Forum für Weltverbesserer feat. Die fantastischen Vier

zero

Mitglied
Achtung: Besuchen Sie den neuesten Beitrag, ein halbwegs zweitklassiges Plagiat der aktuellen Jutta/Bignose-Hype auf Seite 3 des Threads. Nachfolgend eine Wiederholung der Pilotsendung...



Ort: Studio XIII (virtuell) am Leselupe.Plaza. Die Einweiser erklären dem Zuschauern ein letztes Mal die Regeln, verteilen lustige, bunte Drops mit Smiliefaces, Applausprobe, die Kameras fahren in Position. Kurz vor einer neuen Show, Premiere, ein paar Heinis von der Presse sind zu spät gekommen und der Studiosicherheitsdienst muss erst Plätze in der Ersten Reihe vom Pöbel befreien, um sie ruhig zu stellen.

Aber Pilotsendungen werden von Profis gemacht, sozusagen den Sturmtruppen der Medienwelt, die als Vorhut für die nachfolgenden Kommunikationswissenschaftsdilletanten den Weg ins Hirn der zahlungskräftigen Verbrauchermassen bahnen. Die Jungs haben schon so manchen Star zur Welt gebracht und wieder beerdigt, alles ist fertig, pünktlich, live. Das Licht geht aus, Rot an für die Kameras, und die Übertragung beginnt mit dem ersten tobenden Beifall.

„Hallo! Keine Angst, ich bin nur der Moderator.“ Ein Techniker im Off hält sich die Augen zu und schüttelt den Kopf; egal, das Publikum ist gekauft.

„Um es kurz zu machen und die Einleitung hinter uns zu bringen – ich weiss, ihr wartet doch auf unsere Stars – also, es ist in der letzten Zeit immer wieder vorgekommen, dass Leute hier bei der Leselupe ihre Probleme, die sie mit sich, der Welt oder sogar mit Weihnachten haben, an allen möglichen und unmöglichen Stellen und Threads untergebracht haben, uns Meinungen als Kurzgeschichten verkaufen wollten oder sogar ernste, sachliche und sehr bedeutsame Diskussionen einfach vom Thema abgebracht haben. Mehr noch, sie haben unbescholtene Langtextschreiber in Versuchung geführt, sich zu entblöden, darauf auch noch zu antworten.“

Unsicherheit beim Publikum, einige Lacher, Buhrufe von anwesenden Weltverbesserern.

Der Moderator deutet auf jemand. „Yossarian?“

Der Angedeutete versucht hektisch die Aufmerksamkeit auf seinen Nachbarn zu lenken. Vergeblich.

„Hattest du das mit dem Schuhewechseln und den 2-3 Monaten eigentlich ernst gemeint oder war das ein Witz?“

Insider, die den Thread gelesen hatten, tuscheln miteinander, gelegentliches Gekicher.

„Wie auch immer. Also damit ihr in den anderen Threads nicht immer Unfug macht, hier jetzt ein neues Forum für alle, die ganz grundsätzlich genervt sind, und das immer irgendwo loswerden müssen. Und damit es nicht ungerecht zugeht, und wir auch wirklich alle gegen uns aufbringen, gibt es am ersten Abend eine Packung für die ‚Früher war es auch nicht besser’-Fraktion!“

Der Spot auf den Moderator beginnt zu dimmen, dafür wird der sich jetzt öffnende, tiefblaue Vorhang leicht angeleuchtet.

„Hier, exklusiv und an ALLEM Schuld, nur für euch: DIE FANTASTISCHEN VIER!“

Womit der Kerl zum Glück verschwindet.

Die Bühne ist leer und schwarz; bis auf die fantastischen Vier, nur Umrisse, die Schatten mit je zehntausend Watt ins Publikum genagelt. Es kommt zu ersten Netzhauttrübungen. Anwesende Sanitäter verteilen übriggebliebene Sonnenfinsternis-Pappbrillen.

