Feuchte Küsse

erbsenrot

Mitglied
Feuchte Küsse



Im kleinen Hafen von Crikvenica regnet es. Schon lange hat es in Kroatien nicht mehr geregnet und die Erde saugt, wie eine Verdurstende, das sanft vom Himmel fallende Wasser auf.

Die kleinen weißen Boote der Freizeitkapitäne liegen aufgereiht und angebunden an der Kaimauer. Es ist windstill. Das tiefgraue Wasser in der Mole spiegelt den grauen Himmel und die Regentropfen tanzen kreisförmige Pirouetten miteinander. Alles wirkt sanft und fröhlich. Ein idyllisches Bild der Ruhe.

Auf der schmalen Promenade führt eine ältere Frau, mit großem schwarzem Regenschirm, ihrem Mops an der Leine. Der dicke Hund zieht kräftig und keucht asthmatisch. Anscheinend gefällt es ihm nicht, dass er jetzt Gassi gehen muss - bei dem Regen. Seinem Frauchen wohl auch nicht, denn sie schaut recht streng.

Ich sitze gemütlich in meinem Camper, der auf dem Parkplatz neben der kleinen Bootswerft steht. Es ist trocken und kuschelig hier drin. Der Regen prasselt leise aufs Dach und läuft in kleinen Rinnsalen an den Fenstern rundum herab.
Die Fensterscheiben sehen aus wie Landkarten mit vielen Straßen und Verbindungswegen – alles nur senkrecht – komisch, denke ich, warum fällt Regen nicht mal waagrecht?

Es ist still draußen. Kaum ein Auto fährt vorbei. Ab und zu mal ein knatterndes Mofa, das spritzend durch die großen Pfützen rollt. „Schnell - schnell nach Hause“ tuckert der Motor, „mein Besitzer will in die warme Stube.“

Mein Camper fällt nicht sehr auf. Er sieht fast aus wie die Boote auf Stelzen, neben denen ich stehe. Seit gestern parke ich hier und habe hier auch geschlafen.
Ich hole mir eine Banane und beobachte ein Touristenpärchen, das über die Hafenpier spazieren geht. Ein großer blauer Regenschirm schützt die beiden – sie haben’s nicht eilig und genießen das friedliche Bild der dümpelnden Boote im Hafen.
Die Touristin zeigt auf das Schiff, das die Insel Krk ansteuert und beide lachen glücklich. Vielleicht haben sie schöne Erinnerungen?

Eine Möwe sitzt auf einer weißen Boulevardlaterne und putzt sich das nasse Gefieder.
Lachende Schulmädchen kommen vorbei, stampfen in die Pfützen, dass es spritzt und necken sich. Ein Mädchen ist ohne Schirm. Sie schüttelt sich die triefend nassen Haare, breitet die Arme aus und hält ihr Gesicht lachend gen Himmel.

Ich lächele auch und lasse mich feucht, mit dem Stift in der Hand, von der Muse küssen.





©Hilda Röder, im Mai 2007
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Erbschen :)

Ein schönes Stimmungsbild.
Einzig das 'warm und kuschelig' hat mich gestört, weil es impliziert, draußen könne es kalt sein, und bis dahin hatte ich den Eindruck, es ist ein warmer Regen.
'Trocken' ist kein so schönes Wort, aber 'trocken und kuschelig' trifft es besser, oder was meinst Du?

Liebe Grüße
Petra
 

Haremsdame

Mitglied
Liebe Erbsenrot,

ich lächle vor Deinem lebendigen Gemälde, als sei ich mitten drin in dieser Stimmung...

Liebe Grüße von der Haremsdame
 

erbsenrot

Mitglied
Hallo Petra,

huh.. du warst aber schnell! :)

Danke für's Lesen und deinen Verbesserungsvorschlag... ich freue mich, dass die Stimmung gut rüber kommt.

Nein, kalt war es nicht, deshalb werde ich schnell das Wort warm in trocken verzaubern. ;)

Alles Liebe
erbschen
 

erbsenrot

Mitglied
Willst du mal in meine Banane beißen, liebe Haremsdame? Wo du doch schon in dieser Stimmung bist! ;)

Vielen lieben Dank und ein Grüßle
von erbsenrot
 



 
Oben Unten