Ganesians endlose Rückkehr

4,40 Stern(e) 5 Bewertungen

Amadis

Mitglied
Ganesians endlose Rückkehr

Sie haben Recht. Wenn das Museum so leer ist wie heute, haben wir wenig zu tun. Das ist aber normal an Tagen, an denen kein Touristenschiff an der Station anlegt, was aber zum Glück die Ausnahme ist. Was das Kürzel GWS bedeutet wollen Sie wissen? Ganesian Welcome Station natürlich! Das sagt Ihnen immer noch nichts? Nun gut, dann muss ich wohl mit meiner Erzählung etwas weiter ausholen. Ich habe ja Zeit heute!

Die Geschichte von Albert Ganesian begann vor einhundertfünfzig Jahren. Ganesian war – oder sollte ich sagen ist? – Kanadier, wie man aber an seinem Namen unschwer erkennen kann mit armenischen Vorfahren. Aber Ganesian war – bleiben wir mal bei der Vergangenheitsform – bereits in der fünften Generation Kanadier. Schon früh entschied er sich für eine Laufbahn als Pilot, später schloss er sich dem Kanadisch-Amerikanischen Raumfahrtprogramm an.
Vor ziemlich genau einhundertfünfzig Jahren entwickelte ein französischer Wissenschaftler namens Vasseur einen revolutionären Antrieb für Raumfahrzeuge. Der Interdimensionsantrieb – oder kurz Interdim – ermöglichte einem Raumschiff die Erzeugung eines Dimensionsrisses, durch den das Schiff dann mit Überlichtgeschwindigkeit sein Ziel ansteuern konnte. Dass der Interdim nur ein einziges Mal in ein Raumschiff eingebaut werden würde, konnte zu dieser Zeit natürlich noch niemand ahnen.
Sie können sich wohl schon denken, wie die Geschichte weiterging: Albert Ganesian wurde als Pilot für den Testflug des ersten Interdim-Schiffes ausgewählt.
Die ganze Erde fieberte dem Tag des Fluges entgegen und Albert Ganesian war schon jetzt einer jener unsterblichen Raumflugheroen, in einer Reihe mit Gagarin, Armstrong und Aldrin.

Als der Tag gekommen war, versammelte sich eine kleine Flotte von Raumschiffen jenseits der Pluto-Bahn, wo man den Testflug aus Sicherheitsgründen durchführen wollte. Die gesamte Weltpresse war natürlich anwesend. Live-Bilder – mit der entsprechenden Zeitverzögerung – wurden zur Erde übertragen.
Es war geplant, dass Ganesian mit der ETERNITY einen Sprung zum Sonnensystem Alpha-Centauri durchführen und sofort wieder umkehren würde.
Gebannt beobachteten Hunderte von Augenpaaren vor Ort und Milliarden von Menschen auf der Erde wie die ETERNITY beschleunigte, wie dann in ihrer Flugbahn ein von irrlichternden Blitzen umrandetes, gezacktes Loch im Weltraum entstand – und wie das kleine Schiff mit seinem Piloten in diesem Interdim-Riss verschwand. Der Riss schloss sich und das Warten begann. Nach fünfzehn Minuten wurden die ersten an Bord des Leitschiffes CERBERUS unruhig. Als Ganesian auch nach einer Stunde noch nicht zurückgekehrt war, begann man, an eine Katastrophe zu glauben.
Die Offiziellen versuchten, die Berichterstatter zu beruhigen, zu gemäßigter Berichterstattung anzuhalten.