Ein Tusch; das Publikum treiben leichte Stromstößen zur Ekstase. Die Lichtkulisse wird etwas dezenter geschaltet, die Gestalt links aussen erkenntlich.


Eine Blondine mit dem mageren Gestell eines x-beliebigen Supermodels, in sauteures, mottenzerfressenes Tuch gewickelt, grinst bis zu den Ohrläppchen.

„Hallo, meine kleinen Moppel!“

„Ich muss euch erst einmal danken.“

Sie senkt den Kopf und schnüffelt verlegen ins Mikro.

„Vor tausend; nicht einmal vor hundert Jahren hätte ich mir ausmalen können, dass ihr mich mal zum Star macht. Ihr habt überhaupt keine Ahnung was diese Werbeverträge so einbringen. Da verzeih’ ich euch sogar die kleine Rettungsringe. Wenn sich ein paar von euch aus Begeisterung tothungern, reicht mir das völlig. Ich hab trotzdem noch nie so viel Spass gehabt wie heute. Und wisst ihr noch, wie ihr Milchpulver nach Afrika geschickt habt? Gott, hab ich gelacht...“ Sie schüttelt sich förmlich aus vor quirliger Begeisterung.

Das Mikro überträgt ein knurrendes Geräusch, und sie hält sich mit einem gut geübten naiven Lächeln die Hand vor den Magen. „Ihr wisst ja, wie schwer es ist, seine Figur zu halten. Aber als einzige Frau, und blond noch dazu, bin ich hier für die Intelligenz zuständig. Also ein kleines Sachthema, bevor ich weitergebe. Ihr wisst ja, dass ich auf Wüsten und hübsch dürre Landschaften stehe. Es ist schon eine Weile her, da habt ihr fast tausend Jahre gebraucht, um die Zedern in Palästina abzuholzen. Und Englands Wälder in Schiffe zu verwandeln hat ja auch noch zweihundert Jahre gedauert. Erinnert ihr euch eigentlich noch an die Kartoffelkrankheit in Irland? Nichts gegen heute natürlich, aber so romantisch. Zurück. Für die gleiche Fläche braucht ihr kaum noch Jahre und das, was nicht in Rauch aufgeht wird zu Toilettenpapier und Möbelfunier. Ach, und zu Illustrierten. Ich liebe euch.“

Eine kleine Träne der Rührung funkelt im Augenwinkel.

„Ich liebe euch wirklich. Macht weiter so, und ich übergebe mich jetzt an meinen Partner.“


Der Spot schwenkt zu einem aufgeschwemmten, ungesund aussehenden Mann mittleren Alters, stirnschweissglitzernd im Scheinwerferlicht. Er trägt den kränklich grünen OP-Kittel aus ‚Emergency Room’ und stütz sich auf seinen Golfschläger.

Übles Krächzen frisch aus der Eisernen Lunge: „Ah, ah. Es geht schon. Um hier aufzutreten hab’ ich mir extra eine Frischzellenkur aus garantiert illegal abgetriebenen Föten verpassen lassen. Na, demnächst beschert mir die schicke neue Biotechnologie ganz neue Sorgen. Ich hab gehört, die Hälfte von eueren Genen habt ihr euch schon wegpatentieren lassen? So clever, so clever. Ich finde, Medizin ist eh’ nur was für die Leute, die sie sich leisten können. Sollen die Armen doch schnell krepieren und die mich bezahlen können dürfen auch länger leiden.“

Er fummelt einen Augenblick mit einem Inhalator herum, und das Schnaufen geht etwas zurück, während die Schwaden melodramatisch im Lichtkegel des Spots tanzen.

„Ich war vorhin noch auf der Straße. Wirklich nicht gesund, was ihr da so einatmet, wirklich nicht.“ Atemloses Lächeln.

