Funken aus der Ewigkeit.

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San Martin

Mitglied
Funken aus der Ewigkeit

"Selbst das Schönste kann vergehen,
wurzelt es auch noch so tief.
Jeder Wind muss einmal drehen",
sprach ich leise, als ich schlief.

Doch der Nachhall dieser Worte
lebte länger als mein Traum,
und zurück durch Morpheus' Pforte
schwang das Echo noch im Raum.

Um das Schöne zu bewahren,
leg ich es in ein Gedicht,
so dass auch nach vielen Jahren
dessen Echo zu dir spricht.

Irgendwann muss meine Stimme
splittern unterm Zahn der Zeit,
doch vielleicht schlägt meine Minne
Funken aus der Ewigkeit.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo San Martin

Sauberes Handwerk aber verworrene Aussage. Zunächst wurdert man sich doch sehr. Du hörst was Du im Schlaf sprichst?
Du weist auf die Vergänglichkeit des Schönen hin und schreibst eben diese Erkenntnis nieder um es zu bewahren? Nein - die Erkenntnis ist das Schöne. Zweimal das selbe Wort und doch meinst Du zwei verschiedene Dinge. In diesem Kontext völlig missglückt.

Als geradezu grotesk empfinde ich die Minne. Zitat Wikipedia:
...besonders charakteristisch für die höfische Kultur wurde die Übertragung und Einengung dieses Konzepts auf den gesellschaftlichen Umgang zwischen Männern und Frauen. In diesem Prozess wurde Minne zu einem eigenartigen Ideal platonischer Liebe, das vor allem den unverbrüchlichen ritterlichen Dienst für eine Dame, die Unterwerfung unter ihren Willen und die Werbung um ihre Gunst bedeutete (sog. Hohe Minne).

Auch den Hinweis, dass Zähne eher splittern als Stimmen und somit auch dieses Bild nicht einer gewissen Komik entbehrt, kann ich mir nicht verkneifen.

So schön der Klang des Gedichtes ist, sein Ton ist misslungen.

Gruss

Jürgen
 

San Martin

Mitglied
Hallo,

danke für deinen Kommentar und die Bemerkungen. In der Tat, die Begriffe sind etwas verworren, aber als misslungen würde ich den Ton deswegen noch nicht betrachten. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen...

Als geradezu grotesk empfinde ich die Minne
"Minnesang" ist hier gemeint. In meinem Sprachverständnis ist diese Unschärfe i.O.

Du hörst was Du im Schlaf sprichst?
Auch den Hinweis, dass Zähne eher splittern als Stimmen
Du scheinst mir die Worte und Bilder zu wörtlich zu nehmen. Die Stimme, die unter dem Zahn splittert, ist eine Metapher dafür, dass die Liebe mit der Zeit immer schwächer wird und schließlich zerbrechen muss. Die Stimme singt das Minnelied, das Minnelied handelt von Liebe, die Stimme ist also Stellvertreter der Liebe, und diese Stimme bricht und splittert, weil sie alt und brüchtig wird.

Das lyrische Ich kann hören, was es im Schlaf gesprochen hat, weil das Echo der Worte noch widerhallt, als es schon erwacht ist. Das Sprechen im Schlaf ist das unterbewusste Wissen um das unvermeidliche Ende der Liebe ("das Schönste"/"das Schöne"), welches die rationale Seite nicht wahr haben wollte, nun aber muss, und deshalb - zur Bewältigung - legt es seine Gefühle in ein Gedicht & Lied, damit wenigstens ein Teil dieser Gefühle bewahrt wird und "Funken aus der Ewigkeit" schlagen kann. *shrug*
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
San Martin

Es ist mir schon fast peinlich, wenn Du Dich für einen Verriss bedankst.

Was Du als Deine künstlerische Freiheit reklamierst sind für mich Stilblüten.

Eine Metapher trifft entweder den Nagel auf den Kopf oder sie kommt aus einem völlig anderen Bereich (Minne --> seltsame Mischung aus platonisch-erotischer Leibe / Text jedoch "freundschaftlich" - haarscharf daneben ist am schlimmsten!). Alles andere geht in die Hose.

Verwendet man eine Metapher auf einen Gegenstand und ein zweiter Gegenstand in diesem Satz passt auf die Metapher wie Arsch in Hose --> Stilblüte (splitternde Stimme/das Beisswerkzeug).

Daher meine ich, ist mein Kritik fundiert und kein Geschmacksurteil. Letzteres wäre einfach und kurz: Bäh!

LG

Jürgen
 

Regenzauber

Mitglied
@San Martin

Mir gefällt an deinem Gedicht der Ausgangspunkt, und hier muss ich anderen Kommentaren durchaus widersprechen: es ist ein häufiger Trauminhalt, dass man etwas ist oder sagt oder tut, wozu man in Wirklichkeit nicht fähig ist. Ich spreche nicht nur vom Fliegen und Zaubern, sondern von möglichen Akten, wie ein Instrument spielen, das man nicht kennt, sich in einer Kunstausübung finden, wie es z.B. das Deklamieren eines Textes darstellt, der uns im Traume als höchstvollendet erscheint, und den wir, wenn es uns gelingt, aus dieser Schlafphase auszubrechen und das, woran wir uns noch erinnern, niederzuschreiben, beim späteren Durchlesen während des Tages, recht banal oder selbst sinnlos und dumm finden.

Dass dir bzw. dem lyrischen Ich, also so ein Spruch aus dem Traum in den Tag hinein verfolgt, ist nicht erstaunlich. Erstaunlich hingegen wäre es, wenn dieser Spruch wirklich der Weisheit letzter Schluss wäre, doch diese Angst hast du uns nicht eingejagt!

Ich habe mich jedenfalls gut amüsiert. Danke!
 
M

Micha v.d. Rosenhöhe

Gast
Ich denke ein unterhaltsames Werk, nachvollziehbar, aber nicht unbedingt für die Geschichte. Was bitte nicht heissen soll dass ich es je besser könnte.

gruß
micha
 
M

Micha v.d. Rosenhöhe

Gast
@ Jote
Du schriebst:Daher meine ich, ist mein Kritik fundiert und kein Geschmacksurteil. Letzteres wäre einfach und kurz: Bäh!


Applaus, Du bist zu köstlich, amüsant, erstklassig komisch.
Ein Komiker bist Du also, den niemand ernst nimmt. Eine amüsante Partylachnummer. Wie gern hätte ich Dich bei meinem Kindergeburtstag, mein kleiner wird bald neun. Bitte, bitte schreib ihm etwas.

LG
Micha
 

San Martin

Mitglied
@JoteS:

Es ist mir schon fast peinlich, wenn Du Dich für einen Verriss bedankst
*shrug* Als ich das letzte mal auf der Leselupe war, war ein Kommentar etwas so seltenes, dass man sich dafür bedankt hat. Man staune: Auch für negative Kritik. Ich kann mir aber gern merken, dass ich für dich eine Ausnahme mache. Da bin ich recht emotionslos.

Deine Wikipedia-Definition des Wortes "Minne" ist mir egal; ich halte das Wort hier für passend.
 



 
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