Frühe Vorfälle (6)

Das erste Mädchen, dem ich meine Liebe zuwendete, entdeckte ich im katholischen Gottesdienst. Wir hatten keine Kirche, sondern versammelten uns im Saal des Gemeindehauses. Die Jungfrauen saßen so, dass sie den Blicken der Jungmänner entzogen waren.
Als ich sie entdeckt hatte, wartete ich regelmäßig vor dem Gemeindehaus, bis sie kam, unsere Blicke leuchteten sich entgegen. Mehrmal am Tag fuhr ich mit dem Fahrrad an ihrer Wohnung vorbei, auch an der ihrer Großmutter. Aber sie anzusprechen traute ich mich nicht. Der Versuch, einen Spielkreis zu gründen, in dem wir uns wöchentlich begegnet wären, scheiterte, einer schriftlichen Einladung folgte sie nicht.
Die Zeit ging dahin, ich lernte Industriekaufmann, meine Ersehnte arbeitete in einem Milchgeschäft. Sie hatte ein heftiges Verhältnis mit einem Bäckergesellen.
Eines Tages war der Bäckergeselle weg und ich erhielt einen Brief. Zusammen saßen wir im Kino und betrachteten die Sünderin. Ein Rätsel ist, weshalb uns gerade die entgrenzte Liebe anzog, da wir doch beide eher auf die eng in sich geschlossene angelegt waren. Aber meine Freundin fühlte sich, nach katholischem Muster, als Sünderin und wollte diese Leben mit mir fortsetzen, um es bald institutionell zu sichern. So trafen wir uns im Wald, küssten, mit den Zungen sogar, ich fühlte ihre Brust und verlor die Übersicht. Als ich sie wieder fand, schickte ich das Mädchen weg.
Wenig später heiratete sie einen anderen, ich aber blieb lange Zeit ohne Frau und gab mich ganz und gar dem Studium der Rechtswissenschaften hin.
Ich habe sie noch einmal gesehen, mit Mann und Kindern. Ein Hüftleiden hinderte sie am Gehen.
 



 
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