„Wisst ihr, für eine Weile habt ihr mir ein bisschen Sorge gemacht mir eurer Forschung und diesen neumodischen Antibiotika.“ Er deutet eine Verbeugung in Richtung seiner Vorrednerin an. „Aber seit ihr das Zeug an eure Viecher verfüttert, und es bald nicht mehr wirkt, sei euch alles verziehen.“

„Ist ja schon ein bisschen Schade. Der ‚Schwarze Tod’. ‚Spanische Grippe’. Hatte doch was. Ihr seid doch sonst so gut mit dem Marketing. Jetzt habt ihr letztes Jahr gut drei Millionen Leute ziemlich übel in den Sand gesetzt, und wie nennt ihr das Ganze? AIDS. Denkt mal drüber nach.“

Husten befördert ein ungesundes, eitergelb bis teerschwarzes Sputum in sein Schweisstuch. Er mustert die Bescherung einen Augenblick lang. „Sehr schön. In diesem Sinne weiter an meinen Nachbarn, der euch von allen Problemen befreit.“


Der bleibt ein Schattenriß, das Licht streicht durch ihn hindurch und um geschwärzte Knochen herum. Die Stimme klingt ein bisschen wie Joe Cocker seit ihm das Hirn von Udo Lindenberg transplantiert worden war, mit einem weinerlich-nörgelnden Unterton.

„Was habt ihr eigentlich gegen mich?“ Trockenes Schluchzen, und aus der Richtung des Saales peinliches Schweigen zur Antwort. Er dreht sich etwas, in unverkennbarer Ray-Harryhausen-Stop-Motion und vollführte eine klopfende Geste mit der Rechten.

„Ich bin der erbarmungslose Mäher...“

„Archaische Urangst meets Homer Simpson – oder was bin ich für euch? Früher hattet ihr ja wenigstens Respekt vor mir. Habt über mich nachgedacht. Sogar ganze Religionen angezettelt, um mit mir klarzukommen. Allen wussten, dass ich nur meinen Job mache.“

„Und heute? Dem Mist, den ihr euch ausgedacht habt, traut ihr selbst nicht mehr so richtig. Gegen mich würdet ihr am liebsten ein Gesetz erlassen oder mich verklagen. Ihr tut so, als ob es mich nicht gibt. Irgendwann stellt ihr fest, dass das nicht stimmt, schließlich war ich nie so beschäftigt, wie heute. Also versucht ihr das Unvermeidliche so weit hinauszuzögern, bis ihr senil werdet, landet in Verwahranstalten, wo ihr knapp über dem Status der Gesetzlosigkeit gehandelt werdet, und wenn man euch alles Geld aus der Tasche gezogen haben und euch die Medien (und weiter als bis zum Fernseher schiebt euch keiner) endlich klargemacht haben, dass ihr über, zu alt und höchstens noch eine Zielgruppe für Gebissreiniger und Inkontinenzbinden seid, dann passt es euch auch nicht und auf einmal bin ich wieder gut genug.“

Er stemmt knochige Fäuste in nicht vorhandene Hüften.

„Ohne mich wäre das hier alles, was ihr habt.“

Bekannte Stimme aus dem Saal: „Und was is’ dann nach dir?“

Der Tod richtet seinen dürren Zeigefinger auf den Querulanten, aber aufgrund eines üblen Tatterichs trifft es den Nachbarn von Yos’, gerechterweise, ein Nichtmitglied, ein Nur-Leser, den der Marketing-Mob mit leeren Versprechungen und Werbegeschenken von der Strasse gelockt hatte. Eine allgemeine Schutzverletzung beendet seine virtuelle Existenz.

„So!“, brummelt kurzsichtig der Tod, „Noch einer der Bescheid weiss. Macht’s gut, wir sehen uns!“


Wieder der Jingle, inzwischen wird der kürzlich Verschiedene gelöscht, fröhlich umringt von den Pressephotographen, die sich für das prächtig blau angelaufene Gesicht begeistern.

