Farbspiele

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Es gab eine Zeit, da ging ich schwarz.
Schwarze Röcke, Nickys, Blusen, Strumpfhosen, Schuhe, selbst die Unterwäsche war tiefschwarz. Selbstverständlich färbte ich mir die Haare.

In der Jugend trug ich gerne Weiß. Mit zehn.

Mit Mitte zwanzig entschied ich mich für das schlichte Grau. Und Schwarz-Weiß in Kombination. Ich wollte endlich ernst genommen werden. Anfang dreißig wurden meine Kleider weit, die Shirts lässig und Hosen gegen sanft fließende Röcke getauscht. Das kaschierte und war bequem. Im Haushalt und am Schreibtisch.

Als mein Mann den Jungen nachsah, musste ich nachdenken. Farbe war störend. Also versank ich in schwarzer Abgeschiedenheit.

Das trug ich ein ganzes Jahr, wie eine trotzige Witwe, dann verbrannte ich die Sachen, kaufte mir ein Modejournal und einen grünen Hut, und setzte mich in den Zug.

Unter den hektischen Augen der Großstadt wurde meine Kleidung sportlich, mit flachen Schuhen und warmen Rollkragen, und als es Frühling wurde, band ich mir das gewachsene Haar mit einem rosa Band zurück und legte glänzende Strümpfe an.

Als Geschäftsfrau trug ich rot lackierte Fingernägel und graue Haare davon. Trotziges Violett und Türkis schufen Distanz. Und Heiterkeit hinter vorgehaltenen Händen.

Die Farbe der Liebe ist Rot. Die der Hoffnung Grün. Gelb ist der Neid und die Trauer trägt Schwarz. Und was macht eigentlich blau?

Vino Verde.
 
Hallo Katrin Volkmann,

nun, eigentlich ist es keine wirkliche Kurzgeschichte, aber zu Deiner Abschlussfrage würde ich gerne ein paar Worte verlieren.

Blau... diese geheimnisvolle Farbe, die in der Natur so selten als Gewächs vorkommt, wurde in der Romantik als DAS Symbol schlechthin verehrt. Die "blaue Blume", die das Besondere darstellt, regt die Menschen immer wieder zu Phantasie und Gedanken an.

Einmal saß ich in Toronto mit Menschen aus aller Herren Länder zusammen.
Die Dozentin fragte jeden von ihnen nach der Lieblingsfarbe. Die allermeisten antworteten mit "blau"...
Seltsam? Nein. Weiß, Schwarz, Rot, Grün, gelb... all das kommt ständig vor, in der Natur, im Leben um uns.
Allein das Blaue finden wir im Meer (doch wenn Du eine Handvoll daraus entnimmst, wird es durchsichtig), im Himmel.. und manchmal in einer Blume (Astern, Vergissmeinnicht etc.)


Was mir an Deiner Geschichte ein wenig fehlt ist
der Schluss, also welche Konsequenz für Deine Protagonistin entsteht, was ihr die Farben für Erfahrungen einbrachten. Gerade das Erlebnis mit dem Mann z.B.

Gut gefiel mir der knappe und doch aussagefähige Stil, wie die Heiterkeit hinter der vorgehaltenen Hand. Das könntest Du aber noch öfter einbauen.

Betrachte die Anregungen, Bemerkungen meinerseits nur als Vorschläge.

viele Grüße
vom
Klabautermann
b)
 
stimmt

Selbst in meinem Garten ist das Blau sehr verhalten. Um so erstaunter bin ich jedesmal, es wirklich aufblühen zu sehen: Männertreu, Kornblumen, Glockenblumen. Wusstest du, dass diese Blumen männliche Symbole sind?

