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Asgar

Mitglied
Die Deckenlampe war stark gedimmt und hüllte das kleine Zimmer in ein düsteres, unwirkliches Licht. An den Wänden hingen Unmengen von Postern, die Regale waren mit nutzlosem Zeug gefüllt, das nicht einmal eines Blickes würdig war. In einer Ecke brummte der PC gleichmütig vor sich hin, der Bildschirm war die einzige andere Lichtquelle. Auf dem Flur war das Licht ausgeschaltet. Ich wandte meinen Blick kurz in Richtung Bildschirm, in der unteren rechten Ecke stand die Zeit. Dreiundzwanzig Uhr fünf. Es würde nicht mehr lange dauern.
Das Mädchen saß auf dem Boden. Ihr schwarzes Haar hing fettig vor ihrem Gesicht und verdeckte die Tränen, die scheinbar endlos darunter hervorquollen. Ihre Kleidung war schwarz – wie auch sonst? Ich betrachtete sie gelangweilt. Mitleid hatte ich nicht mit ihr.
Auf der anderen Seite des Zimmers stand Lucifer, lässig gegen die Wand gelehnt. In seinem schwarzen Anzug und mit seinem säuberlich gekämmten Haar sah er wie ein Anwalt oder ein Vertreter aus. Advocatus Diaboli. Er grinste schelmisch, Selbstmörder kommen in die Hölle, wisperte seine ölige Stimme in meinen Gedanken. Noch ist es nicht vorbei, sendete ich zurück.
Ich sah wieder auf den Monitor. Dreiundzwanzig Uhr acht.
Das Mädchen schluchzte einmal kurz, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf ihr Gesicht, wären ihre Augen nicht verheult und geschwollen vor Schlafentzug, wäre sie sicherlich recht hübsch gewesen. Allerdings hatte sie sich zusätzlich noch mit Metallteilen verunziert, so etwas mochte ich gar nicht gern.
Dreiundzwanzig Uhr neun. Langsam wurde es Zeit.
Das Mädchen nahm zitternd das Cuttermesser, das neben ihr auf dem Boden lag und führte es zu ihrem linken Arm.
Nicht zittern, sonst gibt’s ne Sauerei, sendete ich zu Lucifer, woraufhin dieser wieder zu grinsen anfing.
Ihr Handy lag neben ihr auf dem Boden – ausgeschaltet. Nicht einmal eine Abschieds-SMS an ihren untreuen Geliebten. Wenigstens mal etwas Abwechslung.
Wieder ein Blick auf den Bildschirm. Dreiundzwanzig Uhr zehn. Na endlich. Die Warterei war das nervigste an der ganzen Sache, sie tun eh niemals etwas anderes als zu heulen.
Sie hatte sich die Pulsadern längs aufgeschnitten und lag nun in einer stetig größer werdenden Blutlache.
Wenigstens hat sie sich informiert…, wisperte wieder Lucifers Stimme.
Er schien etwas unzufrieden, wahrscheinlich weil er das Blut in den schlechten Lichtverhältnissen nicht richtig sehen konnte. Er liebte die frische rote Farbe noch lebenden Blutes.
Irgendwo im Haus klingelte das Telefon, kurz darauf verstummte es. Das Licht wurde auf dem Flur angeschaltet und schwere Schritte waren zu hören.
Gewonnen…, ich grinste Lucifer breit an.
Ach, verdammt… gehen wir , daraufhin verschwand er.
Auch ich glitt hinüber.

Wir standen einige Meter von dem Haus entfernt, am Ende der Straße. Gerade hörten wir den Krankenwagen kommen. Glück gehabt.
Wir standen in einem alten, mit Kreide auf den Bürgersteig gemalten, Himmel-und-Hölle-Spiel.
Lucifer kam zu mir und drückte mir einen Zwanziger in die Hand.
„Glück gehabt, Michael. War knapp diesmal.“, sagte er.
„Gott würfelt nicht.“, gab ich grinsend zurück, „Außerdem hast du schon die letzten fünf Mal gewonnen, also reg dich nicht auf.“ Lucifer rollte nur mit den Augen gab einen unverständlichen Kommentar von sich.
In der Nähe war eine Bushaltestelle, auf der Anzeigetafel daneben stand in roter Schrift die Uhrzeit. Dreiundzwanzig Uhr fünfzehn.
Er schaute nocheinmal missmutig drein, fasste sich danach aber wieder.
„Okay, morgen dann 22:15 Uhr, Yale Street 19, wenn ich mich nicht irre.“, sagte er.
„Ja du hast Recht, bis morgen.“, ich gab ihm zum Abschied die Hand, danach ging er langsam davon. Ich gähnte herzhaft und trottete dann in die andere Richtung davon, heute hatte ich gute Laune. Die Sanitäter luden das Mädchen gerade in den Krankenwagen, einen Druckverband und eine notdürftige Infusion am Arm, die heulende Mutter gleich hinterher.
Irgendwie gewinne ich viel zu selten…
 

Ohrenschützer

Mitglied
Hallo Asgar,

interessante Idee, insofern auch gut umgesetzt, weil sich das Geschehen nur langsam enthüllt. Hat mich an den Film "Dogma" erinnert.

Kleinigkeiten: "nocheinmal" würde ich getrennt schreiben; und bei der Passage "gehen wir. ," würde ich den Punkt streichen, damit nicht zwei Interpunktionen unmittelbar hintereinander sind.

Schönen Gruß,
 
N

no-name

Gast
Hallo Asgar,

auch ich finde, dass Du eine gute Idee in Deinem Text ansprechend umgesetzt hast. Nachfolgend habe ich (dennoch) ein paar Vorschläge zu Deinem Text:

"Luzifer" würde ich mit "z" schreiben.

Das Licht wurde auf dem Flur [red]angegeschaltet[/red]...
Glück gehabt, Mich[red]ae[/red]l.
„Außerdem hast du schon die letzten fünf [red]M[/red]al gewonnen,..."
„Ja du hast [red]R[/red]echt, bis morgen.“
Desweiteren habe ich mit Deiner Formulierung:
Er liebte die frische rote Farbe noch lebenden Blutes.
meine Probleme. Ich denke, ich weiß, was Du meinst, aber die Formulierung finde ich unglücklich, denn nach meinem Empfinden lebt Blut nicht.

Asgar, ich hoffe, Du konntest mit meinen Vorschläge etwas anfangen.

Freundliche Grüße von no-name.
 

Asgar

Mitglied
Nun, erstmal vielen Dank für die Meinungen und Verbesserungsvorschläge.

Lucifer ist die englische Form des Namens, die Geschichte spielt in den USA und ich wollte englische Namen, die die beiden dennoch eindeutig als "Engel und Teufel" identifizierbar sein.
Ansonsten vielen Dank für das Aufmerksam machen auf die Tippfehler.

Das mit dem BLut hab ich jetzt erstmal so gelassen, mir gefällt die Forumlierung nämlich ^^
Trotzdem danke

mfg Asgar
 



 
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