Geborgenheit

YatoYagami

Mitglied
Ist auch schon ein bisschen her, seit ich das geschrieben habe.

Widmung: Für cattü, der so langweilig war, dass sie *mich* gefragt hat ob ich ihr nicht was schreibe XD *stolz ist*

Geborgenheit

Sehnsüchtig sah Christian den Vögeln nach, die den pastellfarbenen Abendhimmel in großen Gruppen bedeckten. 'Wie gern wäre ich auch einer von ihnen... so frei und ungebunden...' Seufzend senkte er seinen Blick gen Boden, Richtung Stadt. Dort, wo sein zu Hause war. Sein Gefängnis. Sein Grab wahrscheinlich.
Hooterville, typische Kleinstadtidylle. Einfamilienhäuser, in Reihe und Glied, deren Bewohner bestimmt genauso alt waren wie sie, keine geborgene Atmosphäre. Für einen Jungen wie ihn war das nichts. Es gab hier kaum Bäume, Natur und Tiere; das, was er liebte.
Der 15- Jährige mit den kinnlangen blonden Haaren und den beeindruckenden seegrünen Augen fühlte sich hier unwohl, seit er vor 2 Jahren mit seinen Eltern hierher gezogen war. In dieser Zeit hatte er nämlich herausgefunden, dass er anders tickte als alle Jungs die hier wohnten. Zumindest anders als die, die er kannte. Und hasste. Das waren nämlich die Jungs, die ihn fertig machten wegen seines androgynen Äußeren. Sie ahnten wohl, dass er anders war. Schwul. Eklig. Abartig.
Sowas bekam er regelmäßig zu hören. Seine Eltern wussten davon nichts. Christian erzählte ja auch nicht viel. Er wollte nicht, dass sich seine beschäftigten Erzeuger auch noch Gedanken um den perversen Sohn machen mussten. Seitdem zog er sich in die Einsamkeit zurück.
Ungefähr zwei Kilometer außerhalb der Stadt begann die Freiheit. Wälder, tief und undurchdringlich.
Hohes Gras, zum Verstecken geeignet. Reine Luft, die ihn alles vergessen ließen. So wie auch jetzt. Flüchten vor seiner Gefangenschaft, ein wenig Frieden schnuppern. Lächelnd blickte er wieder den Zugvögeln nach.
Ihre Abreise machte Christian traurig, denn das hieß, dass der Winter nicht mehr fern war, er nicht mehr hierher kommen konnte. Dennoch freute er sich für die gefiederten Tiere; sie hatten ihre Freiheit. Ein knackendes Geräusch ließ ihn aufschrecken. Ruckartig drehte er sich um.
"Versuchst du die Ferne zu finden, Kleiner?"
Christian verzog die Lippen.
"Sei nicht so poetisch, Jonas." Dann lachte er. Er musste sich eingestehen, ganz unwohl fühlte er sich nicht. Wegen Jonas. Der hatte ihn am ersten Tag in der neuen Schule beschützt. Ihn interessierte das Gelaber der Anderen nicht. Christian wusste, dass der schwarzhaarige Recke mit dem Ziegenbärtchen ihn mochte.

'Weil du noch Träume hast und dich nicht von dieser Welt aus Stein einfangen lässt.'

~ Flashback~

Jonas war Realist. Er lebte ganz konform in dieser Gesellschaft, doch trotzdem unterschied er sich von den anderen. Er liebte die Freiheit und suchte nach ihr. Genau wie Christian, den Realschüler, den der 20- Jährige gleich am ersten Schultag vor den Schlägern der Schule gerettet hatte. Der Schwarzhaarige hatte sich sofort verliebt.
Als er den Kleinen hatte rennen, fliehen sehen, vor der Meute von unreifen, unzufriedenen Kindern.
Jonas hatte den sehnsüchtigen Blick nach Freiheit in den Jadeaugen gesehen und dann hatte er ihn einfach an der Hand genommen und war mit ihm gegangen. Die Jungen hatten sich nicht weitergetraut.
In der Zeit darauf hatte sich eine tief gehende Freundschaft zwischen ihnen entwickelt. Jonas brachte Christian jeden Morgen zur Schule und dieser kam danach gleich zu ihm. Zuhause war dieser nur zum Schlafen, doch seine Erzeuger bemerkten das kaum, da sie in ihrer eigenen Welt gefangen waren. So verbrachte der Blonde seine Zeit mit dem 20- Jährigen, der seine Träume in dieser Stadt aufgegeben, verloren hatte.
Meistens redeten sie kaum. Sie streiften viel durch die Gegend und irgendwann entdeckten sie diesen Platz. Dort saßen sie und sahen sich in die Augen. Und von dem Augenblick wussten sie beide, dass sie etwas miteinander verband. Das Gefühl, jemanden zu haben, dem man vertrauen konnte.

~Flashback ende~


Jonas stellte sich neben Christian und sah warm auf ihn herab. Christian lächelte ihn an.
"Dein Gesicht ist wunderhübsch, so wie der Himmel, der die Abendröte zeigt."
Der 15- Jährige wurde rot.
"Lass das", maulte er. Doch der amüsierte Gesichtsausdruck in Jonas' Gesicht ließ die dunklen Wolken in Christian verrauchen. Der Schwarzhaarige setzte sich neben ihn. Und sie schwiegen. Teilten zusammen ihr Geheimnis.

Das Geheimnis der grenzenlosen Liebe.


Authors note: Wie gesagt, damit wollte ich auch nur ein Gefühl ausdrücken, welches sich schwer beschreiben lässt und sehr individuell ist, das jeder es auf seine Weise erlebt.
 



 
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