Allein: die Eternity war auch nach acht Stunden noch nicht zurück! Inzwischen war man sich im Kontrollzentrum sicher, dass etwas schief gegangen war. Pierre Vasseur, der sich auf der CERBERUS aufhielt, konnte sich das Ausbleiben des Schiffes ebenso wenig erklären, wie seine Kollegen von der Raumfahrtbehörde.
Als schon niemand mehr damit rechnete, erschien – fast vierundzwanzig Stunden nach dem Abflug der ETERNITY – ein Interdim-Riss in der Nähe der wartenden Flotte. Übernächtigte, unrasierte Reporter drängten sich an den großen Beobachtungsfenstern und starrten ebenso gebannt auf den Riss wie die Techniker und Wissenschaftler im Kontrollzentrum an Bord der CERBERUS.
Eine Minute verstrich, als wäre es eine Stunde gewesen. Auf der CERBERUS wagte man fast nicht zu atmen. Eine weitere Minute ... mancher ließ hörbar den angehaltenen Atem entweichen ... die dritte Minute brach an ... Sekunden dehnten sich scheinbar zu Minuten ... und dann brach die ETERNITY aus dem Riss, der sich hinter ihr beinahe augenblicklich wieder schloss!
Im Kontrollzentrum brach Jubel aus, man lag sich in den Armen. Das Bergungsschiff näherte sich langsam der ETERNITY und streckte seine Greifarme nach dem kleinen Interdim-Schiff aus. Die ETERNITY wurde ergriffen und in den großen Hangar des Bergungsschiffes gezogen. Nachdem sich die Hangartore geschlossen hatten, warteten die Menschen im Kontrollzentrum gespannt auf Nachricht vom Bergungsschiff.
Als die Nachricht nach einigen Minuten kam, machte sich Betroffenheit breit, wo man kurz zuvor noch gejubelt und gelacht hatte.
Ganesian war tot! Man hatte ihn mit grässlich verzerrtem Gesicht angeschnallt in seinem Pilotensitz gefunden. Er hatte es offenbar gerade noch geschafft, vor seinem Tod die Rückkehrautomatik zu aktivieren.
Man fand nie heraus, was geschehen war. Es stand nach der Autopsie der Leiche lediglich fest, dass Ganesian an Herzversagen gestorben war, in seinem Gesicht der Ausdruck abgrundtiefer, kreatürlicher Angst.
Der Tod Ganesians löste natürlich weltweite Trauer aus, wurde allerdings recht schnell von einem anderen Ereignis in den Hintergrund gedrängt.

Zwanzig Stunden nach der Rückkehr der ETERNITY begannen die Vorbereitungen für den Heimflug der kleinen Flotte zur Erde. Mitten hinein in diese Arbeiten platzte die Meldung eines Beobachters von der CERBERUS: es war ein Interdim-Riss erschienen und zwar exakt an der Stelle, an der die ETERNITY aufgetaucht war! Zweieinhalb Minuten später entsprang der schmale, silbrige Leib des kleinen Interdim-Schiffes dem feurig umrandeten Riss!
Die wenigen, die dieses Ereignis beobachteten, waren vollkommen perplex! Es war ohne Zweifel die ETERNITY, die an der Stelle im Raum schwebte, an der man sie zwanzig Stunden zuvor geborgen hatte! Der Kommandant des Bergungsschiffs ließ kontrollieren, ob das Schiff noch im Hangar war. Als man ihm das bestätigte, brach ihm endgültig der Schweiß aus.
Vom Kontrollzentrum bekam er den Befehl, das Schiff zu bergen. Niemand konnte sich die Geschehnisse erklären. An Bord der zweiten ETERNITY fand man Albert Ganesian – zumindest sah der Mann, den man dort fand, genauso aus wie Ganesian. Und dieser Ganesian lebte noch! Befragen konnte man allerdings auch ihn nicht, denn er befand sich im Zustand fortgeschrittener geistiger Verwirrung. Den Instrumenten seiner ETERNITY nach zu urteilen, war er über drei Wochen unterwegs gewesen – wo auch immer und wie auch immer das möglich war!

