dachte Axel, habe ich mich gerade verhört?
Toms Schritte verlangsamten sich allmählich, bis er plötzlich vor einer Tür stehen blieb, die aussah wie der Eingang in den Besenkammer.
Er klopfte heftig an die Tür, als würde ihn jemand verfolgen, der ihn gleich zu nahe kommen würde.
\"Macht sofort die Tür auf! Ich bin es, Doktor Hermann.\"
Von der Innenseite war nun metalliges Quietschen zu hören, wie bei der Öffnung einer Schleuse. Axel war verwirrt. Befand sich dahinter tatsächlich ein Bunker? Und wenn ja, wofür?
Die Tür begann sich langsam zu öffnen. Als nun ein riesengroßer Raum gefüllt mit hunderten von Leuten dahinter zum Vorschein kam, glaubte Axel im falschem Film zu sein.
Tom griff wieder seinen Arm und zerrte ihn durch die Tür. Der Raum war nur von einem gedämpften Licht beleuchtet, das von kleinen, runden Glühbirnen an der Wand ausgesendet wurde.
Schnell wurde die Tür wieder hinter Tom zu gemacht und verriegelt.
\"Was geht hier vor?\", fragte Axel verärgert, als diese ganze Sache ihm zu Kopf gestiegen war, \"Wovor verstecken wir uns hier?\"
Die anderen tauschten verständnislose Blicke untereinander aus.
\"Wenn das ein Scherz sein soll, dann finde ich es ganz und gar nicht lustig!\", sagte Axel mit vorwurfsvollem Ton.
\"Sie wissen noch nichts davon?\", fragte eine alte zerbrechliche Frau, offensichtlich eine Patientin, die von einer Krankenschwester gestützt wurde.
\"Wovon weiß ich noch nichts?\"
\"Von diesem Kind.\", begann nun auch jene Krankenschwester.
\"Was? Moment mal...\", Axel kniff seine Augen zu, als wollte er seine Gedanke sammeln, \"Wollt ihr mir sagen, wir verstecken uns hier vor einem Kind?\"
\"So ist es.\", antwortete Tom, \"Aber es ist kein gewöhnliches Kind. Dieses hier ist eine Bestier, ein Dämon, vor dem man sich schützen sollte. Jeder, der ihm wehtut, ist totgeweiht!\"
Axel schaute ihn mit einem ungläubigen Blick an. Er konnte nicht glauben, was er da zu hören bekam.
\"Was erzählen Sie denn da? Echt, Sie sollten sich wirklich Mal selber reden hören. Das ist doch verrückt! Warum sollte jemand totgeweiht sein, nur weil man einem Kind wehtut?\"
\"Weil es so ist. Es hat seinen Eltern den Genick gebrochen, weil sie ihm seine Lieblingsspielzeuge weggenommen haben, seine spätere Pflegefamilie wurde auch mit einem Genickbruch aufgefunden und bei seiner zweiten Pflegefamilie war es genauso. Man hatte erkannt, dass das Kind was damit zu tun hatte. Ein Therapeut sollte herausfinden, inwieweit es in diesen Todesfällen verwickelt war. Kurze Zeit später wurde auch dieser tot aufgefunden, ebenfalls mit einem Genickbruch. Nach diesem Vorfall hat man das Kind unter einem Vorwand tief in den Wald gebracht und ihn dort ausgesetzt. Man traute sich aber nicht es zu töten, weil man fürchtete, selber getötet zu werden.\"
\"Das ist geradezu lächerlich. Ich möchte, dass Sie mich sofort raus lassen.\", bestand Axel darauf.
\"Tut mir Leid, dass können wir nicht. Es wäre reiner Selbstmord, wenn Sie da raus gehen.\", mischte sich ein anderer Arzt in das Gespräch ein.
\"Wenn es so ist, wie Sie sagen, was hat das Kind dann hier verloren? Wie hat es wieder den Weg zum Dorf zurück gefunden?\"
Die anderen schauten verlegen rein.
\"Wir wissen es nicht.\", antwortete Tom, \"Aber das Kind taucht ab und zu im Dorf auf. Wir vermuten, dass es die Leute finden will, die ihn vor zwei Jahren im Wald ausgesetzt haben, um sie zu töten.\"
\"Wie alt is es überhaupt?\"
\"Drei Jahre.\"
Unvermittelt begann Axel wie wild mit seinen Armen in der Luft zu fuchteln und den Kopfd abei heftig zu schütteln.
\"Das geht jetzt wirklich zuweit! Los, los, geht weg da, ich will hier raus.\", schrie er und bahnte sich seinen Weg zur Tür.
\"Tun Sie das nicht!\", riet ihm die alte Frau in fast weinerlicher Stimme, doch Axel ignorierte ihre Warnung und drehte an der Schleusenöffnung. Die Tür sprang auf und er verließ den Buker.
\"Sagen Sie nicht, dass wir Sie nicht gewarnt hätten!\", rief ein anderer Patient ihm zu.
\"Keine Sorge.\", kam von Axel wie aus der Pistole geschossen, \"Das wird nicht nötig sein. Als Kinderpsychologe weiß ich wie mit Kindern umzugehen ist.\"
Dann lief er den Gang entlang und hörte hinter sich wieder das metallige Quietschen der Schleuse. Die Tür wurde wieder verriegelt.
Axel brauchte dringend frische Luft! Offensichtlich war er in ein abergläubisch-fanatisches Dorf gelandet zu sein. Als Axel an einer Kreuzung von Korridoren vorbei kam, blieb er plötzlich stehen. Vor ihm kam ein kleines Kind, die Hände auf der linken Wand gestützt, aufgerichtet zum Vorschein. Zuerst bekam Axel einen kleinen Schreck von dem Kind und hatte Angst vor ihm, was die Folge von der verrückten Geschichte war, die man ihm ins Ohr eingeflöst hatte. Doch dann kniete er sich nieder und streckte willkommenheißend die Hände aus. Das Kind, ein Junge, schien gar nicht so bösartig zu sein, im Gegenteil: Er sah sehr niedlich und einfach zum Knuddeln aus. Er hatte eine leichte Haarpracht in Scheitelfrisur und seine Haut sah sehr rosig aus.
\"Na? Magst du nicht zur Onkel Axel kommen?\", rief Axel zu dem Jungen.
Das Kind lachte fröhlich und tastete die Wand entlang zu seinem neuen \"Onkel\".
Axel nahm den Jungen in die Arme und kitzelte ihn am Bauch.
\"Hör nicht auf diese Verrückte.\", sprach er, \"Sie haben doch nur Angst, Windeln weckseln zu müssen.\"
Nun ergab sich ein Problem. Was sollte Axel mit dem Kind anstellen? Der Polizei konnte er es nicht geben, da sie ja bestimmt wie die anderen Dorfbewohner das Kind für einen Dämon hielt und ihm Schaden würde als zu helfen. Axel entschloss sich, den Jungen zu adoptieren.
Zwei Jahre lang führte er mit dem Kind ein glückliches Leben. In dieser Zeit begann ganz Kupenacht sich zu fragen, ob sie doch nicht all die Jahre im Irrtum befanden, was das Kind anging, obwohl dann einige Fragen zu klären gewesen wären. Doch einen Jahr später verwarfen sie wieder diesen Gedanken und das Fürchten vor dem Kind begann von Neuem. Denn im Sommer, den 17. Juli, wurde Axel Schreiber tot in seinem Bett aufgefunden.
Der gerichtsmedizinische Befund lautete:
Tod durch Genickbruch!