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Ireen

Mitglied
Unser ehemaliger Lehrer freute sich ehrlich über den Besuch und brachte aus der Küche eine Flasche Cognac, dem wir fleißig zusprachen, bis wir alle drei einen kleinen Schwips hatten.

Wir hätten ihm ja gern berichtet, wie das Leben uns mitgespielt hatte, aber er fing sofort an, von seinen drei Söhnen zu erzählen. Es war immer sein Bestreben gewesen, seine Söhne zu glücklichen Männern heranzuziehen.

Den ersten Sohn nannte er Felix und die Großmutter schenkte diesem Felix dann irgendwann zum Geburtstag ein zahmes Eichhörnchen. Es war sehr possierlich anzusehen, wie es an Nüssen nagte, hin- und hersprang, seinen buschigen Schwanz aufstellte und Eicheln im Garten vergrub. Felix spielte häufig mit dem Eichhörnchen Fangen, aber oft entwischte es ihm in die Akazie hinauf, die vor der Tür stand und Felix weinte dann. So war er leider nicht hundertprozentig glücklich als Kind.

Seinen zweiten Sohn nannte unser alter Pauker Fortunatus. Eine Tante schenkte diesem Fortunatus einen Fisch im Aquarium. Fortunatus stand oft vor dem Aquarium und machte den Mund auf und zu, wie Fische es tun. Das Problem mit Fortunatus war aber, dass er kaum sprechen lernen wollte. Oft schlief er vor dem Aquarium ein. Kurz gesagt, er langweilte sich mit seinem Fisch.

Den dritten Sohn, so berichtete der Alte, nannte er schließlich Julius Cäsar. Und dieser Sohn bekam von der ganzen Verwandtschaft immerzu neues Kriegsspielzeug geschenkt, mit dem er nicht müde wurde, sich die Zeit zu vertreiben.

So ein fröhliches und aktives Kind hatte die Welt noch nicht gesehen. Immer war bei ihm viel los: Strategie, Angriff, Verteidigung, Fallen, Schießen, Panzer fahren, Siegen und Verlieren. Es rauschte und knatterte, rumpelte und pfiff, eine Phalanx wurde aufgestellt, die feindlichen Linien durchbrochen, mal mussten die Figürchen schnell zum Kampfeinsatz rennen, ein anderes Mal hatten sie sich in Windeseile zurückzuziehen, während es dampfte und explodierte. Immer blieb der Stärkere übrig. Kurzum: Das Kind hatte seine helle Freude an diesem Spielgerät.

Julius Cäsar wuchs zu einem außerordentlich kräftigen, starken, schönen und sportlichen jungen Mann heran, so dass viele Mädchen ein Auge auf ihn warfen.

Der pensionierte Pädagoge kämpfte gerade mit ein paar Tränen in seinen Augenwinkeln und goss sich ein weiteres Glas Cognac ein. Die beiden älteren Söhne würden später noch vorbeikommen. Der Jüngste sei nicht mehr......

Da summte es in meiner Jackentasche dreimal kurz. SMS von meiner Mutter, dass das Essen fertig war. Heute, am ersten Weihnachtsfeiertag wollte ich sie nicht warten lassen. Also verabschiedeten wir uns.

Dass meine Freundin an der Straßenecke eine andere Richtung einschlug, bemerkte ich fast nicht. Etwas geistesabwesend erreichte ich die Wohnung meiner Mutter und setzte mich an den Esstisch.
 
U

USch

Gast
Hallo ireen,
habe mich köstlich amüsiert. Diese Namen (Julius Cäsar wäre wahrscheinlich beim Amt nicht durchgegangen) und Tiervergleiche - sehr amüsant.
Und die Lehrer, wollen immer alles perfekt machen und dann kommt was ganz anderes raus. Und dann quatschen sie die SchülerInnen tot, sogar noch im privaten Rahmen - ich war u.a. auch mal Lehrer :) , habe die Schüler natürlich nicht totgeschwatzt :)

LG USch
 
U

USch

Gast
Hallo ireen,
Noch was:
Dass meine Freundin an der Straßenecke eine andere Richtung einschlug, bemerkte ich fast nicht.
Dass Cäsar gefallen ist, kommt noch nicht so richtig rüber. Ohne die Überschrift kann ich sogar mit diesem Satz nichts anfangen . Das würde ich noch etwas deutlicher im Text selbst machen.
LG USch
 

Ireen

Mitglied
Unser ehemaliger Lehrer freute sich ehrlich über den Besuch und brachte aus der Küche eine Flasche Cognac, dem wir fleißig zusprachen, bis wir alle drei einen kleinen Schwips hatten.

Wir hätten ihm ja gern berichtet, wie das Leben uns mitgespielt hatte, aber er fing sofort an, von seinen drei Söhnen zu erzählen. Es war immer sein Bestreben gewesen, seine Söhne zu glücklichen Männern heranzuziehen.

Den ersten Sohn nannte er Felix und die Großmutter schenkte diesem Felix dann irgendwann zum Geburtstag ein zahmes Eichhörnchen. Es war sehr possierlich anzusehen, wie es an Nüssen nagte, hin- und hersprang, seinen buschigen Schwanz aufstellte und Eicheln im Garten vergrub. Felix spielte häufig mit dem Eichhörnchen Fangen, aber oft entwischte es ihm in die Akazie hinauf, die vor der Tür stand und Felix weinte dann. So war er leider nicht hundertprozentig glücklich als Kind.

