Finsternis

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Perry

Mitglied
Hallo Ralf,

eine Ode an ..., ja an was den eigentlich? Ich tippe mal an den Mond den bleichen oder besser sportlichen, wegen des Lorbeerkranzes. Aber Spaß beiseite, sicher steckt eine übertragene Aussage hinter den Bildern, vielleicht in dem Sinn, dass man den besonderen Moment genießen soll.
LG
Manfred
 

Lena Luna

Mitglied
das ist schön dein Gedicht, mir fällt nur die Zeile
[blue]Das Herz es tagt[/blue] etwas heraus,
wie findest du :
Das Herz wird licht....?
Gruß
Lena
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo perry,
eine ode, ja so koennte man sagen. ich habe in meinen aufzeichnungen einpaar notizen gefunden, die ich zum zeitpunkt der letzten totalen sonnenfinsternis geschrieben hatte.
so bildet dieses stueck zu erst ein seltenes naturereignis ab.
der gedanke dahinter sieht den menschen wie er heute ist:
ein erdgebundenes wesen,das nur noch selten in den himmel- vor allem den nachthimmel - schaut.
der ort der hoeheren wesen . hier gezeichnet als sitz der griechischen goetter die mit ihren namen die dunkelheit bewohnen.
dies sind die seltenen momente:
der mensch erschaudert im herzen weil er fuer einen moment von etwas groesserem beruehrt, die berborgenen kraefte fuehlt.
und merkt vielleicht das er etwas wichtiges vergessen hat .
in diesem sinne gleicht der mensch dem mond. der bei diesem weltenspiel nicht mehr ist als der wichtigste statist...
lg
ralf
 

Rhea_Gift

Mitglied
Ick stand aufm Schlauch - na klar, Sonnenfinsternis! Da bin ich nicht gleich drauf gekommen... vor dem Hintergrund - gelungen!

Würd nur hier noch ein Komma einfügen, auch wenn du sonst keine Satzzeichen hast:

Dies ist er[red], [/red]jener seltene

Gern gelesen, Rhea
 
G

gitano

Gast
Lieber Ralf!
Die Textidee gefällt mir sehr gut!
Beim Lesen irritiert mich die fehlende Interpunktion sowie die sich nicht erklärende Klein-/Großschreibung. Mindestens an drei Stellen sollte wirklich ein Komma stehen:
Hin, zu diesem Ort
Dies ist er, jener seltene
(nach Moment würde ich eine Absatz einfügen wegen dem Wechsel der Betrachtung, denkbare wäre der Absatz auch nach "Licht":))
Alternativ: Zeilenbruch überdenken z. B.
Dies ist er!
Jener seltene
doch zwingende Moment.
Das Herz, es tagt (Komma!!

Beim Lesen stelle ich fest, das die ersten vier Zeilen sehr flüssig sind, in Z5 habe ich die erste Irritation:

Der über Jahre
Einen Weg gefunden (hat!) da die Formulierung unvollständig erscheint.

Für "das Herz es tagt" wäre es zu überlegen eine andere äquivalente Formulierung zu finden, ebenso für "der Himmel dunkelt"

...diese Formulierungen sind "falsch" oder so, sie irritieren, stören die Textaufnahme, da am Anfang des Textes eine flüssige Lesart initiert ist. Im unteren Textabschnitt gibt es durch die genannten Probleme rhythmische "Holperer"

Dies ist er/ jener/ seltene/
- vv/ -v/-vv
Doch/ zwingende/ Moment/
v/-vv/-v
(- = Hebung, v= Senkung)
diese Zeilen fallen aus dem ansonsten überwiegend gleichmäßigen alternierenden Rhythmus.

danach geht´s relativ glatter weiter , aber in der letzten Zeile dann:
In den ver/gessenen Olymp
- vv/-vv/v-?

in dieser Zeile gibt es nach meiner Lesart gleich 2 Betonungsverschleifungen. Das "In ist nicht besonders stark, und (ver) gessenen Olymp. Ich lese die zweite Silbe von Olymp als Hebung, die erste Silbe ist aber länger.

Nur mal so als Eindruck zum überprüfen...
Die Idee lohnt auch handwerklich weite rin Form gebracht zu werden. Gute Ideen dazu!

Liebe Grüße
gitano
 

Rhea_Gift

Mitglied
Nun, ich lese eher

Einen Weg gefunden(,)
Hin zu diesem Ort(,)

da stören mich die fehlenden Kommata nicht - am Zeilenende dürfen sie gern fehlen, aber nicht innerhalb der Zeilen

daher hat bei

das Herz, es tagt

gitano natürlich recht, da sollte auch noch eins hin...

LG, Rhea
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo rhea und gitano,
es ist eine marotte von mir bei gedichten
die interpunktion auszublenden.
werde es aber morgen überdenken.
vielen dank für die gehalt vollen voschläge.
lg
ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
Finsternis

Die Sonne scheint
sich zu entzünden,
an einem Mond,
der über Jahre
einen Weg gefunden,
hin zu diesem Ort,
wo er, für Sekunden,
geliehenen Lorbeer trägt.
Und glänzt und strahlt
in einem fremden Licht.

