Fröhlichen Entzug noch !!! (Teil3)

FEN = Fröhlichen Entzug noch Teil 3

21 - Mal nix zu lachen

Dann mache ich mich auf den Rückweg Richtung Krankenhaus, ich will rechtzeitig zum Abendessen wieder da sein. Wenn ich jetzt satt bin, kann ich mir ja für später einen Apfel oder so .... aua, Magenkrämpfe, das war doch bloß ein Witz!
Beim Verlassen des Hauptbahnhofes treffe ich dann auf die ersten Junkies, die dort immer herumhängen. Oh Mann, denke ich, die sind ja schon tot und wissen es bloß noch nicht. Was einem da an ausgemergelten Typen entgegenkommt! Und dann versuche ich, das auf meinem weiteren Rückweg mal mit der Raucherei in Beziehung zu bringen. Klar, hier sieht man unmittelbar, wie Heroin und solches Zeug die Menschen fertigmachen, dass die Junkies eigentlich nur für den nächsten Schuss leben. Und was für Entzugserscheinungen da abgehen, haben wir wohl alle schon mal irgendwo gelesen.
Das alles läuft beim Raucher subtiler und nicht so dramatisch ab, aber nicht grundsätzlich anders. Im Gegensatz zu Abhängigen illegaler Drogen, wie auch den "legal" Alkoholabhängigen steht der Raucher aber ohne die Möglichkeit eines finanzierten Entzuges da. Sicher ist auch, dass man Jahr für Jahr tausendmal mehr tote Raucher begraben muss, als tote Junkies. Ich möchte hier nicht missverstanden werden, diese ganzen armen Schweine tun mir leid, aber gleichzeitig tun wir arme Raucherschweine mir auch leid!
Ich glaube hier, nachdem ich es schon ansatzweise bei Carr gelesen hatte, ist für mich der Begriff zum Motto geworden: Genieße Deinen Entzug! - So wild ist er gar nicht, da gibt es wahrlich viel Schlimmeres.
Interessante Frage am Rande: Wenn auf den Bahnhöfen das Rauchen total und gegen Bußgeldandrohung verboten wird, was wird dann mit den anderen Drogenabhängigen? Motto: 'Sie rauchen hier, das ist untersagt und kostet Sie 30,-- Euro Strafe.' - 'Ja, und die Drücker da drüben?' - 'Wir haben nun mal eine offene Drogenszene, das wird toleriert, wenn ich nun mal um das Bußgeld bitten dürfte?' - Ich hoffe, ich werde nie ein Nichtraucher, der an dieser Stelle bravo ruft.
Nun fängt es auch noch an zu regnen, und ich mache, dass ich wieder unter die Käseglocke des Krankenhausbetriebes komme. An der Raucherurne ist wieder Treffpunkt, viele sind da und wollen vor dem Abendessen noch eine dampfen. Ich zähle mal verschämt die ausgedrückten Kippen durch und stelle fest, dass in ca. 1 1/2 Stunden bestimmt 25 - 30 dazu gekommen sind. - Beachtliche Leistung, und das ohne meinen Beitrag! Aber schnüffeln tu' ich, so schlecht riecht es gar nicht. Erschrocken gehe ich lieber auf die Station, gibt sowieso gleich Futter.
FEN !!



