Friedensfackel

3,80 Stern(e) 6 Bewertungen

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
hallo perry und herzlich willkommen in der leselupe.
dein text weiß durchaus zu gefallen, auch wenn er mir etwas zu sehr mit dem erhobenen zeigefinger daherkommt ("fackel des friedens in unseren köpfen"... ist mir einfach zu dicke), aber ich will jetzt gar nicht über den inhalt diskutieren, sondern ein paar formale sachen hinterfragen.

Quote

da sitzen wir wie immer
in den Seitenstraßen des Lebens
[blue]die seitenstraßen des lebens sind ein wundervolles bild...[/blue]
mit dieser ungezwungenen Fröhlichkeit
ahnen nicht, dass sie bereits lauern, jene
die die Bomben werfen in das Cafe
in dem wir gerade unseren Cappuccino trinken
voller Pläne, voller Hoffnung, voller Blut
[blue]bei der zeile frage ich mich jetzt, WER da voller pläne, hoffnungen und blut ist: die bombenleger?, die zwei die da im cafe sitzen?, der cappuchino? ist ein wenig unglücklich formuliert...[/blue]
vielleicht wäre es an der Zeit
eine Fackel des Friedens
in unseren Köpfen zu entzünden
[blue]wie schon gesagt, dass ist mir zu dicke und es will auch nicht so richtig in das cafe/seitenstraßenbild passen. du bist in den zeilen vorher sehr erzählerisch und nah an der realität und dann kommt auf einmal eine friedensfackel im kopf (das bild alleine finde ich schon etwas schief). da würde ich versuchen im bild der seitenstraße zu bleiben...[/blue]

hui das klingt jetzt wie ein verriss, soll es aber gar nicht. der text hat potential, der könnte richtig gut werden...
liebe grüße
mirko
 

Perry

Mitglied
Hallo Mirko,
danke für deine ausführliche Auseinandersetzung mit meinem Text.
Die Grundlage dafür waren/sind die immer wieder von Terroristen verübten Bombenanschläge auf unschuldige Menschen und deren gedankliche Verarbeitung in meinem/unseren Köpfen.

„bei der zeile frage ich mich jetzt, WER da voller pläne, hoffnungen und blut ist: die bombenleger?, die zwei die da im cafe sitzen?, der cappuchino? ist ein wenig unglücklich formuliert.“

Wer? Das sind wir alle (wie kommst Du auf zwei oder die Bombenleger, den Cappuccino?).

“wie schon gesagt, dass ist mir zu dicke und es will auch nicht so richtig in das cafe/seitenstraßenbild passen. du bist in den zeilen vorher sehr erzählerisch und nah an der realität und dann kommt auf einmal eine friedensfackel im kopf (das bild alleine finde ich schon etwas schief). da würde ich versuchen im bild der seitenstraße zu bleiben...“

Zu dem sicher nicht einfachen Thema kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Ich glaube, dass nur ein grundlegendes Umdenken in „allen“ Köpfen solche unsinnige und unmenschliche Taten verhindern können.
Das Bild der Seitenstraße soll lediglich das scheinbare Unbeteiligt sein verdeutlichen. Der zentrale Ansatz ist die Zeile
„voller Pläne, voller Hoffnung, voller Blut“

Sie betrifft uns alle und ist die Einbindung der unterdrückten Menschen, die sich in ihrer Ohnmacht zu solchen Taten hinreißen lassen.
Das Bild der Friedensfackel soll sinnbildlich das Licht beschreiben, das in unseren Köpfen angehen soll.
LG
Manfred
PS: Ich sehe das Gedicht mehr als Anstoß zum Nachdenken, weniger als erhobenen Zeigefinger.
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Manfred,
also ich hatte keine Schwierigkeiten Dein Gedicht
zu verstehen - und es geht aus diesem Text eindeutig
hervor,daß nicht der Capuccino "voller Pläne, Hoffnungen und Blut ist";);)
Es ist nicht "unglücklich formuliert" - es ist scheinbar nur unglücklich gelesen.....
Ich sehe auch keinesfalls einen erhobenen Zeigefinger,
sondern auch nur einen "Anstoß zum Nachdenken".
Übrigens, dieses Gedicht muß nicht erst gut werden - es ist gut!!!!

Dir einen schönen Sonntag
und liebe Grüße
Klopfstock:)

Übrigens, auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN!!!
 
