Federflaumlippen

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Echoloch

Mitglied
Ein letzter Blick in deine Kaisermondaugen,
dann küsse ich dich noch einmal, schnell
und flüchtig berühren sich unsere Lippen,
und dann bin ich fort,
und du bleibst zurück,
bist niemals allein, denn allein zu sein,
das liegt dir nicht,
zu viele, die für dich sterben würden,
mal schnell nebenbei.

Und ich setze mich wieder auf Fensterbänke,
trinke Weinbrand aus Flaschen und tanze im Regen
und suche den Kampf, bin rastlos, verwegen,
wachse täglich und bin bald die Göttin des Lebens,
vergebens,
denn du fehlst mir
vielleicht.


Ein letzter Blick in deine Kaisermondaugen,
dann küsse ich sanft deinen Federflaummund,
sehe jetzt keinen Grund, am Montag Morgen,
mich um morgen zu sorgen,
mich zu schämen für Sünden, die alle begehen,
mein artiges Karma, es wird mich verstehen.
Und wie könnte ich diese Lippen verschmähen,
die Kraft des Momentes, das Rasen der Lichter,
das wogende Feld im Herzen der Stadt,
den Sog unsres Tangos,
das Bett auf der Erde, elastisch und sandig,
vollkommen
benommen.

Und ich sitze zuhause und
freue mich leidlos,
Symbiose im Tosen der Einmaligkeit,
Verwegenheit, dass nun nicht einmal ein Schatten
die Erinnerung trübt, die Geschichte verbiegt,
der Gesellschaft erliegt, der Moral unsres Strebens.

Und ich öffne mich weiter
und sprenge die Fesseln;
wie einfach es war, dich schnell mal zu lieben,
zurück sind mir Leben und Freiheit geblieben.
 
Hallo Maja,

für dieses Gedicht möchte ich mich einfach nur bedanken.
Es ist ein ganz (mit vier a) großes Liebesgedicht,
das auf geschickte Art Tradition und Moderne verbindet.
Das geht direkt in die Magengrube, tief empfunden
und intelligent, und es trägt Bilder und Formulierungen...
Federflaummund, da fällt mir nichts mehr ein, echt! Boah!
Kaisermondaugen ebenso, und wenn ich die ganzen Sätze aufzähle, die mir gefallen, wird das hier eine Geschichte.
Einfach genial! Zum neidisch werden.

Etwas zu meckern hab ich aber doch:
Es sind zuviele "unds" darin. Ich kann aber nicht genau
sagen, an welchen Stellen, denn wenn ich es versuche, rutscht mir das Ding unter den Händen weg.
Vielleicht kommst du ja selber dahinter, wenn du es öfter mal laut liest!

Ansonsten, irre gut!

Tanz schön in den Mai!

black sparrow
 

Echoloch

Mitglied
Lieber Black Sparrow, danke dir sehr für deine großartig netten Worte zu meinem kleinen Gedicht, freut mich sehr, dass es dir gefällt.
Die "und"s ... jaaaa, du hast natürlich recht, dass es viele sind, und es ist ein interessanter Hinweis für mich, dass dich das stört. Ich werde noch einmal darüber nachdenken. Es war allerdings schon so gedacht. Das ist nun nicht besonders sprachgewandt zu sagen "ich wollte das so", ohne es begründen zu können, mir war vielleicht der Sog wichtig, die atemlose Erzählweise, der durch ein "UND dann" oder "UND übrigens" immer noch eine weitere Zeile hinzugefügt wird. Besonders beim "und ich setze mich wieder auf Fensterbänke"-Absatz erscheint mir das Gedicht ein bißchen, als würde ich es singen, was nun ebenfalls nicht rational zu begründen ist. Da habe ich aber das erste "und" bewusst gesetzt, und danach war es in meinem Rhythmus drin.

Glaub ich.

Falls jemand dies liest, wäre ich wie immer an Meinungen interessiert, ob alle von den ganzen "und"s gestört werden.

Bis dahin schöne Sonntagsgrüße, und danke für dein Interesse, black sparrow! Maja
 

Jongleur

Mitglied
na und?

