Gemeinsam Zusammen

Yalamand

Mitglied
Gemeinsam sitzen wir vor dem Kamin, nicht der Ruhe wegen, nur weil unsere Herzen nichts anderes bewegt. Das leise knistern des Feuers läßt uns Träumen und vergessen, was unsere Sorgen zehrt. Wie lange dachten wir an einen Abend wie diesen, zusammen allein, wir nur zu zweit. Der leichte Geruch des Rauches liegt in der Luft, die sich langsam mit Wärme füllt. Wärme, die wir die ganze Zeit über nicht verspürten, strömt jetzt durch jede kleine Ader, deine wie meine. Es ist nicht das Verlangen was uns in diesem Moment bewegt, nur der Gedanke zu existieren, nicht allein die Zeit zu zählen und die eigenen Sorgen zu vergessen.

Die Flammen schlagen mit ihrer Lichterscheinung Schatten an die Wände hinter uns, doch es besteht kein Anlaß uns diesen zu widmen, nicht in diesem Moment. Die Flammen selber finden dennoch keine Ruhe, aber für uns sind sie nur ein Teil dessen, was wir erhoffen. Die Tage des Redens enden hier, es gibt kein Wort das gesprochen werden muß. Nichts was der andere nicht schon wüßte und dennoch ist es neu, wie ein Apfel der im Sommer gereift und jegliche Gefahr der Natur eingebüßt oder abgewehrt hat.

Deine Hand auf meiner Handfläche, das kribbeln, das sich mit dem Knistern vereinigt. Die Zeit des Wartens erinnernd, doch nicht zweifelnd ob der Lohn dieser Spanne gleicht. Es besteht kein Anlaß zu prüfen, nur zu wissen was erreicht wurde. Meine Erinnerungen schwinden, den wie die Vergangenheit ist ihre Zeit gekommen zu gehen. Ich lege meine andere Hand auf deine, nur um zu zeigen das ich denke was du denkst. Nur um zu genießen, was ein Leben lang währen wird, egal ob dunkel oder hell, ob Tag oder Nacht.

Noch immer gibt es keinen Grund zu sprechen, die Gedanken sind einander gleich und dennoch enthält ihr Antlitz einen Schein der Andersartigkeit, die uns und unser Leben verbindet. Es gibt keine Gefahr, das die Gedanken sich wenden, noch das wir uns verletzten könnten. Wir beide wissen das und schließen unsere Augen, auch auf die Gefahr hin Momente zu verpassen an die wir uns nie wieder erinnern können. Die hellen Flammen erlischen in unseren geschlossenen Augen zu Schattenspielen, die nicht die gleichen sind wie die auf der Wand hinter uns. Sie sind das was kommen wird. Sie tanzen den Tanz mit uns doch bewegen wir uns nicht. Die Gefühle wandeln und drehen sich mit den Flammen und es bewegt uns die Augen zu öffnen.

Ich betrachte dein lächeln, du meines und wir wissen das wir einander gefunden haben. Der Geruch von Rauch steigt in unsere Nasen und wir haben keine Scheu ihn zu genießen, keine Scheu vor dem, was uns verbindet. Ich fühle meine Augen schmerzen und eine Träne windet seine Bahnen durch meine Züge, ungehindert des Lächelns auf den Lippen, ungehindert des Moments. Deine Träne schließt sich meiner an, der Moment der Bewegung setzt ein und ich fange sie mit meinem Zeigefinger ab, so als wollte ich darauf hinweisen was du nicht bemerkt hast. Ein blinzeln und die Farbe deiner Augen sind die Antwort.

So klein die Träne auch ist, sie ist standhaft auf meinem Finger, unbedacht der Wärme und des Feuers im Kamin. Sie kennt keine Beschwerden, denn sie ist ein Teil von Dir. Der Moment schreitet fort und die Zeit der Worte scheint dein zu sein. Deine Lippen, in der Naturfarbe und dem Licht der Flammen schimmernd, bewegen sich rhythmisch, so wie es deine Art ist mich mit deinem Klang zu verwöhnen. Die Worte sind sachte, ohne Makel erreichen sie mich und ich wiederhole sie in meinem Wortlaut ohne dabei der Stille ihre Ehre zu rauben. Es ist unser Moment, den niemand anderes beeinflußt und an den wir uns erinnern, wenn unsere Herzen des Alleinseins trotzen wollen.