In der Farbregel steht Blau für kühl, distanziert, für unnahbar und eigenständig. Aber auch für Leben, Rhythmik, Selbstbewußtsein und auch für Geheimnis. Hier schließt sich der Kreis. Das Geheimnis von Leben und Selbstbestimmtheit und die Aufmerksamkeit, die die Farbe Blau erfährt. Das käme in meiner Geschichte nach der Geschäftsfrau. Passt nur nicht zu den braunen Augen!!
 

blaustrumpf

Mitglied
"True blue" sagen die Briten, wenn jemand absolut treu und zuverlässig ist...

Hallo, Katrin Volkmann

Die Quintessenz, dass Vino Verde blau macht, die ist ja wirklich ein Knaller.

Nicht die Tatsache an sich, die darf wohl als wenig überraschend vorausgesetzt werden. Aber die lässige Leichtigkeit, mit der du die Grammatik und Semantik verlädst, die gefällt mir sehr gut.

Ich erwarte zu erfahren, was das Blau an sich mit mir macht, und sitze nun da mit der These, was mich in mir bläut... Ich finde es auch witzig, dass du da nicht zum Curacao blue oder Sapphire Gin gegriffen hast.

Ich bin gespannt auf weitere Texte von dir!

Herzliche Grüße von blaustrumpf
 
R

Rote Socke

Gast
Hallo Katrin,

ich hätte vorab eine kleine Bitte: "Als mein Mann den Jungen nachsah..."
Das verstehe ich nicht.
LG
Socke
 
R

Rote Socke

Gast
Tja,

bin mal gespannt wie das die Dichterin sieht. Wie auch immer die Aussage gemeint ist, ich finde sie gehört klarer formuliert. Alles andere passt doch prima ins Bild.

Grüßle
 
Jungfrauen

... oder so was ähnliches sind gemeint. Könnte vielleicht besser formulieren "der Jugend nachsah". Die trägt nämlich frische Farben und enge Shorts. Ach, so unbekümmert grün hinter den Ohren, aber faustdick, und so hoffnungsblau, rosaheiter und Unschuldsweiß. Und nirgends ein Rot. Nicht aus Liebe, nicht aus Scham. Nur Kampfeslust in gelb...
 
R

Rote Socke

Gast
Hi Katrin,

das hört sich doch gut an. Warum schreibst Du es nicht so rein?

Übrigens, wegen der alten Formatierung die hier nicht so rein passt: einfach den Text in einen normalen Texteditor kopieren und wieder zurückkopieren, dann haste alle störenden Formatierungen (Zeilenumbrüche) weg.

Gruß
Socke
 
R

Rote Socke

Gast
oldicke, kannste nich mal einen Text schreiben in Berliner Dialekt? Köstlich Deine Sprache!

LG
Volkmar
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm,

du bist schon der x., der diese frage stellt. da werd ick mir denn ma beimachn, wa.
ganz lieb grüßt
 
R

Rote Socke

Gast
Super!

Bin schon ganz gespannt, weil ich seit längerer Zeit mal wieder auf einen Text in der Lupe warte, wo man herzlich ablachen kann.
Du beherrschst das, das weiß ich! Also mal los, bütte!

LG
Socke
 

Traveller

Mitglied
Re: Hi Katrin,

Ursprünglich veröffentlicht von Rote Socke
das hört sich doch gut an. Warum schreibst Du es nicht so rein?

Übrigens, wegen der alten Formatierung die hier nicht so rein passt: einfach den Text in einen normalen Texteditor kopieren und wieder zurückkopieren, dann haste alle störenden Formatierungen (Zeilenumbrüche) weg.

Gruß
Socke
Hallo Socke,

"Als mein Mann den Jungen nachsah, musste ich nachdenken. Farbe war störend. Also versank ich in schwarzer Abgeschiedenheit."

Mit den beiden Sätzen hatte ich auch mein Unverständnis und selbst nach den Erklärungen hier, begreife ich dies immer noch nicht recht.
Im Grunde würde diese Beschreibung der Frau auch ohne den "Mann" auskommen.
 



 
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