Fremdwortwahn

Ärgerlich, bin ich doch in mentem falsch abgebogen und bewege mich jetzt zentrourbär. Da hilft nur eines, Blinker setzen und in die kleine interdominale Gasse. Flink in accessum des nächsten Hauses gewendet und endlich auf der richtigen Straße extraurbär unterwegs.
Das Lux solem blendet, so dass ich gezwungen bin, die Palbebrae zusammenzukneifen und schnellstmöglich die Sonnenblende kataviträr zu bewegen. ich befahre ein Viadukt und bin fast zu Hause, dass letzte Stück der addominalen Straße ist immer das schönste.
Durch die Porta zentrale gelange ich in den intradominalen Flur, der mich auf direktem Weg ad hortem führt. Auf der Wiese erwarten mich bereits meine solophilen Hunde, die mich freudig begrüßen. Ich lasse mich kataterrär fallen und genieße die Sonne. Auch ich bin eher hydrophob veranlagt, zumindest, was alles Wasser angeht, das ex caelum kommt.
Ektodominal gefällt es mir sehr gut, so dass ich beschließe, meine Studien der medicina magna hier fortzusetzen.
Schnell stelle ich fest, dass ich an einer Averbie der heimischen Worte leide. Da es sich durch meine Studien bedingt wohl schon um eine morbi chronici handelt, sollte ich hier wohl eher von einer Averbose sprechen.
Da es nun doch zu regnen beginnt, betrete ich das Domus und nutze die Treppe um supraterrär zu gelangen. Das fenestrierte Tektum wirft viel Licht in mein Zimmer, so dass ich ohne Lux elektra weiterarbeiten kann.
Meine Averbose wird mit jedem neuen terminus latinii schlimmer, sie geht Hand in Hand mit einer Hyperverbie latinii et graeci. Vielleicht sollte ich hierzu einen Wissenschaftler befragen, einen virum magno studiosum, doch habe ich den leisen Verdacht, dass er derselben morbi fatale unterlegen sein könnte.
Somit bleibe ich allein mit meinem latinisierten Encephalon, doch mir bleibt ein kleiner Trost:
Fremdwortbegabte hören sich immerhin eleganter an als Normalsprechende.
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hervorragend!

Liebe Ann-Kathrin Deininger,

eine wunderschöne Glosse! Sozusagen perfekt.

Vielen Dank und viele Grüße,
 
G

Gegge

Gast
ich habe zugegebenermaßen ettliche Wörter noch nie zuvor gehört und hatte auch keine Lust diese alle irgendwo nachzuschlagen.

Aber dennoch wage ich zu behaupten, dass der Text eher eine Satire als eine Glosse ist.

Aber eine köstliche Satire!

LG Gegge
 
Hallo Gegge

Ich glaube dir gerne, dass du viele der Wörter noch nie gehört hast. Du hättest sie vermutlich im Lexikon aber auch nicht gefunden, das meiste sind Fremdwortneuschöpfungen, die in Anlehnung an die Fachsprache frei erfunden sind, so z. B. solophil aus sol (lat.: Sonne) und philos (griech.: liebend, freundlich) bedeutet dann sowas wie sonnenliebend.
Für meine Oma musste ich eine Übersetzung schreiben ...
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Satire/Glosse

Hallo Gegge,

ich will mich ja gar nicht mit Dir streiten... ;-)

Die Grenze zwischen Glosse und Satire ist fließend.

Die Glosse "packt" eine Momentaufnahme und führt sie in humoristischer, auch durchaus lebensnaher, also BETROFFENER Art und Weise durch.

Sie beginnt immer mit einer Situationsschilderung (oder sie wird sehr schnell ersichtlich). Sie führt diese Situation aus - auf ironische, humoristische Art und Weise.
Im Unterschied zur Satire KOMMENTIERT sie auch.

Und sie endet mit einer Aussage, einer aussagenden Frage, die parallele, ähnliche Erscheinungen auch in das Blickfeld rückt.

Wo ist der Unterschied zur Kolumne?

Die Glosse ist kürzer.

Sie kann - pointiert - sogar SEHR kurz sein. Eine "Anmerkung" eben.

Konnte ich etwas Klarheit verschaffen?

Viele Grüße,
 
Hallo Anka!!
Absolute spitzenklasse!!! Ich habe mich halb totgelacht und meinen Eltern erging's nicht anders.
Papa meinte allerding: Einige schwerwiegende Lateinfehler, selbst unter Berücksichtigung der Fremdwortneuschöpfungen, aber der Text sei sehr amüsant. Aber er gehört ja auch zu euch Medizinern.
Dem kann ich nur zustimmen. Einfach voll getroffen.
Ich denke, diesen Text solltest du mal an den Herrn Esser schicken!!
Bis dann,
Melani!!!
 
Hallo Melani!

Für die schwerwiegenden Fehler entschuldige ich mich selbstverständlich, das sollte nicht so sein. Als ich den Text schrieb, hätte an meine Seite wohl ein lateinisches Grammatikwerk gehört, dass ich, wie ich leider gestehen muss, nicht wieder herausgekramt habe. Deshalb nicht ganz perfekt. Sorry.


PS.: Dein Vater darf mich gerne korrigieren!
 
Mich haben sie jan icht gestört, diese angeblichen Fehler, die ich gar nicht erkannt habe.
Aber Papa hat vor dir ein paar Verbesserungsvorschläge zu schicken. Damit muss er allerdings bis nächstes Wochenende warten, denn ohne mich kann er nicht ins Netz und ich bin ja nicht da!! :)
Bis dann, also,
Melani!
 



 
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