Seinen zweiten Sohn nannte unser alter Pauker Fortunatus. Eine Tante schenkte diesem Fortunatus einen Fisch im Aquarium. Fortunatus stand oft vor dem Aquarium und machte den Mund auf und zu, wie Fische es tun. Das Problem mit Fortunatus war aber, dass er kaum sprechen lernen wollte. Oft schlief er vor dem Aquarium ein. Kurz gesagt, er langweilte sich mit seinem Fisch.

Den dritten Sohn, so berichtete der Alte, nannte er schließlich Julius Cäsar. Und dieser Sohn bekam von der ganzen Verwandtschaft immerzu neues Kriegsspielzeug geschenkt, mit dem er nicht müde wurde, sich die Zeit zu vertreiben.

So ein fröhliches und aktives Kind hatte die Welt noch nicht gesehen. Immer war bei ihm viel los: Strategie, Angriff, Verteidigung, Fallen, Schießen, Panzer fahren, Siegen und Verlieren. Es rauschte und knatterte, rumpelte und pfiff, eine Phalanx wurde aufgestellt, die feindlichen Linien durchbrochen, mal mussten die Figürchen schnell zum Kampfeinsatz rennen, ein anderes Mal hatten sie sich in Windeseile zurückzuziehen, während es dampfte und explodierte. Immer blieb der Stärkere übrig. Kurzum: Das Kind hatte seine helle Freude an diesem Spielgerät.

Julius Cäsar wuchs zu einem außerordentlich kräftigen, starken, schönen und sportlichen jungen Mann heran, so dass viele Mädchen ein Auge auf ihn warfen.

Der pensionierte Pädagoge kämpfte gerade mit ein paar Tränen in seinen Augenwinkeln und goss sich ein weiteres Glas Cognac ein. Die beiden älteren Söhne würden später noch vorbeikommen. Der Jüngste sei leider nicht mehr unter den......

Da summte es in meiner Jackentasche dreimal kurz. SMS von meiner Mutter, dass das Essen fertig war. Heute, am ersten Weihnachtsfeiertag wollte ich sie nicht warten lassen. Also verabschiedeten wir uns.

Dass meine Freundin an der Straßenecke eine andere Richtung einschlug, bemerkte ich fast nicht, weil mir das Schicksal des jüngsten Sohnes unseres Lehrers zu nahe ging.

Etwas geistesabwesend erreichte ich die Wohnung meiner Mutter und setzte mich an den Esstisch.
 

Ireen

Mitglied
Hallo, Usch, hier nochmal eine öffentliche Antwort zu deinem Kommentar. Es war von mir ursprünglich beabsichtigt, dass man die Überschrift mitlesen muss und der Tod des J.C. im Text nur angedeutet wird. Ich habe aber Korrekturen angebracht, die das etwas verdeutlichen, ich will den alten Mann nur still trauern lassen.
 
U

USch

Gast
Hallo ireen,
beim nochmaligen Lesen sind mir ein paar weitere Verbesserungs[blue]möglichkeiten[/blue] eingefallen.

Im dritten Absatz kommt der Name Felix viermal vor und im vierten Fortunatus auch viermal. Das klingt nicht so gut dicht aufeinander folgend. Das kannst du gut folgendermaßen lösen:

Den ersten Sohn nannte er Felix und die Großmutter schenkte [strike]diesem Felix[/strike] [blue]ihm [/blue]dann irgendwann zum Geburtstag ein zahmes Eichhörnchen. Es war sehr possierlich anzusehen, wie es an Nüssen nagte, hin- und hersprang, seinen buschigen Schwanz aufstellte und Eicheln im Garten vergrub. Felix spielte häufig mit dem Eichhörnchen Fangen, aber oft entwischte es ihm in die Akazie hinauf, die vor der Tür stand und [strike]Felix [/strike][blue]er [/blue]weinte dann. So war er leider nicht hundertprozentig glücklich als Kind.
Entsprechend im vierten Absatz:
Seinen zweiten Sohn nannte unser alter Pauker Fortunatus. Eine Tante schenkte [strike]diesem Fortunatus[/strike] [blue]ihm [/blue]einen Fisch im Aquarium. [strike]Fortunatus[/strike][blue]Er [/blue]stand oft [blue]da[/blue]vor [strike]dem Aquarium[/strike] und machte den Mund auf und zu, wie Fische es tun. Das Problem mit Fortunatus war aber, dass er kaum sprechen lernen wollte. Oft schlief er vor dem Aquarium ein. Kurz gesagt, er langweilte sich mit seinem Fisch.
Den zweitletzten Absatz würde ich ganz streichen. Er lenkt eher ab.

Es sind nur Vorschläge! Ansonsten gefällt mir der Text.
LG USch
 

Ireen

Mitglied
Hallo, USch, ich habe den jeweiligen Namen nochmal gennannt, um keine Verwechslungen zuzulassen, weil im vorherigen Satz zwei masculina sind.
 



 
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