T

Thys

Gast
Hi Perry,

ich zitiere einmal kurz aus Deiner Antwort:

Sie betrifft uns alle und ist die Einbindung der unterdrückten Menschen, die sich in ihrer Ohnmacht zu solchen Taten hinreißen lassen.

Das ist wirlich sehr gut geschrieben. Es ist so einfach zu sagen: "Wir sind die Guten und ihr die Bösen".

Warum werfen denn die sogenannten Bösen mit Bomben. Ursachenforschung wäre mehr angebracht als plakative Werbeslogans, mit denen man so schön seine eigenen Ziele und Praktiken rechtfertigen kann.

Gruß

Thys
 

Perry

Mitglied
Hallo Klopfstock,
danke für deine Sicht
zu meinem Gedicht.
LG
Manfred

Hallo Thys,
ein schwieriges Thema, das ich mal lyrisch aufbereiten wollte. Danke für deine Zustimmung.
LG
Manfred
 

MH

Mitglied
hallo perry,

dein text würde mir ohne den eher naiven schluss

vielleicht wäre es an der Zeit
eine Fackel des Friedens
in unseren Köpfen zu entzünden

deutlich besser gefallen (wobei ich natürlich nichts gegen fackeln des friedens habe), denn

voller Pläne, voller Hoffnung, voller Blut

eliminiert die romantisch-verklärte vorstellung des unschuldigen aus dem kontext.

es gibt keine unschuldigen.

mfgMH
 

Perry

Mitglied
Hallo MH,
schön dass Du die Diskussion weiter führst. Aus deinem Kommentar entnehme ich (eher naiven Schluss, romantisch verklärt, es gibt keine Unschuldigen), dass Du anscheinend zu einem etwas einseitiges Toleranzverständnis neigst. Zum einen würde ich einen solchen Text nicht als naiv bezeichnen, weil dies den Verfasser durchaus persönlich treffen könnte (keine Angst, ich stehe da drüber) und zweitens gibt es meiner Meinung nach sehr wohl „Unschuldige“ und zwar die Opfer, die mit dem direkten Konflikt Unterdrücker/Unterdrückte nichts zu tun haben. Ich gebe dir allerdings Recht, dass wir alle durch unser untätiges Zu- bzw. Wegschauen irgendwo mitschuldig sind.
Was die deiner Meinung nach romantisch verklärte Sichtweise angeht, kann ich nur sagen, dass meiner Sicht nach nur in unseren Köpfen die Gewaltspirale von der Kindererziehung bis hin zur politischen Konfliktlösung durchbrochen werden kann. Dafür darfst Du mich dann gern als Romantiker bezeichnen.
LG
Manfred
 

MH

Mitglied
hallo perry,

keinesfalls wollte ich dir naivität unterstellen, schon gar nicht in zusammenhang mit deinem thema.
ich bezog mich in meinem kommentar auf naivität als stilmittel, war daher völlig wertfrei gemeint - sorry, falls das anders angekommen ist.
meine kritik war einzig auf den, meinem empfinden nach, fehlplazierten inhaltlichen und stilistischen bruch gerichtet, der in den zitierten zeilen in erscheinung tritt.
deine persönliche meinung zum thema, deren freiheit ich respektiere, sowie mein eigenes toleranzverständnis, das hier wohl kaum auf dem prüfstand steht, waren und sind nicht gegenstand meiner kommentare.

mfgMH
 

Perry

Mitglied
Hallo MH,
keine Sorge, ich habe es nicht auf mich persönlich bezogen. Deine Hinweise in Sachen Stilmittel und Ausdrucksart sind natürlich hilfreich, bleiben aber Theorie solange Du keine konstruktiven Vorschläge mitlieferst. Es ist leicht zu kritisieren, dagegen schwer es besser zu machen.
Verbleibe mit freundlichen Gruß
Manfred
PS: Du kannst sicher sein bald von mir einen "konstruktiven" Kommentar zu einem deiner Werke zu erhalten.
 

MH

Mitglied
hallo nochmal,

mein konstruktiver vorschlag war einfach, die letzten zeilen wegzulassen!
ich gebe zu: wörtlich genommen ist das natürlich nicht "konstruktiv" ;-)

ansonsten, wie gesagt, gefällt mir der text ohnehin so gut, dass er keiner vorschläge mehr bedarf.

mfgMH
 



 
Oben Unten