Fünf kurze Geschichten

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coxew

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Fünf kurze Geschichten ...

für erste Leser rund um das Thema Angst


Schatten im Nebel

Doreen hat den ganzen Nachmittag mit Luise gespielt. Erst Modenschau, dann Computer-Memory und Kasperltheater auch.
Langsam wird es dunkel.
„Jetzt muss ich aber nach hause. Sonst macht sich Mama Sorgen“, sagt Doreen und zieht ihre Jacke an.
„Soll ich dich ein Stück bringen?“ fragt Luise.
„Nein, brauchst du nicht. Ich hab doch keine Angst“, erwidert Doreen.

Ganz schnell läuft Doreen die Bachstraße hinauf. Bis nach hause ist es nicht weit. Trotzdem wird es Doreen auf einmal mulmig. Im dichten Nebel kann sie trotz der Straßenlampen kaum ein paar Schritte weit sehen. Bewegt sich da nicht etwas hinter dem Gartenzaun? Was raschelt dort? Doreen steckt ihre Hände tief in die Jackentaschen und zieht die Schultern hoch. Sie läuft noch schneller.
„Wuff, wuff, rhrhrhrhr, wau!!!“ knurrt und bellt es plötzlich laut. Ein großes schwarzes Ungetüm springt am Zaun direkt neben Doreen hoch, als wolle es sich auf sie stürzen. Doreen fährt zusammen. Vor Schreck kann sie nicht mal „Hilfe“ schreien. Gefährlich nah taucht der große schwarze Ungetümkopf immer wieder über dem Zaun auf. Doreen dreht sich nach ihm um. Böse funkeln die schwarzen Augen des Ungetüms. Fast bleibt Doreen das Herz stehen. So schnell sie nur kann, rennt sie heim.

„Hätt’ ich mir doch denken können, dass das Müllers Axel war. Der bellt jeden an, der vorbei geht, blöder Hund“, denkt Doreen. Langsam beruhigt sich ihre Atem. Erleichtert schließt sie die Haustür auf.
„Du kommst gerade richtig. Das Abendbrot ist fertig“, empfängt sie Mama und fügt hinzu, „Ein Nebel ist das heute.“



Das verpatzte Zeugnis

"Jetzt müsste auf dem Schulhof ein Ballon landen. Und wer will und wer ein schlechtes Zeugnis hat, steigt ein. Und dann fliegen sie ans Meer. Und sie kommen erst zurück, wenn die Ferien vorbei sind. Und Mama ...", träumt Jochen.
"Du musst dich im nächsten Jahr etwas mehr anstrengen. Sonst kann ich dich nicht versetzen, Jochen", sagt Frau Kohlhaas. Jochen schreckt aus seinen Gedanken hoch. Frau Kohlhaas hält ihm sein Zeugnisheft entgegen. Wie er dieses Heft hasst. Am liebsten würde er es gar nicht annehmen.

"In Lesen eine Vier und Mathe hab ich auch nur grad so geschafft. Das gibt Ärger", sagt Jochen zu Maik auf dem Nachhauseweg. Das mit dem Ballon hat natürlich nicht geklappt.
"Ist deine Mutter so streng?" Maik kickt eine leere Coladose zur Seite.
"Wenn sie die Vier in Lesen sieht, darf ich nicht mit dir im Garten zelten", erwidert Jochen bedrückt.
"Komm doch erst mal mit zu mir. Meine Mutter weiß bei so was immer einen guten Rat." Jochen stimmt zu.

Bei Eberts gibt es Nudelsuppe mit Würstchen. Während sie essen, erzählt Jochen von seinem verpatzten Zeugnis.
"Deine Mutter will eben nur dein Bestes. Sie denkt, gute Noten sind sehr wichtig. Wenn du willst, geh ich mit dir nach hause und rede mit ihr", schlägt Maiks Mutter vor.
Jochen zögert. Was, wenn ihn jemand aus der Klasse sieht? ... Höhne traut sich nicht allein nach hause ... nicht auszudenken. Aber dann, vielleicht erreicht Frau Ebert ja doch etwas?
"Also gut, vielleicht nützt es ja", sagt Jochen leise. Und wünscht sich eher als dass er daran glaubt, Frau Ebert könne irgend etwas gutes bewirken.

Eine Stunde später sitzt Frau Ebert mit Mama im Wohnzimmer. Jochen tigert in der Küche auf und ab. Er kann ihre Stimmen hören. Aber er versteht nicht, was sie sagen. Das Zeugnisheft liegt auf dem Küchentisch. Wenn ich's nur erst hinter mir habe, denkt Jochen.

