Freiheitsdrang

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Kätzchens Freiheitsdrang

Im Linienflugzeug Brüssel-Wien
ein Kätzchen saß im Käfig drin.
Ihm dieser Zustand nicht behagte,
es deshalb laut und deutlich klagte.
Doch niemand sein Miau'n erhörte,
worauf die Katze sich empörte.
Sie öffnete mit viel Gespür
und sehr geschickt die Käfigtür,
gelangte schnell zum Mittelgang,
den sie schlich unbemerkt entlang.
Dann stand das unerschrock'ne Tier
auf einmal vor der Cockpit-Tür.
Die Tür flog auf, die Katz' sprang rein,
der Kapitän fing an zu schrei'n:
"Was ist denn los, bringt doch die Katz'
ganz schnell zurück auf ihren Platz!"
Doch dieses leider nicht gelang,
das Tier ihm auf die Schulter sprang.
Der Ärmste nieste nun wie nie -
ein Fall von Katzenallergie.
Die Augen quollen ihm zu Schlitzen.
Was tat der Tiger? - Er blieb sitzen,
in seinem Nacken festgekrallt.
Auch Stewardessen keuchten bald,
den Hals und Augen zugeschwollen -
doch Mieze wollte sich nicht trollen
In allerhöchster Handlungsnot
beschloss zu landen der Pilot.
Es war zwar keinem was gescheh'n,
doch alle hatten klar geseh'n,
wie eines Kätzchens Freiheitsdrang
den Menschen in die Knie zwang!
 

Udogi-Sela

Mitglied
Süsss

Für eine Metapher: „ Kleines Tier zwingt Mensch und Maschine in die Knie“ zu süß, zu lieb, einfach zu goldig. Selbst wenn die Geschichte auf einer Tatsache beruhen sollte, (klingt eher unwahrscheinlich) wäre mir lieber, ein Schwarm alter Krähen (laufen ja genug rum) hätte sich in die Düsen eines Jets verirrt, wäre darin durchgequirlt und als Funkenregen im Kondensstreifen als folgender Schriftzug sichtbar geworden.: „ Mit Lufthansa schneller im Himmel“. Das hätte entweder zum Absturz geführt oder zur Landung gezwungen. Jedenfalls wäre das Gedicht effektvoller hinsichtlich der Begriffe Satire oder Ironie.

Oder die Katze hätte ein paar Knöpfe im Cockpit gedrückt und so den Flug, wie auch immer, beendet.

Vielleicht habe ich auch nur meinen bösen Tag.

Herzlichst
Udo
 
Hallo Udo,

also einen bösen Tag hatte mit Sicherheit der Flugkapitän der SN Airlines letzten Dienstag. Ich habe lediglich die Tatsachen - Katze, die ihrem Käfig entkommen, ins Cockpit gelangte, dann nicht eingefangen werden konnte, Notlandung in Brüssel mit 57 Passagieren an Bord, die nach 2 Stunden Wartezeit endlich ein anderes Flugzeug nach Wien besteigen konnten - etwas ausgeschmückt.

Aber Du hast recht, so richtig zum Lachen ist das wohl nicht. Also mich macht es eher nachdenklich, vielleicht sollte man es in eine andere Rubrik verschieben. Oder soll ich es ganz löschen?

Herzliche Grüße
Anne-Marie
 

Udogi-Sela

Mitglied
Die Geschichte ist also wahr!

Ne ne, Anne-Marie, Dein Gedicht soll ruhig hier stehen bleiben.
Was ich sagen wollte war eigentlich nur, dass MIR das Gedicht zu lieb klang und MIR das ironisch-satirische zuwenig herausgearbeitet scheint. Mehr hin zu einer Pointe oder zu einem besonderen „Knalleffekt". Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine.
Die Reime und der Rhythmus des Gedichts sind ja in Ordnung und das Thema finde ich auch eines Gedichtes würdig.
Ich denke noch mal drüber nach und wie ich die LL-Dichterkapazitäten dieses Forums kenne, werden sie etwas dazu beisteuern.

Herzlichst
Udo
 
Hallo Udo!

Ja, ich verstehe was Du meinst. Ich werde versuchen, mal was mit "Knalleffekt" in die Tat umzusetzen. Jedenfalls bin ich froh, dass an Reim und Rhythmus nichts auszusetzen ist.

Ich freue mich, dass Du meinem Text so viel Aufmerksamkeit geschenkt hast und verstehe vollkommen, dass man als Moderator verantwortlich dafür ist, dass die Leser auf ihre Kosten kommen. Mir geht es beim Lesen manchmal auch so. Ich sage mir: "Schade, da hätte man mehr draus machen können!" Vielleicht ist die Erwartungshaltung in Deiner Rubrik auch besonders hoch. Man stellt sich darauf ein, zum Lachen gebracht zu werden, und wenn der Text nicht hält, was er verspricht, ist man erst recht enttäuscht!