22 - Ida, das Kippenluder

Nach dem Abendessen gehen dann noch mal die Schwestern auf Tour, fahnden wieder unerbittlich nach dem Stuhlgang der Patienten. Ich versuche, die peinlichen Fragen vollständig und wahrheitsgemäß zu beantworten: "Ja, Schwester Ida, um 10.00 Uhr ca. 200 Gramm". Das bringt mir strafende Blicke ein. Aber alles muss man sich auch nicht gefallen lassen, und weil ich an der Dame ein altbekanntes Aroma feststelle, hole ich zum Gegenschlag aus.
"Wenn man in der HNO-Abteilung arbeitet, kann man ja wohl kaum zum Raucher werden, oder?", eröffne ich das Scharmützel. "Ja, bei den heftigen Krankheiten hier", nimmt Jan den Ball entgegen. "Das stimmt, wenn es einem nicht gut geht, muss man schon genau schauen, was los ist", kommt von der Schwester. "Wenn ich da mal an den Mann gegenüber denke, der seinen Kehlkopf nicht mehr hat.." - " Oh, nein!", ruft Schwester Ida da, "für solche Krankheiten hat man meistens extrem Schnaps getrunken u n d geraucht!" - "Schnaps mögen Sie wohl gar nicht?" hakt Jan nach. "Genau, so ist es" kommt von der Schwester, irgendwie merkt sie jetzt, dass sie in die Enge getrieben wurde. - "Na, der ist ja knuffig", versucht sie sich zu retten und deutet auf das Bild von Jan's Biest, das er aufgehängt hat. - "Wo gibt es die denn?" - "Haben Sie schon längst, schauen Sie mal auf Ihre linke Schulter!", lässt Jan los und irgendwie hat er uns damit endgültig um den Gutenachtkuss gebracht.
Den Samstagabend bekommen wir auch irgendwie herum, im Fernsehen läuft Gottschalk und die dusseligen Luder. Der Gottschalk hat überhaupt keinen Bock heute, und die tote Stimmung wird nur durch den jugendlichen Charme von Inge Meysel rausgerissen. Ich lese weiter meine zweite Runde Carr und schaue gelegentlich bei den Wetten zu. Bei einer Wette blubbert ein Mädchen unter Wasser Luftblasen aus dem Mund, und ihr Bruder errät, welches Lied sie da blubbert.- Wette gewonnen, aber ich war der Meinung, sie hat ihrem Bruder rektal zusätzliche Informationen zuposaunt. Das hat aber außer mir wohl keiner gesehen, die haben alle nur vorne geschaut. Na, durch die gewonnene Wette brauchte Frau Meysel dann nicht im Stringtanga außer Konkurrenz zu blubbern - Gewinn für alle! Vielleicht hatte Thommy auch Angst, als Baywatcher eingesetzt zu werden.
Die Kaugummis von Jan habe ich auch vernichtet, mal sehen, ob ich morgen welche am U-Bahnhof kriege. Ansonsten drehe ich mich heute rechtzeitig auf die Seite. Nichtrauchertag Nummer 3 ist vollbracht!
FEN !!



23 - Morgens um sieben ...

