Frühstück ohne

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Flic

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Viele Tage lang saß Murat in seiner Wohnung, die er zu erhalten suchte, so wie sie war im Augenblick, als Maria die Worte sprach.
Auf dem Tisch: die Teller, die Tassen, die Becher mit den hohlen Eierhüllen. Nichts verrückte er, er duldete keine Änderung.
Er wollte sich erinnern an die Worte, die sie sprach, bevor er aufstand nach dem letzten Schluck Kaffee, um zu gehen. Er hatte nicht vergessen, worüber sie gesprochen hatten – wie oft: es war die Einrichtung der ersten gemeinsamen Wohnung; er suchte nach dem Wortlaut des letzten Satzes, den sie zu ihm sagte, nach jedem einzelnen Wort.

Die schweigsamen Brotkrumen auf dem Tischtuch? Das stille Messer, an dem Marmelade und Butter klebten? Erinnerte sich das Messer? Erinnerten sich die Brotkrumen?
Noch in diesem Jahr hätten sie geheiratet. Er stellte sich vor, wie sie die Wohnung verließ, nach ihm. Der Sex zuvor in der Nacht: gedankenlos wie der Abschied, der kein Abschied war, weil jetzt die Worte vergessen waren; der Urlaub, alle Urlaube mit ihr: die Türkei, die Schweiz. Und ihr Scherz im Flugzeug: ‚Wenn es abstürzt, sterben wir wenigstens beide.‘
Sie fehlte ab nun im Universum, denn ab nun war es ein Universum ohne sie. Er weinte; er versuchte, den Moment einzufrieren, der schon vergangen war und nichts mehr mit sich machen ließ; den Moment, als das letzte Frühstück zu Ende war.
 

Zarathustra

Mitglied
Murat´s Stimmungsbild

Hallo Flic,

mit hat Murats Stimmungsbild gefallen.
Mir gefallen solche Bilder.
Es ist halt so, die Stimmung, die du beschreibst kommt gut rüber. Dein Stil - ich meine deine Schreibweise - sie hat noch Ecken und Kanten. Es könnte flüssiger sein und prägnanter.

Das ist jedenfalls meine Meinung.

Sie fehlte ab nun im Universum, denn ab nun war es ein Universum ohne sie. Er weinte; er versuchte, den Moment einzufrieren, der schon vergangen war und nichts mehr mit sich machen ließ; den Moment, als das letzte Frühstück zu Ende war.
Der Schluß wiederum hat mich stark beindruckt.

L.G. Hans
 

Flic

Mitglied
Hallo Zarathustra,


danke für deine Mühe, mir zu antworten. Es freut mich, dass dir meine kleine Situation gefiel.

Du schreibst:

Dein Stil - ich meine deine Schreibweise - sie hat noch Ecken und Kanten. Es könnte flüssiger sein und prägnanter.
Kannst du mir ein Beispiel geben, oder evtl. einen Satz verbessern?
Wenn du meinerseits Kritik an einem deiner Texte wünscht, sag mir welchen - ich ertrinke hier drin ein wenig an der Fülle - und ich mach das auch gern dann!


MfG,
Flic
 

Zarathustra

Mitglied
hallo Flic

Fremde Werke redigieren ist nicht so einfach. Ich kann mich schwerlich in dich hineindenken. Aber ich will es versuchen. Kurzprosa ist wie ein 200 meter - Lauf. Mit kurzen Schritten laufen die Läufer los, um dann die Schrittweite immer länger zu ziehen. So kann man es auch mit den Sätzen bei Kurzprosa machen.

Viele Tage lang saß Murat in seiner Wohnung
Er war nun allein.
Er wollte aber, dass alles so blieb wie es war.
Genau wie in dem Augenblick, als die Welt für ihn zusammenbarch;
- als als Maria die Worte sprach, sie so entgültig waren.
Alles in der Wohnung waren liebgewordene Requisiten seiner Erinnerung:
Auf dem Tisch: die Teller, die Tassen, die Becher mit den hohlen Eierschalen[strike]hüllen[/strike]. Nichts verrückte er, er duldete keine Änderung.
Er wollte sich erinnern an die Worte, die sie sprach, bevor er aufstand nach dem letzten Schluck Kaffee, um zu gehen. Er hatte nicht vergessen, worüber sie gesprochen hatten – wie oft: es war die Einrichtung der ersten gemeinsamen Wohnung; er suchte nach dem Wortlaut des letzten Satzes, den sie zu ihm sagte, [blue]er suchte[/blue] nach jedem einzelnen Wort. [blue]Er suchte sie.[/blue]
....
Vielleicht kannst du etwas damit anfangen, ... ich vermute nicht. Aber eines bin ich mir sicher, du wirst deinen Stil finden...

L.G Hans
 
B

Bluomo

Gast
Hallo Flic,

meine Meinung, und nur meine Meinung. Und nur damit das klar ist, ich kommentiere keine Texte, die ich nicht mag. Und meine Kommentare sind öfter so lang, oder noch länger:

Viele Tage lang saß Murat in seiner Wohnung, die er zu erhalten suchte, so wie sie war im Augenblick, als Maria die Worte sprach.
Der Satzbau ist unnötig kompliziert und ruckelig, ich stolpere beim Lesen.
Vorschlag: Viele Tage lang saß Murat in seiner Wohnung. Er versuchte sie so zu erhalten, wie sie gewesen war, als Maria die Worte sprach.