Herzliche Grüße
Anne-Marie
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Anne-Marie,

Da die Geschichte wahr ist, muss die Katze wirklich etwas mehr geleistet haben, als dem Kapitän auf die Schulter zu springen. Ein Mensch in so einem Beruf hat doch meist starke Nerven. Vielleicht kannst Du das Gedicht noch ergänzen und irgend eine schwerwiegende Handlung der Katze einfügen, dann würde es mir sehr gut gefallen.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 
K

Klopfstock

Gast
Kätzchens Freiheitsdrang

Im Linienflugzeug Brüssel-Wien
ein Kätzchen saß im Käfig drin.
Ihm dieser Zustand nicht behagte,
es deshalb laut und deutlich klagte.
Doch niemand sein Miau'n erhörte,
worauf die Katze sich empörte.
Sie öffnete mit viel Gespür
und sehr geschickt die Käfigtür,
gelangte schnell zum Mittelgang,
den sie schlich unbemerkt entlang.
Dann stand das unerschrock'ne Tier
auf einmal vor der Cockpit-Tür.
Die Tür flog auf, die Katz' sprang rein,
der Kapitän fing an zu schrei'n:
"Was ist denn los, bringt doch die Katz'
ganz schnell zurück auf ihren Platz!"
Doch dieses leider nicht gelang,
das Tier ihm auf die Schulter sprang.
[blue]Der Ärmste nieste nun wie nie -
ein Fall von Katzenallergie.
Die Augen quolen ihm zu Schlitzen.
Was tat der "Tiger"? - Er blieb sitzen,
in seinen Nacken festgekrallt.
Auch Stewardessen keuchten bald,
den Hals und Augen zugeschwollen -
doch Mieze wollte sich nicht trollen.[/blue]
In allerhöchster Handlungsnot
beschloss zu landen der Pilot.
Es war zwar keinem was gescheh'n,
doch alle hatten klar geseh'n,
wie eines Kätzchens Freiheitsdrang
den Menschen in die Knie zwang!


Liebe Anne Marie,
vielleicht könnte man etwas Ähnliches, wie ich es oben
hinzugefügt habe schreiben;)
Dann wäre die Notlandung wenigstens verständlich...

Liebe Grüße
Klopfstock
 
Liebe Vera-Lena, liebe Klopfstock,

ja, es stimmt, um die Notlandung plausibel zu machen fehlt etwas dramatisch Gravierendes und ich finde, Klopfstock hat eine originelle und überzeugende Lösung gefunden. Ich werde sie übernehmen, da mir mein eigener Verbesserungsversuch, den ich hier gar nicht erst vorstelle, zu blass erscheint.

Ganz lieben Dank für Eure Bemühungen!

Herzlichst
Anne-Marie
 
S

Sandra

Gast
Hallo Anne-Marie


ich habe deinen Freiheitsdrang jetzt "nur" in der überarbeiteten Fassung gelesen und mir gefällt es sehr gut. Amüsant, ironisch - wunderbar!! Im Hinblick darauf, dass diese ganze Geschichte - zwar von dir ausgeschmückt (obwohl, wer weiß ;) )- wirklich geschehen ist, gibt sie mir beim Lesen einen Bonuskick. :) Das Leben schreibt halt die besten Geschichten und fehlt etwas, dichten wir etwas dazu und es gelingt, wie hier.

LG
Sandra
 
Hallo Sandra,

über Deinen Kommentar freu' ich mich sehr, denn ich finde auch, dass das Leben die schönsten Geschichten schreibt. Immer wenn ich so etwas, wie die obige Begebenheit, lese oder höre, mach' ich mir Notizen oder heb' mir die Pressemeldung auf, und manchmal gelingt es mir, etwas daraus zu machen. Bei diesem Text hat Klopfstock allerdings wesentlich mitgeholfen.

Ich danke Dir für die motivierenden Zeilen!

Liebe Grüße
Anne-Marie
 

LuMen

Mitglied
kaum zu glauben

Hallo Anne-Marie,

ich habe Dein gut gereimtes Gedicht erst in der mit Hilfe von Klopstock überarbeiteten Fassung gelesen und mich über diese kaum zu glaubende Geschichte sehr amüsiert! Wäre sie erfunden, würde sie auf viele wohl zu gekünstelt wirken, aber so ist das nun einmal mit solchen Geschichten, die das Leben schreibt. Sie sind oft sonderbarer, als der phantasievollste Fabulierer sie erdenken könnte. In solchen Fällen kann der Hinweis auf ein "Tatsachengedicht" angebracht sein.

Herzlichen Gruß

LuMen
 
Hallo LuMen,

diese Geschichte kam mir gerade recht, um meine sommerliche Schreibflaute zu beheben, und ich freue mich, dass Du sie lustig und gut gereimt findest. Für die Betroffenen dieses Vorfalls war die Sache wohl eher betrüblich, und ich hoffe doch sehr, dass nicht alle Katzenkäfighersteller die Fähigkeiten der Miezen derart unterschätzen.
Ich werde Deinen guten Rat befolgen und in Zukunft bei Tatsachengedichten eine Fußnote anbringen.

Herzlichen Gruß
Anne-Marie
 



 
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