Der Moderator wird wieder eingeblendet, nur schwach, während die Scheinwerfer mit den Zuckungen epileptischer Glühwürmchen ihre Lichtflut durch den Raum speien, bevor sie sich auf ihr Ziel einrichten.

„Und hier, heute Nacht, als besondere Attraktion, der einzige, wahre, GOTT DES KRIEGES!“

Ein dunkelhaariger Kerl mit dem Flair eine B-Movie Actionhelden tritt vor die anderen, lichtschimmernder, frisch nachgewachsener Flaum auf der spärlich bewesteten Bodybuilderbrust treiben die weiblichen Zuschauer in den Hormongau, trotz des bedauerlich kurz getragenen Haupthaars. Am linken Ohr das Markenzeichen, der Anhänger in Schwertform, in der Hand, lässig, der verchromte Wehrmachtsstahlhelm komplett mit PEACE-Button.

„Also, zuerst wollte ich meinen Sponsoren vor Ort danken, besonders natürlich den Firmen Heckler & Koch, Krauss – Maff... WAS?“

„PSSST!“

„Oh. Stimmt. Das war hier das intellektuelle Gesindel.“

Ares korrigiert kurz die Haltung und bringt das Profil etwas mehr zur Geltung.

„Ich muss hier mal was loswerden. Seit einiger Zeit werde ich von euch nicht mehr richtig ernst genommen. Gut. Kein Wunder, wenn der Krieg mittlerweile in euren Videospielen und gewissen zweitklassigen Serien echter rüberkommt, als beim CNN-Resale-Material. Aber wisst ihr, was mir wirklich weh getan hat? Wisst ihr das?“

Gespanntes Schweigen.

„Einer von euch Clowns, der mich immer wie den letzten Dreck behandelt hat, will mich plötzlich für eueren Balkan-Mist anheuern und tut dann so, als ob er den Stein der Weisen entdeckt hat. Meint der, ich hätte auf ihn gewartet?“

Spöttisches Kichern von linksaussen: „Bei mir will er sich anscheinend auch einschleimen.“

„Das sind die Schlimmsten. Ihr seid ziemlich runtergekommen, dass ihr euch mit so was abgebt. Und was soll das ganze Gewäsch? Ich meine, wieviel gute Literatur würde denn ohne mich bleiben? Na, seht ihr! Also ruft mich, bevor ihr das Hirn einschaltet.“

„Aber Schwamm drüber. Und wisst ihr wieso?“

Eine rote Zipfelmütze erscheint mit einem kleinen Blitz und einem ‚Plopp’ auf seinem Kopf, frech auf die Seite geschoben. Schnell geschnittene Nachrichtenbilder werden in den Hintergrund projiziert, Leuchtspurgeschosse über whole-E-land.

„Ho ho ho!“

Es folgt der schmelzende Schlafzimmerblick für’s Publikum. Viele Damen (und zwei Herren) werden ohnmächtig, überwältigt von ihren Gefühlen.

Bevor ihn der übliche Special-Effect in blaues Licht auflöst, ist den Zuschauern rechts von ihm noch ein Blick auf das Toys’R’Us-Logo auf der Rückseite der Lederweste vergönnt.

Auch der Rest der Fanta-4 sinkt ins Dunkel zurück, die Applausmaschine bejubelt den Abgang, weibliche Stimmen kreischen: „Ausziehen!“

Der Moderator erscheint wieder auf der Bühne, Pfiffe und gotteslästerliches Fluchen der enttäuschten Ares-Groupies.

„Schon gut, Mädels. Wenn ihr brav seid, kommt er wieder. Während der Abspann läuft, erklären wir euch, wie die interaktive Gewinnshow funktioniert. Jede Kritik, jeder Weltverbesserungsvorschlag und selbst unzusammenhängendes Gejammer kann eine zynische Bemerkung oder sogar eine pesönliche Beleidigung gewinnen!“

„WEN LIEBT IHR UND WER LIEBT EUCH...?“

...