Nach einer Ewigkeit kommt Frau Ebert aus dem Wohnzimmer.
"Schöne Ferien, Jochen", ruft sie in die Küche. Sie winkt noch und lächelt und dann ist sie weg.
Jochen nimmt zaghaft das Zeugnisheft und will ins Wohnzimmer gehen. Da kommt ihm Mama entgegen.
"Na, der große Wurf ist's wohl nicht in diesem Jahr", sagt sie ganz ruhig und "zeig mal." Jochen reicht ihr staunend das Zeugnis. "Du schimpfst nicht?" "Würde das etwas an deinen Noten ändern? Ich nehm' mir im nächsten Jahr mehr Zeit für dich."
"Mama!" Mehr bringt Jochen im Moment nicht heraus, so freut er sich.
"Was ist? Hol dein Zelt oder hast du es dir anders überlegt."



Vier mal Schoko, bitte

Auf dem Heimweg verputzt Pia vier Kugeln Schokoeis. Die vierte Kugel schafft sie gerade so. Ein bisschen drückt es jetzt im Magen. Zuhause wärmt Mama Tomatensuppe auf.
"Pia, Essen ist fertig", ruft sie aus der Küche. Sonst schmeckt Tomatensuppe sehr gut. Aber heute ... Lustlos rührt sie mit ihrem Löffel in der Suppe. Auf einmal ist Pia furchtbar schlecht und der Bauch tut ihr auch weh.
"Was hast du", fragt Mama besorgt.
‚Mir ist kotzübel', will Pia sagen. Stattdessen hält sie die Hand vor ihren Mund und rennt ins Bad. Sie beugt sich über die Kloschüssel und übergibt sich. Alles dreht sich in ihrem Kopf.

Pia muss sich ins Bett legen.
"Ich glaub' ich sterbe", stöhnt sie, als Mama eine Tasse Kamillentee bringt.
"So schnell geht das nicht", sagt Mama und "hast du was falsches gegessen?"
"Nur vier Kugeln Schokoeis. Und ich hab mich auch beeilt, damit ich rechtzeitig zum Mittag zuhause bin", sagt Pia matt.
"Na, dann brauchst du dich nicht zu wundern. Du hast dir den Magen verdorben", sagt Mama.
Pia kriegt einen Schreck. "Muss ich jetzt immer krank sein? Kann ich nie mehr aufstehen und spielen und rausgehen?" Doch Mama sagt, "Morgen bist du wieder auf den Beinen. Und jetzt schlaf dich aus."

Ein bisschen übel ist Pia immer noch. So ein Mist. Viel lieber würde sie jetzt mit Anne spielen. ‚Ob ich auch wirklich wieder gesund werde?' denkt Pia. Sie stellt sich vor, dass sie nie mehr aufzustehen. Dann muss Mama sie waschen wie ein Baby. Und auf die Toilette kann Pia dann auch nicht allein gehen. Sie bekommt dann eine Bettpfanne untergeschoben, huuh, schauderhaft. Ziemlich betrübt schläft Pia ein.

Als sie gegen Abend aufwacht, geht es ihr schon viel besser. Die Übelkeit ist weg. Und der Kopf dreht sich auch nicht mehr wie ein Karussell. Verflogen sind ihre Ängste. Mama hat recht. Morgen ist Pia wieder auf den Beinen.
Pia nimmt sich fest vor, vier Kugeln Schokoeis nur noch ganz genießerisch aufzuschlecken. Und wenn's geht nicht grad vor dem Mittagessen.



Es ist doch erst Mittwoch

Rico, Martin und Jörg spielen im Park. Rico wirft Martin gerade die Frisbeescheibe zu. Da entdeckt er draußen auf der anderen Straßenseite Papa. ‚Wieso kommt Papa heute schon. Papa kommt doch erst Donnerstags nach hause', wundert sich Rico. "Papa, Papa", schreit er. Und ohne sich umzuschauen rennt er aus dem Park auf die Straße.
Bremsen quietschen laut. Es hupt ohrenbetäubend. Und dicht neben Rico, wie aus dem Nichts, taucht ein stahlblaues Ungetüm von LKW auf. Rico schreit und strauchelt rückwärts. Hände greifen nach ihm und zerren ihn von der Straße zurück auf den Gehweg. Dort bleibt er wie betäubt sitzen. Der LKW ruckt und bleibt stehen.
"Mensch, Rico, bist du verrückt?" Du kannst doch nicht einfach so auf die Straße rennen", schreit Martin. Er und Jörg waren Rico gefolgt. "Ehrlich", sagt Jörg. Der LKW-Fahrer ist auch ausgestiegen und beugt sich nun über Rico.
"Bist du okay, Junge?"
"Ja, geht schon", sagt Rico benommen.
"Das hätte schief gehen können. Pass in Zukunft besser auf, wo du hinläufst. Und jetzt muss ich weiter. Halt' ja den ganzen Verkehr auf." Der Fahrer schiebt seine Mütze aus der Stirn und klettert wieder ins Fahrerhaus. Wenig später brummt der LKW davon. Rico atmet auf. "Ich wollte doch nur zu Papa", sagt er verstört zu Martin und Jörg.
"Find ich auch ganz toll", antwortet da eine vertraute Stimme.
"Papa!"
"Wir seh'n uns", sagen Jörg und Martin und kehren in den Park zurück.
"Danke", ruft Rico ihnen nach und steht auf.
"Ich hab mich so gefreut, dass du heute schon gekommen bist. Und darüber hab ich alles andere vergessen", sagt Rico und greift nach Papas Hand.
"Solltest du aber nicht, Rico", erwidert Papa und drückt Rico fest an sich. Gemeinsam laufen sie nach hause.
"Weswegen bist du eigentlich heute schon da", will Rico wissen.



