Gehenna - Das dunkle Zeitalter

Chaya

Mitglied
Ich bin mir nicht sicher ob ich daraus eine längere Geschichte machen, oder es bei dieser Kurzgeschichte belassen soll. Deshalb stelle ich's mal hier ein und hoffe auf aussagekräftige Kritiken. ;)

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Gehenna - Das dunkle Zeitalter


Düster und verlassen liegt die Strasse da und aus leeren, gebrochenen Augen starren mich die Häuser an. Leise bewege ich mich in ihrem Schatten, darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen. Mit einem einzigen Ziel... zu überleben…mindestens diese Nacht.

Ich bin einer der letzten meiner Art. Sie, die nach unserem Blute trachten, sind dabei uns auszurotten.
Es wird immer schwerer sich vor ihnen zu verbergen, keine sicheren Zufluchten mehr, keine Clans die einem Schutz bieten können. Denn diese waren Machtlos und wurden zerschlagen in kleinste Splitter die sich nun überall in der Stadt verstecken und zu Kannibalen wurden, die sich gegenseitig, ob Clansbruder oder nicht, abschlachten wie Tiere.
Ich fühle den Hunger der an mir nagt und mir das ganze noch erschwert. Zu lange habe ich nichts mehr getrunken, der Wahnsinn beginnt schon an mir zu nagen und bald werde ich der Raserei nahe sein. In Raserei zu verfallen ist das letzte das ich mir in der jetzigen Situation leisten kann, es wäre mein sicherer Tod.
Wie ein Huhn das auf dem offenen Feld wild gackernd herumflattert, während der Fuchs im Dickicht näher schleicht.
Viele hatten so ihr Ende gefunden, als sie in Raserei verfallen, wie wilde Tiere, aus ihren Verstecken stürmten, hinaus auf die offene Strasse… Futter für SIE, die sich an uns laben, wie wir es einst am Menschen taten.

Ein Stöhnen. Es kommt aus einem Häuserblock zu meiner Seite.

Vielleicht ein Mensch!, schiesst es mir durch den Kopf.

Ohne Hast, meine Sinne vollends konzentriert, bewege ich mich auf das Gebäude zu. Am Hauseingang verharre ich kurz. Vorsichtig werfe ich einen Blick in den dahinter liegenden Flur.
Eine Frau liegt auf der Treppe, den Oberkörper gegen die Wand gelehnt und sich in heftigen Krämpfen windend. Neben ihr kauert still ein kleines Mädchen. Obschon des schmerzverzerrten Gesichtes der Frau, kann ich die Ähnlichkeit zwischen den beiden erkennen. Wahrscheinlich ist die Leidende die Mutter oder eine nahe Verwandte der kleinen.
Das Mädchen scheint angespannt, jedoch nicht schockiert, verängstigt oder gar traurig zu sein. Als wenn das Ableben der Frau es kaum berühren würde. Es scheint auf etwas zu warten.
Als mir klar wird worauf es wartet habe ich alle Mühe ein trockenes Auflachen zu unterdrücken.

Die Frau zuckt noch einige Male, dann kehrt Ruhe in den gepeinigten Körper ein. Sie ist tot.