Anmerkung: Bitte denken Sie sich den Abspann Weiss auf Schwarz und mit dramatischem Soundtrack. Vielen Dank!


(unfortunately not...)

Rob & Sam
Executive Producers

Paul Robert Coyle
Spiritual Assistant

Ngila Dickson
Costume Design

Heidi ‚Hudson’ Leick
Sanity Disposer

Ares’ Special FX: Courtesy of Flat Earth

Supervising The Action Pack: Alex Beaton

The horses of The Apocalyptic Riders where not harmed during the production of this virtual show. Right now they are kicking butt at the Ben Hur chariot race sequence of the Army of Darkness sequel; and we couldn’t afford them anyway.

...

Die fantastischen Vier wurden ausgestattet von:

United Colors of Benetton (Hunger)
Hoechst (Aventis) (Krankheit)
Den verstorbenen Mitarbeitern der britischen Hammer-Studios (Tod)
DaimlerChrysler (besonderen Dank für die leihweise Gestellung der PARM2 Landmine die erst 2005 als ARGES auf den Markt kommt. Endlich können wir die knappen Parkplätze draussen von spielenden Kindern freihalten) (Krieg)


Die Handlung und alle darin vorkommenden Personen, Gesellschaften und transdimensionalen Entitäten sind frei erfunden (denn die Welt kann nicht so schlecht sein, oder?), und jede Behauptung, wir hätten jemand aus der Leselupe geklaut, weisen wir hier an dieser Stelle nochmals von uns.
 
V

Vadian

Gast
zero, Liebster

Jetzt bin ich in meinem Narzissmus doch arg gekränkt. Mitten in Deinem Hinweis (untergebracht bei "Was ist gute und was ist schlechte Literatur") auf diese Deine Satire hier prangte wie ein Nasenpickel auch ein fast richtig geschriebener Hinweis auf mein "Irgendwas Hühneriges" - und da wurde mir ganz warm ums Herz: Ich? Einer von den Fanta4 von zeros Gnaden? "Sic incipit gloria mundi!", entrang sich meinen Lippen - und jetzt das. Ich bin weder blond, noch bin ich speziell aufgeschwemmt, "Inkontinenzbinden" gehört auch nicht zu meinem Wortschatz, und bedauerlicherweise führt mein Auftreten eher selten zu wasserfallartigen Hormonausschüttungen damenseits.
Also was denn nun? Bin ich nun fantastisch oder nicht?

Aber im Ernst (denn schliesslich geht's hier um Satire): Da Du meinem Gehühner an die Leselupe ja zugestimmt hast, gehöre ich wohl nicht zu Deinen Fanta4, und wende mich nunmehr (eigentlich wäre ich gern Oberlehrer geworden) Deinem Text zu. Ich finde ihn viel, viel zu lang - und damit stimmt's dann auch formal nicht mehr: Eine Fernsehsendung wie diese, offenbar von einem der sattsam bekannten BraveNewWorld-Kanäle ausgestrahlt, gäbe keiner dieser Gestalten auch nur annähernd so viel Redezeit. Pipe down, buddy! Ein paar Spotlights - und die Sache könnte lustig werden, unabhängig von Bezügen auf Leselupen-Quasseleien.

Grüsschen

Vadi
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Zero,
Glückwunsch zu dieser beeindruckenden Primiere. Also mir war es nicht zu lang. Habe mich köstlich amüsiert. Oder hätte ich mich eher gruseln sollen?