In der Nacht muss ich mal raus, aufs Klo, (NEIN, nicht eine dampfen) und so. Es schüttet wie aus Eimern und der erste heftige Herbstwind bläst auch schon. Aus dieser angenehm warmen, süßlich nach abgestandenem Rauch riechenden Atmosphäre blicke ich nach draußen auf die tosenden Wetter. Und da sehe ich unten eine einsame Gestalt rote Leuchtpunkte erzeugen. Ein gemütlicher Nachtsmoke, den ich von hier beobachte. Und als ich wieder im Bett liege, kann ich entspannt einschlafen. Einer hält die Wacht!
Früh um halb sieben poltert uns der Wäschewagen aus dem Schlaf. Diese Krachsäcke haben uns schon öfter aus dem Bett geworfen. An den Autokennzeichen haben wir den Feind in Rostock ausgemacht. "Mann", sagt Jan, "schon wieder diese lästigen DDR-Fuzzies." - "Das heißt nicht mehr DDR", grummelt es unter Helmuts Decke heraus. "Das liegt aber immer noch da", gebe ich meinen Senf dazu. Nun sind wir jedenfalls alle wach.
Jan versucht, mit der Morgenschwester anzubandeln. "Sie können noch bis halb neun schlafen, ist doch Sonntag", versucht sie, aus seiner Umklammerung auszubrechen. "Eben nicht, die Ostzonalen haben uns geweckt und nun wollen wir Kaffee", kommt sein eigentliches Anliegen. Seufzend fügt sich die Schwester in ihr Schicksal und wirft den Kaffeekocher an. Sonntags vor sieben Uhr aufgestanden zu sein und Kaffee zu trinken, das darf ich keinem erzählen. Sonst komme ich vor zehn Uhr überhaupt nicht in Sicht...
Mit Frühstück wird es auf längere Sicht natürlich noch nichts, und Helmut dreht sich gemächlich seine erste Morgenzigarette. Jan schaut dabei zu und sagt zu Helmut: "Bei Deinem Tabak siehst Du ja wenigstens noch die Fasern. Da müsstet Ihr mal sehen, wie Filterzigaretten hergestellt werden." Jan hat mal eine Zeitlang bei der BAT gearbeitet und gibt nun seine Kenntnisse zum Besten: "Also der Tabak, der für Filterzigaretten zum Einsatz kommt, ist schon mal Abfall. Wenn Zigarren oder Zigarillos hergestellt werden, wird dafür die Fläche eines Tabakblattes verarbeitet. Die Abschnitte von den Kanten und die dicke, harte Mittelrippe werden zur Zigarettenherstellung verwendet. Dazu wird die Mittelrippe zur Unkenntlichkeit zermahlen, der Rest auch. Und dann kommen sirupartige Substanzen zum Einsatz, mit falscher Lakritze getränkt und das Ganze wird mit Füllzeugs wie Nussschalen (oder nochn s?) vermenguliert. Dann läuft das Manschzeug durch irgendwelche Trockendarren und schließlich kommt dabei dieser Krümelkram heraus, den wir in den Filterzigaretten haben. Keinerlei Faserstruktur und aus sonstwas zusammengepappt." - "Ah, das kenne ich mit atomisierten Hühnchen", sage ich. "Das heißt dann Chicken Nuggets!" - "Jau", lässt sich Helmut vernehmen. "Und ich kenne solche Fischstäbchen aus Mansch!"
Dann erzählt uns Jan noch, dass es irgendwo bestimmte Tabakfelder gibt, die einen ganz speziellen, hochwertigen Tabak erzeugen. Dieser geht dann in eine kleine Londoner Manufaktur, die auch zur BAT gehört. Und da stellen dann Elitespezialisten der BAT die Zigaretten für die Windzors her. "Da kostet die Schachtel schon 12 DM, ohne dass da Steuern drauf wären", erklärt er.
Und nun gibts Frühstück !
FEN !!



24 - Jan's Biest beißt

Nach dem Frühstück klagt Jan über Entzugserscheinungen, er hat Schwitzehände, die auch ganz tüchtig zittern. Mir war gestern abend noch der rechte Handrücken eingeschlafen, so ein taubes Gefühl eben. Helmut geht auf den Schreck lieber mal schnell runter zur Raucherurne, eine dampfen und so. Unseren Anteil will er weiterhin nicht übernehmen, er sagt, von uns lasse er sich nicht zum Rauchen schicken, müssen wir schon selbst gehen . . .
Gestern, so erzählt Jan weiter, war es wieder in der Badewanne soweit, dass er den Totalschmacht spürte. Er will vorübergehend auf Duschen umsteigen. Bis jetzt findet er heute die Entzugserscheinungen nicht so schlimm, eher lästig. Ist doch sowieso eine Sache der Sichtweise, sage ich zum ihm und entwickele mal folgende Theorie: "Stelle Dir mal vor, Du hast eine heftige Magenoperation hiner Dir. Nach zwei Wochen Bettruhe kommen die Weißkittel zu Dir und sagen 'Nun geht das wieder bergauf mit Ihnen, Ihr Magen heilt ganz gut, die OP-Narbe sieht auch nicht schlecht aus, da gibt es nur ein Problem..' - ' Was ist denn?', fragst Du. Und die Antwort lautet: 'Ja sehen Sie mal, am Anfang haben wir Sie ja total aufgeschnitten, und damit es nicht so weh tut hinterher, gab es was gegen die Schmerzen. Das ist nur nicht ganz umsonst, denn jetzt sind Sie von dem Zeug etwas abhängig, und das müssen wir natürlich in Ordnung bringen. Dann erst geht es für Sie nach Hause. Wir werden allmählich das Mittel runterdosieren, und dann muss man mal sehen, ob die Schmerzen aushaltbar bleiben, und wie sich der Entzug bemerkbar macht. Dafür haben wir fast 2 Wochen Zeit, so lange dauert das bei Ihnen sowieso noch.'" - "Verstehe", sagt Jan, "und schon hält man Schmerz und Entzug heroisch aus, weil man ja endlich raus will aus der Klinik."
- "Glaube ich auch.Und ohne vorherige Abhängigkeit kein Entzug. Und wer kann schon an der Zimmerdecke rote Elefanten mit grünen Punkten herumrennen sehen?" - Entzug muss Laune machen!
Dann fällt mir das Plakat mit der Raucherentwöhnung wieder ein. Jan hat es auch gesehen und will mal sehen, ob er nachher zur Patientenaufnahme ausschwärmt. Ich übernehme den Pförtner, will sowieso zum U-Bahn Kiosk, ich muss mir Kaugummi holen, habe keinen mehr. --- M U S S ???
FEN !!



