Frühe Vorfälle (4)

In den Jahren nach dem Krieg, es herrschte Mangel an Wohnraum, schlief ich zusammen mit meinem kleinen Vetter in einer Kammer. Er war rangelig und überfiel mich in meinem Bett. Mir war das lästig.
Mit der Zeit entdeckte ich, dass sich der Körper eines Jungen gut anfühlt. Ich ließ mich auf den Ringkampf ein, griff unter den Schlafanzug und genoss die fremde Haut. Das Reiben aneinander erregte mich und ich presste meinen Leib an den kleinen Jungen.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich zu dieser Zeit etwas von Homosexualität gehört hatte, schwul als Wort war mir unbekannt. Aber ich erlebte den gleichgeschlechtlichen Zauber.
Listig überzeugte ich meinen Vetter davon, dass man mit nacktem Körper besser kämpfen kann. Er ließ sich darauf ein. Unsere kleinen Glieder versteiften sich bei der kämpferischen Umarmung.
Am Tag gingen wir unbefangen miteinander um, spielten Ball oder warfen Murmeln in die Kuhle, in der Schule übersah ich ihn - als gäbe es nicht etwas Besseres zwischen uns.
Eines Abends verkündete der Kleine, seine Mutter habe ihm verboten, sich beim Ringen auszuziehen. Das Glück war gestört. Irgendjemand schaute missgünstig auf unser Tun.
Später habe ich mich mit dem Phänomen der Gleichgeschlecht-lichkeit auseinander gesetzt, für einen Anwalt ist das unumgänglich. Eigene Erfahrungen konnte ich nicht sammeln, entweder weil ich zu scheu bin oder mir kein geeigneter Partner begegnete.
Meinen Vetter sehe ich selten, wir wohnen weit auseinander. Bei Familienfesten begrüßen wir uns förmlich, die Gespräche bewegen sich an Oberflächen. Ich glaube nicht, dass er sich an die hoffnungsvollen Abenteuer unserer Genitalien erinnert.
 



 
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