Fragment

MacKeith

Mitglied
Der Tag kratzt an mein Fenster
Die Nacht war kurz.
Ich malmte sie zu einem Brei.
Gelb streckt die Magnolie ihre Finger von sich
In nasse Tunnel weht welkes Laub.
Stumpfer Blick, die Minuten legen sich über mich
Bin auf der Suche nach der Wut in mir
Die mir den Schädel sprengt, die Lippen bricht
Das Wort aus mir herausprügelt
Die Nacht ist braun. Die Sinne dürr.
Die Landungsklappen weit ausgestellt legt sich der Körper in den Nebel
Ein Mann geht Schienen entlang
Dort hinten auf der Höhe brennt ein Baum
Im Licht des verglühenden Tages
Wenn Du noch was zu sagen hast, dann sag es
Jetzt!
Oder schweig für immer –
Hättest Du doch was gesagt!
Was hätte ich sagen sollen? Du hast mir nie zugehört.
Woher willst Du das wissen, wo du doch nie was gesagt hast?
Ich hab genug gesagt, jetzt sag ich nichts mehr.
 

rosste

Mitglied
hallo MacKeith,
jetzt habe ich dein gedicht dreimal gelesen. irgendetwas daran imponiert mir, irgendetwas finde ich auch "schwer verdaulich".
"Der Tag kratzt an mein Fenster
Die Nacht war kurz.
Ich malmte sie zu einem Brei.
Gelb streckt die Magnolie ihre Finger von sich
In nasse Tunnel weht welkes Laub.
Stumpfer Blick, die Minuten legen sich über mich"
- da sind schöne bilder dabei, einen zusammenhang finde ich aber nicht.
"Bin auf der Suche nach der Wut in mir
Die mir den Schädel sprengt, die Lippen bricht
Das Wort aus mir herausprügelt"
- das ist der kern des werkes und der tut gut.
"Die Nacht ist braun. Die Sinne dürr.
Die Landungsklappen weit ausgestellt legt sich der Körper in den Nebel
Ein Mann geht Schienen entlang"
- der mann bist natürlich auch du.
die nacht ist erst kurz und dann braun. - das ist natürlich möglich, aber sehr offen, zu offen.
"Dort hinten auf der Höhe brennt ein Baum
Im Licht des verglühenden Tages"
- nach "brennt" noch "verglühend" ist zu viel feuer.
"Wenn Du noch was zu sagen hast, dann sag es
Jetzt!
Oder schweig für immer –
Hättest Du doch was gesagt!
Was hätte ich sagen sollen? Du hast mir nie zu gehört.
Woher willst Du das wissen, wo du doch nie was gesagt hast?
Ich hab genug gesagt, jetzt sag ich nichts mehr."
- jetzt kommt etwas anderes, neues, überraschendes dazu, so ganz am schluss.
klar hat das irgendwas mit dem restlichen gedicht zu tun, aber das kommt leider nur ganz sparsam zum ausdruck.

es ist zwar alles gesagt, aber du kannst es noch besser sagen, zumindest manches.

"zugehört" muss es heißen
 

MacKeith

Mitglied
ich hätte es besser vielleicht MOSAIK nennen sollen, nicht fragment, obwohl es ja eines ist bzw. mehrere fragmente in einem. ich fand es gestern auf meiner platte wieder. ich weiss ja, es ist irgendwie "nicht fertig", ich wüsste aber nicht, was ich daran ändern sollte.

so sperrig wie es ist, sperrt es sich einem, etwas daran zu arbeiten.

vielleicht versuche ich es mit umstellungen. es birgt ja, wenn man genauer hinsieht - was du ja getan hast - mindestens drei teile, drei ebenen in sich.

im ganzen ist es mehr ein innerer monolog, selbst das "gespräch mit dem DU" ist KEIN echter dialog, sondern ein gefühlter, unausgesprochener.

was mir selbst - und wenn ich dich richtig lese, dir auch - am besten "gefällt" oder am meisten eindruck hinterlässt, ist die bildkraft der zeilen.

danke für deinen kommentar :)
 



 
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