Auf dem Tisch: die Teller, die Tassen, die Becher mit den hohlen Eierhüllen. Nichts verrückte er, er duldete keine Änderung.
Auf dem Risch: die Teller, die Tassen, die Becher mit den Eierhüllen. Er verrückte nicht, er duldete keine Änderung.

dazu hohl- paßt nicht zu Eierhüllen.

Er wollte sich erinnern an die Worte, die sie sprach, bevor er aufstand nach dem letzten Schluck Kaffee, um zu gehen.
Er wollte sich an ihre Worte erinnern, bevor sie aufstand um zu gehen.

Und dann solltest du unbedingt ein Detail bringen. Entweder etwas über das Aussehen von ihr, etwas was von ihr noch in der Wohnung ist- vielleicht ihre Spültücher, Zettel mit ihrer Handschrift am Kühlschrank, etwas das etwas über sie aussagt. Etwas was seine Erinnerungen mit ihr verbinden. Und dann vielleicht sogar ein Detail an ihr- wie sie lächelt, eine Eigenart- wie sie quietschend lacht, oder an ihren Nägeln knabbert, immer mit dem Löffel den Tee umrührt, minutenlang,...

Er hatte nicht vergessen, worüber sie gesprochen hatten – wie oft: es war die Einrichtung der ersten gemeinsamen Wohnung; er suchte nach dem Wortlaut des letzten Satzes, den sie zu ihm sagte, nach jedem einzelnen Wort.
Einrichtung der ersten gemeinsamen Wohnung- mach es genauer- zeige seine Erinnerung: Ging es um die Küche, oder Möbel, oder Packettboden. Etwas spezielles. Dann wirkt die Erinnerung stärker.

Die schweigsamen Brotkrumen auf dem Tischtuch? Das stille Messer, an dem Marmelade und Butter klebten? Erinnerte sich das Messer? Erinnerten sich die Brotkrumen?
die Bilder für das Schweigen finde ich interessant, du könntest aber mehr erreichen. Du könntest über ihre Dinge oder ihre Eigenarten mehr machen.

Noch in diesem Jahr hätten sie geheiratet. Er stellte sich vor, wie sie die Wohnung verließ, nach ihm. Der Sex zuvor in der Nacht: gedankenlos wie der Abschied, der kein Abschied war, weil jetzt die Worte vergessen waren; der Urlaub, alle Urlaube mit ihr: die Türkei, die Schweiz. Und ihr Scherz im Flugzeug: ‚Wenn es abstürzt, sterben wir wenigstens beide.‘
Bis auf den Scherz- stark!! Der ist abgegriffen.

Sie fehlte ab nun im Universum, denn ab nun war es ein Universum ohne sie.
Statt es zu nennen, zeige es. Zeige wie er durch die Wohnung geht, in der alles scheinbar stillsteht, weil er das so will. Wie er an ihren Sachen vorbeigeht, und seinen Verlust zeigt, indem er sie berührt. Und dann einfach weitergeht.
Der Leser spürt dann den Verlust, anstatt ihn "nur" von dir zu hören.

Er weinte; er versuchte, den Moment einzufrieren, der schon vergangen war und nichts mehr mit sich machen ließ; den Moment, als das letzte Frühstück zu Ende war. [/B]
Moment einfrieren- Standartsatz- das hast du schon besser im Text. Auch das weinen ist schwach, weil er sich dann mit dem Verlust abgefunden hat.
Als letzter Satz: Das Frühstück ist zu Ende- dann kann der Leser damit machen was er will, und das wird er wohl auch.

Fazit:
Ich wollte eigentlich nur noch ein wenig lesen, nicht mehr kommentieren. Aber dann habe ich deine Geschichte gefunden.
In deinem Text ist eine gewisse Sprachrythmik, die manchmal ein wenig verstellt ist, aber sich trotzdem durch den gesamten Text zieht.
Deine Idee finde ich ziemlich gut, einige Stellen sind überzeugend und stark. Leider glaubst du am Ende nicht mehr an deine Geschichte, die bisher sehr beschreibt, und wenig wertet, und wertest die Geschichte aus. Überlaß das dem Leser- und halte dich hier auch zurück.
Ansonsten meinen Glückwunsch- gute Geschichte mit viel Potential.

Gruss

Bluomo
 

Flic

Mitglied
Hallo Bluomo,



vielen Dank für die Arbeit und die sehr wertvollen Anregungen; ich werde das mal setzen lassen, merke aber schon jetzt, dass du mir weiter geholfen hast.

Ich komme die nächsten Tage nicht dazu, aber werde so bald als möglich neu heran gehen.


Hallo Zarathustra,

auch dir ein Dank; deine Lösungen vereinfachen die Sätze, passen aber nicht ganz zu dem Rhythmus, der mir vorschwebte.
Die Eier sind wohl semantisch bedenklich, ich sehe es jetzt wohl, daran muss ich als erstes.
Und mehr in die Vereinfachung, wie du das angedeutet hast, - nur ein wenig ... anders.

Ein kleiner Interpretationsfehler ist mir aufgefallen: Es sind nicht die Worte Marias, die Bedeutung haben.
 

egotrip

Mitglied
Frühstück

Dein Text gefällt mir. Nur das Erinnern der Brotkrum oder des Messers paßt irgendwie nicht. Aber, ist ebenfalls Geschmacksache.
 



 
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