Ich öffne meine Hand, die immer noch unter deiner liegt und wir schließen sie zusammen, fester als das etwas anderes außer uns sie wieder auseinander bringen könnte. Niemand außer uns, niemand anderes als wir zusammen. Du verstärkst deinen Griff ohne dir dessen bewußt zu sein, hebst meine Hand an deine Stirn und fährst mit ihr zu deiner linken Wange hinab. Dort hältst du mit der Bewegung inne und ich merke das die Wärme deiner Wange in meine Hand übergeht und mich zwingt die Hand zu öffnen, die immer noch deine Hand umschließt. Wir falten die Hände zu einem Ganzen und ich lege meine Stirn an die mir zugewandte Seite. Dieser Moment war der Anfang und der Beschluß bis zum Ende.

Ich spüre einen Schmerz in mir hochkommen, doch du weißt bereits von diesem und besänftigst ihn mit einem nicken deines Kopfes. Dein Geschenk der Erleichterung nehme ich an, leise lachend auch wenn eine Träne mehr ihren Weg in die Freiheit findet, du stimmst ein in das leise Lachen und wir schließen erneut die Augen, nur das Knistern des Kamins hält uns bei Besinnung, und der Flammenschlag gleicht unseren Gefühlen. Erinnerungen kommen und gehen, wie die Schatten auf unseren Lidern, pochend mit unseren Herzen und deinem Atem in mein Haar.

Ich hebe den Kopf, ohne dabei die vertrauten Schatten aus meinen geschlossenen Augen zu lassen und sauge, die mit dem Geruch von Rauch angereicherte Luft, durch die Nase ein. Ein Hauch dieser Luft ist von dir und es füllt mein Inneres mit Wärme, die bis zu diesem Moment gefehlt hatte. Du tust es mir gleich und du erfährst einen kalten Schauer, der jedoch in der neu gewonnen Wärme seinen Untergang findet. Wir sollten auch untergehen, gemeinsam, wir zusammen.

Ich fühle Gedanken kommen die ihren Ursprung in meiner Kindheit haben, Gedanken des Alleinseins und des Leids. Ich fürchte diese Gedanken, doch ich erinnere mich an deine Worte und auch diesmal befreien sie mich von dem Übel. Du hast dieses bemerkt, löst unsere Hände auseinander und legst deine beiden Arme um meinen Nacken, Stirn an meine. Wir öffnen die Augen, und du erblickst mein inneres und ich deines. Wir sind uns nah, das Feuer knistert und unsere Blicke tun es ihm gleich.

Du willst die Stille brechen, mit den Worten die ich schon in deinen Augen lese. Es zwingt meine Hand vor deine Lippen, die Stille ist gewahrt und du dir meines Verstehens sicher. Es ist selten, doch genau jetzt läßt uns die Freude, die uns zum lachen bewegt, weinen. Es ist uns egal warum, doch es ist um so wichtiger für uns das. Freude und Leid, Gedanken und die Zukunft, alles eingesperrt in ein Licht des Feuers und dem Knistern aus dem Kamin. Träne um Träne, Freiheit für Freiheit.

Jede Träne löst sich schneller als ihr Vorgänger und wir binden uns mit ihrer Geschwindigkeit. Deine Tränen, kaum an Freiheit gewonnen, werden von deinem groben Pullover aufgezogen und meine folgen deinen, so wie wir einander folgen werden. Wir sind gemeinsam, wir sind zusammen. Durch den Schmerz und die Freude, die immer mehr mich selbst ergreift, verliere ich dich aus dem Blick, alles verschwimmt in Tränen und der verlorenen Freiheit. Doch wir wollen nicht das sie uns auf diese Weise trennen und deine Lippen heben sich an meine, sie berühren sich Momente später, nachdem unser Atem unsere Augen aufgefordert hatte sich zu schließen. Wir schloßen unsere Augen und wir waren es, die lebten, die fanden was ihnen fehlte, die wußten das es Anfang und Ende war, die nie getrennt gingen, noch einen Gedanken verloren. Wir waren gemeinsam, wir waren zusammen.

es waren wir, die liebten,
es bist du, die mir fehlt,
es bin ich, der es dir schuldet.
 



 
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