Innerhalb der nächsten fünf Tage kehrte die ETERNITY zwei weitere Male zurück. Das erste Schiff war leer, war aber gemäß seiner Instrumente fast ein Jahr unterwegs gewesen. Die Energiereserven waren beinahe erschöpft und es gab keinen Sauerstoff mehr an Bord. Aufzeichnungen des Piloten fand man nicht.
Im bis dahin letzten zurückgekehrten Schiff – langsam füllte sich der Hangar des Bergungsraumers – kam dann endlich eine Version von Ganesian zurück, die Bericht erstatten konnte. Dieser Ganesian war der Meinung, nur etwa zwei Minuten an seinem Ziel verweilt zu haben, bevor er die Rückkehrautomatik auslöste. Er war völlig überrascht, dass für die Wartenden inzwischen fünf Tage vergangen waren – und vor allem davon, dass ihm drei andere Versionen der ETERNITY zuvor gekommen waren!
Natürlich hatte man längst eine Nachrichtensperre verhängt. Sämtliche Transmissionen zur Erde mussten über den Schreibtisch von Colonel Mark Fryer gehen, der das Kommando über die Mission hatte. Schließlich hatte man bereits den Tod des Testpiloten an die Erde gemeldet. Wie sollte man die weiteren Geschehnisse erklären?
Über diese Erklärung redeten sich die Wissenschaftler die Köpfe heiß. Für endgültige Gewissheit fehlten allerdings die Grundlagen. Man hatte einfach nicht genügend Daten. Am Ende einigte man sich auf eine Theorie, der sich die meisten der Anwesenden anschließen konnten: offenbar wurde die ETERNITY mit ihrem Piloten nach dem Eintauchen in den Interdim-Riss dupliziert, woraufhin die Duplikate in unterschiedliche Versionen der Realität bzw. unterschiedliche Universen transferiert wurden. Die Rückkehrautomatik brachte dann die verschiedenen Versionen des Schiffes an ihren Startpunkt zurück. Wie es aber dazu kommen konnte, war den Wissenschaftlern vollkommen unklar.

Nun, all diesen Vorkommnissen habe ich im Endeffekt meinen Job zu verdanken. Man musste sich natürlich Gedanken machen, wie man mit der Geschichte umgeht. Niemand hatte eine Ahnung, wie viele Versionen der ETERNITY und damit auch von Ganesian bei dem Unfall entstanden waren, und natürlich auch nicht, ob, wann und in welchem Zustand sie zurückkehren würden. Man kann sich vorstellen, was geschehen würde, wenn man das Ganze ignorierte. Es wurde also beschlossen, eine ständige Raumstation einzurichten, auf der neben einem Bergungsschiff auch eine medizinische Crew und eine Reihe von Technikern untergebracht werden sollten.

Die Umwandlung in die GWS erfolgte vor fünfzig Jahren aus Anlass des einhundertjährigen Jubiläums des denkwürdigen Fluges. Ein geschäftstüchtiger Politiker war der Meinung, man habe genug Geld in diese Station investiert, jetzt müsse man den Mythos Ganesian ausnutzen, um einige dieser Kosten wieder hereinzuholen. So wurde die GWS geschaffen. Man baute die Station aus. Es entstand ein Hoteltrakt, mehrere Restaurants, ein ausgedehnter Freizeitbereich und natürlich „mein“ Museum, wo Artefakte aus den inzwischen über zwölftausend Ankünften ausgestellt sind.
Zwischen der Erde, den Mond- und Marskolonien auf der einen und der GWS auf der anderen Seite verkehren regelmäßig Touristenraumer. Es gibt Pauschalangebote verschiedener Reiseveranstalter, die neben dem Flug auch den Aufenthalt auf der GWS und eine Nutzung des Freizeitangebots der Station beinhalten. Das Miterleben einer Ankunft kann man den Touristen natürlich nicht garantieren, aber es ist nach wie vor das größte Erlebnis für jeden der Reisenden, die ETERNITY aus dem Interdim-Riss auftauchen zu sehen. Sogar ein Wettbüro wurde etabliert, wo man z.B. darauf wetten kann, wann die nächste Ankunft erfolgt, in welchem Zustand sich der nächste Ganesian befindet oder wie lange die nächste ETERNITY unterwegs war.

Was mit diesen unzähligen Versionen des Albert Ganesian passiert ist, möchten sie wissen? Nun, das war und ist natürlich ein großes Problem. Aber einerseits haben nicht alle Piloten ihre Reise überlebt – etwa zwanzig Prozent der Schiffe kamen leer oder mit einem toten Piloten zurück – andererseits erstreckt sich das Problem inzwischen über einhundertfünfzig Jahre, sodass viele der zurückgekehrten Versionen Albert Ganesians inzwischen eines natürlichen Todes gestorben sind. Weiterhin waren etwa fünf Prozent der Rückkehrer unheilbar geisteskrank und verbrachten den Rest ihres Daseins in einer geschlossenen Anstalt. Die genannten Tatsachen erleichterten den Verantwortlichen die Arbeit ganz erheblich. Viele der Rückkehrer wurden neuen Aufgaben zugeführt, dienen zum Beispiel auf einem der inzwischen über fünfhundert Schiffe der Raumflotte. Es wurde selbstverständlich darauf geachtet, dass kein Ganesian auf ein Schiff abkommandiert wurde, auf dem bereits eine andere Version seiner selbst Dienst tat. Andere entschlossen sich, ihre Memoiren zu schreiben und da jeder der Reisenden etwas anderes erlebt hatte, war auch jedes dieser Bücher auf seine eigene Art interessant und spannend.