25 - Der blöde Blick

Ich begutachte dann die Kaugummivorräte des Bahnhofskiosks. Es fällt auf: Die Kaugummis liegen bei den Zigaretten, und die Preise für diese kleinen Päckchen erscheinen ähnlich unangemessen hoch. Das aber ist der Raucher ja gewohnt, und so nehme ich zweimal heftig und einmal heftiger, macht mehr als vier Mark! Von einer Steuerbanderole weiß der Verkäufer nichts, na gut, heute ist Sonntag, ich lasse ihn mal in Ruhe.
Auf dem Rückweg frage ich den Pförtner nach Begleitmaterial der Nichtraucheraktion. Der weiß von nix, telefoniert gerne mal mit der Verwaltung, die wissen auch nichts davon. Es sind natürlich auch nicht alle da, ist ja Sonntag.
An der Raucherurne treffe ich Helmut, ist mal eine dampfen und so, ein paar andere stehen auch da, und Jan kommt gerade von der Patientenaufnahme. Da war es auch nix mit erbaulichen Unterlagen, Mist, wir wollen schließlich sofort wissen, was wir Gutes für uns tun.
Auf einmal bekomme ich einen ganz merkwürdigen Blick. Nein, nicht den bösen und auch nicht das zweite Gesicht (mein Gott, wie sah da wohl das erste aus !). Es ist wie Schielen, aber irgendwie auch nicht, ich sehe gar nicht doppelt, funktioniert bei Jan ja auch nicht, sondern . . . - einfach merkwürdig! Eher wie ein Krampf . . . - nein, ich kann auch auf andere Entfernungen fokussieren, nix festgeklemmt! Aber irgendwie anstrengend, die Dinge klar wahrzunehmen und kopfschmerzverdächtig. Jetzt käme wieder die Frage, ist es Entzug oder trifft mich gerade der Schlag? Aber ich bekomme keine Panik in die Story hinein, sondern gehe auf die Station. Da treffe ich den Kippenflüsterer (habe ich von dem schon mal erzählt?). Er darf immer noch nicht nach Hause, obwohl er nicht operiert wird, und auch ihn sehe ich nicht doppelt. Ich taufe das ganze dann auf +Der blöde Blick+, dann weiß man wovon man spricht, wenn es wieder auftritt. Beim Kramen in meinen Erinnerungen aus alten Raucherzeiten fällt es mir wieder ein: So etwas ähnliches hatte ich auch, wenn ich nach längerer Zeit wieder eine rauchte. Das konnte bei Morgenzigaretten auftreten, oder bei der ersten nach einem Zwangs-NR-Flug, oder wenn man einem uneinsichtigen Bekannten nicht das Bonbonpapier in seinem Autoascher ansengeln durfte (können diese Nichtraucher eigentlich keine Ordnung halten, in ihren Karren?). Also eine Hinweg/Rückweg Krankheit, bzw. Entzug. Kein Grund zur Hektik. Im Zimmer geht es auch besser, weil man da den Blick nicht auf "unendlich" stellen muss.
Das war ein ereignisreicher Vormittag, jetzt gibts Speisung und dann ein wenig ausruhen. Für den Sonntagnachmittag habe ich schon wieder Fluchtpläne geschmiedet.
FEN !!



