Fisch mit dem Messer?

Fisch mit dem Messer?

Knigge, etwas schon an Jahren,
wollte auch noch Kreuz mal fahren.
Der Sturm fegt ihn jedoch von Bord,
die Wellen tragen ihn hinfort.

Und plötzlich, wer beschreibt sein Grauen,
traut er sich kaum noch hinzuschauen.
Ein Hai schwimmt neben ihm im Meer,
der Freiherr ohne Gegenwehr.

Zum Glück fällt ihm sein Messer ein,
das muß doch in der Weste sein.
Schon öffnet er das Wehrgerät,
als er den Blick des Hais erspäht.

Beim Schütteln des Kopfes bleibt es nicht,
der Hai jetzt plötzlich auch noch spricht:
„Aber Herr Baron, ich bin ein Fisch,
gilt ihre Regel nur bei Tisch?“

Ein echter Edelmann läßt sich überzeugen,
wird sich dann nur noch leicht verbeugen.


Anmerkung:
Wer seinen Knigge gelesen hat, weiß, daß sich Herr von Knigge (1752 - 1996) weniger mit den Tischmanieren als vielmehr mit den allgemeinen zwischenmenschlichen Beziehungen beschäftigt hat. Eine, meinen Versen ähnliche kleine Geschichte war in meiner Kindheit (vielleicht auch jetzt noch) im Vorwort zu seinem berühmten Buch „Über den Umgang mit Menschen“ zu finden.

Hallo gelahh,
diese nette Geschichte über Herrn Knigge habe ich schon oft erzählt und ein Schmunzeln geerntet.
Du hast ein lustiges Gedicht daraus gemacht, das mir gefällt.
Viele Grüße
Marie-Luise

Hallo gelahh,

sehr rund gedichtet, gefällt mir. Vor allem die Passage "Kreuz zu fahren".

Die Passage "traut er sich kaum noch aufzuschauen" stört mich vom Bild her: Wie immer der gute Knigge schwimmt, ob am Bauch oder am Rücken, das mit dem Aufschauen (oder nicht aufschauen) kann ich mir nicht vorstellen. Wie wärs mit
"traut er sich kaum noch umzuschauen"?

Mir ist aufgefallen, dass nur die erste Strophe nicht in der Gegenwart geschrieben ist. Vielleicht möchtest Du das noch angleichen?

Das "wirklich" in der dritten Strophe würde ich streichen. Und die letzten beiden Zeilen sind für mich zu lang. Ein kleiner Vorschlag dazu:

Als ehrenwerter Edelmann
verbeugt er sich sofort spontan.
Für Haie, muss er raisonnieren
gelten keine Tischmanieren.

Beste Grüße,