Tja, das war die Geschichte von Albert Ganesian – oder besser: das ist noch immer seine Geschichte, denn niemand weiß, wie viele Versionen des mutigen Pioniers noch zurückkehren werden. Ich denke oft über den Ganesian-Effekt nach und gerate dabei regelmäßig ins Philosophieren. Was werden künftige Heimkehrer erleben? Das Ende der Menschheit oder gar dasjenige des Universums? Ist es vielleicht sogar möglich, dass einige Versionen Ganesians in der Vergangenheit strandeten? Oder hätten wir in solchen Fällen diese Versionen der ETERNITY finden müssen, seit Urzeiten außerhalb der Plutobahn umher treibend? Das weiß selbstverständlich niemand und die Möglichkeiten wie die Fragen sind Legion. Wenn ein einfacher Mensch wie ich beginnt, über derartige Probleme nachzudenken, schwirrt ihm nach einiger Zeit der Kopf und es ist besser, das Nachdenken dann einzustellen, um bleibende Schäden zu vermeiden. Bleibt anzumerken, dass der Interdim-Antrieb nie wieder in ein Raumfahrzeug eingebaut wurde und dass es der Wissenschaft bis heute ein Rätsel ist, was mit Albert Ganesian und der ETERNITY bei jenem Flug vor einhundertfünfzig Jahren geschah.
Schauen Sie sich im Museum um und entdecken Sie die zahllosen Welten des Albert Ganesian. Besuchen Sie das Holomedia-Theater und genießen Sie die dreidimensionale Aufzeichnung einer Ankunft. Wenn Sie noch Fragen haben, stehen meine Kollegen und ich jederzeit zur Verfügung.
Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen und unterhaltsamen Aufenthalt auf der GWS!
 

MDSpinoza

Mitglied
Gut erzählt, eine witzige Idee, die die Physik zwar strapaziert, aber nicht so weit verletzt, daß die Zeit zum Rückwärtslaufen gezwungen wird. "8"!
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Bild ist gelungen, nur den Rahmen fand ich billig.
So ein Gemälde hat doch was Besseres verdient!

Passierte par tout, dann gab er Ruh'
 

Amadis

Mitglied
hallo rumpel,

ich fürchte, zu diesem kommentar fehlt mir der intellektuelle zugang. könntest du das in einfachen worten für mein schlichtes gemüt erklären?

dank an alle kommentatoren!

gruß
amadis
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Türöffner

Das Stück ist gut.
Aber das hast Du sicher durch das Schlüsselloch gesehen.
Aber dieser Impressario! Hat Dir den die Bundesagentur für Arbeit vermittelt?
Will sich nicht beklagen, aber jammert erst einmal rum. Nicht das es überzeugend wirkte, mehr so pflichtgemäß.
Die eigentliche Story erzählt er dann durchaus unterhaltsam.
Bis zum Abgang. Ich sehe ihn vor mir, wie er auffällig unauffällig auf die Uhr sieht, um nur seinen Feierabend nicht zu verpassen!
Dienst nach Vorschrift. Jedenfalls tut er so. Aber ich glaube ihn nicht.
Conclusio: Die ganze Figur wirkt auf mich billig, wie ein Schauspieler, der auf die Schnelle als Ersatz für den plötzlich erheiserten Erzähler einspringen musste, ohne die Figur verinnerlicht zu haben.