Hallo Maja,

gefällt mir sehr!!
Leichtigkeit, Lebenssinn, Liebe.
Opulent das Gedicht - wie diese beschriebene Liebe -
bisschen seltsam dies (wertende?) "schnell mal", es könnte auch als "nebenbei" gedeutet werden, an Wert verlieren dadurch.
Denn worauf könnte es sich beziehen, soviel Eindrücke, Impulse, Glück, Lebendigkeit, wie dadurch entstanden, wollen doch kaum mit "schnell mal" ad acta gelegt werden? Wahrscheinlich - soll es außer der zeitlichen Komponente eine ... Unkompliziertheit beschreiben.

Die "und" haben nicht gestört. Es ist ein überströmend erzählendes Gedicht, da empfinde ich die verbindenden, atemlosen UND als erzählerisches Mittel.

Es wäre genau so gut ohne die "und" vorstellbar, gestrafft, gezielter, konzentrierter. Aber es würde dann wieder ein anderes Gedicht werden, denke ich.

Grüße vom Jongleur
 

Echoloch

Mitglied
eigentlich doch

Hallo Jongleur, danke für deine lobenden Worte.
Hm, das "schnell mal" sollte schon die Vergänglichkeit der Situation andeuten, weniger "nebenbei" als "einmalig und nicht zu widerholen". Grundgedanke war, dass es diese Begegnungen voller Magie und Wunder gibt, nach denen man sich aber meistens schlecht fühlt, weil man sie irgendwie wiederholen oder festhalten will. Dieses Konzept wollte ich brechen.
Deswegen die Wiederholung der Szene: das erste Mal, als sie sich von ihm löst, verfällt sie in alte (so melodramatische wie bittere) Klischees, und dann spult sich die Szene noch einmal ab, und sie erkennt plötzlich, dass sie ihn "schnell mal" lieben durfte und nun nicht verpflichtet ist zu trauern, sondern sich freudig erinnern kann. Macht das Sinn?

Hm. Jetzt habe ich deinen Kommentar gerade noch einmal gelesen und vermute, dass du das Gedicht durchaus so aufgefasst hast, wie es gemeint war und das "schnell mal" in dem Sinne bemängelst, dass es nicht nur Unkompliziertheit impliziert, sondern die Situation auch abwertet. Ich werde darüber nachdenken und auch darüber, ob mir eine Alternative einfällt.
Allerdings bezog sich das "schnell mal" auf die vielen, die für ihn sterben würden, "mal schnell nebenbei". Rettet das etwas?

Etwas verwirrte Grüße von Maja, die heute etwas langsamer tickt ...
 

Jongleur

Mitglied
Hallo Maja,

Hm. Jetzt habe ich deinen Kommentar gerade noch einmal gelesen und vermute, dass du das Gedicht durchaus so aufgefasst hast, wie es gemeint war

ja-ha

und das "schnell mal" in dem Sinne bemängelst, dass es nicht nur Unkompliziertheit impliziert, sondern die Situation auch abwertet.

So meinte ich es.

Ich werde darüber nachdenken und auch darüber, ob mir eine Alternative einfällt.
Allerdings bezog sich das "schnell mal" auf die vielen, die für ihn sterben würden, "mal schnell nebenbei". Rettet das etwas?


Ja, das schooon ....

kurz ... kurzzeitig ... kurzweilig (verfremdet) ... eine kurze Weile ... eine Zeitlang ... eine kleine Zeit ... einen Tag lang ... für einen Sommer ...

Ich weiß auch nichts.
Und schon gar nichts, was einen Reim erfüllen könnte.

Beunruhigt stelle ich fest, dass man (man?) dem Mann die kurzzeitigen (von drei Monaten bis One Night) Beziehungen eher zugesteht - und die Frage nach der Wertung des "schnell mal" erst einsetzt, als Frau sich auf das selbe Recht und die ihm innewohnende Freiheit, den schieren Genuss ohne schlechtes Gewissen besinnt ...

Beim zweiten "schnell mal" schwingt irgendwie eine ... Nachlässigkeit mit, ein Abhaken, ein nicht-bei-der-Sache-sein, Nebensächlichkeit, es geht mit dem "ich mach mal schnell ...", "ich geh mal schnell zum ..." eine Unwichtigkeit einher, nichts, was wirklich berührt oder tangiert.
Ich unterstelle aber mal, dass die Momente dieser Beziehung erlebensintensiv gewesen sind (und das ist es, was mir das "schnell mal" kaputtzumachen scheint) - nur ist es eben keine Liebe fürs Leben oder für längere Dauer gewesen.

Jongleur
 



 
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