26 - Wuff!

Nach der Mittagsruhe gehen alle ihrer Wege. Jan will wieder nach Hause, Helmut kriegt Besuch von Frau Ritter-Sport, und mich hält das trübe Novemberwetter auch nicht im Bau. Ich will ein wenig an der Außenalster spazierengehen. Jan sagt noch: "Das gibt aber einen Satz kalte Ohren, da am Wasser pfeift es bestimmt ganz tüchtig!" - "Aber ich will nun mal raus, und einen Frottee-Walkman habe ich leider nicht dabei." - Jan überlegt und lacht dann: "Ach, diese rosa Dinger meinst Du! Würden Dir aber stehen!" - "Klar!" sage ich, "wenn Geschäftsleute die aufhaben, soll man denken, die haben ein Satellitenhandy, gibt es im Sommer auch mit Federn und roten Holzkugeln!"
Dann bereite ich mein Entweichen vor: Den Kanülenzugang zupflastern und unter Pullover/Jacke verschwinden lassen, dann ein unbeteiligtes Besuchergesicht aufsetzen und nix wie am Pförtner vorbei - nun bin ich frei!
An der Alster (muss ich hoffentlich den Auswärtigen nix zu sagen) flambieren trotz des schlechten Wetters reichlich Leute herum. Ich lasse mich auf einer Bank nieder und schaue sehnsüchtig auf das Wasser. Wenn man jetzt schön im Paddelboot da langfahren könnte.. - Quatsch, ich bin nicht nur Klinikinsasse, die Saison ist vorüber und soo gemütlich sieht es auch nicht aus. Dabei bekomme ich dann mit, dass ich immer noch erhebliche Probleme mit den Augen habe. Wenn ich ferne Objekte ansehe, geht das auf einmal ohne Brille besser als mit jener. - Merkwürdig, das muss ich mal im Blick behalten.
Ich lasse mich mit der Masse den Spazierweg am Wasser entlangtreiben. Überall laufen natürlich auch Hunde herum, denen ist das Wetter sowieso egal, ob sie nun bereits die Schonbezüge draufhaben oder nicht. Schottenkaropudel, das ist die Rasse der Stunde, denke ich. Und dann ist da so eine mittelalte Frau mit einer dieser Leinen in der Hand, wo ich immer ins Grübeln komme. Auf diesen sind ja wohl 50 Meter Strippe drauf und im Griff ist eine kräftige Feder. Wenn da der Hund um den ganzen Häuserblock gelaufen ist und genau hinter einem steht. Und weil man ihn nicht sieht und auch mal weiterwill, drückt man dann den Knopf . . . - Naja, mein plötzliches Stolpern reißt mich aus diesen Betrachtungen. - Jaulen im Gebüsch, ich voll aufs Knie geflogen, Scheiße tut das weh, kein Fleisch drauf, und neben mir immer Ogottogottogott, Pischi komm usw. ! Die Dame mustert mich wie einen Störenfried, also wickele ich mich irgendwie aus dieser Leine, und sie holt in der Zeit ihre Töle aus den Büschen. Ich merke schon, dass sie kein Interesse an meiner ramponierten Hose hat, stattdessen erzählt sie stolz, dass ihr Pischi jetzt wieder da ist. "Ja, sehe ich." sage ich zu ihr. "Das ist ja ein ganz besonderer Prachtkerl. Ist das ein Rauhfaserdackel?" - Der Blick entschädigt mich für alles, und zufrieden setze ich meinen Weg fort. Ist nur etwas kalt am Knie!
FEN !!