Dir zeig ich's

Nach der letzten Stunde bleibt Mathias auf seinem Stuhl sitzen. Gestern stand der Heiner in der Braugasse. Durch die muss Mathias auf dem Nachhauseweg immer gehen. Heiner rauft gern. Das weiß jeder. Gestern ist Mathias umgekehrt, als er Heiner sah. Jetzt weiß Heiner, dass Mathias Angst hat. Das macht den Heiner unheimlich stark.
Mathias könnte alles dem Julian erzählen. Aber vielleicht lacht der Julian. Und dann wäre alles noch schlimmer.
"Vielleicht ist der blöde Heiner ja heute auch gar nicht da." Mathias versucht sich selbst Mut zu machen. Er kann schließlich nicht ewig hier hocken und warten.

Als Mathias um die Ecke in die Braugasse geht, rutscht ihm das Herz in die Hose. Wieder lauert da der Heiner. Mit verschränkten Armen lehnt er lässig an einer Hauswand. Panik macht sich in Mathias breit und seine Hände werden feucht. Wie gestern will er einfach umdrehen und wegrennen. Doch etwas zwingt ihn genau das Gegenteil zu tun. Er geht weiter. Da gesellt sich zur Panik die Wut. "Sag Idiot, wenn du vorbei gehst. Tret' ihm vor's Schienbein und renn weg." Lauter solche Ideen kommen Mathias jetzt. Nur noch wenige Schritte ist er von Heiner entfernt. Der grinst blöde und wippt mit der Fussspitze. Und dann sind sie auf gleicher Höhe. Mathias' Kopf ist auf einmal wie ausgeleert.
"Sieh einer an. Wen haben wir denn da", fragt Heiner hinterhältig freundlich. Mechanisch läuft Mathias weiter.
"Ich hab dich was gefragt!" Heiner stößt sich von der Hauswand ab. Er greift nach Mathias' Kragen. Mathias dreht sich blitzschnell um und zieht Heiner das Basecap ins Gesicht. „Du kannst mich mal“, sagt er und rennt er davon. Ehe Heiner begreift, was passiert, ist Mathias außer Reichweite.

Mathias jubelt. "Dem hab ich's gezeigt!" Aber er will alles Julian erzählen. Ob der Heiner es wagt, sie beide anzustänkern?
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
also,

warum stellst du die geschichten nicht einzeln ein? dann könnte man besser was dazu sagen und bewerten. so kommt jetzt nur ein Sehr nett, besonders die letzte.
lg
 

coxew

Mitglied
hallo flammarion,

ist ungünstig, weil es in diesem fall die vielfalt macht.
fünfmal nacheinander mit 'ner angstgeschichte ankommen, da hat man schnell genug, denke ich.

viele grüße,
karin
 

coxew

Mitglied
hallo falmmarion,

werd ich in zukunft auch machen. aber momentan ist's dringend. ich will die texte an ein lektorat schicken. deswegen hab ich sie erst mal in die lupe gesetzt, also wegen erster rückmeldungen. ich wie ich sehe, sind die texte nicht ganz vor'n baum.

bis später,
ganz liebe grüße,
karin
 
O

ollrich

Gast
Hallo Coxev,
ich werde mich mal erdreisten,(bin selbst Anfänger)
deine Geschichten zu kommentieren.
Es liest sich recht gut, aber die Geschichten selbst,
haben nicht viel Originelles zu bieten.
Ich könnte mir vorstellen, dass du, mit ein wenig mehr Zeitaufwand, deutlich mehr Fantasie entwickeln kannst.
Stelle dir doch vor, ein Kind liest diese Geschichten
und erfährt viel mehr an Fantasie, als im wirklichen Leben.
Und ich denke, dass es genau das ist, was Kinder zum lesen bringt.

Es ist schwierig, dass eigene Geschreibsel zu beurteilen,
weiß ich aus Erfahrung.
 

coxew

Mitglied
hallo ollrich,

nicht so bescheiden, ...

also diese geschichten sind für erstleser gedacht. sie sollen genau so sein, kurz und leicht verständlich. ich illustriere sie noch.

was das "eigene geschreibsel" angeht, hast du recht. ich möchte oft gern daneben stehen, um abstand zu gewinnen. aber ich kann noch nicht aus meiner haut. vielleicht sollt ich mal nen kurs auf hogwarts nehmen. ich hoffe, du verstehst spass.

lg
 



 
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