Ganz fern

Arezoo

Mitglied
Liebe Cara,

da steckt eine ganze Menge drin. Das hat Substanz!
Bei mir ist es eher selten, dass ich wirklich konkrete Vorschläge zur Verbesserung machen kann.
Bei deinem Gedicht fällt mir einiges zur Verdichtung ein, aber es sind nur Vorschläge...

Ich stelle es ein bisschen um und lasse weg, was mir zu 'gewöhlich' erscheint, ja?


Ganz fern dein Blick
schreitet vorüber
ohne sich zu wenden
Worte erreichen dich nicht
perlen ab
verweilen nicht
erst im Rinnstein
Allein dein Schatten
noch anwesend
Abdruck deiner Seele
zurückgelassen
ohne Substanz
Du bist da
nicht
wo ich dich
suche


Ein schönes Gedicht, sicher, weil mich die Stimmungslage sehr angesprochen hat.

Liebe Grüße,
Arezoo
 

cara

Mitglied
Hallo auch! :)

Hallo Arezoo!

Erstmal vielen Dank für deinen lieben Kommentar und die
Mühe, die du dir gemacht hast. Ich weiß es sehr zu
schätzen, wie intensiv du dich mit meinem Gedicht
beschäftigt hast. :)

Leider bin ich nicht früher dazu gekommen dir zu
antworten, viel Arbeit macht meine Zeit knapp, aber
gelesen hab ichs schon vor einigen Tagen.

Eine interessante Verdichtung, die du da versucht hast,
ich fürchte nur, dadurch kommt manches nicht mehr zur
Geltung, was mir wichtig war. Das Gedicht hat einen
konkreten Anlass (ich glaub, alle meine Gedichte haben
den), und das ist die Ferne, die man zu anwesenden,
lieben und wichtigen Menschen fühlen kann, auch wenn
sie einem direkt gegenüber sitzen.

Gerade deine Verdichtung des Anfangs lässt mir diesen
Punkt zu sehr "hinten runter fallen". Ich werd mir
das Ganze aber nochmal in Ruhe ansehen und danke dir
jetzt schon für deine hilfreiche Kritik.

Bis bald vielleicht, und liebe Grüße,
cara
 

Perry

Mitglied
Hallo cara,
bei stark autobiographisch ausgerichteten Gedichten ist es natürlich schwer Änderungsvorschläge einzuarbeiten.
Vielleicht solltest Du einfach mal versuchen ein Gedicht loszulassen und vom Wind der Lyrik treiben lassen (was aber nicht heißen soll, dass dieses Gedicht nicht lyrisch wäre).
Mir ist noch Folgendes aufgefallen: Der schreitende Blick und der Rinnstein sind meiner Meinung nach als Metaphern zuwenig in den Inhalt eingebunden, als dass sie schlüssige Assoziationen hervorrufen würden.
LG
Manfred
 

cara

Mitglied
Hello again! ;-)

Hallo Manfred!

Schön, dich so bald wieder zu lesen! :) Danke erstmal
für deinen Kommentar...

Meine Gedichte freilassen... die kann ich doch gar nicht
halten, so versuche ichs auch nicht. Die schreiben sich,
und ich erkenne ihre Form erst, wenn sie fertig ist. Dann
sagen sie mir oft etwas über mich... und ich bin erstaunt
über ihre Kenntnis...

Dass der schreitende Blick problematisch gesehen werden
könnte, war mir von Anfang an klar; die Blicke des "Du"
in meinem Gedicht (eines konkreten "Du", das siehst du
schon richtig) sind aber häufig so... es ist eine
Beschreibung, keine Metapher...

Der Rinnstein... naja, was abperlt und nicht verweilt,
rinnt zu Boden, und gesammelt wirds dann - wenn
überhaupt - im Rinnstein... Aber vielen Dank, dass du
mein Augenmerk nochmal auf diese Stelle gerichtet hast,
mir ist dadurch grad was klar geworden... nämlich dass
sie zumindest verweilen, die Worte, wenn auch an einem
solch ungemütlichen Ort... sie verschwinden nicht einfach.

Bis bald und liebe Grüße,
cara
 

NightFly

Mitglied
Hallo Cara,
ich finde, dem Schluss fehlt etwas. Mit der Zeile "ohne Substanz" endet ein Atemzug - und ein neuer beginnt:
"Ich bin bei dir,
doch du bist nicht da,
wo ich dich suche..."
Da fehlt etwas, hörst Du das?: Die vierte und abschließende Zeile. Das "wo ich dich suche" ist ein steigender Klang. Als letzte Zeile müsste dann ein fallender Klang kommen. Ganz einfach gelöst könntest Du das "doch du bist nicht da," noch ein Mal wiederholen:
Ich bin bei dir,
doch du bist nicht da,
wo ich dich suche...
..doch du bist nicht da.
Das verleiht der Melancholie im Gedicht noch den letzten Schliff, finde ich...

Liebe Grüße
 

cara

Mitglied
Hallo auch! :)

Hallo NightFly!

Vielen Dank für deinen Kommentar, ich hab mich schon
gewundert, dass bisher niemand was zum Rhythmus sagen
wollte. :)

Der Anfang und das Ende sind ja fast gleich, aber nur
fast (die ersten beiden mit der dritt- und vorletzen
Zeile); sehr wichtig ist hier die Betonung, mit der
das Gedicht gelesen würde (ist wie in der Musik, die
bloßen Noten und Spielanweisungen sagen für sich zwar
einiges aus, sie lebt jedoch nur vom gespielt _und_
dann auch gehört werden...)

Ich *versuchs* mal zu verschriftlichen...

' - - '
Ich bin bei dir, (betont*unbetont*unbet*bet)

- ' - - -
doch du bist nicht da - (unbet*bet*unbet*unbet*unbet)

(die ersten beiden Zeilen)

' - ' -
Ich bin bei dir, (bet*unbet*bet*unbet)

- ' - - '
doch du bist nicht da, (unbet*bet*unbet*unbet*unbet)

- - - ' -
[wo ich dich suche...] (unbet*unbet*unbet*bet*unbet)

(die letzten 3 Zeilen; hinter dem "da" ist eine Art kleine
*Pause*)

Und schon die drei Punkte hinter dem "suche" indizieren ja
die Nicht-Abgeschlossenheit des Ganzen...

Bis bald und liebe Grüße,
cara
 



 
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