27 - Das kostet teurer!

Der weitere Spaziergang verläuft unangefallen. Vom Wetter habe ich ziemlich bald die Nase voll und kehre um.
Als ich ins Krankenhaus zurückkomme, erwische ich gerade noch ZEE, die mich besuchen wollte. Sie zeigt mir empört ihre Schachtel Aldi's Rache und sagt: "Nun guck sich mal einer diese Sauerei an. Zum Jahreswechsel will der Eichel mehr Geld für die Zigaretten haben und schon jetzt Mitte November nehmen die im vorauseilenden Gehorsam auf einmal 4,11 DM für die Schachtel!" - "Zu billig", sage ich nach kurzem Nachdenken. - Das bringt mir wieder einen dieser Blicke ein. - "Ein Eurocent gleich 2 Pfennig, mal 19 Kippen sind 38 Pfennig. Bisher 3,85 DM und jetzt 4,11 DM pro Schachtel gleich Erhöhung 26 Pfennig, damit ist Herr Eichel nicht zufrieden", doziere ich weiter. "Gratuliere, die jetzige Erhöhung hat mit der Tabaksteuer nix zu tun, die geht extra! Und zu den 4.11 DM zum neuen Jahr dann 38 Pfennig dazu, das gibt dann lockere 4,50 DM oder 2,30 Euro, da ist es wieder eine runde Summe! Und innerhalb von 2 Monaten eine Preiserhöhung von rund 20 Prozent. Willste nicht auch lieber aufhören?" - "Nun werde mal nicht unsachlich", kriege ich zu hören und verspüre keine klammheimliche, nein, eine unbändige Freude dabei, dieser Preistreiberei zu entgehen.
Übrigens empfinde ich jetzt schon einen heftigen Widerwillen gegen den Geruch der Kleidung meiner rauchenden Umgebung, aber bei einer brennenden Zigarette mache ich eine lange Nase, - kost ja nix ! - Das ,die erbaulichen Gespräche, auch vom Kippenflüsterer und die Langeweile treiben mich auch immer mal wieder an die Raucherurne.
Später telefoniere ich dann mit meinem Arbeitskollegen, auch Raucher, und erzähle mal den Sachstand. Im Vordergrund steht natürlich auch hier der vierte rauchfreie Tag, und ich halte begeistert dem Carr die Stange. "Och , lesen ist nicht so mein Ding", kommt es aus dem Handy. "Ich kann einfach so aufhalten zu rauchen, und wenn Du wiederkommst, haben wir dann ein rauchfreies Office!" Ich protestiere, erkläre, dass dieser Entschluss ja wohl der meine sei und ich nicht die Welt bekehren wolle. "Doch, doch, eigentlich mag ich auch nicht mehr rauchen, aber ehe ich ein Buch lese..." - Na, ist wohl noch etwas hin, bis ich wieder antrete, mal sehen, was dann Sache ist.
Im Fernsehen läuft noch ein Film von der Zivilisierung der Eskimos (und ihrer Frauen, den Eskimö..). Darin wird beschrieben, wie diese von der Alkohol-Zufuhr durch die Weißen völllig auf den Hund gebracht wurden. Das war mit den Indianern ja auch so, dass die eine von den Weißen (meist) kontrolliert gebrauchte Droge völlig ungehemmt missbrauchten, bis es vorbei war mit den heroischen Kriegern. Und wie eine gerechte Rache, so geht es mir durch den Kopf, nahmen sich dann die Weißen deren Tabakgenuss an und erlitten, wie man heute sieht, ähnlichen Schiffbruch. Also nicht nur Aldi's, sondern auch Manitu's Rache.
Der weitere Sonntagabend verläuft in ruhiger Langeweile und nach diesem 4. Tag schlafe ich in die neue Woche.
FEN !!



