Fenja Fee hat Angst vorm Fliegen

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Flitzi

Mitglied
Fenja Fee hat Angst vorm Fliegen

„Nein, nein, nein!“, brüllte Fenja Fee ihre Eltern an, „Auf gar keinen Fall springe ich hier von dem Baum herunter. Der ist doch viel zu hoch. Da breche ich mir doch alle meine Flügel. Und das Gras da unten, das ist mir viel zu grün. Wenn ich da reinplumpse, dann bin ich nachher auch ganz grün. Wie sieht denn das aus: eine grüne Fee. Nein, nein!“ Wütend und entschlossen blickte sie ihre Eltern an.
„Aber Fenja, jede Fee kann fliegen. Auch Du! Wenn Du es doch nur mal probieren würdest!“
„Kommt nicht in Frage!“. Trotzig ließ sich Fenja mit dem Po auf den Ast fallen, hielt sich mit ihren Armen daran fest und guckte einfach in eine andere Richtung.
„Fenja, jetzt spring endlich!“, rief ihr Vater ungeduldig. Seit mehr als einer Woche waren er und seine Frau damit beschäftigt, ihrer Tochter das Fliegen beizubringen. Diese jedoch weigerte sich ständig. Vom Stein auf der Mauer wollte sie nicht springen, weil er ihr zu rund war und vom Steg am Bach nicht, weil er zu holzig war. Lieber wollte sie es von einem großen Apfelbaum aus versuchen. Aber auch dies funktionierte anscheinend nicht.
„Nein!“, brummte Fenja erneut vom Baum herunter.
„Stell Dich doch nicht so an!“, schrie ihre Mutter, „Und nun: Spring!“
„Nein! Ich springe nicht!“
Und während sie diese Worte immer und immer wiederholte, kletterte sie, wütend und traurig zugleich, vom Baum herunter und rannte nach Hause. Verstanden ihre Eltern nicht, dass sie nicht Fliegen konnte? Fenja schluchzte in ihre Kopfkissen.
Genau genommen wollte sie schon fliegen, aber das war bei weitem nicht so einfach, wie ihre Eltern immer erzählten. Immer wenn Fenja vor einem Abgrund stand und springen sollte, brummelte ihr Bauch so komisch. Ihre Beine und Knie klapperten und zitterten wie ein Grashalm bei Wirbelwind und ihr kleines Feenherz schlug so schnell, dass ihr fast übel dabei wurde. Wenn es ihr jedes Mal so schlecht dabei ging, wieso sollte sie dann überhaupt Fliegen lernen? Betrübt guckte sie aus ihrem Fenster und beobachtete zwei muntere Maikäfer, die sich langsam von einer Gänseblume erhoben, ihre Flügel ausbreiteten und Richtung Sonne flogen. Fröhlich sahen sie aus und frei.
„Hmmm“, überlegte Fenja, „Vielleicht sollte ich es doch noch mal probieren. Aber diesmal alleine!“
Nichts war schlimmer, als wenn ihre Eltern und ihre Freunde bei ihren Flugversuchen zuschauten und sie für einen Feigling hielten. Diesmal würde sie es schaffen, aber alleine, beschloss Fenja und schlich sich aus dem Haus heraus. Sie durchquerte das hohe Gras und kletterte auf einen klitzekleinen Kieselstein. Selbst für eine Fee war er nicht sehr hoch, und so konnte Fenja ohne Angst von ihm herunter springen.
„War ja gar nicht schlimm!“, murmelte Fenja und suchte gleich darauf einen etwas größeren Stein. Und wieder sprang sie ohne Probleme. Richtig fliegen konnte sie jedoch noch nicht. Dafür waren die Steine einfach zu klein. Von einer Blume müsste sie springen, dachte Fenja, blickte sich um und entschied sich für eine Pusteblume. Vorsichtig kletterte sie hinauf und schaute von oben in die Tiefe hinab. Puhhh! Wie hoch das war! Und wieder wuchs dieses komische Gefühl in ihrem Magen. Schnell schloss Fenja die Augen und überlegte. Dann hatte sie eine Idee. Sie stellte sich ganz einfach vor, dass sie auf dem klitzekleinen Kieselstein stehen würde. Das war ja nicht so hoch und auch gar nicht schlimm gewesen. Sie holte tief Luft, ging in die Knie und sprang mutig los. Ein paar Millimeter fiel sie nach unten, doch dann plötzlich, begann sie zu fliegen. Wie selbstverständlich fingen ihre kleinen glänzenden Flügelchen an zu schlagen. Genau, wie ihre Eltern es ihr gesagt hatten. Wie wunderbar, dachte Fenja und flog fröhlich und feenleicht durch den Sommerwind. Vor Freude drehte sie noch eine Schleife und landete erst dann, unter großem Applaus, in der weichen Wiese. Ihre Eltern waren ihr nämlich heimlich gefolgt und hatten so ihren ersten Feenflug beobachtet. Begeistert und freudig umarmten sie ihre strahlende Tochter und feierten anschließend ein wunderbares Feenfest. Ein Fest für die mutige Fenja, die das erste Mal in ihrem Leben geflogen war.
 

EllenH

Mitglied
Hallo Flitzi,
schönes Thema! Und gut geschrieben. Deine Geschichte eignet sich sicher gut als Mutmach(bilder)buch für Kinder. Ein paar Anmerkungen noch:

Der Name Fenja Fee ist schön!
Die Ideen mit der grünen Fee und später mit dem Sprung von einem kleinen Stein - ganz süß!
.. schluchzte in IHR Kopfkissen
... schlich sich heimlich aus dem Haus ("heraus" streichen)
Sie stellte sich ganz einfach vor, sie stünde ... (nicht "würde stehen")
"kleine glänzende Flügelchen" ist doppelter Diminutiv, also besser ohne "kleine"
Das war's schon.:) Viele Grüße!
Ellen
 



 
Oben Unten