GRuß Ralph
 

zero

Mitglied
„Ich bin nicht lustig!“
„Lasst mich dem Kerl eins auf die Fresse gegeben!“
„Seid doch mal ruhig! Ich muss nachdenken!“
„Das war im Script nicht vorgesehen.“
„Wenn wir das Format bis zum nächsten Quartalsergebnis nicht hier reingedrückt haben, sind wir erledigt, B.$.“
„Alle mal herhören! Die Pilotsendung hatte sowieso Überlänge. Wir verkaufen ihnen weniger Sendezeit und mehr Werbung einfach als hip. Und den Texter feuern wir und suchen uns einen billigeren.“
„Und wer geht jetzt raus und macht den Typen zur Schnecke?“
„WIESO SIND EIGENTLICH DIE VERDAMMTEN MIKRO krrchch....“

Die Blonde hat sich verändert, mit kürzerem Haar und einem dreieckigen Katzengesicht. Zu große, kastanienbraune Augen über einem Lächeln, das Hannibal Lecter zurück in den Käfig treiben würde.

„Hallo Vadi!“

Sie berührt Vadian wie beiläufig mit zwei Fingern, überlegt es sich, und umrundet ihn dann einmal, ohne den Kontakt abzubrechen.

„Du siehst gut aus. Größer, als ich mir dich vorgestellt habe.“

Ein zärtliche, heiße Berührung an seinen Lippen erstickt eine Entgegnung. Als ob flüssiges Feuer durch ihre Adern strömt.

„Shhh. Sag nichts. Hör mir einfach zu!“

„Jemanden wie dich können wir brauchen. Ist das hier alles, was du willst? Literarische Perlen vor Säue in einem Elfenbeinturm werfen? Glaubst du, das dankt dir einer? Bestenfalls hassen sie dich, weil du ihnen ihr Unfähigkeit vor Augen hältst. W i r würden dich zum Star machen. Heute die Leselupe – und morgen die Medienimperien der Welt. Endlich könntest du deine Träume von einer besseren Sprache Wirklichkeit werden lassen.“

„Hast du deine schwarzen Socken an? Also denk über mein Angebot nach...“
 

zero

Mitglied
(Es folgt eine kurze Ansage des Moderators, für die wir auf eine wertvolle Werbeunterbrechung verzichtet haben.)

„Hallo Frau Löffler. Gut das Sie vorbeischauen; wenigstens auf Sie waren wir vorbereitet. Anscheinend harren da zwei Dinge der Aufklärung.“

„Erstens: Wir sind hier nicht in der Satire, weil wir kostenlos Lacher verteilen, sondern auf Druck unserer Versicherungsgesellschaft. Dafür gehen Sie bitte zu den öffentlichen Sendern und zahlen Sie Ihre verdammten Gebühren. Von uns hat hier keiner Humor, wir sind wirklich nur quotengeil.“

„Zweitens: Jemand, der sich damit auskannte, hat mal geschrieben, das Witzigste am Stierkampf sind die Pferde, die gerade ihre Eingeweide hinter sich her schleifen. Also haben wir ein billiges Pferd gekauft und in die Arena getrieben. Wenn sie darüber lachen wollen, bringen Sie Ihren eigenen Humor mit.“

„Oder einen Clown, Pappnasen und Torten. Gerne auch ihr eigenes Pferd, wir helfen Ihnen dann, es aufzuschlitzen. D a s finden wir nämlich komisch.“
 
V

Vadian

Gast
Jetzt könnte ich mal wieder Marinas Namen durchdeklinieren (z.B. so: Marina, Marinae, Marinae, Marinam, Marina, aber das mag sie sicher auch nicht), und sie würfe mir vor (ein Tag ohne Konjunktiv ist ein vertaner Tag), ich sei am Jammern. Dabei befleissige ich mich doch eines fröhlichen Nihilismus', doch mein Ton, oh weh, fällt in den Sprachgraben zwischen Marina und mir, plumps. Deshalb, Marina (Vokativ), glaube mir: Ech ben ein glöckliches Kend!