Ich habe noch zwei weitere Probleme mit dem Rahmen:
Ich weiß nicht, wo ich bin - nicht mal wer oder was ich bin!
Zunächst materialisierte ich mich auf der GWS, dann hast Du mich fort gejagt mit Deiner Feststellung, dass ich nicht einmal weiß, was das ist.
Von da an schwebte ich im Nichts.
Und rätselte über meine Identität.
Ein Touri? Schlechterdings nicht möglich, wie sollte ich eine so abgelegene Attraktion besuchen, ohne sie überhaupt zu kennen.
Aber ich habe ja sowieso keine Ahnung.
Von nix.
Die letzten Einhundertfünfzig Jahre Weltraumgeschichte sind völlig an mir vorbei gegangen.
Bin ich womöglich ein verirrter Ureinwohner von Papua-Neuguinea? Aber selbst die werden bis dahin Fernseher haben.
Wer bin ich???

Moment. Mir kommt da ein Verdacht...
Könnte ich etwa...
Sollte ich ...
Ganesian sein?!
Wäre eine Möglichkeit, die ich gerne glauben wollte.
Aber dann müsste das Mützchen ein wenig umgestrickt werden um auf meinen Kopf zu passen.

Hat's aufgeschlossen und ist davon geschossen
 

Amadis

Mitglied
hm,

das habe ich bisher nicht als problem gesehen, aber ich werde mir mal gedanken machen, wie ich das verbessern kann. vielleicht finden sich ja noch andere leser, die das ähnlich sehen.

Aber dieser Impressario! Hat Dir den die Bundesagentur für Arbeit vermittelt?
Will sich nicht beklagen, aber jammert erst einmal rum. Nicht das es überzeugend wirkte, mehr so pflichtgemäß.
was diese menschen (ich meine jene kreaturen, die als arbeitgeber die sogenannte "Bundesagentur für Arbeit" angeben) angeht, hast du natürlich recht, sie in eine dergestalt etikettierte schublade zu stecken! es handelt sich doch ausschließlich um chronisch arbeitslose sozialparasiten, die nur herumjammern, aber eigentlich gar nicht arbeiten wollen und wenn man es recht betrachtet auch nichts zu jammern haben. wenn sie arbeiten wollten, würden sie schon einen job finden. daumen hoch für diese schubladisierung! ich gehöre übrigens seit über zwei jahren ebenfalls in diese kategorie des sozialen abschaums...

meine gedankenmaschinerie läuft - sogut sie es denn kann!

grüße
amadis
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Schublade? Welche Schublade???
Einzig die Unfähigkeit der Agentur, für vakante Töpfchen das passende Deckelchen zu finden (trotz reichlichem Angebot), habe ich hier angedeutet.
Finde es immer wieder bemerkenswert, wie sehr das Verständnis vom persönlichen Kontext bestimmt wird.
Denk mal an! Trotz (vermutlich) gleichem Kulturkreis.
Wenn ich das auf das Große und Ganze extrapoliere...
Da wird einem angst und bange.

Ihm wurde ganz komisch: Sprach er etwa Babylonisch?
 

Amadis

Mitglied
vergessen wir's. ist nicht der richtige ort für derartige diskussionen. solltest du irgendwann einmal (was dieser und jener verhüten möge!) in diese situation kommen, wirst du vielleicht an mich denken und evtl. auch wissen, wie man sich nach über zweihundert vergeblichen bewerbungen und rund fünfzig ebensolchen vorstellungsgesprächen trotz reicher berufserfahrung und guter zeugnisse fühlt. das sollte diesem und jenem angst und bange machen ...

... da reagiert man schon mal auf den einen oder anderen locker daher gesagten oder geschriebenen "spruch" etwas dünnhäutig ...
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich habe es auch nicht als Problem gesehen. Der Angesprochene kann durchaus jemand sein, den es (ganz oder fast) zufällig dorthin verschlagen hat. Und der die Ganesian-Story NICHT kennt – nach so langer Zeit und bei so einer hohen Rückkehr-Rate ist das ganze längst Alltag und sicher nicht mehr in den Medien. Kennt zum Beispiel jeder, den es nach Dresden ins Grüne Gewölbe veschlägt, die Geschichte der Sammlung und woher der Name kommt? Oder: Wer – außer halbwegs Interessierten – weiß denn heute noch, wer der erste Mensch war, der einen Weltall-Spaziergang gemacht hat? Inzwischen muss man vielen auch erklären, was SETI ist und dass Voyager nicht nur eine Fernsehserie aus dem ST-Universum ist (, nur um mal was aus "unserer" Sparte hier zu nennen).