Das Mädchen scheint es auch zu wissen. Wie ein hungriger Wolf stürzt es sich auf die Tote, will seine kleinen spitzen Zähne in ihren Hals schlagen solange das Blut noch warm ist.
Mit wenigen Schritten bin ich bei ihm, packe es und zerre es von der Leiche weg, bevor es etwas von dem vergifteten Blut in sich aufnehmen kann.
Es kratzt, beisst und tritt mich, um sich zu befreien und sich erneut auf seine Beute stürzen zu können.
„Du darfst nicht von ihr trinken! In ihrem Blut lauert der Tod!“, zische ich ihm ins Ohr, während ich es noch immer fest gepackt halte. Misstrauisch und feindselig sieht es mich aus schwarzen hungrigen Augen an.
Wie viel Beherrschung musste es das Mädchen gekostet haben, nicht schon vor eintreten des Todes dem Hunger nachzugeben und sich an der Frau zu vergreifen. Ein Teil in mir schreit mich förmlich an, mich am jungen, reinen Blut der kleinen zu stärken, der andere Teil jedoch verbietet es mir und hält mich davon ab.
Als es merkt dass ich selbst kein Interesse an der Toten habe, obschon ich genauso hungrig bin wie es selbst, scheint es meinen Worten Glauben zu schenken. Ich lasse es los.
„Wohnen hier noch andere?“, frage ich flüsternd. Es schüttelt den Kopf. Schade- denke ich, wende mich ab und gehe zum Eingang zurück. Da schiebt sich eine kleine Hand in die meine. Überrascht schaue ich zu der kleinen hinunter. Mit unergründlichen Augen sieht sie zu mir auf und ich meine etwas Hoffnung und gleichsam Erwartung in ihren Augen zu lesen. Ich kämpfe gegen den in mir aufsteigenden Drang an, sie von mir zu stossen und ihr zu sagen dass es keine Hoffnung gibt, dass der Tod sie bald holen und verschlingen wird, dass sie anderen Vampiren zum Opfer fallen und bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt wird.
Doch in einer Zeit in der es keine Hoffnung gibt, ist genau diese das einzige was einen noch am Leben hält.
Hoffnung können wir nun dringlichst brauchen, denn es ist die Zeit der Gehenna, die Zeit nach dem 4.Weltkrieg, nach dem Regen der Atombomben die Mensch, Tier und Erde verseuchten, ihr Blut vergifteten und uns zur einzigen Nahrung der Vorsintflutlichen machte.
Die Sonne ist schon vor einer Stunde untergegangen, SIE werden bald wieder auf der Jagd sein, es bleibt nicht mehr viel Zeit.
Mit der kleinen an der Hand, verlasse ich den Wohnblock und tauche im Schatten unter aus welchem ich gekommen bin.





Und die Welt wird erkalten

Und unreine Dinge werden aus dem Boden quellen

Und grosse Stürme werden toben,

Blitze werden Feuer entfachen,

Tiere werden schwären und ihre Leiber verrenkt hinstürzen

So werden sich auch unsere Urerzeuger erheben

Aus dem Boden

Sie werden ihr Fasten brechen mit unseren Leibern

Sie werden uns ganz verschlingen…

Und man wird diese letzte Zeit

Als die Zeit des dünnen Blutes kennen,

Was Vampire bedeuten wird,

Die nicht zeugen können,

Man wird sie erkennen an

Den Clanlosen,

Die kommen werden, um zu herrschen,

Man wird sie erkennen an den Wilden,

Die uns selbst in der stärksten Stadt

Jagen werden, man wird sie erkennen am Erwachen

Einiger der Ältesten…

Und blühen

Werden die, die Herzblut trinken

Und die Kainskinder werden sich zurückziehen

Und Vitae wird so selten sein wie Diamanten…

Schwarz leuchtet die Sonne!

Blutig leuchtet der Mond!

Bald kommt Gehenna.


(Die Chronik der Geheimnisse, ein Offenbarungsteil des Buches Nod)





Kleines Lexikon zur Geschichte



Gehenna = das Armageddon, bei dem die Vorsintflutlichen erwachen und alle Vampire verschlingen werden.



SIE = die Vorsintflutlichen = die 3.Generation der Vampire (Göttern ähnlich) Kain war der erste, seine Kinder die 2. Generation und deren Kinder die besagte 3.


Vitae = Blut
 

Felix

Mitglied
Hallo Chaya

Du schreibst flüssig und kannst die düstere Welt, die dir vor Augen schwebt auch recht eindringlich und vorstellbar rüberbringen. Ein wenig länger hätte die Geschichte ruhig schon sein können, denn an der Stelle an der du aufhörst, beginnt sie ja eigentlich erst wirklich.
Aber: Das Thema Gehenna ist im Endeffekt Fanfiction und solche eignet sich meiner Meinung nach nie wirklich für Geschichten größeren Umfangs. Es gibt einfach schon zu viele andere Bücher darüber.
Am Ende solltest aber du wissen, ob es dir Spaß macht mehr darüber zu schreiben oder ob du es bei einer Kurzgeschichte belässt.
Mir würde die kurze Version reichen.
 



 
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