Dies ist er,
Jener zwingende Moment:
Der Himmel dunkelt,
das Herz wird licht.
Die Sterne steigen
aus der Finsternis.
Es tagt die Nacht,
und sie erhellt
den fast vergessenen
Olymp.
 

Rhea_Gift

Mitglied
schöne Version - nur Jener Moment nach KOmma noch kleinschreiben... eventuell ließe sich die fremdes Licht Zweierzeile auch noch absetzen...

LG, Rhea
 

Ralf Langer

Mitglied
Finsternis

Die Sonne scheint
sich zu entzünden,
an einem Mond,
der über Jahre
einen Weg gefunden,
hin zu diesem Ort,
wo er, für Sekunden,
geliehenen Lorbeer trägt.
Und glänzt und strahlt
in einem fremden Licht.

Dies ist er,
jener zwingende Moment:
Der Himmel dunkelt,
das Herz wird licht.
Die Sterne steigen
aus der Finsternis.
Es tagt die Nacht,
und sie erhellt
den fast vergessenen
Olymp.
 
B

Beba

Gast
Ich mag sie, die dritte Version. Du lässt hier diesen vergessenen Olymp im Licht aufgehen mit einigen sehr schönen Bildern. Besonders dieses hier
Es tagt die Nacht,
gefällt mir gut. Man kann diesen Moment tatsächlich so erleben oder erfühlen. ;)

Ciao,
Bernd
 
G

gitano

Gast
Lieber Ralf!
Der erste Absatz gefällt mir jetzt deutlich besser als vorher. gute Arbeit am Text!
Im zweiten Absatz bleib ich immer wieder an einem Bildlogikproblem hängen:

Der Himmel dunkelt,
das Herz wird licht.
Die Sterne steigen
aus der Finsternis.
Es tagt die Nacht,
und sie erhellt

Wenn der Himmel dunkelt und es ist Finsternis, kann die Nacht schlecht tagen...hier stimmt "tagen" zumindest in der Dimension von einem anbrechenden Tag nicht...im Sinne von Tagung schon, nur sollte für die Stimmigkeit in beiden Bedeutungen kein Konflikt auftreten.
Laß die Nacht doch die Fanfaren blasen, Fahnen schwingen oder ähnliches was einen "königlichen" Moment ankündigt ;D.
...oder setze für erhellen einen anderen Bezug
Hauptproblem ist "tagt".
Eventuell findest du ein anderes Verb, das glorios das Geschehen in Verbindung mit Nacht und dem sichtbaren Olymp ankündigt.
Im Sinne von:
"es verneigt sich die Nacht vor dem fast vergessenen Olymp"
oder:
die Nacht feiert...
die Nacht preist...
die Nacht huldigt...

die Nacht wird bestenfalls heller (wie bei Festbeleuchtung!!) - aber sie tagt im Sinne der vorangegangen Bilder nicht.
Auch wenn einige Leser in romatischer Schwärmerei an dem Bild "es tagt die Nacht" Gefallen finden, so ist doch schwerlich der Fehler darin zu übersehen. Ich würde der Stimmigkeit des Bildes daher mehr Beachtung zukommen lassen.
Die besten Wünsche für weiterhin gute Textarbeit!
gitano
 

Rhea_Gift

Mitglied
Ich finde die Nacht tagt gut - denn bei Sonnenfinsternis kehren sich einfach die Verhältnisse um, und das kommt mit dieser Formulierung zum Ausdruck, hier bricht eben die Nacht in den Tag, wie es sonst umgekehrt der Fall ist, der Mond geht im Sonnenlicht auf, verdrängt es, macht den Tag zur Nacht - und tagt damit also.
Ich habe da kein Logikproblem - lyrisch nachvollziehbare Logik ist in Gedichten ja erlaubt, sonst könnte man die Hälfte aller Gedichte hier rausschmeissen ;)

LG, Rhea
 
B

Beba

Gast
Hallo gitano,

dein
Auch wenn einige Leser in romatischer Schwärmerei an dem Bild "es tagt die Nacht" Gefallen finden, so ist doch schwerlich der Fehler darin zu übersehen.
kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Wie Rhea schreibt, ist es ein lyrisches Erlebnis und sollte nicht als Schwärmerei abgetan werden. Deine intellektuelle Analyse der Stelle mit dieser Begeisterung könnte allerdings darauf hindeuten, dass du dieses innere Erlebnis, dass die Nacht zu tagen beginnt, bisher noch nicht erleben durftest oder du die Augen dafür einfach nicht geöffnet hast. ;)

Ciao,
Bernd
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo gitano,rhea und bernd,
ich bin jetzt ganz zufrieden mit diesem stueck.
auch finde ich, wie bernd und rhea , dass ' es tagt die nacht' ein durchaus gelungenes bild fuer den moment der totalen sonnenfinsternis.
ich wuensche allen ein frohes osterfest
lg
ralf
 



 
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