Guten Tag, ihr lieben Haijin,
es ist immer interessant, manchen Beitrag in mehr als ein Forum einzustellen. Die Kommentare sind durchaus unterschiedlich.
Hier dazu die Debatte in Haiku.de: http://www.haiku.de/haiku2/polly/index.php?
action=vthread&forum=9&topic=3689
Sie zeigt u.a., daß selbst alte Meister die "Vermenschlichung" der Natur, also die Projektion des inneren Zustands auf ein äußeres Erleben, kennen. Wichtig ist, daß dieser innere Zustand transzendiert wird. Ebenso ist die moderne Haiku-Literatur durchaus der Auffassung, daß ein solches Haiku zulässig ist.
Letztlich ist das Haiku, das Umsetzen eines Bildes, selbst eine Projektion, die nur mit dem Leser selbst funktioniert. Daher ist es immer scharf an der Grenze der Banalität angesiedelt. Und, man entschuldige meine Anmerkung hier, die beiden Vorschläge sind bei Weitem banaler - und damit "flacher" - als mein Posting.
Zum Wesen das Haiku gehört es in der Tat, so etwas wie Esprit und Überzeitlichkeit zu enthalten. Daß das Haiku nicht kommentiert, ist selbstredend. Die Projektion von innen nach außen, hier die Tatsache, daß Herbst und Winter immer auf einen Frühling vorbereiten, ist auch kein Kommentar, die er in westlich geprägten Gedichtformen und in unserer Lyriktradition bekannt und üblich ist.
Haiku sind früher (fast immer) von einer Tuschezeichnung begleitet worden. Daher sind sie Wortbilder im wahrsten Sinne des Wortes.
Schließlich ist die Frage der Form 5-7-5 wohl eine persönliche. Ich empfinde mich in meiner Entwicklung noch nicht weit und sicher genug fortgeschritten, die Form selbst zur Disposition zu stellen, sie quasi zu überwinden. Das mögen andere Haijin aus sich heraus anders sehen.
Vielen herzlichen Dank für die Hinweise.
Liebe Grüße und einen schönen Herbsttag wünscht Euch und allen Leselupenden
der W.