Und von wegen irr - nach dem anfänglichen Wirr und Warr wird die zero-Sache langsam lustig, und ich habe mich bereits beim Lachen belauscht.
Ausserdem hat der Fieberwahn eher mich als zero ergriffen: Her mit dieser Blonden! Für nackte Sauereien mit Katzengesichtern (bitte, bitte, sie hat doch eine rauchige Stimme, ja?) mach' ich alles! Meinetwegen werde ich dafür sogar berühmt!

Vadi
 
G

Guest

Gast
Lieber Kollege Vadian:

Schreiben Sie lieber, als Sie jammern. Es wird allen gut tun. Echt!
 
V

Vadian

Gast
Ich habe mich ja wirklich nach Kräften bemüht, aber langsam wird's nervig, Marina. Ich bin nicht am Jammern, und wenn Du meinen Ton falsch hörst, fehlt Dir die Stimmgabel, und daran kann ich nichts ändern. Wenn Du konkreter geworden wärst, hätte ich Dir gern erklärt, wo Du was warum als Gejammer missverstehst, aber scheinbar hast Du Dich festgefahren. Also wiederhole ich's nochmals, auf dass Du vielleicht endlich mal nachdenkst, ob Du manche Dinge der Deutschen Sprache möglicherweise einfach ungenügend beherrschst:
Von mir ist in der Leselupe nicht eine einzige Zeile Gejammer vorhanden.
Capito?

Vadi
 

zero

Mitglied
Aus gegebenem Anlaß sind wir angehalten, diese Texttafel einzublenden:
Die EU-Gesundheitsminister: Das Lesen dieses Threads gefährdet Ihre geistige Gesundheit.

(Spot 2)

„Sehen Sie, ein Problem, dass wir eingangs gar nicht erst angesprochen hatten, waren die gesundheitlichen Folgen des Internets. Beachten Sie Frau Löffler. Nach nur drei Beiträgen in diesem Forum zeigt sie Anzeichen von Demenz und Aphasie. Und bitte, wenn sie weiterhin ungezielt aus der Deckung heraus mit faulen Eiern werfen: Einen Originalitätspreis gewinnen Sie hier nicht. Das einzige was Sie verbreiten, ist schlechte Luft.“


(Spot 1)

„Vadian...“

Der Lichtkegel treibt mit ihr über die Bühne, ihr Schleier nur noch ein lichtglitzerndes Halo, ein Wirbel atemberaubender, schlanker Beine und Fesseln, makellose Alabasterhaut, nicht blass, sondern von einem strahlenden Milchweiss.

„Du kennst mich nicht?“

Die Stimme; perlend, nicht lasziv, lebendiges Feuer mit einem Hauch von Fieber, sukkubischer Gier. Kraft: in der Bewegung, nicht in der Form.

„Nimm, was dir zusteht. Nimm deinen, ja d e i n e n Platz in unserer Mitte ein!“
 
G

Guest

Gast
Vadian, wenn ich etwas in Ihrem Deutsch (Deutsch?) nicht verstehe, nur daher, dass Ihr Deutsch etwas komisch wirkt. Oder Sie schaffen es einfach nicht, genau das zu sagen, was Sie auch meinen. Pech! Sie kommen mir vor wie ein unglücklicher, von allen missverstandener Mensch. Langsam bekomme ich Mitleid mit Ihnen. Und warum mussen Sie immer dort auftretten, wo ICH gerade etwas zu sagen habe? Wie soll ich das verstehen? Bitte verabschieden wir uns im Frieden, O.K.? Ohre Deklinationen. Seien Sie endlich ein Gentlemen.
 
V

Vadian

Gast
Mit einem Diener, Madame, bin ich ganz der Ihre, streife mir die beigen, bei Orlik in Prag (Sie kennen ihn?) erstandenen Glacéhandschuhe über, richte meine Knopflochnelke, und empfehle mich mit einer Träne im Augenwinkel.
Lord Vader

P.S.: Dass Madame mein Deutsch komisch finden, darf ich Madame nicht verargen, da dies Geschmackssache ist und Madames Geschmack bestimmt erlesen. Doch dass Madame mein Deutsch mit Fragezeichen versehen, ist - wie wir Gentlemen zu sagen pflegen - Mumpitz.