Das Einzige, was in die Idee "Museumsführer trifft Zufallsgast" nicht 1000%ig passt, ist der Einstieg mit der "Jammerei". Aber selbst das ist in Wirklichkeit nicht ganz abwegig: Der Typ „leidet" so einsam vor sich hin und plötzlich ist da jemand, der – weil nicht Teil einer offiziellen Touristengruppe – wirkt, als tauge er als Gesprächspartner. Dass der Museumsführer dann (, weil der Gast sich offenbar nicht in diese Rolle schieben lässt) wieder schnell in seine Aufgabe (das Erzählen der Story) fällt, ist auch nachvollziehbar – Menschen ticken meist so.
Trotzdem könnte man – eventuell – über einen veränderten Einstieg nachdenken …
 

Amadis

Mitglied
hallo an alle,

so, ich habe den "rahmen" jetzt mal soweit geändert, wie ich es als sinnvoll erachtete.

grüße
amadis
 

pol shebbel

Mitglied
Die Geschichte gefällt mir echt! Und dass die Physik strapaziert wird, ist aus meiner Sicht keinesfalls gesagt - wer weiss schon, was bei Rissen in der Raumzeit alles passieren kann...
Lediglich etwas frage ich mich: 150 Jahre sind eine lange Zeit, in der die Wissenschaft gewaltige Fortschritte machen kann. Da würde ich doch erwarten, dass es irgendwann gelingt, den Fall aufzuklären und auch das Problem mit dem Interdim-Antrieb zu lösen... Aber sonst: echt nichts zu meckern.
 

Amadis

Mitglied
hallo pol,

danke für deine anregungen!

was die sache mit der wissenschaftlichen entwicklung angeht, so hatte ich eigentlich im sinn, dass inzwischen ein anderer antrieb für raumschiffe entwickelt wurde, was ich durch die erwähnung der relativ großen flotte andeuten wollte. das ist vielleicht nicht so recht heraus gekommen, aber ich wollte mich auf einem solchen nebenschauplatz auch nicht zu weit ausbreiten. ich mache mir aber mal gedanken, ob ich das deutlicher machen kann, ohne den pfad allzusehr zu verlassen. die weitere erforschung des "ganesian-effekts" fand nicht statt. man weiß ja, dass es inzwischen für jegliche forschungsarbeit eine kosten-nutzen-analyse gibt - und was wäre der nutzen dieser forschung? der interdim-antrieb ist inzwischen überflüssig und was mit ganesian und seinem schiff geschehen ist, kann man ohnehin nicht mehr rückgängig machen, es sei denn, man würde die zeitlinie verändern - was wiederum den rahmen der geschichte sprengen würde.

danke an alle für kommentare, bewertungen und anregungen!

gruß
amadis
 

JuDschey

Mitglied
Hallo Amadis,

eine verdammt gute, total verrückte, abgefahrene Idee.

Was mich ein klein wenig frustiert hat, war, dass niemand ( in der Story ) eine Erklärung für den Ganesian-Effekt hatte.
Eine Duplizierung realer Dinge und Lebewesen gibt es leider nicht. Wäre doch super, wenn ich mir einen Hundert-Euro-Schein tausendfach duplizieren könnte.
Wenn Du jetzt also mit so einem tollen Effekt kommst, müsstest Du - denke ich - ein klein wenig zu der Ursache sagen.
Denke mal über den Begriff Matrize nach.
Wenn Du in deiner Geschichte eine kleine Andeutung zur - sagen wir mal -Matrizentheorie machst, könnte man sich als Leser schon mal vorstellen, wie der Effekt irgendwie zustande kam.
Versteh mich jetzt nicht falsch. Das soll keine wissenschaftliche Abhandlung werden. Sondern einfach nur in ein, vielleicht zwei Sätzen kurz erwähnt werden. Damit man als Leser einen kleinen Anhaltspunkt zum Warum hat. Ansonsten tappt der/die Leser/in völlig im Dunkeln.

