Freundschaft

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Carolyn

Mitglied
Stille.
Niemand sprach ein Wort. Dicht gedrängt saßen sie und schwiegen. Leise fiel der Schnee. Er legte sich auf alles und schloss es ein.
Kälte.
Seit Tagen, seit Wochen schneite es. Durch die kalte, klare Luft wirbelten Unmengen von weißen Flocken.
Einsamkeit.
Sie saßen zusammen, jeder für sich. Sie starrten nach draußen und sahen den Eiskristallen beim Fallen zu.

Angst.
Der See lag schwarz und breit vor ihnen. Der Wald war dunkel und tief. Irgendwo dort war er.
Verzweiflung.
Sie lehnten sich an einen Baum und schwiegen. Die Sonne ging unter und die letzten Strahlen fielen auf die schwarzen Wolken in der Ferne.
Tränen.
Irgendwo war er.

Hoffnung.
Die liefen über Felder. Der Mond schien hell. Alles erleuchtete in silbernen Farben. Nebel lag über der feuchten Erde.
Freude.
Sie tanzten mit dem Wind. Einige Sterne funkelten im schwarzen Himmel.
Nähe.
Der Wind umspielte Äste und Zweige. Sie bewegten sich sanft.

Wärme.
Der graue Schnee schmolz und gab die schwarze Erde und die grünen Pflanzen frei. Die Luft veränderte sich. Es hatte aufgehört zu schneien.
Heiterkeit.
Die Sonne schickte gelbe Strehlen. Sie ließen die Blumen in bunten Farben erblühen.
Geborgenheit.
Sie saßen zwischen den Blumen und lachten.

Enttäuschung.
Schwarze Wolken zogen auf und verdeckten die helle Sonne. Die Blumen verwelkten und die Farben verblassten.
Dunkelheit.
Die Nacht brach herein und die leuchtenden Sterne waren verdeckt. Der helle Mond war verschwunden.
Trauer.
Der wunderschöne Moment war vorüber.

Stille.
Niemand sprach ein Wort. Dicht gedrängt saßen sie und schwiegen. Leise fiel der Schnee. Er legte sich auf alles und schloss es ein.
Kälte.
Seit Tagen, seit Wochen schneite es. Durch die kalte, klare Luft wirbelten Unmengen von weißen Flocken.
Einsamkeit.
Sie saßen zusammen, jeder für sich. Sie starrten nach draußen und sahen den Eiskristallen beim Fallen zu.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Prosalyrik (?)

Hallo, Carolyn,
willkommen in der Leselupe.

Es ist ein etwas schwieriger Brocken. Wenn es nicht unter "Lyrik" stehen würde, würde ich es nicht dafür halten. Im experimentellen Bereich aber verschwimmen die Grenzen. Es gibt keine Schablone.

Das Werk lebt von einer Parallelstruktur, Wiederholungen von Form und Rhythmus.

Obwohl es auf den ersten Blick nicht so aussieht, ist die Form relativ fest gebunden.

Es wird ein Bogen geschaffen von Stille zu Stille.
Es ist ein langsamer Rhythmus des Geschehens, der an den Ausgangspunkt zurückführt.

Aber obwohl die Worte gleich sind, ist der Sinn ein anderer, denn er wird von Erfahrungen getragen.

Viele Grüße von Bernd
 

Carolyn

Mitglied
Hallo Bernd,

danke sehr.
Ja, es ist vielleicht schon ein etwas schwieriger Brocken, das mag stimmen!
Die Zuordnung fiel mir anfangs auch nicht leicht. Sollte ursprünglich mal eine Kurzgeschichte werden...
Die Struktur kam ganz von allein in den ersten Absatz und das habe ich dann einfach weitergeführt, weil es mir doch ganz gut gefallen hat.
Anfangs hatte ich die erste Strophe nicht wiederholt. Ich bin aber der Meinung, dass die Wiederholung nicht nur des Stils wegen, sondern auch wegen des Inhalts unbedingt notwendig ist.
Diese "Wiederholungen von Form und Rhythmus" waren genau das Mittel, mit dem ich den Inhalt verstärken wollte, das Kommen und Gehen von Freundschaften.

Liebe Grüße von
Carolyn
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Wiederholung der ersten Strophe rundet das Werk ab. Ich denke, das ist gelungen.
 



 
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