28 - Der Finnjet und der Tropf

Am Montagmorgen ist endlich wieder das quirlige Alltagsleben angesagt. Ich soll zum Hörtest (Häääääh?) aber keiner weiß wann, mein Tropf ist nicht auffindbar und Frühstück kömmt auch nicht. Dafür eilt der Finnjet mit Höchstgeschwindigkeit kreuz und quer durch die Station. Das ist der Stationsarzt, der kommt tatsächlich aus Finnland und hat auch einen solchen Namen, Päänkkönen oder so, kann sich keiner merken, geschweige denn, aussprechen. Also habe ich ihn, auch wegen seiner Eile, schon zu meiner Anfangszeit auf Finnjet getauft, wie die Schnellfähre vonne Zone nach Finnland. Jan hat ihm das zwischendurch mal gesteckt, kann er aber auch drüber grinsen... - Na, und der Grund für die morgentliche Hektik wird dann auch klar, - Chefarztvisite! - Also, ich erwarte mir davon nix, ist wohl eher wie der Schulrat, da mussten auch die Lehrer zittern und nicht die Schüler. Helmut ist auch eher relaxed, dreht sich eine und geht erstmal eine dampfen und so.
Irgendwann läuft sich dann auch alles wieder zurecht. Mein Hörtest ist wohl der letzte seiner Art, morgen nach der 10. Infusion ist mein Aufenthalt hier durch. Nur, ich habe es irgendwie schon gespürt, so doll höre ich derzeit gar nicht. - Gibt aber keine heiß-eis Spülung.
Als ich wieder auf die Station komme, kriege ich mit, dass die ganze Aufregung der Chefarztvisite am Nachmittag gilt. Dafür ist der Finnjet weg und nur ein Arzt darf mir die Infusion anschließen. - Mist! Na, das habe ich schon oft genug gesehen, mache ich dann eben selbst, und wenn sie mich erwischen, morgen bin ich sowieso weg hier. Ich docke also locker den Schlauch an meine Armkanüle an und gucke zu, wie eine ca. 2cm lange Luftblase in meinem Arm verschwindet. - Macht nix, hat man mir oft genug erzählt, für eine schulmäßige Embolie braucht es schon etwas mehr. Oder doch nicht, geht es mir durch den Kopf. Aber eigentlich saust da immer Luft mit rein, andererseits soll das ja doch nur ein Arzt machen und nicht ich, aber das geht ja ganz einfach, oder nicht -- Herzklopfen, - Klingel, - Schwester !!! -
Die guckt sich an, was ich da fabriziert habe und erzählt mir natürlich lang und breit, dass diese Arbeit noch nicht mal vom Pflegepersonal gemacht werden darf, obwohl sie es alle können, na klar. - Aber die Patienten kann man da nicht dran hindern, sich umzulegen und so, aber sieht gut aus, hätte sie auch so gemacht, wer weiß wann der Finnjet wiederkommt und nun läuft der Tropf eben.
Entspannt lasse ich mich zurücksinken und genieße den Lohn meiner Arbeit. Beim kleinen Vormittagsschläfchen träume ich dann von meinem Biest, das sieht genauso aus, wie ich dachte, ein rotes stacheliges Tierchen...
FEN !!

29 + 30 fehlen leider noch, ich muss mal irgendwann in meiner Erinnerung kramen. Der nächste Teil ist die Nummer 45. Das hat sich so ergeben, weil ich damals feststellte, dass ich mich nicht aktuell äußern konnte. Deshalb ließ ich eine Lücke, die langsam zuwuchs (zuwächst?). Teil 4 fällt deshalb vorerst aus, und auch Teil 5 nenne ich wohl besser 5b, weil 41-45 hoffentlich irgendwann folgen. Die einzelnen Machwerke erscheinen natürlich zuerst im Stern-Forum. Hier werden sie als komplette Sammlung eingestellt. So long . . . und FEN !
 



 
Oben Unten