Mit freundlichen Grüßen
JuDschey
 

MDSpinoza

Mitglied
Ganz neu ist diese Idee nicht, Erich Dolezal hat sie in "Jenseits von Raum und Zeit" schon umgesetzt, aber nicht so lustig und unterhaltsam.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Etwas mehr Theorie? Nicht unbedingt – hier spult ein Fremdenführer seinen „Vortrag für Laien" ab. Natürlich könnte dieser auch enthalten, was die Wissenschaftler sich denken – aber nur, wenn es eine "offizielle" Theorie gibt (, und das, obwohl offiziell daran gar nicht mehr rumerforscht wird) und diese sehr sehr handlich verpackt werden kann, damit es auch Grundschüler und Autowäscher halbwegs verstehen können (und so, dass es den Leser nicht langweilt oder als Techno-Blabla rüberkommt). Oder der Fremdenführer redet – weil es ihn selbst fasziniert – sehr ausführlich drüber, dann wird's für den Leser langweilig. Benkt, wie kurz der Text ist!
Und: 1, 2 Sätze zum Andeuten? Das frustiert all die, die mit "Matritzen-Effekt" in diesem Zusammenhang nicht wirklich was anfangen können (, es soll ja kein Text für "Eingeweihte" sein, oder?).
Nein nein, wenn ich mir das vorstelle, komme ich zu dem Eindruck, das würde dem Text nur den Schwung rauben…
 

Amadis

Mitglied
danke jon,

dass du mir die arbeit abnimmst :)). ich sehe das genauso. ich finde bei jeglichem lesen von sf vergrößert das weglassen von nicht notwendigen wissenschaftlichen einzelheiten die anzahl der zielpersonen ganz erheblich.

wer hat z.b. - ohne dass ich mich mit diesem großartigen autor vergleichen möchte, u.g.w. - h.g. wells gefragt, wie seine zeitmaschine funktioniert? wer fragt wie es möglich ist, dass die navigatoren in herberts wüstenplanet mittels geistiger kräfte verbunden mit der wirkung einer droge raumschiffe durch einen hyperraum steuern?

ich halte es für erheblich sinnvoller, auf technische erklärungen solcher errungenschaften zu verzichten. vor allem, da sie aus heutiger sicht technisch und wissenschaftlich nicht machbar sind.

dank und gruß an alle
mike
 

JuDschey

Mitglied
Hallo zusammen,

Jon sagte: "Das frustriert all die, die mit "Matrizen-Effekt" in diesem Zusammenhang nicht wirklich was anfangen können ..."

Mag sein, wenn man dabei an höhere Mathematik denkt. Aber ich dachte dabei eher an eine Schablone oder an eine Gußform, nach der tausende oder millonen gleiche Teile hergestellt werden. Jeder - auch der Autowäscher - hat schon mal Fotos gemacht und sich von Negativen weitere Abzüge für die Verwandschaft oder Freunde machen lassen. Das hatte ich eigentlich mit Matrize im Sinn. Deshalb denke ich immer noch, dass eine winzige Andeutung in dieser Richtung für den Leser den Vorteil hätte, wohin sich seine Fantasie zur Erklärung des Effetkts bewegen kann.
Für genaue wissenschaftliche Erklärungen in SF-Romanen bin ich auch nicht. Ich hätte auch keine Lust dazu, erst wissenschaftliche Abhandlungen zu studieren, um den Roman zu verstehen. Das wollen wohl die meisten Konsumenten von SF nicht.
Aber eine kleine Transformation oder besser gesagt ein verständliches Bild eines zukunftigen Effekts oder futuristischen Erfindung in die Alltagswelt, die jeder verstehen kann, finde ich gut.
Wenn ein Mutant teleportiert, ist das für SF-Fans eine klare Aussage, die keiner Erklärung bedarf. Aber was ist mit Lesern, die gerade erst die ersten Schritte auf diesem Gebiet machen? Die wollen wissen, was ein Mutant ist, was Teleportation ist und wie das funktionieren kann, ohne im Lexikon nachschlagen zu müssen oder Physik zu studieren.
Da reicht eigentlich schon ein Satz: Ein Mutant ist ein Mensch, der seine Atome willkürlich auflösen und an einem anderen Ort, den er sich im Geiste vorstellt, wieder zusammsetzen kann. Fertig. Dann weiß jeder, wie er sich das vorzustellen hat. Warum und wieso ein Mutant das kann, braucht dann auch nicht weiter erklärt zu werden. Der Leser hat auf diese Weise ein klares Bild vor Augen und kann damit zufrieden sein.