P.P.S.: Und dann, zero, nach hingeschleimtem Abgang, eilen wir stracks in die Mitte der Dekadenz. Endlich daheim.
 

zero

Mitglied
Ein Plagiat

Und hier ist er, immer wieder gern gesehen und doch zu keiner Party eingeladen: Der Tod, und mit einem selbst gedichteten und vorgelesenen Beitrag zum lyrischen Wettrüsten auf diesem Kanal:

„Ahem...“

„Im niederen Beamtenstand
fuhr gestern ich mit dem Trabant,
überholte mich ein Leichenwagen
glänzend schwarz und chrombeschlagen.
Der Kunde war noch gar nicht tot,
ich folgte ihm mit knapper Not,
stand hinter ihm beim nächsten Rot.

Beim ersten Mal traf ich daneben,
worauf der Motor nur verreckte,
jetzt hieß es: Job oder Leben!
und ich den Fahrer niederstreckte,
darauf verschied der Arme dann,
der Wagen sprang grad wieder an.

Hinter mir schon hupten Männer,
flugs sprang ich in den Bayernrenner
und Probe fuhr ihn noch ein Stück
zum Krematorium zurück.

Den Bestatter schob ich in den Ofen,
der Lehrling war derweil am Pofen,
mit einem kalten Knaben zwar,
der dafür umso steifer war.

Ich füllte dann die heiße Asche
in eine alte Aldi-Tasche
und spülte sie hinab ins Klo;
als Klärschlamm ruht jetzt irgendwo
der Totengräber auf der Wiese
mit Blumen und ’ner lauen Brise.
Verschont von seiner Kunden Klag
und nicht im Einheits-Massengrab.

Und dem, dem ich den Weg ersparte,
schrieb ich noch eine Ansichtskarte:

- Mein lieber Freund, du hattest Glücke,
- fürs Erste bist du von der Schippe.
- Schöne Grüße noch von mir,
- ich komm ein ander Mal zu dir.

Dein Tod

(Doch war nicht alles Ach und Weh',
seit gestern fahr ich B M W)“
 
Y

Yamiko

Gast
Tut mir leid, ich musste dich einfach aus der Kramkiste hervorholen, ich bin total begeistert! Zero, schreib noch mehr solche Sachen, ich liebe deinen Humor!
P.S. will die Blondine! Her damit!
 

Yossarian

Mitglied
Gut gemacht Yamiko

komme ich auf diese Weise doch auch in den Genuss dieses coolen Textes.

Gut beobachtet, höchstens zu langatmig geschrieben,
aber allgemein sehr gelungen.
Ich bitte um mehr davon,
sowas will ich in Satire sehen.
Inzwischen käme doch wieder einiges zusammen für so einen Text oder ?

Ich werde sogar namentlich erwähnt, cool !
wenngleich ich mich nicht mehr an besagte Schuhsache erinnern kann. Jedoch sind selten Kommentare von mir ohne eine gewisse Ironie.

Also weiter so.
Gut das es hier wenigstens ein paar gibt, die nicht nur mit Rosen im Mund sprechen.

Yossarian
 

zero

Mitglied
Hi Yamiko, Yossarian!

Da habt ihr aber eine uralte Leselupen-Jugendsünde vorgekramt. Das war mit das Erste was ich direkt für die Lupe geschrieben haben. Das mit dem langatmig stimmt, und wenn ich ehrlich bin, ist Humor wirklich nicht meine grösste Stärke. Zur Zeit regen mich mal wieder ein paar Sachen bei der Lupe auf, aber vielleicht sollte ich wirklich mal wieder eine Fortsetzung dazu schreiben, anstatt mich zu ärgern...
 



 
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