Und genauso denke ich, genügt in der Ganesian-Geschichte ein kleiner Hinweis auf eine Ur-Form, wie etwa ein Negativabdruck für Schallplatten, im Hyperraum, nach der sämtliche erscheinende Duplikate des Raumschiffs erzeugt werden. Dann hat man als Leser scheinbar etwas Handfestes und Fragen nach dem Wieso und Warum tauchen gar nicht erst auf.
Ein Satz wie dieser, zur Erklärung des Ganesian-Effektes, tut der Geschichte sicher keinen Abbruch und würde ihr auch sicher nicht den Schwung rauben, ganz im Gegenteil würde ich sagen, wäre eine winzige Andeutung einer Erklärung eine Bereicherung.


Mit freundlichen Grüßen
JuDschey
 

Twaynity

Mitglied
Hallo Amadis,

zunächst einmal Glückwusch für diese schöne Geschichte. Gut geschrieben im Stil der SF-Stories, wie ich sie seit über 30 Jahren bevorzuge.

Zunächst möchte ich mich ein wenig in die Erklärungs-Diskussion einmischen und Dich unterstützen, daran nichts zu ändern. Der Leser - einschließlich mir - der sich auf SF einläßt, der hinnimmt, daß die Marsmännchen grün sind (worüber ich auch noch keine Erklärung gelesen habe), braucht keine Erklärung. Die Erzählung sagt, daß es so ist und Punkt.
Zusätzlich. Das Phänomen beginnt frühestens an der Grenze zur anderen Dimension. Somit wäre es ein Grenzphänomen. Du könntest maximal eine halbe Erklärung abgeben, nämlich aus der Sicht unserer Dimension. Wie die andere Dimension beschaffen ist, weiß keiner, auch nicht der Erzähler. Und eine halbe Erklärung, ist so gut wie keine Erklärung.
Zusätzlich. Spekulationen über andere Dimensionen fallen, in der Regel, recht eigen aus, wenn jemand mit unseren Begriffen versucht etwas zu erklären, was nicht zu erklären ist.
Zusätzlich. Durch konstruierte Erklärungen wäre ich um mein Lesevergnügen gebracht worden.

Ganz ungetrübt war das Lesevergnügen, aufgrund mehrerer Stolpersteine nicht.
"...wie man aber an seinem Namen unschwer erkennen kann mit armenischen Vorfahren..."
Hier mußte ich schlucken, denn ich kann den armenischen Ursprung weder unschwer, noch schwer, noch sonstwie erkennen ... und fühle mich düpiert. Wäre es nicht einfacher und eleganter gewesen ungefähr so zu schreiben:
"Die Ganesians kamen ursprunglich aus Armenien und lebten bereits in der fünften Generation in Kanada."
Noch schwerer habe ich an der häufigen Verwendung von "natürlich", in der Regel als synonym für "selbstverständlich" gebraucht, zu schlucken. Wäre ich zarter besaitet, ich würde von einer Krise in die andere stürzen. Da erzählt mir diese Person (der andre Zuhörer tritt nie in Erscheinung, also nehme ich stellvertretend seine Rolle ein) was da so alles 'natürlich' und 'selbstverständlich' sei ... was nur heißen kann, daß ich ein Dummkopf bin, weil ich das nicht weiß. Wer mag das schon gerne. Nun bin ich nach jedem Stolpern, gemäß dem Ratschlag meiner Grußmutter, noch einmal zurückgegangen und habe in Gedanken den Stolperstein gestrichen. Von da an ging es sehr flüßig mit dem Lesen und ausgesprochen genußvoll.

Tip: Wie wäre es, wenn Du die vielen 'natürlichs' nicht nur gedanklich, sondern tatsächlich streichst??
Ich bin überzeugt, die Story würde noch gewinnen.

Gruß
Twaynity
 



 
Oben Unten